Greifswald feiert: 250 Jahre Caspar David Friedrich

Greifswald feiert: 250 Jahre Caspar David Friedrich

Egal ob man Medizin, Philosophie oder Jura in Greifswald studiert: Wissen über Kunst wird in unserer schönen Hansestadt jeder*m mitgegeben. Wissen über einen ganz bestimmten Maler: Caspar David Friedrich. Wer neu in die Stadt kommt, bemerkt sofort die Omnipräsenz des Künstlers. Da ist es selbstverständlich, dass Greifswald als Friedrichs Geburtsort auch seinen Geburtstag feiert. Dieser jährt sich 2024 zum 250. Mal, was mit einem großen Programm gefeiert wird.

Aushängeschild der Stadt

Caspar David Friedrichs Erbe ist ein Mittel, mit dem sich die Kleinstadt in Vorpommern bundesweit bekannt macht. Das Pommersche Landesmuseum, das Caspar-David-Friedrich-Zentrum im Geburtshaus des Malers der Frühromantik oder das historische CDF-Stadtfest jeden August: Greifswald bietet seinen Einwohner*innen und Besucher*innen allgemein schon ein breites Programm zum Freigeist und Visionär Friedrich. 2024 wird das Ganze auf ein neues Level gehoben. Über 366 Tage verteilt gibt es Veranstaltungen aus den Bereichen Musik, Literatur, Kunst oder Theater – und das nicht nur für Kunstfanatiker*innen, sondern auch Kinder oder Menschen, die zum ersten Mal auf das Thema stoßen. Das hat sogar dafür gesorgt, dass Greifswald vom Spiegel neben Städten wie Paris oder Valencia zu einem der Top-Reiseziele 2024 gekürt wurde. Wenn das mal nichts heißen soll.

Veranstaltungen das ganze Jahr über

Die feierliche Eröffnung des Jubiläumsjahres findet am 20. Januar im Dom St. Nikolai statt. Electro-Beats von Christian Löffler mit einer eigens für den Dom konzipierten Lichtshow folgen auf Reden von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Oberbürgermeister Stefan Fassbinder sowie der Festrede des Journalisten Florian Illes. Einziges Manko: Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht. Über 160 weitere Veranstaltungen warten jedoch noch auf viele Besucher*innen. Sonderausstellungen wie die “Lebenslinien” im Pommerschen Landesmuseum ab Ende April oder Konzerte wie eine Uraufführung des Züricher Kammerorchesters am 26.07. sind Kernelemente des Programms. Auch Theaterstücke, unter anderem über verschiedene Künstler*innen aus Friedrichs Leben sowie Lesungen und Gottesdienste im Dom St. Nikolai werden zahlreich angeboten. Die Kleinsten kommen auch nicht zu kurz: Am 24.03. gibt es ein eigens für Kinder konzipiertes Figurentheater, das ihnen Caspar David Friedrich näher bringen soll. Es ist also alles angerichtet, um den Greifswalder*innen und allen Besucher*innen ein abwechslungsreiches Programm im Jahr 2024 zu bieten.

Ausgewählte Highlights

  • 07. April: Einweihung der neuen bunten CDF-Fenster im Dom. Die Werke des Künstlers Olafur Eliasson werden im Rahmen eines Gottesdienstes gewürdigt.
  • 18. August: Eröffnung der Jubiläumsausstellung “Sehnsuchtsorte” im Pommerschen Landesmuseum. Das Hauptwerk Friedrichs, die Kreidefelsen auf Rügen, kommen für zwei Monate aus der Schweiz nach Greifswald.
  • 31. August: Konzert von Martin Kohlstedt in der Klosterruine Eldena: Der Künstler kombiniert Piano mit Electro Beats und Klassik mit Moderne. Das Konzert hat freien Eintritt.
  • 05. September: Friedrichs Geburtstag wird mit einem Fest auf dem Marktplatz zelebriert. Es gibt Musik, Theater und Geburtstagskuchen für alle.

Wenn ihr mehr Informationen über Veranstaltungen im Jubiläumsjahr haben möchtet, findet ihr diese auf der Jubiläumsseite.

Beitragsbild: Loke_Artemis auf Pixabay

Ein Hoch auf die Nachbarschaft – der PolenmARkT geht in die nächste Runde

Ein Hoch auf die Nachbarschaft – der PolenmARkT geht in die nächste Runde

Angefangen hat alles mit einem polnischen Kulturabend im Keller der Slawistik. 26 Jahre später hat sich daraus längst ein viel größeres Kulturereignis entwickelt – der PolenmARkT, ein Festival, das mit einem vielfältigen Programm einen Einblick in die polnische Kultur bietet, so fern wie möglich von Mainstream und Klischeés.

Greifswalder*innen jeden Alters können sich also freuen, wenn graue Novembertage ab dem 16.11. wieder einem bunten Nachbarschaftsfest weichen. Bereits an diesem Abend gibt es bei der feierlichen Eröffnung um 18 Uhr im Alfried-Krupp-Kolleg neben der Verleihung eines Förderpreises für deutsch-polnische Zusammenarbeit und musikalischer Begleitung die erste Lesung zu hören. Joanna Bator liest aus ihrem Buch “Gorzko, Gorzko” (2022, dt. Bitternis), in dem die Protagonistin ihrer düsteren Familiengeschichte auf den Grund geht.

Literarisch ist aber noch einiges mehr geboten in den nächsten zwei Wochen, etwa mit “Das späte Leben” von Inga Iwasiów oder “Teraz tu jest nasz dom. Hier ist jetzt unser Zuhause” von Barbara Gawryluk, das auch in einer eigenen Kinderlesung in der Stadtbibliothek vorgestellt wird. Neben Lesungen gibt es auch Konzerte unterschiedlichster Genres, von einem Punk-Abend im Klex über die Songwriterin Kathia zum Jazzpianisten Alex Marek.

Wer nicht bis Donnerstag warten will, kann bereits am 15.11. mit “The Landscape of fear” in der STRAZE den ersten Film sehen, der außer einem Kurzfilmabend der Kunstakademie Krakau auf dem Programm steht.

Zusätzlich gibt es Vorträge sowohl zur polnischen Geschichte als auch zur aktuellen politischen Situation, zum Beispiel zu den Wahlen im Oktober.

Begleitend zum Festival werden drei Ausstellungen gezeigt: Im Kulturschaufenster ausgewählte Fotografien von Michał Żak, dessen Kunstinstallation “Good luck” gerade im Kunstkubus zu sehen ist. Im Foyer des Ernst-Lohmeyer-Platzes 6 werden mit “Ukraine 2022-2023” Szenen und Orte gezeigt, die der freiwillige Helfer Marcin Staniewski aus dem Auto heraus bei Fahrten durch die Ukraine festgehalten hat. Und wer nicht nur Fotografien sehen will, kann sich stattdessen die Kunstwerke von Małgorzata Ragan im PKB Kunstladen anschauen.

Das Wichtigste im Überblick:
Was? PolenmARkT
Wann? 16. – 30. November
Wo? Übersicht der Veranstaltungen im Programmheft

Beitragsbild: polenmARkT e.V.

Abschlussfest des Nordischen Klangs mit Mall Girl, Whatclub und Lexsoul Dancemachine

Abschlussfest des Nordischen Klangs mit Mall Girl, Whatclub und Lexsoul Dancemachine

Am Samstag, den 14.05.2022, fand das Abschlussfest des Nordischen Klangs im St. Spiritus statt, welches ein voller Erfolg war. Eingeladen waren dabei drei Bands. Gestartet haben um 18 Uhr bei strahlendem Sonnenschein im Innenhof des St. Spiritus Mall Girl aus Norwegen, als zweite Band war Whatclub von den Åland-Inseln am Start und das Finale gaben Lexsoul Dancemachine aus Estland in den Innenräumen des Veranstaltungsorts, wobei die Bands jeweils andere Musikrichtungen spielten.

Mit diesem Fest hat der Nordische Klang einen wirklich gebührenden Abschluss gefeiert. Die meisten der Zuschauer*innen haben irgendwann an diesem Abend mindestens einmal das Tanzbein geschwungen und durch die verschiedenen Musikgenres der Bands war auch für jede*n etwas dabei, was sich auch darin widergespiegelt haben könnte, dass das Publikum bunt gemischt war und alle Altersklassen vertreten waren. Seit Freitag war das Abschlussfest mit 250 Karten restlos ausverkauft, wobei eine normale Karte 18 Euro, ein Studierendenticket 12 Euro und ein Ticket mit Klangkarte 5 Euro gekostet hat.

Die erste Band des Abends – Mall Girl

Die erste Band des Abends war auch die jüngste, sowohl vom Alter der Bandmitglieder als auch vom Alter der Band selbst her. Mall Girl ist eine Indie-Rock-Band aus Oslo in Norwegen, die seit Herbst 2017 zusammenspielen. Erst vor kurzem, am 29. April 2022, ist ihr Debütalbum Superstar bei Jansen Records erschienen. Für die Band war der Auftritt sogar der erste außerhalb Skandinaviens. Auch in Zukunft würden sie gerne wieder in Deutschland spielen, aber aktuell sind hier noch keine weiteren Konzerte geplant. Bei ihren Liedern möchte man sich bewegen und den Klängen dieser talentierten, jungen Menschen lauschen. Man hat bei den Mitgliedern, gerade auch bei Eskild gemerkt, dass sie ihre Musik richtig fühlen. Da macht es als Zuschauer*in noch viel mehr Spaß, ihnen zuzuhören. Für alle, die nicht auf dem Konzert waren, ist hier ein Video, das ihr euch ansehen könnt, um einen Eindruck von der Band zu erhalten.

Als ich den Gitarristen Eskild nach dem Auftritt fragte, wie sie auf ihren Bandnamen gekommen sind, erzählte er mir, dass die Sängerin Bethany bei einer Probe den Namen vorschlug, ihn alle auf Anhieb cool fanden und dass ihnen am Namen gefällt, dass jede*r eine andere Assoziation mit diesem Begriff hat. Für ihn steht er für Spaß und Verspieltheit, was die Band für ihn repräsentiert. Allen Fans der Band fiel sicherlich auf, dass die Schlagzeugerin Veslemøy bei dem Auftritt nicht dabei war. Der Grund dafür war, dass sie als bekannte Schlagzeugerin in verschiedenen Bands spielt und am gleichen Tag mit einer anderen Band auf einem Jazzfestival einen Auftritt hatte. Der Schlagzeuger, der beim Nordischen Klang ihren Platz eingenommen hatte, hatte laut Eskild bereits mit der Band zusammengespielt, sodass die Konstellation gut gepasst hat.

Als letzte Frage stellte ich allen drei Bands folgende Frage: Wo wird die Band idealerweise in fünf Jahren sein? Eskild antwortete mir darauf, dass sie drei weitere Alben veröffentlicht haben und ausverkaufte Konzerte überall in Europa spielen. Meine Daumen sind gedrückt, dass dieser Traum in fünf Jahren Wirklichkeit geworden ist. Ich bin gespannt, was sie in den nächsten Jahren noch zaubern werden und möchte noch mehr von ihnen hören!

Die zweite Band des Abends – Whatclub

Nach einer Pause folgte das Quartett Whatclub von den Åland-Inseln, welche Gypsy-Jazz spielt. Ihr Stil stammt vom Hot Club de France, wovon auch ihr Bandname inspiriert wurde: Überall gibt es Hot Club Bands, sie wollten sich selbst aber nicht den gleichen Namen geben und dachten sich „What Club“? Angefangen hat die Band als Trio 2006/2007, Andreas Nyberg kam dann 2010/11 dazu. Es war für die Band auch das erste Mal, dass sie in Deutschland einen Auftritt hatten, was sie ebenfalls in Zukunft gerne wiederholen würden. Wie jede der drei Bands waren auch sie vom Publikum begeistert. Sie fanden es vor allem schön zu sehen, dass die Leute das Tanzen angefangen haben und sie so Kontakt mit den Zuschauer*innen aufnehmen konnten. Im Gegensatz zu den Bands vor und nach ihnen war ihre Musik etwas ruhiger, aber auch zu ihrer Musik konnte man sich bewegen und sich von ihr tragen lassen. Unter diesem Link findet ihr ein Video von einem Live-Auftritt der Band, falls ihr sie nicht auf dem Konzert gehört habt.

Auf meine Frage, wo die Band in fünf Jahren sein wird, antworteten alle Bandmitglieder, dass sie immer noch zusammenspielen wollen und weiterhin tolle Konzerte geben wollen, wie an diesem Abend. Ich wünsche ihnen, dass auch ihr Wunsch in Erfüllung geht und sie noch viele Menschen mit ihrer Musik begeistern können und zum Tanzen anregen können.

Die dritte Band des Abends – Lexsoul Dancemachine

Für die letzte Band ging es nach drinnen, worüber ich sehr froh war, da es mittlerweile doch ziemlich frisch draußen wurde. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Band den Zuschauer*innen draußen genauso eingeheizt hätte wie drinnen. Lexsoul Dancemachine aus Estland, die es seit 2013 gibt und die bereits drei Studioalben veröffentlicht haben, spielen vor allem Funk gemischt mit Soul, in ihren Liedern mischen sich aber oft mehrere Genres.

Eigentlich sollten sie bereits 2019 zum Nordischen Klang kommen. 2022 hat es nun endlich geklappt und das Warten hat sich mehr als gelohnt! Die Band wurde laut den Veranstaltenden absichtlich ans Ende des Abends gestellt, da sie dafür bekannt sind, ihr Publikum mit ihrer Live-Performance auszulaugen. Das kann ich bestätigen! Schon nach den ersten Takten ihres ersten Songs waren die Zuschauer*innen wie elektrisiert und in den Bann der Tanzmaschine gezogen; sie machten ihrem Namen also alle Ehre. Es gab sogar Zuschauer*innen, die nur wegen Lexsoul Dancemachine zu dem Abschlusskonzert gekommen sind. Ich muss auch sagen, dass mir die Band am besten gefallen hat, einfach weil ich richtig abtanzen konnte und sie so gute Stimmung gemacht haben! Aber nicht nur die Zuschauer*innen haben getanzt! Nein, auch einzelne Bandmitglieder haben immer wieder auf der Bühne getanzt, womit sie so viel Energie versprühten, die sich natürlich auf das Publikum übertragen hat. Mir ist auch völlig schleierhaft, wie der Keyboarder Joonas Mattias Sarapuu es geschafft hat, nebenbei zu tanzen. Ich habe selbst Klavier/Keyboard gespielt, musste dabei jedoch immer ganz still sitzen. Aber gut, schließlich steht auch er auf der Bühne und nicht ich. Ihr Konzert ging mit tosendem Applaus und zwei Zugaben zu Ende. Ich und viele andere hätten am liebsten noch viel länger getanzt. Wer nicht auf dem Konzert war, sollte sich unbedingt einen Live-Auftritt von ihnen anschauen.

Aber wie kamen sie überhaupt auf ihren Bandnamen? Darauf antwortet der Leadsänger Robert Linna, dass ihr Bassspieler Martin Laksberg heißt, den sie „Mister Lex“ nennen. Daraus haben sie schließlich den Bandnamen zusammengesetzt: Er steht für das, was sie musikalisch ausmacht. Auch sie hoffen, dass sie wieder in Deutschland spielen werden, sie sind wohl auch schon für nächstes Jahr für ein paar Festivals gebucht. Und wo möchte Lexsoul Dancemachine in fünf Jahren sein? In fünf Jahren machen sie gerade eine Welttour und geben das Abschlusskonzert in Greifswald. Besser hätte Robert Linna darauf nicht antworten können. Das Abschlusskonzert hier in Greifswald! Wenn es soweit kommt, werde ich auf jeden Fall dabei sein! So oder so möchte ich die Band unbedingt noch einmal erleben, im besten Fall jedoch nicht erst in fünf Jahren.

Fazit

Beim Schreiben des Artikels war ich immer noch beschwingt von diesem wirklich tollen Abend! Es war so schön, einfach mal wieder ausgelassen zu tanzen, ganz ohne Maske! Laut den Veranstaltenden sind sie auf einem Niveau von vor Corona angelangt und ihre Erwartungen an das Festival wurden übertroffen. Ich würde sagen, da ging es nicht nur den Veranstaltenden so! Ich muss jedoch gestehen, dass ich vor dem Konzert keine der Bands kannte (abgesehen davon, dass ich mir auf der Seite vom Nordischen Klang die verlinkten Videos angeschaut habe) und dachte, dass es ein netter, entspannter Abend werden würde. Aber meine Erwartungen wurden mehr als übertroffen! Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel tanzen würde und SO viel Spaß haben würde. Es war auch wirklich erfrischend, mal andere Musik zu hören, als die, die täglich im Radio kommt, oder die man in eigenen Playlists hat und die dazu noch super klingt und die Füße in Bewegung versetzt. Man hat gemerkt, dass alle Bands einfach lieben, was sie tun und Spaß daran haben. Diese Energie hat sich natürlich auch auf das Publikum übertragen. Am liebsten hätte ich noch bis in die frühen Morgenstunden weiter getanzt. Ich wollte nicht, dass dieser Abend endet. Auch alle Bands waren vom Publikum begeistert, was natürlich nur widerspiegelt, dass das Publikum sie toll fand. Mir hat das Konzert auch erneut gezeigt, dass es einfach etwas anderes ist, eine Band live anzuhören, man wird viel mehr mitgerissen. Deshalb kann ich einer Zuschauerin, die zu mir sagte, dass es solche Konzerte in Greifswald öfters geben sollte, voll und ganz zustimmen! Wer es dieses Jahr zu keinem der Konzerte geschafft hat, dem kann ich nur wärmstens empfehlen, nächstes Jahr unbedingt zu mindestens einem zu gehen, selbst wenn ihr die Bands davor nicht kennt. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Ich bin zu einem absoluten Fan geworden, nicht nur von den Bands, sondern auch vom Nordischen Klang. Ohne den Nordischen Klang hätte ich diese drei tollen Bands wahrscheinlich nie entdeckt, da wäre mir und den anderen sehr viel entgangen. Ich danke euch von Herzen dafür, dass ihr euch dieses Konzept überlegt habt und diese Bands eingeladen habt! Jedoch bin ich – und da schließen sich mir zweifellos viele der Zuschauer*innen an – der Meinung, dass ihr eine Regel unbedingt brechen müsst: nämlich, dass eine Band nur einmal beim Nordischen Klang auftreten darf. Vor allem Lexsoul Dancemachine würden bestimmt sehr viele gerne noch einmal hören!

Fotos: Kirstin Seitz

Sámi Sessions im St. Spiritus

Sámi Sessions im St. Spiritus

Die beiden norwegischen Bands Kajsa Balto Trio und Sex Magick Wizards wurden im letzten Jahr ausgiebig gecoacht. Jetzt, am vergangenen Dienstag auf dem Nordischen Klang waren sie ausreichend vorzeigbar, um zum ersten Mal auch im Ausland aufzutreten.

Als die Sex Magick Wizards vom Nordischen Klang gebucht wurden, hießen sie noch Viktor Bomstad, benannt nach dem Gitarristen und Komponisten der Band. Mittlerweile performen sie Sexmagie. Veranstalter Dr. Frithjof Strauß erklärt in seiner Vorrede lachend, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, was das bedeuten könnte – entweder werden sie versuchen, sexuelle Ziele mit Magie zu erreichen oder magische Ziele mit Sex.

Die Sex Magick Wizards

Dass die Sex Magick Wizards eine ganz eigene Art von Musik haben, merkt man schon, als sie die Bühne betreten, gehüllt in goldene Umhänge, Mönchskostüme, barfuß und mit Masken vor den Augen. Ihre Musik ist eine laute Mischung aus Jazz und Alternative, durchmischt mit Elementen aus Classic Rock oder Thrash. Ganz wie ihre Vorbilder aus den 70ern, darunter zum Beispiel John McLaughlin oder das Gateway Trio, haben sie Spaß daran, mit ihren Instrumenten – E-Gitarre, Schlagzeug, Kontrabass und Saxofon – zu experimentieren. Obwohl sie laut Programmheft des Nordischen Klangs „traditionellen, samischen Joik“ in ihren Liedern verarbeiten sollen, wird nur wenige Male wirklich gejoikt. Darunter einmal in den Korpus der E-Gitarre hinein.

Vielleicht verließen gerade wegen dieses Erwartungsbruchs einige Gäste während des Auftrittes die Vorstellung. Vielleicht war auch einfach der Unterschied zur ersten Band, dem Kajsa Balto Trio, zu krass.

Das Kajsa Balto Trio

Kajsa Balto, die Sängerin der Band, wuchs in Oslo auf, als Tochter eines Samen und einer Norwegerin. Zwischen den einzelnen Liedern erzählt sie dem Publikum immer wieder Geschichten aus ihrer Kindheit oder der ihres Vaters, Hintergründe zu ihren Lieder, Ereignisse, die sie inspiriert haben. Als Kind im Norwegen der 50er und 60er Jahre hatte ihr Vater es nicht immer leicht – er musste seinen Bruder sterben sehen und wurde von der norwegischen Politik schon früh gezwungen, ein Internat zu besuchen, in dem ihm seine eigene Sprache verwehrt wurde. Auch wenn er Samisch deshalb nie schreiben lernte, kann er es doch sprechen und er brachte es seiner Tochter bei, genauso wie das Joiken. Diese tiefe Verbundenheit zur Natur, zur Familie und zur samischen Tradition lässt Kajsa Balto in ihre Lieder einfließen, widmet eines dem Onkel, den sie nie kennenlernen konnte, ein anderes der alten Kiefer auf dem Hof ihres Vaters, ein weiteres dem Schlaflied der Trollmutter. Dabei sind die melodischen Texte, untermalt von Percussion, Cello und Keyboard, immer zum Teil auch auf Norwegisch – als Spiegel der anderen Hälfte ihrer Herkunft.

Wer bis zum Schluss blieb, konnte am Dienstagabend im St. Spiritus mit den beiden Bands einige Einblicke in die norwegische Musik gewinnen. Das Publikum war begeistert. Die Sex Magick Wizards machten ordentlich Stimmung und die Leute tanzten ausgelassen dazu. Und Kajsa Balto und ihr Trio wurden vom Publikum nicht eher von der Bühne gelassen, bis sie eine Zugabe spielten – obwohl aus der Menge eigentlich drei verlangt wurden.

Beitragsbilder: Julia Schlichtkrull

Herein spaziert – hier bekommen Sie neue Ohrwürmer!

Herein spaziert – hier bekommen Sie neue Ohrwürmer!

geschrieben von Claudia Sicher

Dem Wallensteinkeller am Markt 3 ist neues Leben eingehaucht worden. Seit dem 01. November 2014 werden die Gäste nun im Sótano begrüßt. Das Ambiente lässt sich als urig-modern ohne unnötige Schnörkel beschreiben. Dunkelbraunes Holz mit Persönlichkeit gibt dem ansonsten in schlichtem Weiß gehaltenen Raum klare Linien und Struktur. Verspielte Wandlampen und große Kerzen auf jedem Tisch sorgen für gemütliches Licht mit Wohlfühlfaktor. (mehr …)