Anmeldung für den Hochschulsport

Anmeldung für den Hochschulsport

Am kommenden Sonntag, den 15. Oktober, beginnt die Anmeldungsphase für die Hochschulsportkurse für dieses Semester. So sicher wie eine Ankündigung auf dem webmoritz. für dieses denkwürdige Ereignis ist der Fakt, dass die beliebtesten Kurse bereits kurz nach Eröffnung der Anmeldung ausgebucht sind. Es heißt also schnell sein.

Die Fakultät des Hochschulsports bietet jedes Semester für Studierende der Uni eine Vielzahl unterschiedlichster Sportkurse zu einem bezahlbaren Preis an. Über Klassiker wie Fußball oder Handball, diverse Kampfsportarten wie Kung Fu oder Thaiboxen bis hin zu eher exotischen Kursen wie Seilklettern, Contemporary Dance oder Bachata ist wirklich alles dabei.

Auf der Seite des Unisports könnt ihr alle wichtigen Informationen im Detail nachlesen, dennoch sind hier die wichtigsten Informationen zusammengefasst. Die Anmeldung startet am Sonntag, den 15. Oktober, um 18 Uhr. Ihr solltet euch, wenn möglich, zu dieser Zeit einen Computer bereitstellen und euch pünktlich anmelden, da einige Kurse extrem schnell ausgebucht sein werden.

Für die Einschreibung in die Sportkurse benötigt ihr folgende Daten, also legt euch diese am besten vorher bereit:

  • Name
  • Adresse
  • Matrikelnummer
  • E-Mail-Adresse
  • Telefonnummer
  • IBAN

Zuletzt natürlich noch eine Antwort auf die Frage, wo die Anmeldung denn überhaupt stattfindet. Der Link zur Anmeldung wird auf der Seite des Hochschulsports freigeschaltet. Diese findet ihr hier. Alle weitere Hinweise könnt ihr auf dieser Seite des Hochschulsports nachlesen.

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? Anmeldung für Hochschulsportkurse
Wann? Sonntag, den 15. Oktober, ab 18 Uhr
Wo? Auf der Seite des Hochschulsports

Beitragsbild: Magnus Schult

Open Ship Greif: Ein Greifswalder Wahrzeichen öffnet die Gangway

Open Ship Greif: Ein Greifswalder Wahrzeichen öffnet die Gangway

Spaziert man die Südmole hinunter, sieht man die Greif erst, wenn man schon fast direkt davor steht. Am hintersten Ende des Weges ankert sie, mit ihren mehr als 40 Metern Länge eine beein­druckende Wächterin an der Mündung des Rycks. Dass die Segel fehlen und sich auf dem Deck lose Bretter stapeln, bemerkt man erst wirklich, nachdem man das Schiff betreten hat. Voraussicht­lich noch bis Oktober steht die Greif derzeit jeden Samstag und Sonntag zwischen 10 und 17:30 Uhr Besucher*innen offen. Das Ziel: Ein Gefühl für das Schiff vermitteln, die Freude am Segeln, an der Greif entfachen. Auch oder gerade weil diese seit einem guten Jahr nicht mehr für Törns in See stechen darf.

Anfang 2020 kam die Greif zur Kontrolle in die Werft. So ein „Schiffs-TÜV“ steht regelmäßig an, erklärt uns das Mitglied des Fördervereins der Greif, das uns herumführt, sobald wir es über die Gangway auf das Schiff geschafft haben. Danach werden kleinere Anpassungen vorgenommen, hier und da etwas ausgewechselt, damit die Seetauglichkeit gewährleistet bleibt. Nur dass es dieses Mal nicht nur bei kleineren Anpassungen blieb: Durch die Gezeiten haben die Bordwände stark gelitten, immerhin hat die Greif ihre Jungfernfahrt auch schon vor nunmehr 70 Jahren absolviert. Das Schiff muss grundsaniert werden, die Kosten belaufen sich auf rund 3,5 Millionen Euro. Es dauerte eine Weile, denn eine solche Entscheidung ist sicher keine einfache, dann aber entschied sich die Bür­gerschaft der Stadt Greifswald im Oktober 2020 für die Sanierung, für die Greif. Jetzt werden Spender*innen angeworben, sowohl deutschland- als auch europaweit. Auch Privatpersonen können spenden, entweder über die Website oder direkt vor Ort in der Spendenbox, die in der Kapitäns­messe aufgestellt ist. Wir werfen gerne etwas Geld hinein, immerhin ist die Besichtigung samt Führung kostenlos und die Greif ein Urgestein Greifswalds, ein Wiecker Wahrzeichen.

Was für eine Bedeutung das Schiff für Stadt und Leute hat, wird uns schnell bewusst, als wir der Frau lauschen, die uns über die Greif führt. Wir haben sie gar nicht nach ihrem Namen gefragt, fällt uns auf, als wir das Schiff wieder verlassen haben. Dafür aber haben sich ihre Begeisterung für das Segeln und ihre Liebe zur Greif umso mehr in unser Gedächtnis eingebrannt. Sie zeigt uns die Stelle, von der aus Ausguck gehalten wird, die Messe, die Brücke, den Teil des Unterdecks, der bereits komplett entkernt wurde und von ihr nur „der Tanzsaal“ genannt wird, und wegen der Bauarbeiten derzeit nicht betreten werden darf. Immer wieder schweifen ihre Erklärungen dabei aber ab, weichen Erinnerungen an vergangene Törns, denn sie ist schon seit 1997 Teil der Besatzung der Greif und auf See erlebt man viel. Hohe Sturmwellen vor Anker im Bodden, arbeits­verweigernde Aushilfen, der spontane Abbruch einer Regatta, um einem polnischen Segler zur Hilfe zu eilen (immerhin gab es dafür noch einen Fairplay-Preis).

„Ich hab einmal erlebt … das war ein verrückter Törn!“, beginnt sie und lacht bei dem Gedanken. Damals ging es mit Freund*innen nach Kopenhagen. „Es war so arschkalt. Wind aus Nord, schon mal falsche Richtung für Kopenhagen. Und was das Schärfste war, das kam zum Schluss: Am späten Abend ein Graupelschauer, da war das ganze Deck weiß!“ Und als sie aussegeln wollten, hatte der Wind gedreht, einen halben Tag lang ging es keinen Millimeter vor oder zurück. Sie zuckt mit den Achseln. „Ist alles möglich.“ Im Mittelpunkt der Geschichten steht vor allem die Gemeinschaft an Bord. Denn so ein Törn, bei dem sich alle jederzeit aufeinander verlassen können müssen, schweißt zusammen.

Wir lauschen gespannt. Ein wenig ist es wie eine Zeitreise, nur dass es eigentlich keine Zeitreise sein müsste. Normalerweise würde die Greif auch jetzt über die Ostsee schippern, regelmäßig kleine Gruppen von Segelinteressierten mitnehmen, die für mehrere Tage gemeinsam Wache schieben, Ausschau halten, steuern, gemeinsam essen und schlafen, gemeinsam lachen und Geschichten teilen. Aber das wird wiederkommen, versichert die Seglerin uns. Und wenn es eines Tages so weit ist, sind auch wir eingeladen. „Genießen Sie’s mal! Oder sagen wir’s andersrum: Wer einmal Blut geleckt hat, der hat Blut geleckt.“ Einen Ausflug mit der Greif vergisst man nicht so schnell.

Nach einer Dreiviertelstunde und mindestens drei Verabschiedungen verlassen wir das knarzende Schiff und den rauschenden Wind wieder. Spazieren die Südmole zurück und dann die Nordmole wieder hinauf. Schaut man vom Utkiek aus hinüber, erhebt sich die Greif direkt vor einem aus dem Wasser. Sie liegt ruhig im Hafen, die Segel fehlen, aber zwei schlanke Masten ragen hoch zum Himmel auf und in den Wassertropfen auf dem weißen Rumpf bricht sich das Sonnenlicht. Von hier aus sieht man nichts von den auf dem Schiff verteilten Brettern oder dem ausgeräumten Unterdeck. Es ist ein Versprechen von dem, was die Greif eines Tages wieder werden soll.

Kommt vorbei!

Wann: jeden Samstag und Sonntag bis voraussichtlich Oktober, 11 bis 17:30 Uhr
Eintritt: kostenlos, aber ihr dürft natürlich gerne eine Spende dalassen
Was ihr bekommt: einen Einblick in das Leben auf einer Schonerbrigg

Denkt auch an eine Maske! Die braucht ihr, wenn es nach drinnen geht.

Beitragsbild: Tom Siegfried

Ein Lebensgefühl aus: Loddin auf Usedom

Ein Lebensgefühl aus: Loddin auf Usedom

Im November 2019 traf ich den passionierten Segler und Hafenmeister von Loddin, Kulo Prochnow, in seinem Heimathafen auf der Insel Usedom. Kennengelernt hatten wir uns im Sommer 2019 auf dem Wasser und uns gleich für ein Treffen verabredet.

„Gerade ist ein komplett neuer Schwimmsteg gekommen, den haben wir in Torgelow bauen lassen. Wir haben mal einen Antrag auf Fördermittel gestellt, aber da wäre die Sanierung gleich zehnmal so teuer geworden. Und bei zehn Prozent Eigenbeteiligung am Förderprojekt wäre es ja auf dasselbe rausgekommen. Da haben wir das gleich selbst gemacht.“ Stolz zeigt Prochnow auf den im Wasser schwimmenden Steg. Jetzt, im November, liegen kaum Schiffe im Hafen. Die meisten Sportboote des Wassersportvereins Loddin sind schon per Kran aus dem Wasser geholt, geslippt, worden und liegen nun im Winterquartier in einer Halle nahe der Stadt Usedom. „Und jetzt sind wir bei und erneuern das Bollwerk ringsum. Mit alten Gummimatten hinterfüttern wir die Buhnen, die den Boden gegen das Hafenbecken abstützen. Die haben wir günstig bekommen, das sind alte Förderbänder aus dem Braunkohletagebau, 2 Zentimeter stark und anderthalb Meter hoch.”

EIne Drohnenfotografie zeigt den Hafen im Sommer: An den Stegen liegen die Rethanas der Vereinsmitglieder, links oben im Hafen die Boote der Fischer. Draußen kräuselt der Wind das Wasser zu kleinen Wellen.

Der Hafen öffnet nach Südwest in das Achterwasser, auf Niederdeutsch bedeutet das Hinterwasser. Hinter der Insel Usedom also versteckt sich diese Lagune des Peenestroms, der sich zuvor durch Demmin und Anklam gewalzt hat und sich kurz darauf hinter Wolgast bei Peenemünde in die Ostsee ergießen wird. Aus einem Modderloch wurde durch den 1971 gegründeten Wassersportverein Loddin dieser Zufluchtsort für Schiffe geschaffen, aber schon vorher legten hier Fischer*innen an. Die gibt es hier immer noch, ihre Boote liegen an der Südseite des Hafens. Auch im November wird gearbeitet, vor meinen Augen läuft eins der kleinen Boote aus.

Ein Fischer läuft ins trübe Wetter hinaus. Dick in Ölzeug gehüllt trotzt er mit dem durch einen Außenborder angetriebenen Boot dem diesigen Novemberwetter.

Obwohl die Seefahrt hier eine lange Tradition hat, schwächelt der Schiffsbau – zumindest im Bild, das sich die Öffentlichkeit von der Region macht. Prochnow erklärt: „Die großen Pleitewerften, die MV Werften, das sind alles Fördermittelverschwender, wenn die keine Staatsaufträge bekommen. Aber die kleinen, da gibt’s Wartelisten. Die Hornwerft in Wolgast, die Hansewerft in Greifswald. Und mit dem Tourismus gibt’s ein paar mehr Arbeitsplätze und etwas mehr Geld. Guck mal da draußen, da haben wir auch ‘ne Ansteuerungstonne, da ist die Fahne und oben ein Lämpchen, Loddin steht da drauf. Wenn wir unterwegs sind, fährt jeder mit seinem eigenen Boot, weil jeder Käpt’n sein möchte. Dann fahren wir raus, schmeißen Anker, trinken Kaffee und abends wieder zurück.“ Kulo Prochnow wohnte in Berlin, begann in Hamburg einen Hausbau und kam schließlich auf Usedom an, wo er früher schon beruflich unterwegs war. In dem 54 Mitglieder starken Verein hat er momentan die – selbstverständlich ehrenamtliche – Position des Hafenmeisters inne, neben Vorstand und Schatzmeisterei eines der Ämter, in die sich Mitglieder wählen lassen können.

Segler und gewählter Hafenmeister des Wassersportvereins Loddin, Kulo Prochnow

Voraussetzung für eine Mitgliedschaft ist die örtliche Nähe. Niemand aus München soll sich nur durch Beitragszahlung einen Liegeplatz sichern. Tatkräftige Hilfe und das Beisammensitzen im Sommer sind den Mitgliedern wichtig.

„Was’n das hier für ein Rucksackindianer?“ Draußen vor dem Vereinsheim, in dem Kulo und ich mittlerweile eingekehrt sind, steht sein Stellvertreter und beäugt ein wenig skeptisch meinen Rucksack, an dem Isomatte und Zelt festgezurrt sind. „Der macht hier sowas für die Greifswalder Studentenzeitung.“

Wir reden über den Niedergang der Kartbahn Dargelin, die Wassertiefen im Naturhafen Krummin, die schwierige Passage des Peenestroms für Boote mit mehr als zwei Metern Tiefgang und über das Motorradrennen im Stadthafen Peenemünde Nord („Da kriegste kein Auge zu, dat is ne Jachd!“). Wir trinken Flaschenbier, im Sommer wird auch mal ein Fass angeschlossen. Neben der Zapfanlage stehen Tische im Vereinsheim, die Wände sind geschmückt mit gerahmten Collagen von Hafenfesten.

„Der Nordhafen da in Peenemünde, der ist aus purem Gold gebaut, Edelstahl, Edelstahl, Edelstahl. Hoffentlich vergammelt der nicht. Wie in Neuhof, da gabs einen wunderbaren Hafen, alles neu, alles gefördert. Für einen Hafenmeister war aber kein Geld da und jetzt sind die ganzen Stege hin. Genau wie in Lassan. Das wird alles kurz gefördert und dann nicht gepflegt. Wenn sowas nicht in privater oder Vereinshand ist, kannst du das vergessen. Aber Lohn für einen Festangestellten, dafür kommt hier in der Gegend nicht genug Geld rein. Rügen, Bodden, da sieht’s ja wieder anders aus, aber hier in dat flache Ding, da kommt ja keiner rein. Aber ist ganz gut, dass die Dicken hier nicht reinkommen, wir wollen ja nicht sowas Elitäres hier.“

Im Landkreis Vorpommern-Greifswald, zu dem Loddin gehört, wurde eine Stelle für die Förderung ländlicher Regionen geschaffen und Kulo Prochnow und seine Vereinsmitglieder wurden von einer Angestellten des Amtes besucht. Für die Erfüllung der Bedingungen hätte der Verein allerdings weit mehr Geld in die Hand nehmen und Wasserwanderrastplätze zur Verfügung stellen müssen, als für einen so kleinen Ort möglich gewesen wäre.

Blick Richtung Westen, im Dunst lässt sich gerade noch Görmitz (Usedom) erkennen. Mit im Wasser stehenden Stangen ist die Hafeneinfahrt des im Schilf eingebetteten Refugiums abgesteckt.

„Für einen Flachwasserhafen gibt keiner Geld. Bei ungünstigem Wind hast du hier noch 70 Zentimeter Wasser. Wir haben ja mal versucht, das Ding auszubaggern, aber der Bagger ist gleich abgesoffen. Der is auffe Kette reingefahren und wollte sich dann rückwärts wieder ranbaggern. Hat ja auch erst geklappt. Aber dann meinten wir, den aufgeschütteten Hügel da, den musste wieder breitschmeißen, dat kannste so nicht lassen. Ja, und wie dann der Haufen weg war, da wusste er nicht mehr, wo er war, war nur noch Wasser ringsrum, nichts abgesteckt. Und dann isser in sein eigenes Loch reingefahren, nur noch das Führerhaus guckte raus und der Fahrer kam angeschwommen.“

Die Geschichte interessiert mich und die beiden erzählen, immer wieder von Lachern unterbrochen, weiter.

„Der Kiesonkel hatte den Auftrag angenommen und…“ – „Wer?“ – „Na hier, der Göhrs, der hatte einen Bagger für die Kiesgrube, mit Bioöl und allem, und der ist dann rein, aber blindlings und gleich abgesoffen. Und dann gings los, Berufstaucher und die Feuerwehr, Fernsehen und so weiter. Dann kam ein Schwimmpanzer, der hat aber auch gleich nasse Füße gekriegt, und dann haben sie Betonplatten als Straße ins Wasser gelegt und der Panzer hat ihn rausgeholt. Alles kaputtgefahren hamse hier. Und wir haben Glühwein gemacht und Bratwurst verkauft, was meinste, was hier Leute waren! Vielleicht müssen wir nochmal ran mit ‘nem Schwimmponton und Minibagger und weiter ausbaggern. Aber wenn der Klimawandel kommt, steigt das Wasser ja von selbst.“

Bemerkbar mache sich der Klimawandel hier jedoch kaum, sagt Prochnow und eine gewisse Skepsis gegenüber dem Thema liegt in seinen Worten. Trotzdem – zum Urlaub ins Ausland fliegen würde er nicht. „Der Flug kostet 19 Euro, der Parkplatz 50. Da frage ich mich eh immer, wie das sein kann. Und wir haben so ein schönes Land, und überhaupt, ganz Mitteleuropa, da gibt es so viel zu erleben.“ – „Ja, und das lässt sich alles mit Rad oder Zug entdecken.“ Kulo grinst verschmitzt: „Oder mit Segelboot.“ Im Verein ist er mit 60 Jahren einer der jüngsten. Denn: Mit dem Segeln ist das ja so eine Sache. „Wenn du jung bist, hast du kein Geld. Wenn du etwas älter bist, keine Zeit. Und wenn du alt bist, bist du eben alt. Wir helfen uns hier untereinander, der ehemalige Werftarbeiter legt bei Freunden gerne mit Hand an.”

Denn bei aller Idylle muss Kulo zugeben: Segeln ist die teuerste Art, langsam zu reisen.

Der Hafen im November: Die meisten Schiffe sind ins Winterquartier an Land eingezogen. Kulo Prochnow schließt hinter uns ab. Im Sommer jedoch steht die Türe offen, dann bietet der Hafen eine gemütliche Rast auf Reisen, im Urlaub oder beim Wassersport.

Beitragsbilder: Jonas Greiten

Von wegen strukturschwach!

Von wegen strukturschwach!

Vergangenes Wochenende war moritz.tv als Presseteam auf der boot Düsseldorf, der weltgrößten Messe rund um Segel- und Motorschiffe, Tauchen und Zubehör. Ich habe die Gelegenheit genutzt, mich im Vorpommerschen Sinne umzuschauen. Für eine strukturschwache Gegend war die Region überraschend stark vertreten.

Klimafreundliche Wassersportler*innen fahren dieses Jahr statt in die Karibik an die Ostsee, vielleicht sogar nach Vorpommern. Kann das gut gehen? Zuerst sollten wir uns wohl mit einem Revierführer an die Reiseplanung machen. Bereits in der ersten Messehalle, die wir besuchten, wurden wir fündig. Eine Dame einer Reiseagentur vermittelte uns malerische Urlaube an der mecklenburgischen und brandenburgischen Seenplatte.

Vielfältig beraten: Wer eine Tour planen möchte, findet auf der Messe ausreichend Ansprechpartner*innen

Die Jungmoränenlandschaft (Wikipedia, ahoi!) erstreckt sich von Schwerin bis in die Gegend von Eberswalde und stellt neben atemberaubender Natur mit der Müritz und dem Plauer See große und bekannte Wassergebiete zur Schau. Der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte ist der größte Deutschlands – ein Rekord mit bitterem Beigeschmack. Die Wege zum Amt sind weit, die Zuständigkeiten für Bürger*innen nur über große Distanzen erreichbar. Professor Helmut Klüter, Experte für Regionalentwicklung an der Universität Greifswald, beschrieb die Zusammenlegung der Landkreise von Dargun bis Neubrandenburg im Rahmen der Kreisgebietsreform 2011 als demokratiefeindlich. Touristisch bietet die Region mit 47 Einwohner*innen je Quadratkilometer (zum Vergleich: 226 im Bundesdurchschnitt) jedoch Natur in Hülle und Fülle. Und sie ist nachts einer der dunkelsten Orte Deutschlands, Milchstraßengarantie beim Sterne anschauen. Das ist ein Privileg, das wegen der starken Lichtverschmutzung nur noch wenigen Erdenbürger*innen zu Teil wird. Wem Schlafen am Strand nichts ist, kann als Liebhaber*in von Dieselmotoren in der Natur ein Hausboot leihen und sich auch zu diesem Thema auf der Messe informieren.

Total im Kommen: Ein führerscheinfreies Boot für eine Tour im Freundeskreis mieten

Nach manchen ruft jedoch das Meer. Von Kanufahrten bis Segeltörns bietet die Ostsee allerhand Freizeitvergnügen. Wer sich ernsthafter mit dem Thema beschäftigen möchte, tut gut an einem Revierführer, der neben Karten auch Tipps für die Tagesgestaltung geben kann.

Volle Regale: haufenweise Bücher über unsere Region

Für genauere Informationen rund um den Sport auf dem Wasser empfiehlt das Deutsche Bundesamt für Seeschifffahrt und Hygrographie (BSH) in jedem Falle das Hinzuziehen aktueller Seekarten. Auf der Messe präsentierte sich das Amt auskunftsfreudig und personalstark. Auch für die Region Vorpommern bietet das Bundesamt ein reichhaltiges Off- und Onlineangebot an, unter anderem schiffsgerechte Wetterdaten. Das Amt vertreibt Kartenmaterial selbst, verweist aber auch auf anerkannte Seekartenhändler*innen. Karten der Nautischen Veröffentlichung Verlagsgesellschaft positionieren unsere Region gleich neben der Karibik. Na wenn das nichts ist.

Auf dem Schiff im Gegensatz zum Auto Pflicht: die Karte! Das GPS alleine reicht zur Navigation nicht.

Welches Fortbewegungsmittel sollten Wasserurlauber*innen in Vorpommern denn nun wählen? Ein international bekannter Schiffsbauer mit Sitz in Greifswald macht auf der boot Vorschläge: die Hanse Yachts AG. Nach dem Fall der UdSSR 1990 gegründet, mauserte sich die damals noch Yachtzentrum Greifswald genannte Firma schnell zum Global Player und ist mittlerweile eine der größten Segelyachtherstellerinnen weltweit. Damit ist sie ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor für die ganze Region. Die größere der beiden Produktionsstätten ist nach wie vor in Greifswald beheimatet, die Firma wirbt gerne mit dem Image made in Germany. Mittlerweile gibt es ein zweites Werk in Polen. Die AG stellte auf der Messe in Düsseldorf riesige und weniger riesige glänzende Schiffe aus, denen wohl nur ein entsprechend riesiger Geldbeutel zur Genüge tut – Yachten sind und bleiben ein Luxusprodukt. Der Pressesprecher erklärte sich auf telefonische Anfrage bereit zu einem Treffen, das ich aus zeitlichen Gründen aber nicht wahrnehmen konnte. Stolz präsentierte die Hanse Yachts AG auf der Messe auch ein neues Steuerungssystem, genannt eMotion Rudder Drive, dessen Testfahrt offenbar im Greifswalder Hafenbecken stattfand. Vorpommern international.

Eins der Firmenflaggschiffe: die 17 Meter lange Hanse 583
So gut steuert es sich im Greifswalder Hafen: das neue Rudersystem im Test

Wer nicht gleich eine glänzende Yacht kaufen will, chartert besser ein Boot auf der Ostsee. In Greifswald gelingt dies unter anderem bei 1. Klasse Yachten. Der Messestand imponiert mit blauen Wassern und glücklichen Kindern, da die Webseite leider kein Verschlüsselungszertifikat aufweisen kann, machen wir uns lieber schnell aus dem Staub.

Nicht nur in Vorpommern lässt sich ein Segelboot chartern

Angekommen am Meer und endlich mit einem Schiff ausgestattet stellt sich nur noch die Frage: wohin? Wie auf den Seen Mecklenburg-Vorpommerns bieten auch für die Ostsee zahlreiche Agenturen Hilfe an. Mit einer davon war moritz.tv im Sommer 2019 auf Segeltour und präsentierte auf der boot in Kooperation mit dem Tourismusverband Vorpommern ein Aftermovie und einen (noch nicht veröffentlichten) Film zur Tour. Die South Coast Baltic Marketing Initiative vertritt einen Hafenverband von Häfen aus Vorpommern und Teilen Polens und hat sich die touristische Belebung der Region zur Aufgabe gemacht. Auch sie wirbt mit Bildern aus Greifswald.

Auch der Greifswalder Hafen wird von der Marketing Initiative angepriesen
moritz.tv auf Tour: Ostsee-Interessierte schauen Greifwalder Studierendenfernsehen

Und vielleicht, ja, ganz vielleicht, begegnet man zu guter Letzt auf dem Wasser dem Stralsunder Segler Lennart Burke. Der Sportler plant 2021 alleine in einem 6,5 Meter langen Segelboot den Atlantik zu überqueren. Die Sparkasse Vorpommern förderte das ehrgeizige Projekt und ist als Dank in roter Farbe auf dem Schiff des Stralsunders abgedruckt.

Auf Tour: mit diesem Schiff geht’s über den großen Teich

All das war nur ein kleiner, sechs Stunden dauernder, Einblick in die große Welt der boot Düsseldorf. Und selbst mit dieser begrenzten Zeit ließen sich viele und bedeutende Spuren Vorpommerns entdecken. Als Urlaubsziel hat die Region in den vergangenen Jahren einen Sprung nach oben gemacht und auch Firmen aus Mecklenburg-Vorpommern sind offenbar gern gesehene Gäste auf internationalen Messen. Vielleicht stellen in Zukunft noch mehr Menschen fest, was das Landesportal schon über das eigene Bundesland zu sagen weiß: MV tut gut.

Disclaimer: Naturgemäß stellen Firmen auf Messen ihre Angebote aus. Daher sei es verziehen, wenn in diesem Text auch Firmennamen genannt werden! Alle Ausstellenden aus der Region, die übersehen wurden, werden um Entschuldigung gebeten. Interessenkonflikte: moritz.tv begleitete die South Coast Baltic Boating Rally 2019 der South Coast Baltic Marketing Initiative und produzierte und zeigte in Kooperaton mit dem Tourismusverband Vorpommern Videomaterial der Tour.

Fotos: Jonas Greiten

Eine Spundwand, die ist schön!

Eine Spundwand, die ist schön!

Am 05.05.2017 lud der Seesportclub Greifswald Vereinsmitglieder, Greifswalder, Kinder und weitere Gäste aller Art zu einem Fest an den Hafen. Jenseits der Schwedenhäuser an der Ladebower Chaussee liegt das Vereinsgelände.

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