Das Magazin am Freitag

Heute im Magazin-Am Puls der Stadt:

Wie immer könnt ihr euch auf eine informative und unterhaltsame Sendung freuen.
Wir haben heute ein spannendes Interview mit Egbert Liskow von der CDU zur aktuellen Lehramtsdebatte.
In der Rubrik Fernweh könnt ihr von drei Schülern aus Lund erfahren, was man in ihrer Heimatstadt alles erleben kann und warum es sich lohnt Lund zu besuchen.
Außerdem hört ihr wie immer die Nachrichten des Tages, die Wettervorhersage für heute Abend und das Wochenende und auch heute haben wir wieder die Veranstaltungstipps, damit ihr wisst was ihr auf keinen Fall verpassen solltet.

Also, hört rein über 98,1 oder Livestream unter www.98eins.de

Zukunft der Lehrämter wird “ergebnisoffen verhandelt”

In den Streit um den Fortbestand der Lehramstausbildung in Greifswald ist am vergangenen Donnerstag ein wenig mehr Bewegung gekommen. Während eines Besuchs von Bildungsminister Henry Tesch (CDU) in der Hansestadt Greifswald protestierten gut 80 Studenten gegen die geplanten Schließungen. In Form einer Mahnwache trauerten sie mit Kreuzen und Kerzen um die bedrohten Studiengänge an der hiesigen Universität.

Bildungsminister Henry Tesch (CDU) - Im Hintergrund die Mahnwache

Da Tesch am Donnerstag mehrere Termine in Greifswald wahrnahm, verlegten die Studenten ihren Protestauflauf zwischenzeitlich vom Rubenowplatz in die Knopfstraßeund später in die Lange Straße vor das Kulturzentrum St. Spiritus. In ungewohnter Geschlossenheit konnte man Vertreter aller hochschulpolitischen Gruppen erkennen. Zeitweilig gesellten sich auch andere Bürger der Stadt, beispielsweise der Landtagsabgeordnete Sebastian Rathjen (FDP), zu den Studenten. Organisiert hatte die Aktion der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) in Zusammenarbeit mit dem Bildungsbündnis. Auf der AStA-Homepage kann man seit einigen Tagen einen Petitionstext und die zugehörige Unterschriftenliste herunterladen.

Tesch: “Alles bleibt beim Alten” ist kein Modell

Tesch nahm sich mehrfach Zeit, um mit den Demonstranten zu sprechen und stellte seine Sicht der Dinge dar. Im wesentlichen berief er sich darauf, dass die Entscheidung über die Schließung bereits vor seinem Amtsantritt im Herbst 2006 beschlossen worden war. Damals hatte die Greifswalder Universität in einer Zielvereinbarung mit dem Land dem Abbau der Lehramtsausbildung zugestimmt, der Landtag habe diesen Beschluss später bekräftigt. “Die Dinge sind vorgezeichnet und kommen nicht von mir”, erklärte der Minister. Er sehe sich selbst als “Exekutive”, die in der Verantwortung stehe, Beschlüsse des Landtages umzusetzen. “Ich kann auch keine Landtagsbeschlüsse vom Tisch fegen.”

Auch das Rektorat nahm er in die Verantwortung: “Ich höre nicht nur Sie”, sagte er zu den Studenten, “ich höre auch andere Signale, wenn ich ins Hauptgebäude gehe.” Bereits vor zwei Wochen hatten unter anderem die Greifswalder Grünen den Greifswalder Rektor Professor Rainer Westermann kritisiert und schrieben in einer Pressemitteilung: “Schließlich wurde unter seiner [Westermanns] Leitung die Konzentration der Ressourcen auf wenige Massenstudiengänge aktiv betrieben. Gleichzeitig litt die Qualität mancher Lehramtsstudiengänge unter der unzureichenden Ausstattung der Fachbereiche, insbesondere im Bereich der Fachdidaktik.”

Wie ein Kompromiss aussehen könnte, wollte Bildungsminister Tesch nicht skizzieren und blieb den Potestierenden gegenüber vage:

“Ich bin nicht derjenige für ‘Licht an, Licht aus’. Sie müssten ein bisschen kreativer herkommen. Zu sagen: ‘Alles bleibt beim Alten’, ist nicht besonders kreativ. Und ehrlich gesagt ist das kein Modell. Dafür werden Sie keine Mehrheiten finden. Von mir werden Sie allerdings auch nicht hören: ‘Alles muss weg’. “

Land fehlen bald über 500 Lehrer

Das Ministerium hatte Anfang der Woche eine Studie vorgestellt, die aufzeigt, dass dem Land in den kommenden Jahren mehr als 500 Lehrer fehlen werden. Dabei handelt es sich allerdings im Wesentlichen um Regional- und Grundschullehrer. In Greifswald wird jedoch fast auschließlich für das Gymnasium ausgebildet.

In einem Gespräch mit dem webMoritz hatte der Büroleiter des Ministers, Ulf Tierking, eingeräumt, dass es angesichts dieser Prognosen dennoch sinnvoll sei, die Lehramtsausbildung auch in Greifswald weiterzuführen. Zusätzlich müsse man in Absprache mit der Kultusministerkonferenz die Attraktivität der Lehrämter für Grund, Haupt- und Realschulen stärken. Dies sei im Wesentlichen über monetäre Anreize zu bewerkstelligen.

Tierking ergänzte zudem, dass man derzeit in Verhandlungen mit der Greifswalder Universität um eine neue Zielvereinbarung stehe. Was dabei mit der Lehramtsausbildung geschehe, sei “völlig ergebnisoffen”.

Update 24.4.: Beitrag von moritzTV

Die Kommilitonen von moritzTV haben dem Besuch des Bildungsministers und den ihn begleitenden Protesten einen Beitrag gewidmet. Hier ist er:

Kommentare zum Beitrag bitte hier abgeben!
Fotos: Carsten Schönebeck

Talking to Turtles heute zu Gast bei Saitensprung

Talking To Turtles ist das Projekt von Florian Sievers und Claudia Göhler. In Leipzig und Berlin schreiben die beiden Mittzwanziger ihr Debütalbum namens “Monologue”, das im Januar 2010 veröffentlicht wurde. In einem WG-Zimmer in Friedrichshain aufgenommen, besticht die Lo-Fi-Produktion durch leise Töne und emotionalen Gesang.

Talking to Turtles sind heute zu Gast bei Saitensprung, 20-21Uhr auf radio 98eins.

Bildquelle: http://www.myspace.com/talkingtoturtles

Mehr Geld für Studenten: Rektor kritisiert neues Stipendienprogramm

Das Bundeskabinett hat bei seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch eine Erhöhung des BAföG-Sätze für Studierende beschlossen. Zu Beginn des Wintersemesters 2010/11 im Oktober steigen die Sätze für Studierende geringfügig um zwei Prozent an. Außerdem hat sich die Koalition geeinigt, zum selben Zeitpunkt ein Stipendienprogramm für Studierende aufzulegen. Mittelfristig sollen damit bis zu zehn Prozent der Studierenden ein monatliches Stipendium von 300 Euro erhalten. Obwohl die Pläne auf den ersten Blick vielversprechend scheinen, gibt es von Hochschulvertretern und Opposition massive Kritik daran.

Das neue Stipendienprogramm sieht vor, dass die Unis sich um Stipendien bei privaten Geldgebern, also bei Wirtschaft und Stiftungen kümmern. Diese geben die Hälfte des zu zahlenden Stipendiums, die Regierung legt die andere Hälfte oben drauf. Bisher kommen Stipendiengelder fast vollständig von der Bundesregierung: Über eine Reihe von Stiftungen erhalten bundesweit knapp 2 Prozent (in Greifswald deutlich weniger) der Studierenden ein Stipendium in Höhe ihrer BAföG-Bezüge, das sie nicht zurückzahlen müssen. Dazu kommen 80 Euro „Büchergeld“, das unabhängig von irgendwelchen Bedingungen gezahlt wird. Bevor die neuen Pläne Realität werden, müssen sie noch durch den Bundestag.

Bezüglich des neuen Stipendienprogramms wollen Oppositionspolitiker und Fachleute herausgefunden haben, dass die Reaktionen der Wirtschaft auf die Pläne bisher eher verhalten sind und insofern zu bezweifeln ist, dass das Ziel von zehn Prozent geförderter Studierender zügig erreicht wird.

Rektor Westermann: „Absolut ungeeignet“

Prof. Margret Wintermantel, Vorsitzende der deutschen Hochschulrektorenkonferenz (HRK), erklärte ihre prinzipielle Zustimmung zum Ansinnen der Regierung, mehr Studierende zu fördern. Die aktuellen Pläne seien aber auch deswegen zweifelhaft, weil sie Hochschulen in wirtschaftsschwachen Regionen benachteiligten. Dort gäbe es voraussichtlich nicht so viele Stipendiengeber wie an Orten, wo es reichlich wirtschaftliches Kapital gibt.

Westermann: Studiennachteile würden sich noch stärker bemerkbar machen.

Der Greifswalder Rektor Prof. Rainer Westermann wird noch deutlicher. Er erklärte auf Anfrage:

„Ein Stipendienprogramm dieser Art ist eine gefährliche Fehlkonstruktion. Es ist absolut ungeeignet, die Situation unserer Studierenden angemessen zu verbessern. Und es schiebt die Verantwortung dafür auf Hochschulen, Wirtschaft und Privatpersonen ab. Würde es umgesetzt, werden sich die Standortnachteile unserer Universität noch stärker bemerkbar machen.

Auch wir machen uns darüber Gedanken, wie wir gute Studenten fördern können, das geplante Programm erscheint uns dazu jedoch nicht geeignet. Zum einen haben wir in einer Region ohne nennenswerte, wirtschaftlich starke Unternehmen kaum die Chance, ausreichend Eigenmittel zur Gegenfinanzierung der Stipendien einzuwerben. Wir würden in einem strukturschwachen Bundesland in einen direkten Wettbewerb mit den anderen Hochschulen des Landes treten, bei dem es um Geld geht, das es möglicherweise gar nicht gibt.

Wir müssen auch mit einem nicht unerheblichen Verwaltungsaufwand rechnen, um diese Stipendien rechtssicher zu vergeben.“

Dass Mecklenburg-Vorpommern insgesamt benachteiligt wird, haben wiederum die Grünen in MV realisiert. Deren hochschulpolitischer Sprecher, Johannes Saalfeld, verkündete, das Programm benachteilige wegen der geschilderten Problematik nicht nur das Land Mecklenburg-Vorpommern, sondern überdies auch die „wirtschaftsfernen“ Studiengänge, also zum Beispiel Geistes- und Sozialwissenschaften oder Theologie. Weiter heißt es in der Mitteilung:

„Stipendienprogramme können zudem keine gerechte Grundfinanzierung ersetzen, sondern wirken immer nur punktuell. Also muss vor allem das BAföG ausgebaut werden. „Bildungsministerin Schavan meint, mit dem neuen nationalen Stipendienprogramm Private und Unternehmen in die Verantwortung zu nehmen, in Wahrheit ist es aber ein staatlicher Rückzug aus der Verantwortung für eine gerechte Bildungspolitik.“

Politiker der Parteien im linken Spektrum und selbst im Bereich der CDU weisen zudem auf eine weitere Ungerechtigkeit bei den Plänen hin: Die 300 Euro sollen im Gegensatz zu BAföG-Geldern unabhängig vom Einkommen der Eltern gezahlt werden. Das einzige Kriterium soll die Leistung der Studierenden sein. Hinzu kommt, dass 300 Euro noch nicht ausreichen, ein Studium komplett zu finanzieren. Wer also keine weiteren Stipendiengelder erhält, ist auf die übliche staatliche Förderung angewiesen – und hat am Ende somit womöglich einen BAföG-Kredit zurückzuzahlen.

Die FDP preist das neue Programm derweil als Trendwende in der Bildungspolitik. Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des fraktionsinternen Arbeitskreises Innovation, Gesellschaftspolitik und Kultur Patrick Meinhardt ist der Überzeugung, dass Deutschland bei der „Stipendienförderung“ ein „Entwicklunsland“ ist. Er erklärt konträr zu den Ansichten Saalfelds:

„BAföG-Modernisierung und Stipendienprogramm sind zwei Seiten ein- und derselben Medaille. Wer die BAföG-Erhöhung gegen das Stipendienprogramm ausspielen will, tritt eine neue Neiddebatte los, statt die Förderung von Begabungen, Persönlichkeit und gesellschaftlichem Engagement in den Vordergrund zu stellen.“

Wer schon Stipendiat ist, bekommt mehr

Freuen können sich allerdings die Stipendiaten, die nach dem bisherigen Modell von Studienstiftungen gefördert werden: Für sie erhöht sich neben ihren normalen Bezügen (in Höhe des persönlichen BAföG-Satzes) das Büchergeld von bisher 80 Euro auf 300 Euro. Hier übernimmt die Bundesregierung die entstehenden Mehrkosten offenbar komplett. Bei verschiedenen Begabtenförderwerken hatten sich die Stipendiaten gegen die Pläne gewandt, weil sie sie für unsolidarisch halten.

Bilder: webMoritz-Archiv, moritz-Magazin (Westermann), FZS (Grafik)