Rezension: “Noch wach?” von Benjamin von Stuckrad-Barre

Rezension: “Noch wach?” von Benjamin von Stuckrad-Barre

Es ist egal, wie viel Realität in der Fiktion steckt. Es ist alles wahr. “Noch wach?” von Benjamin von Stuckrad-Barre erzählt eine kleine Geschichte der Macht. Fernab der Gossip-Gier rund um die Verbindungen zum Fall Julian Reichelt steht der Roman beispielhaft für einen unveränderten Status-Quo männlicher Hegemonie.

 

Ein Beitrag von Anna Lisa Alsleben

“[E]s ist eine Art, auf die Welt zu gucken, sie besser zu ertragen. Und sie sich, auch das, vom Leib zu halten. Und hier kommt der Witz:
Und was nun ist es, das ‘Psycho’ so epochal spannend macht?
– Dass der Hai nicht gezeigt wird”

 

in Panikherz, S. 550

Wieder zurück im Chateau Marmont. Am Pool, dort unter dem Äther des Zitronenbaums, der uns aus Panikherz noch so bekannt ist. Dort also zwischen den Bungalows und dem Märchenschloss, nur ein Steinwurf entfernt vom Hollywood-Boulevard, treffen wir alte Bekannte und neue Geschichten.
Neben der Foucault-Forscherin ist da auch Rose – die irgendwie anstrengend geworden ist.
Wie wir später erfahren, ist Rose McGowan die erste einer Reihe von Schauspielerinnen, die gegen Harvey Weinstein aussagt und damit den #metoo-Skandal in Hollywood lostritt.

 

OBJECTS IN THE MIRROR ARE CLOSER THAN THEY APPEAR

 

Wir lernen den Freund und damit eine Männerfreundschaft kennen, bei der man sich fragt, wie viel Ambiguität Toleranz denn nun aushalten kann – und sollte. Dieser Freund ist Chef eines Boulevard-Sender-Imperiums, ein mächtiger Mann, der sich mit den mächtigen Männern dieser Welt umgibt. Ein Schöngeist ohne Meinung mit viel Haltung, in den besten Jahren einer Midlife-Crisis für Superreiche. Er träumt von Duschen über den Dächern Berlins, während der Turm unter ihm zu bröckeln beginnt. #metoo hat es auch in die deutsche Medienlandschaft geschafft.

 

“Und ich habe halt schon irgendwie Angst, keine Ahnung, dass es aufhört.”

 

Knapp ein Viertel des Romans ist vorüber, da treffen wir die eigentliche Heldin der Geschichte: Sophia. Sophia ist eine aufstrebende Reporterin bei genau jenem Medienimperium des Freundes unseres Erzählers. Durch sie erfahren wir Insights in die Redaktion des TV-Senders, der seinen Erfolg auf hetzerischen Kampagnen, Falscherzählungen und angstpropagierenden Alliterationsauswüchsen begründet. Vollständig assimiliert an Optik und Habitus des Senders steht ihr eine steile Karriere bevor: eine eigene Show, Prime Time.
„Entdeckt“ vom Chefredakteur, der nun immer weiter in den Fokus der Geschichte rückt, sieht er in ihr „das gewisse Etwas“. Dass dieses „gewisse Extra“ vor allem seinen persönlichen amourösen Präferenzen entspricht und dass sie bei weitem nicht die einzige ist, wird nach und nach auch Sophia klar.

 

“Wenn sie sich dir anvertraut, sei kein Arschloch.”

 

Und dann ist da noch der Erzähler. Als Vertreter einer linken, woken Bubble ist er scheinbar der strahlende Gegenentwurf zum Freund und dessen offensichtlich auf allen Linien moralisch verdorbenen, mephistotel’schem Chefredakteurs. Er ist ein “Ally”, dem sich Sophia anvertraut und der als Mittler zwischen ihr und der Macht steht. Er hat die goldene Eintrittskarte, um nicht zu sagen, das goldene Eintrittschromosom.

 

Noch wach?

 

Mit der Macht ist es so eine komische Sache. Es gibt Insignien der Macht: Duschen auf einem Sender-Hochhaus zum Beispiel. Aber das heikle an der Macht ist, dass man sie einfach oft gar nicht zu Gesicht bekommt. So auch der Chefredakteur. Er ist der Inbegriff der Macht: er macht Medien, er macht Meinung, und ja – er machts auch mit seinen Mitarbeiterinnen.

 

Im Vorhinein der Buchveröffentlichung war kaum etwas zu dessen Inhalt bekannt, umso mehr wird nun über die Verbindungen und Parallelen zu den Affären des Ex-Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt mit etlichen seiner Mitarbeiterinnen und der Rolle Matthias Döpfners (CEO des Springer-Konzerns) darin gemunkelt.
Doch dass es in dem Roman um mehr geht, als um eine irrlichternde Suche um vermeintliche Parallelen zu Julian Reichelt, wird in jeder einzelnen im Roman wiedergegebenen zwischengeschlechtlichen Beziehung deutlich und lässt sich schlicht als asymmetrische Machtverhältnisse in einer androzentristischen Organisation (und Gesellschaft!) subsumieren. Ausgeufert und durchexerziert an einem ekelhaften, aber doch wenig schockierenden Beispiel.

 

Angefangen vom US-amerikanischen Botschafter, der “NULL CREEPY” (S.11) ist, zu Tinder-Dates Marke Love-Island, bei denen man schon nach 20 Sekunden am liebsten Storno drücken würde, sich aber nicht traut. Zum Freund, der sich am Ende doch fragt, ob da nicht vielleicht etwas mehr als Freundschaft in der Luft liegt. Hin zum Chefredakteur, der die Angst vor dem übergriffigen Ex wittert und sie beschützt. Der strahlende Retter, der zum ersten Mal den Wert, das Potenzial in ihr sieht. All diese Männerfiguren drücken eines aus:
Du bist das Objekt. Sie sind Subjekte.

 

Da müssen sich die Frauen auch nicht wundern

 

Und um ehrlich zu sein, mich wundert das alles gar nicht. Mich wundert allenfalls, dass sich Leute TATSÄCHLICH noch fragen, wozu man denn immer noch gleichstellungsfördernde Maßnahmen braucht oder warum es wichtig ist, über sexualisierte Diskriminierung in Organisationsstrukturen zu sprechen oder warum in Gottes Namen denn Betroffene nicht aussagen wollen (lügen die vielleicht etwa doch!?!). Ob nun Fiktion oder Realität, in Wahrheit ist es doch so: Wenn du als FINTA-Person belästigt wirst, kannst du dir aber sowas von sicher sein, dass du am Ende vor einem riesig großen Scherbenhaufen stehst, der dein Leben ist. Ganz egal, ob man dir glaubt oder nicht. Da muss sich nun wirklich gar keiner mehr wundern.

 

Mein Eindruck:

 

Ich habe lange auf das Buch gewartet, ohne konkret zu wissen, auf was ich da eigentliche warte. Am Erscheinungstag stand ich pünktlich um 9 Uhr bei meiner Buchhandlung des Vertrauens (Buchhandlung Scharfe) auf der Matte und habe es dann im Ganzen innerhalb von drei Tagen ohne großartiges Verdauen, einfach gleich rein, kurzes Hinterherspülen, ganz klar, gute alte Binge-eating Strategie, verschlungen.

 

Deshalb möchte ich gar nicht mehr groß auf den Inhalt und meine ganz privat-persönlichen Analysen der Figuren und gesellschaftlichen Fragen eingehen. Denn – und jetzt ist es raus – was mich zum Stucki-Fangirl macht, ist seine hemmungslose Liebe für Sprache. Und zwar nicht die verbissene, klinisch reine Sprache, sondern jene mit vielerlei Windungen, Neuerfindungen, Härte und ästhetischer Grausamkeit. Allein die schreienden CAPITAL LETTERS bringen mich so nah an emotionale Belastungsmomente, dass ich mich kurz von dem ganzen Lärm ausruhen muss, um dann doch wieder weiterzulesen.

 

“Noch wach?” ist ein brillanter Roman, den man ruhig einmal, aber sicherheitshalber gleich zwei-drei Mal Kapitelweise lesen und vor allem bitte-bitte im Freund*innen- und Bekannten- und Familienkreis diskutieren sollte.

 

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Lesbarkeit

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Nicht mehr weglegen wollen

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Layout

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Weiterempfehlung

 

“Noch wach?” erschien beim Verlag Kiepenheuer und Witsch und ist überall erhältlich, wo es Bücher gibt, für 25 € (Taschenbuch), 19,99 € (eBook) oder 22,99 € (Hörbuch). Es umfasst 373 Seiten.

 

Eine Liebeserklärung an Takeshi´s Castle

Eine Liebeserklärung an Takeshi´s Castle

Ein Kribbeln im Bauch, ein unverhoffter Glücksmoment, ein wohlig warmes Gefühl. Dafür braucht es nicht immer ein großes Ereignis, vielmehr liegen diese magischen Momente oft verdeckt unter einem Mantel der Gewohnheit und der Selbstverständlichkeit. „Eine Liebeserklärung“ ist unsere neue Kolumne, in der es darum gehen soll, die vermeintlich einfachsten Dinge dieser Welt wertzuschätzen. Mit ihr bauen wir euch eine zynismusfreie Nische, in die sich hineingekuschelt werden kann, wenn der Alltag einem mal wieder die Daunendecke der guten Laune zu klauen versucht. In diesem Beitrag soll es um die Liebe zu der alten Kultserie Takeshi´s Castle gehen.

Was geschieht in der Burg dieses Takeshis überhaupt?

„Und wieder bricht ein Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi an“, so lauten die berühmten Einleitungsworte der japanischen Spielshow, die von 1986 bis 1989 zum ersten Mal in ihrer Originalfassung ausgestrahlt wurde. Das Prinzip der Show ist ganz simpel, auf der einen Seite haben wir General Hayati Tani und seine Gefolgschaft von Kandidat*innen, die gemeinsam versuchen die Burg des Fürsten zu erobern. Auf der anderen Seite befinden sich Fürst Takeshi und seine Gefolgsleute, die alles dafür tun, um die Eroberung der Burg zu verhindern. Knapp 90-150 Teilnehmer*innen versuchen sich jedes Mal an der Herausforderung. Die Show ist wie ein Videospiel aufgebaut, welches mehrere Level hat, die man abschließen muss, ehe man sich dem Boss, in dem Fall Fürst Takeshi, stellen kann. In einer Reihe von Minispielen und Challenges versuchen so viele Teilnehmer*innen wie möglich sich bis zum Fürsten vorzukämpfen.

In den 133 Folgen gab es insgesamt 127 Finalrunden, in denen die Burg ganze 9-mal erobert wurde, 117-mal konnten die Angreifer erfolgreich abgewehrt werden und einmal trat ein Unentschieden ein. Takeshi’s Castle wurde zu Beginn noch mit eher geringem Aufwand wie auch Budget gedreht, aber konnte später in den Midoriyama-Studios bei Yokohama abgefilmt werden.

Takeshi’s Castle hat international einen großen Erfolg zu verzeichnen. So wurde die Serie beispielsweise in Spanien, Italien, Portugal, Taiwan, Australien und eben auch Deutschland ausgestrahlt. Dabei wurden die Originalsendungen etwas gekürzt und von berühmten Kabarettist*innen und Komiker*innen der jeweiligen Länder neu synchronisiert. Während die Kommentare in der japanischen Fassung oft eher bedeckt und nüchtern waren, wurden in den neuen Synchronisationen viele humorvolle Anmerkungen genutzt. In Deutschland wurde die Sendung das erste Mal von 1999 bis 2001 auf DSF ausgestrahlt und in war in den kommenden Jahren auch auf Sendern wie RTL 2, Comedy Central oder RTL Nitro zu sehen.

Was genau macht die Show jetzt so interessant?

Für mich persönlich ist Takeshi´s Castle eine meiner Lieblingsserien aus meiner Kindheit. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als kleiner Junge manchmal ganz unbeaufsichtigt und gelangweilt die Fernsehsender durchgeschaltet habe, auf der Suche nach etwas Interessantem. Hin und wieder landete ich eben bei der japanischen Spielshow. Mein 7-jähriges Ich hat nicht lange gebraucht, um Gefallen an der Show zu finden. Es war spannend, die vielen Teilnehmer*innen bei ihren Versuchen, die Minispiele zu überstehen, zu beobachten. Oft fand ich mich selbst mitgerissen und eiferte mit den Teilnehmenden mit und hoffte, dass sie eine Etappe weiter kommen würden. Da die Spiele aber alle auch einen Comedy Aspekt hatten, musste ich öfter schmunzeln, wenn mal wieder eine Person beim Überqueren des Drachensees auf den falschen Stein trat und ins Wasser plumpste. Ich war immer wieder fasziniert, wie viele verschiedene Spiele die Show zu bieten hatte. Es gab immer reichlich Abwechslung, aber genauso waren manche Klassiker immer wieder vertreten, wie zum Beispiel die Grenzmauer, die oft das erste Spiel war. Dabei müssen die motivierten Kandidat*innen versuchen, eine glitschige Schräge zu überwinden, auf deren anderer Seite ein Wassergraben wartete, in den die erfolgreichen Teilnehmenden hineinrutschten. Ich finde dieses spezifische Spiel als erstes immer ganz passend, da es zeigt, dass die Gefolgschaft von General Hayati Tani wirklich eine Einheit ist und auch als Team zusammen arbeitet. Selbst wenn die Kandidat*innen bei vielen Spielen auf sich alleine gestellt sind, helfen sie sich hin und wieder doch aus.

Meine Lieblingsspiele

Ich kann leider nicht auf alle Spiele der Show eingehen, da das wirklich eine ordentliche Anzahl ist, aber ich würde euch trotzdem gerne ein paar meiner Lieblingsspiele vorstellen. Zunächst hätten wir da einmal das Waben-Labyrinth, bei dem die Teilnehmenden sich einen Weg durch das Labyrinth an Kammern bahnen müssen. Nur eine Tür führt ins Ziel, alle anderen leiten entweder gegen eine Wand, ins Wasser oder in die Arme von Fürst Takeshis Gefolgsleuten, die sich ebenfalls im Labyrinth aufhalten. Ich fand es bei dem Spiel immer amüsant anzusehen, was für verschiedene Strategien die Kandidat*innen zu bieten hatten. Manche versuchten ganz leise und eher langsam durch das Labyrinth zu schleichen, während andere alles auf Schnelligkeit setzten, um ans Ziel zu kommen.

Ein weiteres meiner Lieblingsspiele ist die Hängebrücke, bei der die Teilnehmenden zunächst einen goldenen Ball fangen müssen, den ihnen General Hayati Tani persönlich zukommen lässt. Danach ist Balance und Geschick gefragt, denn man muss sich über eine schmale Brücke wagen und den goldenen Ball sicher auf die andere Seite bringen, während die Schergen von Fürst Takeshi versuchen die Teilnehmenden mit ihren Kanonen abzuschießen. Ich fand es immer wieder lustig, wie manche Kandidat*innen versuchten, im Matrix-Style den Schüssen der Kanonen auszuweichen.

Zu guter Letzt habe ich noch ein Spiel, welches man quasi auch in jeder Folge sieht, nämlich die Finalrunde. Hier stehen die Teilnehmer*innen, die alle Etappenspiele überstanden haben, dem Fürsten und seinen Schergen persönlich gegenüber. Alle sitzen in Fahrzeugen, die mit einem Sensor ausgestattet sind, der abgeschossen werden muss. Benutzt wurden dafür sowohl Wasserpistolen, als auch richtige Laser. Falls der Sensor des Fürsten getroffen wird, gilt die Burg als erobert, aber falls alle Sensoren der Kandidat*innen getroffen werden, haben diese versagt. Ich fand das Finale immer richtig cool inszeniert. Jede*r fährt in einer Art abgespaceten Autoscooter direkt auf dem Platz vor der Burg des Fürsten und versucht, das andere Team auszuschalten. Als meine Eltern mich damals fragten, was ich mir denn da anschauen würde und ich ihnen erklärte, dass die Leute versuchen sich mit Wasserpistolen abzuschießen, während sie in einem Autoscooter fahren, haben die mich auch erstmal komisch angeguckt. Das Ganze ist so absurd und spannend zugleich, aber genauso ist Takeshi´s Castle nun mal eben.

Schlusswort

Ich fand es immer faszinierend, wie die Show für ihre Zeit umgesetzt wurde, und was für eine Vielzahl an lustigen Spielen sich die Japaner*innen ausgedacht haben. Die Show hat nicht umsonst so einen internationalen Erfolg eingefahren, denn es gab nun mal nichts vergleichbares zu Takeshi´s Castle zu dieser Zeit, was Zuschauer*innen auf die Art und Weise unterhalten konnte, wie es die japanische Spielshow tat. Der Videospiel-Charakter der Show war für mich immer der größte Anreiz, die Serie weiterzuverfolgen. Man hatte wirklich das Gefühl, dass sich die Teilnehmenden von Level zu Level vorarbeiten würden, um den großen Fürst Takeshi herauszufordern zu können. Eine sehr erfreuliche Nachricht, auf die ich während der Recherche zu diesem Beitrag gestoßen bin, ist, dass Takeshi´s Castle angeblich im Frühjahr 2023 eine Neuauflage erhalten soll, die von Amazon Prime ausgestrahlt wird. Vielleicht ist das für einige die Chance, um etwas Nostalgie aufleben zu lassen oder die Show selber zum ersten Mal zu erleben. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Reboot umgesetzt wird und werde bestimmt auch mal gucken wie es so ist, wenn wieder einmal ein neuer Tag auf der Burg des Fürsten Takeshi anbricht.

Beitragsbild: Alessio Ferretti auf Unsplash

Adventskalender Türchen 15: Liebeserklärung an Weihnachtsmann & Co. KG

Adventskalender Türchen 15: Liebeserklärung an Weihnachtsmann & Co. KG

Wir alle kennen das, einfach mal einen guten Weihnachtsfilm schauen. Für mich nur etwas schwierig, wenn man nicht der größte Filmegucker ist. Also muss eine Serie herhalten. Diese Serie hat für mich gerade in der Kindheit für so einige schöne Erinnerungen gesorgt. Also schnappt euch ein Heißgetränk und “Klappe die erste”.

Der Kampf um den besten Sitzplatz

Wenn ich in der Vorweihnachtszeit beim klassischen Durchskippen auf den sogenannten “Kinderkanälen” hängenbleibe, bin ich immer wieder erstaunt, was so alles gesendet wird. Das soll aber nicht Thema sein. Thema soll etwas sein, dass gerade mir als Kind der 2000er die Vorweihnachtszeit versüßt hat. Und auch wenn man gerade an den Klassiker “Beutolomäus kommt zum Weihnachtsmann” denkt – hier geht es um eine französische Serie aus dem Jahr 1997, die 2002 zum ersten Mal in Deutschland ausgestrahlt wurde und damit in diesem Jahr 20jähriges Jubiläum in Deutschland feiert. Damit ist die Serie genauso alt wie ich. Hätte ich jetzt nicht gedacht. Es geht um Weihnachtsmann & Co. KG. Als ich im Rahmen einer Redaktionssitzung (für den webmoritz. jeden Donnerstag 19:15 Uhr in der Rubenowstraße 2b), in der der Adventskalender inhaltlich geplant wurde, diesen Geistesblitz hatte, wusste ich selbst nicht, was ich damit anfangen sollte. Schließlich hatte ich nicht geplant, den Vorschlag laut auszusprechen, da ich ihn für eher “nerdig” empfand. Ist mir dann aber doch rausgerutscht. Tja, selber schuld. Dann war ich überrascht als irgendwie jede*r diese Serie kannte und sich über den Vorschlag freute. Schließlich bin ich doch eher am unteren Ende des Altersschnitts zu verorten (nichts für ungut). Dann fielen sie mir aber wieder ein. Die unglaublich schönen Erinnerungen, die ich mit dieser Serie verbinde. Sei es das gemeinsame Schauen der Folgen mit meiner Schwester oder auch der Kampf um den Fernseher in unserem Wohnzimmer, wenn mein Vater mal wieder Wintersport schaute. Aber besonders bleibt mir in Erinnerung, wie meist mein Abendessen kalt wurde und dann die Diskussionen losbrachen, dass es doch nicht mehr schmeckte. Worauf meine Mutter meist mit einem “selbst schuld” antwortete und sich nicht auf Diskussionen einließ. War für mich vielleicht auch besser so.
Aber natürlich auch, wie ich wenn ich mal die Macht über den Fernseher erlangte, sofort umschaltete und den besten Platz auf der Couch einnahm. Nur um später diese 20 Minuten zu genießen. Auch störte es nicht, wenn man mal die ein oder andere Folge kannte, es ging nie wirklich um den Inhalt, sondern um die Stimmung, die diese Serie in einem auslöste. Es war einfach Weihnachtsstimmung pur.

Die perfekte Weihnachtsserie

Wenn wir aber schon bei der Stimmung sind, kommen wir mal zu der Serie allgemein. Und kurzum: Sie hatte alles. Ein Intro, welches die meistens heute noch mitsingen können (Wenn es nicht so wäre, hätte doch auch niemand davon einen Hardstylemix gemacht). Den einfach schönen Zeichentrickstil der damaligen Zeit und Charaktere, die eine Konstellation bildeten, die wie die Faust aufs Auge passte. Ich meine, jede*r konnte sich mit mindestens einer der drei Elfen des Weihnachtsmannes identifizieren. Auch gönnte es niemand Grantelbart, wenn sein Plan zu funktionieren drohte (Hannibal Smith wäre stolz gewesen). Auch sah er nicht nur aus wie jemand der einem Weihnachten versauen wollte, sondern wie eine Kreuzung aus Weihnachtsmann und kriminellem Rocker. Ironischerweise spielt er in der Serie auch nicht nur als Hobby auf der E-Gitarre Rockmusik, sondern behandelt auch seinen Helfer Gugor richtig mies. Dieser wird von ihm beinahe genauso gut behandelt, wie der Hauself Dobby von den Malfoys (Harry Potter Fans werden es verstehen). Wer so jemanden als Nachbarn hat, der braucht keine Feinde. Ein perfekter Bösewicht eben. Ihm gegenüber steht der einzig wahre, der reale, vom Nordpol stammende MVP der Serie, der Weihnachtsmann (da bin ich kurz zu euphorisch geworden). Jede*r hatte immer ein Bild vom Weihnachtsmann, das bei mir genau das widerspiegelt, was der Weihnachtsmann in der Serie darstellt. Das Gute in Person, jemand der sich mehr um andere sorgt als um sich selbst und einfach immer glücklich ist. Auch konnte er alles was ich auch wollte. Ein kleiner Vorgeschmack liefert hierfür die zweite Folge der Serie. Aber natürlich ist auch der Weihnachtsmann keine Einmannband, sondern hat Helfer*innen. Seine drei Elfen Trixi, Jordi und Gilfi. Diese helfen ihm bei den Geschenken und ergänzen sich gegenseitig perfekt. Auch haben sie spezielle Fähigkeiten, die ihnen helfen die in den einzelnen Folgen aufkommenden Probleme zu lösen. Auch sind natürlich Balbo und die Rentiere nicht zu vergessen. Sie sind zwar nur Nebencharaktere aber die Serie geht ohne sie nicht auf. Ich meine, wer schafft es denn sonst den Schlitten zu ziehen oder mich durch seine Tollpatschigkeit zum Lachen zu bringen. Aber Moment!

Ein Rätsel bleibt

Wo sind die Rentiere des Weihnachtsmanns hin? Ich meine, es gibt halt in der Serie nur drei, was mir tatsächlich gerade beim Binge Watching aller Folgen, die es auf YouTube gibt, aufgefallen ist. Dabei weiß doch jedes Kind, dass der Weihnachtsmann für seinen Schlitten neun Stück braucht. In der Serie sind allerdings nur Blitz, Rudolph und Donner vertreten. Was ist also mit Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet und Cupid? Naja, sind wahrscheinlich in Rente. Hoffe ich zumindest. Würde dann aber bedeuten, dass es Nachwuchsprobleme in der Rentierfraktion gibt. Folgt daraus, dass Weihnachten in Gefahr ist? Bin ich einer (Weihnachts-) Verschwörung auf der Spur? Ich hoffe nicht. Aber ich schweife ab.

Ein Tipp von mir

Wer sich jetzt fragt, warum er nicht versteht wovon ich hier rede, aber trotzdem bis hierhin gelesen hat, dem möchte ich erstmal danken und noch einen guten Rat mitgeben. Einfach mal um 18:15 Uhr auf Super RTL vorbeischauen und genießen. Man muss diese Serie einfach gesehen haben und sie ist nur bis zum zweiten Weihnachtstag im Programm. Also Beeilung. Ihr wollt ja nichts von dieser geilen Serie verpassen. Damit ist diese Szene im Kasten.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Adweb.kalender 22. Fensterchen: Lyrik mit Stil und Klasse… und Dennis

Adweb.kalender 22. Fensterchen: Lyrik mit Stil und Klasse… und Dennis

Alle Jahre wieder weihnachtet es auch beim webmoritz.! Hier wird Weihnachtsmusik gedudelt, werden Plätzchen gebacken und Geschichten der vergangenen, diesjährigen und zukünftigen Weihnacht unter flackernden Lichterketten geraunt. Einen Teil dieser besinnlichen Stimmung möchten wir wieder in unserem Adweb.kalender mit euch teilen. Hinter dem 22. Fensterchen erwartet euch: besinnlich weihnachtliche Lyrik.

Kramt euren favourite ugly Christmas Sweater aus den Kleiderschränken und schnappt euch ein weihnachtliches (Heiß)getränk eurer Wahl — nur so kann man stilvoll vorgetragener weihnachtlicher Lyrik am besten lauschen. moritz.tv-Redakteur Dennis beschert euch heute eine Darbietung seines Lieblingsweihnachtsgedichts in typisch trashiger tv-Manier, besinnliche Weihnachtsstimmung geht dabei jedoch keineswegs verloren.
Die tv-Redaktion wünscht schöne Weihnachtsfeiertage und viel Spaß beim Schauen!

Beitragsbild: Julia Schlichtkrull