Knappes Bekenntnis der Stadt gegen weiteren Atommüll

Knappes Bekenntnis der Stadt gegen weiteren Atommüll

Gruen_AntiAtom_Berger-Simon VoigtMit einer Kundgebung vor dem Rathaus machten heute die Greifswalder Grünen Stimmung für einen ihrer Anträge in der Bürgerschaft. Mit Erfolg: Die Bürgerschaft sprach sich gegen eine weitere Lagerung von Atommüll im Zwischenlager Nord (ZLN) aus. Ein ähnliches Vorhaben scheiterte unlängst auf Kreisebene, wo ihr Antrag gar nicht erst zur Diskussion kam,  sondern vorher von der Tagesordnung gestrichen wurde. (mehr …)

AKW-Abriss: In 50 Jahren wie ein normales Haus?

AKW-Abriss: In 50 Jahren wie ein normales Haus?

Für Aufregung sorgen zur Zeit Recherchen von Spiegel Online. Danach sollen im Zwischenlager Nord in Lubmin die Gebäude nicht unter hohen Kosten für die Beseitigung der Radioaktivität abgerissen werden, sondern die nächsten 50 Jahre stehenbleiben, bis die Radioaktivität von alleine abgeklungen ist. Die Gebäude sollen dann wie normale Häuser abgerissen werden. Der Betreiber des Zwischenlagers, die Energiewerke Nord, dementierten dies als “kompletten Quatsch”. (mehr …)

TITEL Strahlende Aussichten

Gorleben, Ahaus, Jülich, Lubmin: Diese vier Standorte werden zur Zwischenlagerung von radioaktivem Abfall genutzt. Wie wurde aus dem Kernkraftwerk Greifswald das Zwischenlager Nord und welche Pläne gibt es für die kommenden Jahre?

Der Bau des Kernkraftwerkes (KKW) Nord wurde 1965 durch ein Regierungsabkommen zwischen der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und der UdSSR beschlossen. Im Mai 1967 wurde entschieden, dass das KKW bei Lubmin errichtet werden sollte. Kriterien für den Standort in der Lubminer Heide war unter anderem die Nähe zum Greifswalder Bodden, womit reichlich Kühlwasser vorhanden wäre. Es sollten acht Druckwasserreaktoren des Typs WWER- 440 gebaut werden. WWER steht hierbei für Wasser-Wasser-Energie-Reaktor. Das sind sogenannte Leichtwasserreaktoren, bei denen Wasser sowohl als Kühlmittel als auch als Moderator zum Abbremsen der Neutronen genutzt wurde.

Im Oktober 1970 wurde der Grundstein gelegt und mit den Bauarbeiten an den Hauptanlagen des KKWs begonnen. Zwischen 1973 und 1979 wurden die Blöcke 1 bis 4 in Betrieb genommen, das volkseigene (VE) Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ Greifswald wurde 1980 gebildet. Fünf Jahre später wurde das Zwischenlager für abgebrannte Brennstoffe (ZAB) errichtet. Noch im Jahr 1989 wurde Block 5 in Probebetrieb genommen. Jedoch schaltete man im darauf folgenden Jahr alle Blöcke ab. Grund hierfür waren vor allem die sicherheitstechnischen Schwächen, für deren Nachrüstung sich kein Investor fand. Mit der Abschaltung erfolgte auch der Baustopp an den Blöcken 6 bis 8. Von den geplanten acht Reaktoren sind nur fünf je in Betrieb genommen wurden. Im selben Jahr wurde das Kombinat Kernkraftwerke „Bruno Leuschner“ in die Energiewerke Nord GmbH (EWN) umgewandelt. Diese sind seit Mitte der neunziger Jahre damit beschäftigt, die stillgelegten KKWs Greifswald und Rheinsberg abzubauen. Im Jahr 1995 erhielten die EWN die erforderlichen Genehmigungen für diese Arbeiten. Im ZAB wurde die Einlagerung 1990 eingestellt, jedoch 1994 wieder aufgenommen. Bis Juni 2000 bestand hierfür eine Einlagerungsgenehmigung.

In der Zwischenzeit wurde der Antrag zur Errichtung des Zwischenlagers Nord (ZLN) eingereicht, welcher auch 1992 genehmigt wurde. Die Baugenehmigung selbst wurde im Juli 1994 erteilt, im November desselben Jahres begann der Bau der Lagergebäude. Er kostete 140 Millionen Euro. 1997 wurden die acht Hallen in Betrieb genommen, wobei sich in den Hallen 1 bis 7 das Abfalllager und in Halle 8 das Transportbehälterlager befinden. Die Aufbewahrungsgenehmigungen hierfür sind in den Jahren 1998 und 1999 erteilt wurden. Aus den Blöcken beziehungsweise dem ZAB sind nun alle Brennelemente umgelagert worden und bis Ende 2007 wurden bereits über zwei Drittel der Anlagenteile abgebaut. Das ZLN ist inzwischen mit 75 Prozent ausgelastet, bis 2015 wird es voraussichtlich mit bis zu 95 Prozent ausgenutzt sein.

Ab 2015 soll der Schacht ‚Konrad‘ in der Nähe von Braunschweig als Endlager für schwach- bis mittelaktive Abfälle fertig gestellt sein, sodass eine gestaffelte Umlagerung erfolgen kann. Die restlichen sechs freien Stellplätze in Halle 8 werden wahrscheinlich nicht mehr besetzt. Grund hierfür ist, dass sich kein radioaktiver Abfall mehr in öffentlicher Hand befindet, der noch zwischengelagert werden muss. Die Lagerungsgenehmigung ist bis 2039 ausgestellt. Laut Planungen der Bundesregierung soll bis 2030 ein Endlager für Wärme entwickelnde radioaktive Abfälle betriebsbereit sein. Zurzeit wird der ehemalige Salzstock Gorleben im Wendland als mögliches Endlager untersucht. Doch selbst wenn bis 2030 ein Endlager gefunden sein sollte, wird es nicht möglich sein, sofort alle Castor-Behälter aus Lubmin und den übrigen Zwischenlagern Deutschlands umzulagern. Es wird auch hier eine gestaffelte Umlagerung stattfinden müssen, weswegen zu gegebener Zeit eine Verlängerung der Lagerungsgenehmigung notwendig sein wird.

Ein Bericht von Johannes Köpcke, Ole Schwabe und Katrin Haubold mit einem Foto von Johannes Köpcke.

AStA plant Ausflug ins Kernkraftwerk Lubmin

Bereits abgeschaltet: Das Kernkraftwerk in Lubmin

In unmittelbarer Nähe des Zwischenlagers Nord in Rubenow erstrecken sich über mehrere hundert Meter hinweg die Ruinen des Kernkraftwerkes Lubmin, das bis 1990 in Betrieb gewesen ist. Proteste der Anti-Atombewegung sowie die Tatsache, dass das Kernkraftwerk nicht den Sicherheitsbestimmungen des Bundesamtes für Strahlenschutz entsprach, führten zur Abschaltung des Energieriesen. Es erfolgt bis heute ein Rückbau des Kernkraftwerkes. Für die Einlagerung der Kernbrennstäbe wurde zudem in unmittelbarer Nachbarschaft das bundeseigene Zwischenlager Nord eingerichtet, in dem Brennelemente aus den Kernkraftwerken der DDR eingelagert werden sollten. Mittlerweile lagert auch Müll aus Karlsruhe und vom Atomschiff Otto Hahn im Zwischenlager Nord.

Die AStA-Referentin für Ökologie plant in den ersten Tagen des neuen Semesters einen Ausflug in das ehemalige Kernkraftwerk. Los geht es am 15. April um 12 Uhr vor dem AStA-Büro. Da die Fahrt ins Kraftwerk so ökologisch wie möglich erfolgen soll, wird das Ziel mit dem Fahrrad angesteuert. Wie die Ökologie-Referentin Stefanie Pfeiffer dem webMoritz mitteilte, kann man aber auch mit dem privaten Auto oder dem Bus anreisen. Die Führung beginnt um 14 Uhr im Kernkraftwerk und ist kostenlos. “Insgesamt können 30 Personen mitfahren und man kann sich dafür beim AStA Büro in eine Liste eintragen” erklärte Stefanie auf Anfrage des webMoritz.

Fotos: Gabriel Kords