Das Theater nach draußen verlagert: Der Diener zweier Herren

Das Theater nach draußen verlagert: Der Diener zweier Herren

Das Theater Vorpommern in Greifswald befindet sich momentan im Umbau. Das hindert das Theater jedoch nicht daran, Ausweichmöglichkeiten zu finden, um uns in Greifswald Stücke zu präsentieren. Die Premiere der Komödie Der Diener zweier Herren war etwas ganz Besonderes. Am 10. Juni fand die Premiere nämlich im Innenhof des alten Universitätscampus statt. Theater unter freiem Himmel hatte ein ganz besonderes Flair. Ob das Stück mit der Location mithalten konnte?

Ein Beitrag von Maret Becker und Adrian Siegler

Am Freitagabend wurde die Premiere des Theaterstücks Der Diener zweier Herren von Carlo Goldoni aufgeführt. Mittendrin zwei Redakteur*innen des webmoritz. Wir – Maret und Adrian – haben es uns nicht nehmen lassen uns die Neufassung von Roberto Ciulli und Jürgen Fabritius zu Gemüte zu führen. Begrüßt wurden wir mit einer Pressemappe und einem ersten Blick auf die stattliche Tribüne im Innenhof der Universität. Diese war bereits gut gefüllt mit Golden Agern, aber auch einige Kommiliton*innen konnten wir in den Menschenmengen ausfindig machen. Platz genommen, kurz gewartet, um die Spannung aufzubauen, und schon ging es los.

Worum es geht

Truffaldino ist ein unglaublich hungriger Mann. Um an genug Essen zu kommen, wird er gleich der Diener zweier Herren, was unter Strafe steht. Zuerst trat er in den Dienst der als Mann verkleideten Beatrice, die auf der Suche nach ihrem Verlobten ist. Kurz darauf nimmt er durch einen Zufall auch noch den Dienst bei dem unter Mordverdacht stehenden Florindo an – der eigentlich der Verlobte von Beatrice ist. Truffaldino arbeitet gleichzeitig für ein Paar, das einander sucht und nicht findet, obwohl sie in der gleichen Unterkunft residieren. Truffaldino, immer auf der Suche nach Essen, weiß nichts von den einander Liebenden und versucht stattdessen beiden gleichzeitig zu dienen – was sich als schwieriger herausstellt als erwartet.

Die als Mann verkeidete Beatrice hält den leidenschaftlichen Silvio in Schach

Lob und Kritik

Es hat wundervoll viel Spaß gemacht, sich das Stück anzuschauen. Darüber sind wir uns beide einig. So ganz wussten wir nicht, was wir von dem Theaterbesuch erwarten konnten – Adrian zumindest war das letzte Mal vor über zehn Jahren im Theater und auch für Maret war es das erste Mal Theater im Freien.

Beginnen tut das Stück mit einem Gondolier, der durch die Kanäle von Venedig steuert. Da sich jedoch im Innenhof der Uni kein Kanal befindet und kosteneffizient keiner auf die schnelle ausgehoben werden konnten, wurden wir von einem ulkigen Anblick eines Mannes in rot-weiß-gestreiftem Hemd, eingespannt in ein gondelförmiges Konstrukt, welcher vor der Tribüne entlangpaddelt, begrüßt. Damit war die humoristische Stimmung für den Rest des Stückes gesetzt. Auf der Bühne selbst wurden unterschiedliche Bereiche suggeriert, welche unterschiedliche Räume und Orte darstellen. Mitunter die besten Szenen waren die, welche das Bühnenbild voll ausgenutzt haben und mehrere Situationen gleichzeitig gezeigt haben. Beispielsweise die Szene des Abendessens, wo Truffaldino seine beide Herren gleichzeitig bedienen muss. Dazu kommt der Kampf mit dem eigenen Hunger und der Versuchung sich beim Essen seiner Herren zu bedienen. Die Zwiegespräche der Figuren und die musikalischen Einheiten auf Italienisch waren unglaublich amüsant und unterhaltsam. Wir haben unglaublich viel gelacht.

Selbstverständlich fangen die Figuren typische Stereotypen und Prämissen klassischer Dramaturgie ein – der reiche, geizige alte Mann; seine verwöhnte Tochter; die Liebenden, welche sich aufgrund dilemmatischer Umstände nicht lieben können usw. Das tut dem Stück jedoch keinen Abriss. Im Gegenteil. Solche Charaktere machen in einem komödiantischen Stück wie diesem einen Großteil des Humors und der Stimmung aus. Besonders wenn sie gut und überzeugend gespielt werden. Das wortwörtliche Schauspiel im Theater zu beobachten hat großen Spaß gemacht. Es ist ein anderes Gefühl die Schauspieler quasi während ihrer Arbeit beobachten zu können, anstatt, wie bei einem Film, ein “Best-of” aller gedrehten Szenen.

Über das Bühnenbild selbst können wir nur gute Wort verlieren, dabei können wir uns vorstellen, dass hier eine der größten Herausforderungen für die Aufführung besteht. Das Theater musste hier wirklich mit dem arbeiten, was da war. Trotz eines, den Umständen geschuldeten, vergleichsweise rudimentären Bühnenbild wurde dieses trotzdem sehr stimmig umgesetzt. Dazu kam die Einbeziehung des Universitätsgebäudes. Die Schauspielenden gingen hinaus aus der Szene in das Audimax-Gebäude und kamen im nächsten Akt wieder aus ihm heraus. Die Vorstellungen laufen immer abends und trotz der langen Tage im Sommer konnten die Lichtinstallationen gerade gegen Ende des Stücks ihre Wirkung entfalten. In einer lauen Sommernacht, mit vereinzelten, bunten Lichtern und samtigen Klängen romantischer Zupfinstrumente kam für knapp zwei Stunden ein bisschen Italien in das nördliche Greifswald.

Truffaldino wrid abgelenkt durch Smeraldina, in die er unsterblich verliebt ist

Da wir beide anscheinend nicht die richtigen Worte finden, um unsere Erfahrungen und Eindrücke zu beschreiben, haben wir das Ganze ausgelagert:


Im Innenhof des Unigebäudes, unter freiem Himmel,
Erlebten wir gemeinsam dieses Theatergewimmel.
Die Atmosphäre fesselte uns, zog uns in ihren Bann,
Als ob die Zeit stillstand, für einen Moment nur dann.

Der Applaus erklang am Ende der Aufführung laut,
Ein Dankeschön für das Ensemble, stolz und vertraut.
Unser Besuch im Theater Vorpommern war ein Geschenk,
Eine Reise in eine Welt, die uns alle verrenkt.

– ChatGPT

Wann kann ich mir das Stück im Innenhof der Universität ansehen?

  • 23.06., 20 Uhr
  • 30.06., 20 Uhr
  • 01.07., 20 Uhr
  • 02.07., 18 Uhr
  • 07.07., 20 Uhr
  • 08.07., 20 Uhr
  • 15.07., 20 Uhr
  • 16.07., 18 Uhr

Karten sind auf der Seite des Theater Vorpommern erhältlich. Außerdem in diversen Läden und Geschäften in ganz Vorpommern. Hier lohnt sich ein Blick in die Liste mit Vorverkaufsstellen.

An dieser Stelle sei noch einmal angemerkt, dass das Theater Vorpommern uns zwei Karten zur Verfügung gestellt hat.

Beitragsbilder: Theater Vorpommern

moritz.vorpommern: Sühnersteine im mystischen Greifswald

moritz.vorpommern: Sühnersteine im mystischen Greifswald

Greifswald bietet uns allzeit eine steife Brise, Strände, Möwen und viel(es) Meer. Der webmoritz. zeigt euch die Stadt und ihre Region Vorpommern, und manchmal wagen wir uns sogar darüber hinaus. Ihr erfahrt, was wir hier lieben, welche besonderen Orte es zu entdecken gibt, was man so isst, trinkt oder worüber man spricht. Und es gibt einiges zu erkunden: Von Schlössern über Wälder bis hin zu Erlebnisdörfern. Heute nehmen wir euch mit zu den mystischen Seiten Greifswalds.

Das Konzept der Sühnersteine oder -kreuze ist heute weitestgehend in Vergessenheit geraten. Diese Objekte, mit deren Stiftung sich Täter*innen von ihrer Schuld reinwaschen wollten, konnten die Größe eines Grabsteins besitzen oder aber sehr klein sein. Ihnen allen gemein sind Erzählungen von unfassbarer Schuld, Geschichten von Macht, Hass, Gier und Intrigen. Und auch im Greifswalder Stadtbild finden sich zwei Sühnersteine.

Einer dieser Steine befindet sich in der Marienkirche in Greifswald, im Durchgang zwischen Kirchenschiff und Turm. Es handelt sich hier um einen Gotländischen Kalkstein, der als Platte in die Kirchenwand eingebaut wurde. Dieser Stein erzählt vom grausamen und geschichtsträchtigen Mord in der Silvesternacht 1462. Dem damaligen Bürgermeister und Rektor der von ihm gegründeten Universität Greifswald, Heinrich Rubenow, wurde vom Handwerksburschen Klaus Hurmann mit einer Axt der Schädel eingeschlagen. Der Mörder soll jedoch nur Handlanger einer Dreierverschwörung, bestehend aus dem damaligen Oppositionsführer im Rat, Dietrich Lange, Nikolaus von der Osten sowie dem Pommernherzog Erich II., gewesen sein. Die Beerdigung von Heinrich Rubenow fand 1463 in der Kirche des damaligen Franziskanerklosters statt, an dessen Stelle sich heute das Pommersche Landesmuseum befindet. Der Mörder wurde im anschließenden Sühnerprozess hingerichtet und die Verschwörer stifteten für das Grab den Sühnerstein, um nach dem mittelalterlichen Glauben von ihrer Schuld befreit zu werden. Seit 1792, nachdem die Klosterkirche zusammenbrach und das Grab von Rubenow verloren ging, ist der Stein in der Marienkirche zu finden.

Der zweite Sühnerstein ist in der Stralsunder Straße, ungefähr auf der Höhe der Mühle zu finden. Seit ein paar Jahren ist ein Zaun darum angebracht, wodurch der selbst eher unscheinbare Stein gut zu erkennen ist. Dieser Sühnerstein ist, im Gegensatz zum Rubenow-Exemplar, welcher als ein besonderer seiner Art in Mecklenburg-Vorpommern gilt, nämlich relativ klein. Er erinnert an den Landvogt Barnekow, welcher während Streitereien mit Stralsund im Jahre 1452 im Auftrag von Otto Fuge durch die Stadt geschleift und anschließend gerädert wurde. Auf der Höhe von Rheinberg befindet sich ein weiterer Sühnerstein des Barnekow, sein Grab ist jedoch in der Kirche St. Nikolai in Greifswald zu finden.

Beitragsbild: Adrian Siegler

555. Uni-Jubiläum: Auf den Spuren von Heinrich Rubenow

Schon einige Tage ist das neue Jahr alt und für die Universität Greifswald steht 2011 wieder ein Jubiläum an: Vor 555 Jahren gründete der damalige Bürgermeister Heinrich Rubenow III.  die alma mater gryphiswaldensis. Grund genug, um die Geschichte der Uni ein wenig zu beleuchten. Dieses Mal steht Rubenow selbst im Mittelpunkt.

Spaziert man durch die Greifswalder Innenstadt, stolpert man überall über den Namen Heinrich Rubenow. Die Rubenowstraße und den Rubenowplatz gibt es, sowie den Rubenowsaal in der Stadthalle, auch das Bier im Uniladen ist nach ihm benannt. Zweifelsohne spielte er eine wichtige Rolle für die Stadt und die Universität.

Die Gedenktafel, Schuhagen 11, erinnert an Rubenow.

Geboren wurde Rubenow um das Jahr 1410 herum und besuchte die St.Marien-Schule in Greifswald. Sein Studium absolvierte er ab 1435 an der Universität Rostock, Greifswald hatte zu diesem Zeitpunkt ja noch keine Hochschule. Mit dem Doktortitel in der Hand wurde er  1449 Greifswalder Bürgermeister. Bereits sein Großvater übte diesen Beruf in der Hansestadt aus, die Rubenowfamilie war seit Generationen äußerst einflussreich. An sein Elternhaus erinnert heute noch eine Tafel an der Fassade des Gebäudes im Schuhhagen 11. Diese wurde 1877 angebracht. (mehr …)

Denkmal: Arndts rechter Platz ist frei

Der Vertreter der Medizinischen Fakultät des Rubenow-Denkmals befindet sich als Versuchskaninchen in Potsdam.Der Rubenow-Platz ist dieser Tage sehr begehrt. Gesellige Pausenlaune macht sich breit, die Sonne versüßt den coffee to go und sind die Bänke mal besetzt, kommt der weiche Rasen für ein Nickerchen gerade recht. So säumen nun also täglich bunte Sommerfrischler das Anthrazit emporragende Rubenow-Denkmal. Mit 12,10 Meter Höhe vermag es ebenso an heißen Tagen Schatten zu spenden. Das ist gut. Doch beim Dösen und entspannen, beim verträumten umherblicken, fällt eines auf: Einer fehlt. (mehr …)