Studenten bilden Schüler e.V.

Studenten bilden Schüler e.V.

So schlecht geht es uns doch gar nicht, oder? Zieht man hier den sogenannten Human Development Index (HDI) zu Rate, findet sich Deutschland zwar nicht an der Spitze, aber immerhin auf dem 6. Platz wieder. Dieser Index wird jährlich im Human Development Report veröffentlicht und stellt eine Art Wohlstandsindikator dar. Doch trotz einer guten Platzierung läuft auch in Deutschland nicht alles rund. Um genau zu sein, stellt nicht nur die Digitalisierung, sondern auch die Bildung, konkret die Gleichberechtigung in der Bildung, ein riesiges Problem dar. Warum das so ist und wie versucht wird zu helfen, erfahrt ihr hier.

Wo liegt das Problem?

In Deutschland gibt es eine Schulpflicht. Ein Privileg, über das nicht jedes Land verfügt. Nicht jeder Staat hat die Infrastruktur, die qualifizierten Arbeitskräfte oder generell den sozialen Wohlstand, um sowas durchzusetzen. Deutschland allerdings schon und trotzdem ist nicht alles Gold, was glänzt. Jede*r Schüler*in hat ein unterschiedliches Lernverhalten. Für ein*e Lehrer*in in einer Klasse von 20 bis 30 Kindern oder Jugendlichen ist es leider schlicht unmöglich, das zu berücksichtigen. Die logische Konsequenz für viele Eltern(-teile) ist ein*e Nachhilfelehrer*in. Doch auch hierzulande verfügen viele Familien einfach nicht über das Geld dafür.

Aus diesem Grund gibt es den gemeinnützigen Verein „Studenten bilden Schüler e.V“. Dieser setzt es sich zum Ziel, Kindern und Jugendlichen aus bildungsfernen und einkommensschwachen Familien unter die Arme zu greifen und mehr Chancengleichheit zu schaffen. Das Prinzip ist relativ simpel: Es sollen ehrenamtliche, engagierte Studierende gewonnen werden, um kostenlose Nachhilfe anzubieten. Seit der Vereinsgründung im Jahr 2012 wurden 46 Standorte in ganz Deutschland gegründet, seit April diesen Jahres auch in Greifswald. Derzeit betreut der Verein fast 2900 Studierende und 3200 Schüler.

Wie kann ich mitmachen?

Wenn ihr Lust habt, euch als Nachhilfelehrer*in gemeinnützig einzusetzen und Kindern zu helfen, ist das gar nicht mal so kompliziert. Zu aller erst meldet ihr euch online an und werdet dann zu einem Kennenlerngespräch im jeweiligen Standort eingeladen. Dann benötigt ihr euer Führungszeugnis, in dem keine Straftaten vermerkt sein dürfen. Wenn das alles geklappt hat, sucht der Verein nach einem*r passenden Schüler*in an eurem Standort und ihr werdet vermittelt. Sobald der Verein dann eine*n passende*n Schüler*in gefunden hat, kann das Lehren beginnen.

Es gibt bereits Anfragen einiger Schulen auf eine wiederkehrende Partnerschaft mit den jeweiligen Nachhilfelehrer*innen, der Bedarf nach Nachhilfe ist also definitiv da. Dabei sei jedoch betont, dass sich der Verein in Greifswald gerade noch in der Etablierungsphase befindet und somit alles noch im Aufbau ist. Umso mehr profitiert der Verein in dieser Anfangszeit von freiwilligen Nachhilfelehrer*innen.

Was muss ich mitbringen?

Der Verein sucht speziell nach Studierenden, um einen geringen Altersunterschied in den Lerngruppen zu erreichen. Besondere Kenntnisse oder Fähigkeiten müsst ihr nicht mitbringen. Bei Problemen und Schwierigkeiten greift der Verein euch unter die Arme. Dies gilt auch für anfallende Kosten bei An- und Abreise.

Damit sich das Ganze aber auch für Schüler*innen und Lehrende lohnt, solltet ihr mindestens 1 mal pro Woche 1 bis 2 Stunden Zeit für die Nachhilfe entbehren können. Das kann aber auch mehr sein. Optimalerweise steht ihr auch über einen längeren Zeitraum zur Verfügung, um eine gewisse Kontinuität zu ermöglichen. Die Nachhilfe findet dann in einer 1:1 Betreuung, meist in den Räumlichkeiten des jeweiligen sozialen Partners statt. Das kann jedoch mit dem jeweiligen Standortleitungsteam individuell abgesprochen werden. Generell ist die Nachhilfe an nicht allzu viele Grenzen gebunden und kann mit dem Standortteam, sowie dem Schützling selbst individuell abgesprochen und koordiniert werden.

Der Verein selbst gibt dabei als wichtigsten Ratschlag auf den Weg, sich sehr mit seinem*r Nachhilfeschüler*in auseinanderzusetzen und ihr*ihm auf Augenhöhe zu begegnen. Man kann von den Schüler*innen genauso viel lernen, wie diese von euch.

Aber wer sind eigentlich diese sozialen Partner? Der Verein steht mit vielen Hilfseinrichtungen für Kinder in Kontakt, wie etwa der Caritas, der Diakonie oder diversen Jugend- und Waisenheimen. Über diese werden auch hauptsächlich die Schüler*innen, die Nachhilfe benötigen, erreicht.

Was habe ich davon?

Eine Frage, die jeden beschäftigt, die aber niemand stellen möchte. Da der Verein auf ehrenamtlichem Engagement beruht, gibt es leider keine finanzielle Vergütung. Allerdings kann euch der Verein nach 3 Monaten eine Bescheinigung für euer Engagement ausstellen. Darüber hinaus könnt ihr viele Erfahrungen als Lehrer*in machen und das auf einer sehr persönlichen Ebene, da ihr wie gesagt nur einen, beziehungsweise höchstens ein paar Schützlinge betreut. Außerdem kann doch kein Geld der Welt mit dem Teilen von Wissen und der Freude daran aufgewogen werden.

In der Abofalle gefangen?

Niemand ist an den Verein gebunden. Da ihr als Nachhilfelehrer*in nicht automatisch Teil des Vereins werdet, könnt ihr auch jederzeit wieder austreten. Solltet ihr eure Zeit beim Verein durch ein Auslandssemester oder Ähnliches pausieren müssen, ist das auch gar kein Problem.

Beitragsbild: Unsplash

Vernissage: „Wolkenkuckucksheim“ im Landesmuseum

Wer nun keine Prüfungen mehr zu absolvieren hat, fragt sich wahrscheinlich, was mit der neu gewonnenen Freizeit anzufangen ist. Wie wäre es mit einem Besuch des Pommerschen Landesmuseums?

Lichthof des Landesmuseums

Am Mittwoch, dem 24. März, eröffnet dort um 18 Uhr eine neue Ausstellung mit dem ungewöhnlichen Namen „Wolkenkuckucksheim“. Der Titel lässt erahnen, dass es dabei um Architekturvisionen handelt. Schüler des Greifswalder Humboldt-Gymnasiums haben in Workshops, die von Studenten des Caspar-Davids-Friedrich-Instituts geleitet wurden, mit moderner Architektur beschäftigt.

Die Schüler ließen sich aus der Gegenwart anregen und prüften, wie Ästhetik und Nutzen eines Gebäudes in Einklang zu bringen wären. Weitere Unterstützer des Projekts waren die Architekten kammer MV, das Studentenwerk Greifswald, die TANGRAM PlanWerkstatt GmbH, das Architekturbüro Annette Suermann, die Architektin Doreen Geuther sowie der Architekt Frank Bräsel.

Die Ergebnisse werden nun ab Mittwochabend im Lichthof des Museums zu sehen sein. Der Eintritt ist frei. Nur noch bis zum 28. März ist zudem die Ausstellung “Selbst” von Studierenden des Caspar-David-Friedrich-Instituts zu sehen. Weitere Infos dazu gibt es hier.

Foto: Pommersches Landesmuseum

Bildungsstreik: Studenten blockieren Europakreuzung

Im Rahmen des heutigen bundesweiten Bildungsstreik-Tags hat es am Mittag auch in Greifswald eine Aktion gegeben. Gegen 13:13 Uhr besetzten Studenten für gut 10 Minuten die Europakreuzung, sodass der Verkehr sich in dieser Zeit staute. An der “Bildungsstau” genannten Aktion beteiligten sich nach übereinstimmenden Angaben von Teilnehmern und der Polizei etwa 400 Kommilitonen und Schüler. Die Kollegen von moritzTV haben dazu bereits einen Videobeitrag online gestellt.

Obwohl es größtenteils friedlich zuging, trat auch die Polizei in Aktion. Von verschiedenen Kommilitonen, die als Organisatoren des Protests vermutet werden, wurden Personalien aufgenommen. Mindestens bei einer Studentin kam es dabei auch zu einer kleinen Rangelei, wie durch einen Youtube-Film dokumentiert wird:

Auf ihrer Homepage schreibt die Polizei nun: “Die Polizei ermittelt jedoch wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, weil die Versammlung nicht angemeldet war.” Zu einer ausführlichen Stellungnahme konnte der webMoritz in der Polizeidirektion niemanden erreichen. In der Blogosphäre und auch bei Twitter gab es hierzu zahlreiche kritische Wortmeldungen, zum Beispiel hier bei “daburna”.

Aufmerksam geworden war die Polizei, nach Angaben von Beamten während der Veranstaltung, durch Hinweise auf die Veranstaltung im Internet. Ob die Beamten in StudiVZ-Gruppen mitlesen, die Greifswalder Twitter-Meldungen verfolgen oder einfach den webMoritz lesen, konnten wir nicht präzise klären. Heute waren an verschiedenen Gebäuden, zum Beispiel der UB, auch kleine Zettel zu sehen, die auf die Aktion hinwiesen.

Inwieweit man diese Veranstaltung noch als Flashmob bezeichnen kann, wurde auch unter den Teilnehmern und mit Polizisten diskutiert. Da die Aktion einen expliziten politischen Hintergrund hatte, sollte sie nach gängigen Definitionen wohl eher als “Smartmob” bezeichnet werden. Fleischervorstadt-Blogger Jockel Schmidt tut das in seinem Beitrag über das Ereignis auch.

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Ein solcher Flickenteppich soll später an der Fassade des Gebäudes hängen.

Ob es neben dem Smartmob in den nächsten Tagen noch weitere Aktionen geben wird, ist noch nicht ganz klar. Eine weitere Aktion im Rahmen des Bildungsstreiks sorgte heute für Aufsehen: Studenten der Anglistik “balsamieren” ihr Gebäude, das in desolaten Zustand ist, ein. Dazu soll mithilfe von zahlreichen Stoff-Quadraten ein großer Flickenteppich hergestellt werden, der dann am Gebäude angebracht werden soll. Heute wurde an der Aktion bereits intensiv gearbeitet, wie unsere Fotografin festgehalten hat.

Fotos: Frederike Kühnel

Woche der Orientierung

“Was? Du studierst schon?” -Wer sich dieser Tage in der Vorlesung über die jungen Gesichter gewundert hat, braucht keine Angst zu haben. Nein – es gab keine Bildungsreform, die die Schüler jetzt noch früher auf die Hochschulen schickt. Auch die „Frag mich!”-T-Shirts sollten dich nicht verunsichern. Zurzeit ist das alles ganz normal in Greifswald:

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Erste Einblicke in den Hörsaal

Die Uni veranstaltet vom 19 Oktober bis zum 24. Oktober die „Woche der Orientierung“. Hier wird Schülern die Möglichkeit geboten, einmal echte Uni-Luft zu schnuppern und zu prüfen, ob das gewünschte Studienfach wirklich zu ihnen passt.

Auf einer speziellen Seite müssen sich die „Schnupper-Studenten“ registrieren und für die gewünschten Kurse einschreiben. Das Angebot erstreckt sich über alle Fächer und bietet zumeist Einführungsvorlesungen der jeweiligen Fächer an. Die Plätze sind wie im echten Studium begrenzt.

Nur vereinzelt sind die Kurse jedoch ausgebucht. Ob das an fehlendem Interesse oder einer zu großen Zahl an Plätzen liegt, lässt sich wohl erst im Nachhinein feststellen. Neben dem Besuch der Veranstaltungen erhalten die Schüler Studienberatungen und können sogenannten „Schülerguides“ Fragen zum Studentenleben, Freizeit etc. stellen.

Also keine Angst, wenn in der nächsten Vorlesung ein „Schnupper-Student“ neben dir sitzt.

Bild: (Einblick in den HS5 im Audimax) – user “rishon-lezion” via flickr