Buchrezension – (Fast) alles einfach erklärt von Niklas Kolorz

Buchrezension – (Fast) alles einfach erklärt von Niklas Kolorz

In seinem ersten Buch nimmt sich der Berliner Wissenschaftsjournalist vor, uns (fast) alles zu erklären und das auch noch einfach. Wie soll das denn gehen? Mit einem Titel, den sich am liebsten jedes Schullehrbuch aufs Cover schreiben würde, ist die Erwartungshaltung natürlich hoch. Ob ich aber enttäuscht oder überrascht wurde, erfahrt ihr jetzt.

“Das Leben ist zu kurz, um lange Vorworte zu lesen.” So beginnt… nun ja, das Vorwort. Schnell wird klar – Kolorz ist sich der Mammutaufgabe, die er sich auferlegt hat, bewusst. Um so viele Infos auf den knapp 240 Seiten unterzubringen, müssen irgendwo Abstriche gemacht werden – auch wenn es nur das Vorwort ist. Über 10 Kapitel befasst sich das Buch mit (fast) allen Entdeckungen und Erkenntnissen, die in der Geschichte das ein oder andere Weltbild auf den Kopf gestellt haben. Geschichte ist hierbei genau das richtige Stichwort. Denn nicht nur der wissenschaftliche Aspekt wird einfach erklärt – sonst wäre es ja nur ein einfaches Lehrbuch. Ein (fast) noch größeres Augenmerk liegt auf den vielen kleinen Geschichten und Anekdoten, die erzählen, wie diese bahnbrechenden Erfindungen und Ideen überhaupt zustande kamen. Einige hätte man sich wirklich nicht ausdenken können, von vor der Nase weggeschnappten Nobelpreisen, über zufällige Funde von antiken Blechplatten und den sonderbaren Leben der größten Wissenschaftler*innen der Geschichte. Aber was heißt jetzt genau “(fast) alles”?

Anfangen tut das Buch ganz am Anfang. Also ganz, ganz am Anfang – um etwas genauer zu sein, vor (fast) 13,8 Milliarden Jahren (so alt schätzt die moderne Wissenschaft zumindest unser Universum). Vom Urknall aus geht es dann in die ersten holprigen Schritte der Astronomie, zu den ersten Weltbildern und dazu, wie Galileo, Kopernikus und Konsorten die mächtige Kirche in Frage stellten. Ob Newton wirklich ein Apfel auf den Kopf gefallen ist, wie Einstein und Marie Curie eine komplett neue Welt entdeckten und schließlich über Quantenphysik in die Wissenschaft der Gegenwart. Aber auch einen Ausblick in die Zukunft möchte uns Niklas Kolorz nicht verwehren. So drehen sich die letzten Kapitel um die Aussichten der Menschheit und die Klimakrise.

Hier eine Abbildung, die das Gedankenexperiment “Schrödingers Katze” darstellen soll.

Abgerundet wird diese kleine Zeitreise durch schöne
Illustrationen, die mal besondere Objekte oder Instrumente
zeigen, mal eine experimentelle Anordnung oder
eine Darstellung der Mondphasen oder des Sonnensystems.
Diese sind sehr niedlich und stilsicher gestaltet und untermalen
den Inhalt fantastisch.

Kann ich das Buch empfehlen, und wenn ja, an wen?

Zuerst sei gesagt: Ich hatte eine wirklich unterhaltsame Zeit mit dem Buch. Wenn ich es in einem Wort beschreiben müsste, dann ist es “kurzweilig”. Die einzelnen Kapitel haben eine fantastische Länge (ca. 20-30 Seiten), um häppchenweise vertilgt zu werden.
Entsprechend möchte ich das Buch gerne ausnahmslos weiterempfehlen, allerdings tue ich mich aus verschiedenen, kleineren Gründen etwas schwer dabei: Wer sich nicht für Naturwissenschaften begeistern kann, wird das höchstwahrscheinlich auch mit diesem Buch nicht ändern können. Das Buch richtet sich in seinem Stil ganz klar an eine jüngere Zielgruppe, ähnlich wie der TikTok-Content von Niklas Kolorz. Gleichzeitig setzt es dabei aber zumindest physikalisches Grundwissen der Oberstufe voraus – wobei auch diese Sachverhalte oft unkompliziert vermittelt werden.

Zusammenfassend: Wenn ihr Fans von Niklas Kolorz und seinem Content seid, werdet ihr auf keinen Fall enttäuscht werden. Und wenn euch – wie mir – Niklas Kolorz zuvor noch kein Begriff war, lohnt sich sicherlich ein Blick auf seinen TikTok-Kanal oder in einen seiner diversen Auftritte vor der Kamera beim ARD oder SWR. Dann könnt ihr ein Gefühl dafür bekommen, was euch erwartet oder ihr lasst euch einfach überraschen.

Das Buch ist, überall wo es Bücher gibt, zu einem Preis von 16,99€ erhältlich.

Hier sei erwähnt, dass der Droemer-Knaur-Verlag so freundlich war, uns ein Exemplar zu Rezensionszwecken zur Verfügung zu stellen.

Beitragsbild: Verlagsgruppe Droemer Knaur

Angela drückt den Knopf

Angela drückt den Knopf

Im Januar das erste Helium-Plasma, gestern ein neues Event im Greifswalder Institut für Plasmaphysik, das lässt sich auch Frau Merkel nicht nehmen. Zu Besuch bei Angela und Wendelstein 7-X.

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Kultur-Kompakt: Schluss mit dem ewigen Aufschieben!

Kultur-Kompakt: Schluss mit dem ewigen Aufschieben!

Grafik: Jakob PallusSchon seit Wochen verstecken sich zahlreiche Greifswalder Studenten zu Hause oder in den Bibliotheken hinter ihren Büchern und Ordnern, wagen sich nur äußerst selten ans Tageslicht, um Prüfungen zu schreiben. Danach wird unbeirrt weiter gelernt. Was wie die Ausbildung der Akademiker von morgen aussieht, ist nichts anderes als das berühmte Aufschiebeverhalten. Wer Zerstreuung sucht, ist hier ganz richtig. (mehr …)

144 Stufen zu den Sternen

Stufe für Stufe: 35 Meter steigt man zur Greifswalder Sternwarte hinauf. Deren Trägerverein blickt zuversichtlich in die Zukunft. Nach zweijähriger Sperrung gibt es dort nun wieder Führungen. Künftig will man mehr Besucher anlocken.

Dr. Tobias Röwf, Vorstandsmitglied des Vereins „Greifswalder Sternwarte e.V.“

Bis zum Jahr 2010 waren Führungen aufgrund verschiedener Reparatur- und Sanierungsarbeiten nicht möglich. Neben brandschutztechnischen Baumaßnahmen musste ebenso giftiges Quecksilber entfernt werden. Diplomphysiker Dr. Tobias Röwf, ehemaliger Student der Universität Greifswald und derzeitig als Vorstandsmitglied des Vereins „Greifswalder Sternwarte e.V.“ tätig, ist dankbar für die Unterstützung der Universität. Nach langwidrigen, jedoch erfolgreichen Verhandlungen, könne sich der Verein neben dem Erhalt der Sternwarte, nun auch wieder der „astronomischen Bildung der breiten Öffentlichkeit“ widmen, so Röwf.

Anlässlich der Ersti-Woche gab es zwei zusätzliche Führungen. Unter den Teilnehmern befand sich Mara Nothers. Für die Studentin war es nicht der erste Besuch in einer Sternwarte. Neu war für sie die antike Atmosphäre von Räumlichkeiten und Instrumenten.
Historisch gesehen hatte die Greifswalder Sternwarte ob einiger Höhepunkte zahlreiche Rückschläge zu bewältigen. Der Ursprung der Sternwarte beziehungsweise der wissenschaftlichen Astronomie an der Greifswalder Universität lässt sich bereits vor über 230 Jahren datieren. Durch die Errichtung des Universitätshauptgebäudes bekannt, zeichnete sich der Baumeister Andreas Mayer zudem durch seine Tätigkeit als Lehrkraft für Kosmologie, Mathematik und Physik aus.

Begeistert von der Sternkunde, veranlasste er 1775 den Umbau des ehemaligen, am Ryck gelegenen Festungsturms, auch „Pulverturm“ genannt. Somit entstand die erste Sternwarte der Hansestadt Greifswald. Verstärkt durch die Vergabe der ersten Astronomieprofessur der Universität an Lambert Heinrich Röhl, wuchs eine „Ausbildungsstätte“ sowie ein „Ort der wissenschaftlichen Forschung“ heran. In den folgenden Jahrzehnten hatte die Greifswalder Himmelskunde mehrere Schwierigkeiten zu überwinden: Neben der französischen Besetzung im Jahre 1807 und der einhergehenden Nutzung des „Pulverturms“ für militärische Zwecke kam es zum Verlust diverser Instrumente. Bereits drei Jahre später begann ein jahrelanger Streit zwischen der Stadt und der Universität, der 1826 mit der Übergabe des Turms an die hansestadt endete. (mehr …)