Guess who’s back: Uni im Rathaus!

Guess who’s back: Uni im Rathaus!

2006 fand die erste Vortragsreihe “Universität im Rathaus” statt, heißt es auf der Website der Universität Greifswald. Seitdem stellen Wissenschaftler*innen aus Greifswald im Bürgerschaftssaal ihre jeweiligen Arbeiten vor – aber nicht im klassischen Uniformat, sondern auf eine Weise, die allgemeinverständlich ist und kein Fachwissen erfordert. So können vor allem Nicht-Studierende einen Einblick in die Strukturen der Universität erlangen. Und das völlig umsonst!

Diesen Montag um 17 Uhr wird wieder der Beginn der alljährlichen Vortragsreihe “Universität im Rathaus” eingeläutet. Unter dem Hashtag #wissenlocktmich … zur Universität Greifswald werden ab jetzt jeden Monat Greifswalder Wissenschaftler*innen von Oktober bis Ende Januar ihre Forschung und Forschungsergebnisse vorstellen. Dabei soll der Fokus vor allem darauf liegen, die Verbundenheit zwischen der Universität und den Bewohner*innen Greifswalds und Umland zu stärken, sowie Wissen allgemeinverständlich an alle zu vermitteln, die sich für Wissen und Wissenschaft begeistern.

Die Vortragsreihe findet auch in diesem Jahr im Bürgerschaftssaal des Rathauses statt – ein Symbol dafür, dass Forschung und Wissen nicht in den eigenen vier Wänden der Uni verbleiben, sondern Wirtschaft, Leben, Kultur und soziales Engagement auch in der Stadt stark prägt. Zudem ist der Zugang barrierefrei und somit für jede Person erreichbar, die Lust hat, vorbeizukommen. Und wer spontan Zeit hat, muss nicht bangen – eine Anmeldung ist vorher nicht nötig, ebenso wenig wie Eintrittsgeld, da die Vortragenden auf ein Honorar verzichten und die Stadt den Saal kostenfrei zur Verfügung stellt. Organisiert wird das Ganze von der Universitäts- und Hansestadt sowie der Universität Greifswald.

Dies sind die angekündigten Vorträge:

Am 16.10.2023: Ein Baustein der Verkehrswende: die Förderung des Radverkehrs – hier stehen die Möglichkeiten, nach geltendem Recht den Radverkehr zu fördern, im Mittelpunkt. Insbesondere soll es um die Frage gehen, ob und wie die Aufteilung der Straße auf verschiedene Nutzende neu gestaltet werden kann. Vortragender ist Prof. Dr. jur. Michael Sauthoff.

Am 13.11.2023: Sind medizinische Untersuchungen immer hilfreich? Diagnostik kann auch schaden! Vortragender ist Prof. Dr. rer. med. habil. Dr. phil. Carsten Oliver Schmidt.

Am 11.12.2023: Körpermodelle im Gehirn – fundamental, flexibel und fragil. In diesem Vortrag stellt sich vor allem die Frage nach der Funktion und Anpassung des Gehirns, ein „eigenes“ – stabiles – Körpermodell zu erstellen, welches sich flexibel an Umstände wie z.B. Veränderungen der Umwelt anzupassen vermag. Und wo liegen die Grenzen bei diesen neuronalen Körpermodellen? Vortragender ist Prof. Dr. Jakub Limanowski.

Am 08.01.2024: Ernst Troeltsch und die umstrittene Modernität des Christentums. Vortragender ist Prof. Dr. theol. Tobias Braune-Krickau.

Am 22.01.2024: Die Prinzessinnenbibliothek. Eine schwedisch-preußische Geschichte über Kulturaustausch, mächtige Frauen und die Welt der Bücher. Vortragender ist Prof. Dr. phil. Clemens Räthel.

Es gibt leider bisher noch nicht zu allen Vorträgen genauere Informationen. Checkt gern regelmäßig die Uni-Website zu Universität im Rathaus nach Neuigkeiten.

Was? Universität im Rathaus
Wann? Jeweils montags, um 17 Uhr
Wo? Bürgerschaftssaal des Rathauses (am Markt)
Sonstiges? Eintritt ist frei, Anmeldung vorher nicht nötig, Zugang ist barrierefrei

Beitragsbild: Juli Böhm

Die Mediziner*innen und das Praktische Jahr – Viel Arbeit, viel Verbesserungspotenzial

Die Mediziner*innen und das Praktische Jahr – Viel Arbeit, viel Verbesserungspotenzial

Am 19. Juli fand der bundesweite Aktionstag für ein faires Praktisches Jahr (PJ) statt. Ins Leben gerufen wurde dieser von der „Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V.“, kurz bvmd, und wurde in Zusammenarbeit mit dem Hartmann- und Marburger Bund durchgeführt. Der FSR Medizin hat sich an diesem Aktionstag beteiligt und hierfür neben einer Demonstration vor der Uniklinik auch einen Vortrag zu dem Thema „Rechte und Pflichten im Praktischen Jahr“ organisiert. Gehalten wurde dieser von Lars Grabenkamp, dem Geschäftsführer des Marburger Bunds Mecklenburg-Vorpommerns. Anlass genug für den webmoritz. mal hinter das Praktische Jahr zu blicken. Also, was ist das Praktische Jahr und warum sind so viele Menschen unzufrieden mit den Umständen und setzen sich für ein faireres PJ ein?

Das ist das Praktische Jahr

Aber von Anfang an. Zuerst beschäftigen wir uns mit dem Aufbau des PJ. Um das PJ absolvieren zu können, muss jede*r Medizinstudierende das zweite von drei Staatsexamina bestanden haben. Hat man das also geschafft, kann man in das PJ gehen. Dieses gliedert sich in drei Teile (Tertiale) auf. Man verbringt jeweils 16 Wochen in der inneren Medizin, der Chirurgie, oder einem klinisch-praktischen Wahlfach. Eine 32-Stunden-Woche ist vorgeschrieben, genauso wie die Zahl der maximal zu erlaubenden Fehltage. In dieser Zeit kann man sich 30 Fehltage erlauben, allerdings nur 20 in einem Tertial. Mit einem Härtefallantrag lässt sich dies allerdings überschreiten. Auch wird bei den Fehltagen nicht zwischen Kranken- und Urlaubstagen unterschieden. Für einen einheitlichen Verdienst gibt es in der Approbationsordnung für Ärzte keine Regelung.

Das sagen die Kritiker*innen

Gerade die bvmd sieht bei diesen Regelungen Handlungsbedarf. Der FSR Medizin unterstützt die Forderungen der bvmd und hat sich auch aus diesem Grund am Aktionstag für ein faireres PJ beteiligt. Diese sehen eine einheitliche Aufwandsentschädigung, eine Trennung von Kranken- und Urlaubstagen, einen festgeschriebenen Abstand zwischen dem PJ und dem dritten Staatsexamen, sowie eine Lehre im PJ vor. Hier werden vor allem bundeseinheitliche Regelungen gefordert. Neben dem FSR Medizin erklärten auch der Ring Christlich-Demokratischer Studenten Greifswald und die Bundestagsabgeordnete Simone Borchardt (CDU) ihre Unterstützung der Forderungen der bvmd und die lokale Bundestagsabgeordnete Anna Kassautzki (SPD) war bei dem Aktionstag in Greifswald vor Ort und richtete einige Worte an die Studierenden. Der Marbuger Bund MV geht in seinen Forderungen noch weiter. Lars Grabenkamp, der Geschäftsführer des Marburger Bund MV, erklärte gegenüber dem webmoritz., dass man auch fordere, dass PJler keine Wochenend- oder Nachtarbeit leisten und genügend Zeit zum Selbststudium haben. Man fordere aber auch, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden und daraus folgend, dass es Sanktionsmöglichkeiten geben solle, sollten die gesetzlichen Vorgaben nicht eingehalten werden.

Auch die Universitätsmedizin Greifswald (UMG) unterstützt eine Reihe der Forderungen der bmvd. Christian Arns, der Presseprecher der UMG, erklärte zudem auf Nachfrage, dass es ein gemeinsames Ziel sei, dass PJ fair auszugestalten. „Wünschenswert wäre zudem die bundesweite Vereinheitlichung durch entsprechende Regelungen, die auch die (Re-) Finanzierung beinhalten“, so Arns weiter.

So lief der Aktionstag

Den bereits angesprochenen Aktionstag organisierte der FSR Medizin in Zusammenarbeit mit dem Marburger Bund MV. Der FSR Medizin bezeichnete den Aktionstag in Greifswald als „erfolgreich“. Rund 150 Teilnehmende waren bei der Demonstration inmitten der Prüfungsphase und bei regnerischem Wetter anwesend. Auch der Marburger Bund zeigt sich auf Nachfrage „sehr zufrieden“ mit dem Aktionstag. Lars Grabenkamp, der Geschäftsführer des Marburger Bund MV, erklärte zudem, es habe eine gute Beteiligung, eine gelungene Organisation sowie tolle Wortbeiträge gegeben. Auch die Universitätsmedizin Greifswald (UMG) erklärte auf Nachfrage, dass es eine Selbstverständlichkeit sei, dass Studierende an einer solchen Veranstaltung teilnehmen würden.

Erste Entwicklungen sind auch schon zu verzeichnen. So teilten, wie schon angesprochen, der RCDS Greifswald und Simone Borchardt (CDU) als Bundestagsabgeordnete ihre Unterstützung der Forderungen, nach dem Aktionstag, mit. Lars Grabenkamp zufolge hat das Thema durch den Aktionstag vor allem Aufmerksamkeit bekommen. So habe es u. a. interessierte Nachfragen von Studierenden gegeben.

So ist die Situation in der Praxis

Einen Einblick in den Praxisalltag liefert das PJ-Barometer des Marburger Bund. Dieses ist eine Umfrage, welche vom Marburger Bund durchgeführt wird und an der rund 1.700 PJler und ehemalige PJler, deren PJ nicht länger als drei Jahre zurückliegt, teilgenommen haben. Die Ergebnisse zeichnen ein Bild, welches schockieren sollte.

So geben knapp 55 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie zwischen 40 und 50 Stunden im ersten Tertial im Rahmen des PJ in einem Krankenhaus arbeiteten. Dementsprechend fanden auch 39 Prozent nicht ausreichend Zeit zum Selbststudium. Auch sind nach der Befragung knapp 78 Prozent auf elterliche Zuwendungen angewiesen. 17 Prozent erhalten bis zu 300 Euro im Monat an Aufwandsentschädigung, während 11 Prozent keine Geld- oder Sachleistungen erhalten. Die große Mehrheit der Befragten (61 Prozent) erhält eine Aufwandentschädigung ab 300 bis 649 Euro. Nur einmal zum Vergleich: Die durchschnittliche Miete kostete im Jahr 2021 779 Euro. Mit einer durchschnittlichen Aufwandentschädigung kann man also nicht mal die Miete zahlen, wenn man Pech hat. Das Ergebnis der Umfrage zeige auch, dass der klassische PJler meist als Lückenfüller dort arbeitet, wo Bedarf auf der Station bestehe, so der Marburger Bund in der Erklärung des Ergebnisses.

Erfreulich ist hingegen, dass die Lehre in ihrer Qualität als mehrheitlich gut bis sehr gut bewertet wird. Auch gibt es bei einer Mehrheit der Befragten (59 Prozent) Unterricht oder Seminare für PJler. Weiterhin fühlen sich 6 Prozent der Befragten ausreichend durch Kolleg*innen wertgeschätzt.

So ist die Situation an der Universitätsmedizin Greifswald

Aber schaut das PJ in Greifswald genauso aus, wie in der Umfrage dargestellt? Um diese Frage zu beantworten, haben wir bei der UMG nachgefragt. Diese rangiert auf der Seite pj-ranking, wo PJler ihr Praktisches Jahr anonym bewerten, auf Rang 275 von 360 bewerteten Kliniken (Stand: 22.8.2023). Auf Nachfrage erklärte Christian Arns hierzu, dass der UMG dieser Umstand bewusst sei und die UMG sich verbessern und die inhaltliche Ausgestaltung optimieren müsse, damit diese ein beliebter PJ-Standort werde. „Darüber hinaus würde durch Festlegung und Sicherstellung einer bundesweit einheitlichen Vergütung das Bewertungskriterium Gehalt und damit die Kritik an der niedrigen Aufwandsentschädigung entfallen“, so Arns weiter. Gerade wird von der UMG eine Aufwandsentschädigung von 400 Euro pro Monat ausbezahlt. Eine Summe, mit der selbst die UMG nicht zufrieden ist. Allerdings zahle man die Aufwandsentschädigungen aus Eigenmitteln der UMG. „Weswegen wir diese nicht aus eigener Kraft erhöhen können“, meint Christian Arns hierzu.

Wie genau ein PJ an der UMG abläuft, lasse sich nicht schnell beantworten, da die konkreten Abläufe in den 21 Kliniken der UMG nicht identisch seien. Allerdings gebe es nach Wissen der UMG keine großen Abweichungen zu der Durchführung an anderen Kliniken. Im Mittelpunkt stehe aber die Ausbildung an der Patientin oder dem Patienten. „Die PJ-Studierenden sollen unter Anleitung, Aufsicht und Verantwortung der ausbildenden Ärzt*innen auf den Stationen, in den Ambulanzen oder im OP ärztliche Tätigkeiten ausüben. Die Studierenden sind darüber hinaus an Lehrvisiten, klinischen Besprechungen und Demonstrationen beteiligt“, so Christian Arns hierzu. Auch sei ein wichtiges Ziel der UMG die Mitarbeit im Klinikalltag in all seinen Facetten.

So schaut’s aus

Rund um das Praktische Jahr besteht also deutlicher Handlungsbedarf. Gerade wird dieser Handlungsbedarf in letzter Konsequenz auf dem Rücken der PJler ausgetragen. Aber auch Kliniken müssen sich weiter nach Verbesserungsmöglichkeiten umsehen, zumindest solange es keine bundeseinheitlichen Standards gibt. Auch über die Finanzierung muss nicht erst ab 2027 nachgedacht werden, sondern schon vorher muss eine Lösung stehen, die einheitlich regelt, wie und in welcher Höhe PJler bezahlt werden. Solange Kliniken wie die UMG ihre begrenzten Eigenmittel verwenden müssen, um sich Aufwandsentschädigungen leisten zu können, können diese bei der breiten Masse der Kliniken nicht in einer Höhe sein, welche für alle Seiten zufriedenstellend ist. Hier sind die entsprechenden Stellen gefragt, eine Lösung zu finden. Eine erste Reform der Approbationsordnung für Ärzte könnte bereits 2027 kommen. Es bleibt abzuwarten, ob diese Reform das PJ zum Besseren beeinflusst.

Beitragsbild: Luis Melendez auf Unsplash

CaMeTa-Staffellauf: (un-)sichtbares Licht

CaMeTa-Staffellauf: (un-)sichtbares Licht

Was hat es mit dem CaMeTa-Staffellauf auf sich? Der CaMeTa-Staffellauf ist eine kollaborative Beitragsreihe zu einem großen Thema in Zusammenarbeit mit anderen Campusmedien deutschlandweit. Das Thema dieses Mal: „Un-)sichtbar“. Auch wir sind wieder bei diesem Projekt dabei, dieses Mal mit gleich zwei Artikeln. Den Ersten durftet ihr euch bereits am 08.07. zu Gemüte führen und wenn der Stab einmal quer durch Deutschland gewandert ist, folgen wir nun mit dem Zweiten.

Was hat es mit dem Ganzen auf sich?

Ist Licht wirklich unsichtbar, oder macht seine Existenz die Dinge erst sichtbar? Die Naturwissenschaft hat auf diese Frage klare Antworten: Ja und Nein.
Das Thema ist leider ein bisschen komplizierter, weshalb wir zuerst ein paar Vorüberlegungen anstellen müssen. Grundsätzlich muss für den Rahmen dieses Artikels festgelegt werden, was Unsichtbarkeit eigentlich für uns bedeutet.

Von Zitronensaft und Affen-NFTs

Hierzu ein kleines Beispiel: Jede*r von euch kennt den Trick der Zaubertinte aus Zitronensaft. Wenn man diesen auf Papier aufträgt, ist deutlich zu sehen, wo der Saft aufgetragen wurde. Trocknet der Saft allerdings, hinterlässt er keine sichtbaren Spuren auf dem Papier. Erst wenn Licht das Papier durchleuchtet, sind die Saftspuren erkennbar.

Daraus schließen wir, dass etwas existiert, wenn wir es sehen können. Bei dieser Definition fallen jedoch einige Dinge aus dem Raster. Beispielsweise digitale Güter wie NFTs oder Cryptowährungen. Natürlich kann ich den Betrag in meiner Bitcoin-Wallet einsehen oder mein überteuertes Affen-NFT bestaunen, jedoch sind dies nur digitale Konstrukte, welche am Ende des Tages aus Nullen und Einsen bestehen, die wiederum selbst keine physischen Objekte darstellen. Wenn von einem Moment auf den nächsten alle technischen Geräte verschwinden und wir keine neuen bauen können, kann ich mein Affen-NFT nicht mehr sehen. Existiert es dann noch?

Wir wollen noch einen Schritt weiter gehen. Stellt euch vor, ich habe kurz vor dem imaginären Zusammenbruch der digitalen Welt einen Insider-Tipp bekommen und es tatsächlich geschafft, mein NFT zu verkaufen und den Erlös zu Bargeld – oder noch besser: Gold – zu machen. Selbst, wenn jetzt nie wieder ein NFT seine*n Besitzer*in wechseln kann, und eine jede Cryptowährung an Bedeutung verloren hat, wird mein Geld oder Gold trotzdem einen gewissen Wert haben. Das Affen-NFT existiert sozusagen metaphorisch in meinen zukünftigen Einkäufen weiter. Seine Existenz ist demnach nicht von der Hand zu weisen.

Daraus ergibt sich, dass etwas existiert, wenn wir seine Wirkung wahrnehmen können. Aber warum der ganze Definitionskram? Weil Licht schlicht und ergreifend in genau diese Lücke fällt: Wir können es nicht sehen, aber wahrnehmen.

Hähhh, wie Licht nicht sehen?

Licht besteht aus kleinsten energiegeladenen Teilchen – den Photonen. Diese bewegen sich mit der namensgebenden Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend. Die Lichtgeschwindigkeit beträgt dabei 299 792 458 m/s. Damit legt es die Strecke von hier bis zum Mond in ungefähr 1,3 Sekunden zurück und die zur Sonne (oder eher von der Sonne zu uns) in knapp 8 Minuten. Darüber hinaus kennen unsere aktuellen physikalischen Vorstellungen nichts Schnelleres als die Lichtgeschwindigkeit. Und hier haben wir auch schon das Problem: Wir können dem Licht nicht voraus sein, keine Momentaufnahme machen. Einzelne Photonen sind einfach so schnell und gleichzeitig so klein, dass wir sie nicht ausmachen können.

Aber große Mengen an Photonen könnten doch durchaus erkennbar sein. Schließlich ist es auch nicht ganz leicht einzelne Regentropfen auszumachen, den dazugehörigen Regenschauer erkennen wir aber spätestens dann, wenn wir nass werden. Und wie erklären sich eigentlich an bewölkten Tagen einzelne Lichtstrahlen, die gut sichtbar durch die Wolken brechen?

Welche Farbe hat das Licht?

Eine weitere wichtige Eigenschaft des Lichts ist sein Auftreten. Licht breitet sich mit Lichtgeschwindigkeit in einer elektromagnetischen Welle aus. Diese Welle trifft auf ihrer Reise auf unzählige andere Teilchen, die mit den Photonen aufeinanderprallen. Dabei geben die Photonen ihre Energie an die viel langsameren Atome und Moleküle aus der Umgebung ab, was die Wellenlänge der Photonen verändert. Und das sogar ganz erheblich. Die Wellenlängen von Strahlung im elektromagnetischen Spektrum können zwischen 0,0001nm (kleiner als ein Atom) im Falle von Gamma-Strahlung und mehreren hunderten Metern im Falle von langwelligen Radiowellen ausfallen. So riesig dieses Spektrum auch sein mag, kann unser Auge nur den Bereich zwischen zirka 400nm und 780nm erkennen. Das entspricht gerade einmal 0, 000 000 004% des gesamten elektromagnetischen Spektrums. Jedoch ist dieser Bereich alleine genug, um alle Farben, die wir kennen, wahrzunehmen.

Damit lässt sich auch das Geheimnis hinter den Lichtstrahlen erklären: Während die Photonen von der Sonne auf die Erde treffen, durchqueren sie die Wolkenschicht über der Erde und stoßen dort gegen etliche Wasser- und Gasteilchen und verändern ihre Wellenlänge und damit die Farbe, die wir wahrnehmen.

Das wirklich (un-)sichtbare Licht

Nun stellt sich die Frage nach dem restlichen Spektrum. Das Licht mit Wellenlängen außerhalb des sichtbaren Spektrums ist zwar für unsere Augen nicht direkt erkennbar, der Mensch hat allerdings trotzdem dutzende Anwendungsgebiete für ebendieses Licht gefunden. Fangen wir beim sehr kurzwelligen Bereich an: Die kurzwelligste Strahlung ist die Gamma-Strahlung, wessen Photonen auch die meiste Energie mitbringen. Entsprechend schädlich ist direkter Kontakt mit dieser Form von Strahlung. Glücklicherweise schützt die Ozon-Schicht der Erde vor direkter Gamma-Einstrahlung. Außerhalb der Erdatmosphäre ist diese schützende Schicht jedoch nicht mehr da, weshalb unter anderem auch eine Besiedlung anderer Planeten nach wie vor unvorstellbar wäre. Auf der anderen Seite können Gamma-Detektoren an Satelliten Strahlung von weit entfernten Galaxien messen, etwa im Fall einer Supernova (ein Stern, der in sich zusammenbricht). Solche Messinstrumente erlauben die Betrachtung von Teilen des Universums, welche zu weit entfernt sind, um sie mit Teleskopen zu beobachten.

Nicht weniger interessant und für unser heutiges Leben nicht mehr wegzudenken sind X-Rays (Röntgenstrahlung). Röntgenaufnahmen von unserem Inneren sind nur möglich, da Röntgenstrahlen gerade genug Energie haben, um durch weniger hartes Material wie Gewebe oder Organe hindurch zu strahlen, aber von den härteren Knochen aufgehalten werden. Röntgenstrahlen sind etwas langwelliger und besitzen demnach auch weniger Energie. Aus diesem Grund sind sie erst so umfangreich in der Medizin anwendbar, da ein direkter Kontakt deutlicher weniger fatale Folgen mit sich bringt, verglichen mit den energiereicheren Gamma-Strahlen. Lange sollte man sich den Röntgenstrahlen jedoch trotzdem nicht aussetzen.

Noch ein bisschen langwelliger, aber noch nicht ganz sichtbar ist die ultraviolette Strahlung (UV-Strahlung). Diese ist ebenfalls für uns gefährlich, wenn auch nicht ganz so akut wie beispielsweise die Gamma-Strahlung. Dafür tritt die UV-Strahlung gleich in 3 Varianten auf: UV-A Strahlung wird von der Atmosphäre absorbiert und erreicht die Erde nicht, UV-B und UV-C Strahlen dringen jedoch in die Erdatmosphäre ein und erreichen auch die Erdoberfläche. Dabei sind UV-B Strahlen energiereicher und in der Regel auch für den klassischen Sonnenbrand verantwortlich.

Knapp oberhalb des sichtbaren Spektrums befindet sich das Infrarotlicht, das vor allem in der Signalübertragung seine Anwendung findet. Beispielsweise schicken TV-Fernbedienungen ihre Signale per Infrarot. Weiterhin wird es für Wärmebildkameras, Überwachungssysteme oder in der Medizin zur Schmerzlinderung oder der Feststellung von Krebserkrankungen genutzt.

Was ist Licht denn jetzt genau?

Licht ist sichtbar. Nur eben ein sehr kleiner Teil des gesamten Spektrums. Wenn wir uns allerdings vor Augen halten, wie viele Farben wir alleine mit dieser kleine Spanne wahrnehmen können, würde unser Gehirn wahrscheinlich durchdrehen, wenn wir einen deutlich größeren Teil des Lichtspektrums sehen könnten. Auch würde sich aus evolutionstechnischer Sicht eine Ausweitung des sichtbaren Spektrums als nicht sonderlich nützlich erweisen. Die meisten Formen der Strahlung unterhalb des sichtbaren Bereichs werden größtenteils durch die Erdatmosphäre geblockt. Erst der technische Fortschritt hat es uns überhaupt ermöglicht mit diesen Formen der Strahlung in Kontakt zu kommen. Und darüber hinaus kann ich mir gar nicht vorstellen, wie es sein müsste in einer Stadt zu stehen und jedes Handy- oder TV-Signal wäre für das Auge sichtbar.

Am Ende ist es wahrscheinlich ganz gut, dass wir nur so viel Licht sehen können, wie wir es tun. Eine Welt in der wir allerdings nur das sichtbare Spektrum des Lichts wahrnehmen können, ist für uns nicht mehr vorstellbar. Demnach ist das Licht der Held unserer Welt, das sich nur dann zu erkennen gibt, wenn wir es am meisten brauchen.

Titelbild: Adrian Siegler
Beitragsbild: Will Swan auf Unsplash

Aufklärung an der Universität Greifswald. Kontroversen und Reformen

Aufklärung an der Universität Greifswald. Kontroversen und Reformen

Der Teil des historischen Pommerns, in dem auch Greifswald liegt, stand während des gesamten 18. Jahrhunderts unter schwedischer Herrschaft. In diese Zeit fällt außerdem eine wichtige Epoche der europäischen Geschichte – die Aufklärung. Die Kontroversen ihrer Anhänger*innen und Gegner*innen in Kombination mit der fremden Herrschaftsgewalt prägten auch die Universität Greifswald.

Ein wesentliches Ziel der Aufklärung bestand darin, eine auf Vernunft und Freiheit ausgelegte Staats- und Gesellschaftsordnung zu schaffen. Damit stellte sie eine Reaktion auf die Konfessionskriege zwischen Katholik*innen und Protestant*innen im 17. Jahrhundert und die seit dem Mittelalter bestehende Ständegesellschaft dar. Deren Einteilung in Geistliche, Adelige und Bürger*innen, wurde von Letztgenannten durch die Steigerung des allgemeinen Bildungsniveaus zunehmend kritisch hinterfragt.

Konflikte an der Universität Greifswald

Innerhalb der Universität ergaben sich bei der Besetzung von Professuren immer wieder Konflikte zwischen dem Senat und der schwedischen Regierung. Obwohl der Senat als einzige Instanz die Befugnis besaß, diese Stellen zu besetzen, versuchte die schwedische Regierung mehrfach Einfluss zu nehmen, um Dozierende mit aufklärerischen Ideen einstellen zu lassen. Senat und Dozierende sahen dadurch die Autonomie der Universität gefährdet, welcher per Gesetz eine eigene Gerichtsbarkeit zugesichert worden war, die also von der Regierung Pommerns – der vorherigen herzoglichen wie auch der neuen schwedischen – unabhängig war. Hinzu kamen vermutlich, zumindest teilweise, konservative Gesinnungen und eine grundsätzliche Ablehnung einer fremden, also nicht pommerschen, Regierung in Pommern.

Ein Beispiel für diesen Autonomiestreit ist die Berufung des pro-aufklärerischen Konrad Friedlieb an die Universität Greifswald. Die schwedische Regierung versuchte mehrmals Einfluss auf die Universitätsleitung zu nehmen, ihn als Dozierenden einzustellen, und war damit schließlich trotz Widerständen innerhalb des Kollegiums erfolgreich. Am Ende des 17. Jahrhunderts ernannte die Regierung zudem mehrere Naturrechtler, also Aufklärer, die sich mit allgemeinen Rechten – im heutigen Sinne “Menschenrechten” – befassten. Hiergegen hatte vor allem der Theologe Johann Friedrich Mayer vorzugehen versucht.

Moderne Wissenschaft

Im Jahr 1763 wurde der Botanische Garten mit dem Ziel naturwissenschaftlicher Forschungsbeobachtungen errichtet. Das stellte einen klaren Bruch mit den bisher üblichen Forschungsmethoden dar, die ausschließlich in theoretischer Untersuchung der Natur und primär auf der Grundlage antiker Bücher bestanden. Nun sollten durch den Botanischen Garten eigene Untersuchungen am lebenden Objekt die Forschungsmethode bilden. Das entspricht der Grundlage heutiger empirischer Forschung.

Zwölf Jahre später wurden durch König Gustav III. von Schweden weitere Änderungen des Lehrbetriebs in diese Richtung beschlossen. Dazu wurde im Fangelturm – am heutigen Hansering, direkt am Ryck gelegen – ein Observatorium für astronomische Beobachtungen eröffnet. Zusätzlich wurden ein Medizinkolleg für praktische medizinische Lehre (anstelle des Lesens antiker medizinischer Texte), sowie die Stelle eines Zeichenmeisters eingerichtet. So wurde weitere empirische Forschung ermöglicht.

Ergebnisse

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass an der Universität Greifswald im Zuge der Aufklärung während der schwedischen Herrschaft über Vorpommern einige heftige Kontroversen bestanden. Dennoch konnten sich einige aufklärerische Entwicklungen durchsetzen. Diese wirken sich teilweise bis heute auf Grundlagen der Lehre an der Universität Greifswald, beziehungsweise an modernen deutschen Universitäten grundsätzlich aus. Empirische praxisorientierte Forschung ist heute im Lehrbetrieb naturwissenschaftlicher und medizinischer Fächer grundlegend, obwohl auch weiterhin zusätzlich theoretisches Wissen vermittelt wird. Aber ein naturwissenschaftliches oder medizinisches Studium ohne Praxisanwendung ist heute unvorstellbar. Wenn ihr euch weiterhin für das Thema interessiert und gerne mehr darüber erfahren möchten, kann ich euch folgende Quellen ans Herz legen, die ich verwendet habe:

diese Bücher:
Schubel, Friedrich: Universität Greifswald (Mitteldeutsche Hochschulen Bd. 4), Frankfurt am Main 1960, S. 34-41
Wilhelmus, Wolfgang et al.: Universität Greifswald 525 Jahre, Berlin (DDR) 1982, S. 18-22

sowie diese Internetquelle:
Studyflix. Aufklärung (Epoche): https://studyflix.de/deutsch/aufklarung-epoche-3524.

Beitragsbild: Laura Schirrmeister

Aufklärung zur Organspende

Aufklärung zur Organspende

Ein Organspendeausweis ist nicht nur zur Organspende da, er schafft auch Klarheit – vor allem für die Angehörigen, die sonst vor einer schwierigen Entscheidung stehen. Während über 9.000 Menschen in Deutschland auf ein Spenderorgan warten, gab es 2020 lediglich 913 Organspenden. Um über Organspende zu informieren, startet nun am Dienstag um 19 Uhr eine Vortragsreihe der AG Aufklärung Organspende. Den Auftakt macht eine sehr persönliche Geschichte mit Einblicken in ein Leben mit Herz- und Lungentransplantation.

Das Projekt Aufklärung Organspende agiert als studentische Initiative mittlerweile bundesweit in einzelnen Lokalgruppen – so auch in Greifswald. Ziel der Arbeit ist es nach eigenen Angaben, eine “sachgerechte, unabhängige und neutrale Informationsvermittlung über den Themenkomplex Organspende und Hirntod” auszubauen. Demnach wird Aufklärungs- und keine Überzeugungsarbeit für oder gegen eine Organspende geleistet –  denn problematisch ist vor allem der Umstand, dass Angehörige bei einem fehlenden Organspendeausweis häufig nicht wissen, wie die richtige Entscheidung auszusehen hat.

Aus diesem Grund werden vor allem Projekte in Schulen durchgeführt. Daneben werden aber beispielsweise auch Vorträge rund um das Themenfeld Organ- und Zellspende angeboten. In Greifswald startet dafür nun am 03. Mai eine Vortragsreihe mit einer persönlichen Erzählung: Jan Kurtenbach wird offen aus seinem Leben vor, während und nach der Transplantation eines neuen Herzens und einer neuen Lunge berichten. Im Laufe der Vortragsreihe erwarten euch außerdem Einblicke einer operationstechnischen Assistentin zum Ablauf der Transplantation (30.05.) sowie eine Betrachtung der ethischen und rechtsmedizinischen Aspekte. Für die genauen Termine schaut am besten beim Instagram-Account @aufklaerungorganspende.hgw vorbei.

Der Vortrag findet hybrid statt. Wenn ihr in Präsenz teilnehmen wollt, dann könnt ihr euch bei diesem Google-Formular anmelden. Andernfalls findet ihr hier den Link zu Zoom.

  • Was? Auftakt zur Vortragsreihe rund um Organspende
  • Wann? Dienstag, 03. Mai 2022, 19 Uhr
  • Wo? Uniklinik, HS Süd oder bei Zoom
  • Anmeldung? Die Teilnahme ist kostenlos, ihr müsst euch lediglich für eine Präsenzteilnahme anmelden.

Beitragsbild: Pawel Czerwinski auf Unsplash