Umgekrempelt: Sieben Tage ohne Social Media

Umgekrempelt: Sieben Tage ohne Social Media

Kennt ihr das, wenn man mal was Neues ausprobieren will, aber am Ende alles beim Alten bleibt? Uns jedenfalls kommt das sehr bekannt vor, deswegen haben wir uns für euch auf einen Selbstoptimierungstrip begeben. In dieser Kolumne stellen wir uns sieben Tage als Testobjekte zur Verfügung. Wir versuchen für euch mit unseren alten Gewohnheiten zu brechen, neue Routinen zu entwickeln und andere Lebensstile auszuprobieren. Ob wir die Challenges meistern oder kläglich scheitern, erfahrt ihr hier.

Weil das Jahr sich dem Ende zuneigt, wage ich es mal, einen Blick auf meine Vorsätze für 2020 zu werfen. Mein Ziel „Nur einmal in den Urlaub fliegen“ (das irgendwie echt ganz schön privilegiert klingt…) habe ich sogar übertroffen. Das war aber auch wirklich eine Herausforderung dieses Jahr. Schlechter lief es dafür mit: „Mehr in Greifswalder Bars gehen“ – naja, nächstes Jahr dann vielleicht. Auch der Vorsatz „Insgesamt drei Wochen ohne Social Media verbringen“, ist in diesem chaotischen Jahr irgendwie auf der Strecke geblieben – ups! Nichts hat mich dieses Jahr so konstant begleitet wie meine Lieblingsapp Instagram mit ihren Insta-Stories von irgendwelchen Influencer*innen und bananenbrotbackenden Blogger*innen. Ich selbst bin gar nicht so aktiv auf Instagram und meine Follower*innen werden eher stetig weniger, als mehr. Doch wir schreiben den 6. Dezember und das Jahr ist noch etwas mehr als drei Wochen lang. Wenigstens eine davon könnte ich doch nutzen, um zumindest ein Drittel dieses unberührten Vorsatzes umzusetzen, oder?

Da ich zumindest für die moritz.medien täglich den Social-Media-Kanal nutzen muss, begrenze ich also mein App-Limit für Facebook (ja, selbst diese Oldschool-App ist manchmal interessanter als eine Vorlesung) und Instagram auf 15 Minuten am Tag. Bevor ich schlafen gehe, lebe ich noch meine Sucht aus, und versinke eine Stunde lang in den Tiefen der Hashtags, Reels und Stories, damit ich meinen eigentlichen, äußerst gesunden, Tagesdurchschnitt von ein bis zwei Stunden bloß erreiche.

Montag

Weil es selbst um 9 Uhr morgens noch nicht wirklich hell ist, kriege ich meine Augen kaum auf. Um wach zu werden greife ich also in alter Manier nach meinem Handy,  um mein Hirn zu aktivieren, indem ich es direkt mit bunten Bilder vollballere. Erst, als ich meinem Freund einen Post zeigen will, fällt mir erschrocken ein, dass die erste Tat dieses Tages direkt ein Verstoß gegen meine Vorsätze war. Na super, aber kann ja nur besser werden.

Den restlichen Tag funktioniert meine Instagram-Abstinenz ganz gut und ich komme durch die Arbeit „nur“ auf 24 Minuten Nutzungszeit. Während kurzer Augenblicke der Langeweile in Online-Veranstaltungen ertappe ich mich allerdings immer wieder dabei, wie ich mein Handy in die Hand nehme und Instagram oder Facebook öffnen und sinnlos herumscrollen will, bis mich mein Smartphone höflich an mein bereits erreichtes Limit erinnert. Daher verbringe ich meine Zeit statt auf Social-Media auf Shoppingapps. Das war irgendwie auch nicht Sinn der Sache…

Der Abend wird dann etwas langweilig: Ich muss mich unterhalten und lese ein bisschen. Wo sind die Clips, auf denen mir wildfremde und doch so nahe Menschen von ihrem Tag erzählen und mir “Gute Nacht” sagen?

Dienstag

Heute läuft es schon viel besser: Ich versuche meine Augen ohne Instagram auf zu bekommen (klappt so mittelgut) und habe den ganzen Vormittag nicht einmal die Versuchung, die verbotenen Apps zu öffnen. Erst in der Mittagspause öffne ich aus Gewohnheit Instagram, schaffe es aber, es nach zwei Sekunden wieder zu schließen – puh, das war knapp.

Neu sind für mich vor allem die „Zwischenzeiten“, die fünf Minuten die man zwischen zwei Veranstaltungen hat, die drei Minuten, die man wartet, bis das Bad frei wird. Kurze Momente, in denen es sich (eigentlich) nicht lohnt, etwas anderes anzufangen. Einerseits praktisch, denn ich bin deswegen auch produktiver, weil ich die Zeit für To-Do’s nutze. Andererseits gönne ich mir dadurch auch weniger Pausen, die vielleicht nötig gewesen wären.

Ich nehme mir vor, morgen zu probieren, die gewonnene Zeit für mich zu nutzen und bewusst zu entspannen oder Musik zu hören.

Mittwoch

Mein Tag ist ziemlich vollgepackt und ich habe gar nicht das Bedürfnis, Instagram zu öffnen. Wenn ich alleine esse, bin ich normalerweise auf Social Media – und so auch nicht mehr allein. Heute mache ich aber Musik an und gucke beim Essen einfach nach draußen. Irgendwie tut es gut, die Gedanken einfach fließen zu lassen.

Dafür habe ich abends so sehr Lust, einfach ab- und ein paar Endorphine freizuschalten und mich ohne viel Anstrengung abzulenken. Ich spiele ernsthaft mit dem Gedanken, heute eine 20-minütige Ausnahme zu machen – ich vermisse die Leichtigkeit auf Instagram gerade irgendwie. Ich kann mich dann aber recht schnell von dieser Überlegung lösen und nutze die Zeit dafür für entspannende Dinge wie Serie gucken oder ein Buch lesen und fordere meine Aufmerksamkeitsspanne ein wenig heraus. Ich merke, wie ich an dem Abend dann keinen weiteren Gedanken mehr an Instagram verschwende.

Ich bilde mir ein, besser zu schlafen, bzw. ruhiger einzuschlafen. Sonst waren vor meinem inneren Auge ganz viele bunte Bilder, Eindrücke und Impulse. Ich bin kaum zur Ruhe gekommen und das hat mich dazu gebracht, wieder das Handy in die Hand zu nehmen – eine Endlosschleife. Jetzt sind meine Gedanken abends etwas klarer und mein Kopf entspannter.

Donnerstag

Da sich die Sperre für Instagram erst nach ein paar Minuten meldet, habe ich heute unbewusst auf meine ungelesenen Nachrichten auf Instagram getippt. Mein Verstoß ist mir schnell bewusst geworden und ich habe die App natürlich unverzüglich geschlossen. Erschreckend, wie der Reiz und die Gewohnheit mich immer wieder überlisten.

In einem Gespräch mit einer Freundin fällt mir außerdem auf, wie selbstverständlich der tägliche Social-Media-Konsum sich auf unsere Gesprächsthemen auswirkt. Sie erzählt einen „Insider-Joke“, den ich einfach nicht verstehe. Dann dämmert mir, dass er wohl aus der Welt der Instagrammer*innen kommen muss und ich leider nicht mitreden kann. Ich überlege: Grenze ich mich ohne soziale Medien aus? Bin ich dann ohne sie tatsächlich weniger sozial? Oder nur weniger sozial integriert?

Freitag

Ich habe immer noch den Impuls, mein Handy in die Hand zu nehmen. Während einer Univeranstaltung. Während ich einen Text lese. Während ich auf etwas warte. Während ich esse. Ich merke aber auch, dass sich kleine neue Routinen bilden und ich mehr Zeit habe.

Nur gerade jetzt, wo das Wochenende ansteht, vermisse ich die Auszeiten und irgendwie auch diesen „Blick nach draußen“ den ich mit meinem Handy haben kann, gerade zu diesen Zeiten, in denen man sowieso nicht so viele Menschen sehen kann.

Um motiviert zu bleiben, schaue ich die Doku „The Social Dilemma“. Zwar sind die aufgeführten Fakten über soziale Netzwerke, die Überwachung, die damit einhergeht, die Folgen für unsere Psyche und der Zusammenhang mit Verschwörungstheorien nichts komplett Neues für mich, aber ich bin trotzdem überrascht bis schockiert, wie diese Plattformen, die es noch gar nicht so lange gibt, unsere komplette Gesellschaft verändern. Und erschreckend ist auch: Wir alle wissen es, aber irgendwie kommen wir da nicht raus.

Samstag

Heute habe ich tagsüber gar keinen Impuls gehabt, die App zu öffnen. Die Zeit ist nicht da, ich bin konzentriert auf die Uni und Instagram hätte keine Priorität. Daran merke ich, dass Instagram oft einfach nur ein Lückenbüßer ist und im Alltag eine Sache, die ich nebenher mache, selten aber bewusst Zeit dafür einteile.

Als ich abends ein cooles Foto mache, überlege ich aber, es in meine Story zu packen. Doch meine „Follower*innen“ müssen auf meine interessanten Geschichten wohl heute verzichten. Aber das merkt wahrscheinlich eh niemand.

Sonntag

Anstatt wie sonst den Morgen im Bett am Handy zu verdümpeln, gehe ich direkt an den Schreibtisch und bin produktiv. Ich stehe also recht früh auf und bin nicht wie sonst sonntags etwas matschig im Kopf, weil ich zu lange im Bett war. Das ist zwar ein sehr angenehmes Gefühl, aber ich finde auch, dass man den Sonntag gerne mal nutzen kann, um entspannter in den Tag zu starten. Ich hätte zwar lesen können, aber die Hürde, mein Buch zu holen und „aktiv“ zu sein ist dann doch höher, als einfach nur das Handy, das eh schon neben meinem Kopfkissen liegt, zu nutzen.

Insgesamt freue ich mich, morgen wieder in das Leben mit sozialen Medien eintauchen zu können, aber ich merke auch, dass ich es gar nicht so sehr vermisst habe, wie erwartet.

Fazit

Ich fand die letzte Woche voller neuer Erkenntnisse sehr bereichernd. Ich konnte mich auf andere Dinge fokussieren und wurde nicht den ganzen Tag mit neuen Eindrücken bombardiert. Auch, wenn ich ab und zu “Downs” hatte und die Insta-Welt vermisst habe, fiel es mir nie schwer, mir eine anderweitige Beschäftigung zu suchen und ich habe, wenn ich den Impuls nach Social Media überwunden hatte, nichts vermisst. Aber wie wird es nächste Woche, wenn ich mir wieder freien Zugriff erlaube?

Bemerkenswert finde ich, wie unbewusst mein Verhalten in dieser Hinsicht ist. Auf Instagram zu gehen ist oft keine Entscheidung mehr, die ich treffe, sondern viel mehr eine Gewohnheit, ein Impuls, an den ich keinen Gedanken verschwende. Mein Handy erzählt mir, dass meine Bildschirmzeit diese Woche um 45 % gesunken ist – schon heftig! Es kommt mir ungesund vor, dass ich so mit meiner Zeit umgehe und nicht mehr bewusst entscheide, was ich tue. Es kommt mir fast gruselig vor und wenn ich meinen Bericht der letzten Woche durchlese, klingt meine Wahrnehmung ein wenig nach einem Science-Fiction-Zombie-Film.

Daher möchte ich mir vornehmen, meine Zeit auf Social Media mehr zu kontrollieren. Ich werde mir Instagram nicht verbieten, da es immer noch eine Plattform für mich ist, die auch viel Gutes tun, informieren, unterhalten und mich in andere Welten entführen kann. Aber ich möchte mir den Impuls abgewöhnen, unbewusst nach meinem Handy zu greifen und die App zu öffnen. Und ich will mir bewusst Grenzen für die Zeit setzen, die ich auf Instagram verbringe, sodass ich mich dort nicht verliere.

Beitragsbilder: Lilli Lipka

Geldsklaverei, zu viel Internet und kalter Kaffee

Geldsklaverei, zu viel Internet und kalter Kaffee

Meine Mitbewohnerin und ich sitzen gemütlich bei heißem Kaffee in unserer Küche. Doch der Schein von Normalität trügt. Denn anstatt behaglich zu plaudern, starren wir ungläubig auf eine absurde Nachricht, die eben auf ihrem zersplitterten Huawei-Handy aufgetaucht ist. Eine Nachricht, die so grotesk ist, dass wir erst kaum glauben können, was dort zu lesen ist. Ein junger Mann, auf Instagram nennt er sich Unterwürfiger Typ [Name von der Redaktion geändert], ist auf der Suche nach einer Herrin, die sich vorstellen könnte, sich seiner zu erbarmen und ihn zu versklaven.

“Falls ich eine neue Herrin habe, gehöre ich ihr. Sie hat das Sagen über mich und mein Leben. Sie soll mich auslachen, demütigen, fertig machen und ausnehmen.“

Unterwürfiger Typ

Sein Anliegen scheint simpel zu sein. Er ist auf der Suche nach einer Frau, die ihn unterwirft. Er möchte ihr jeden Luxus finanzieren und nebenbei unangenehme Aufgaben in ihrem (also unserem) Haushalt übernehmen. Sie müsse sich nur etwas von ihrer wertvollen Zeit nehmen und ihm antworten. Unser Interesse ist geweckt. Wir brauchen zwar keinen Haussklaven, allerdings wollen wir trotzdem wissen, ob die Anfrage ernst gemeint ist.

Seine nächste Nachricht folgt rasch. Er möchte seiner Herrin am liebsten seinen Tribut in Form von Geschenken oder Überweisungen zollen. Er bietet zusätzlich an, seinen richtigen Namen preiszugeben, damit seine Herrin ihn notfalls erpressen kann. Die konstante Bedrohung öffentlicher Bloßstellung gehört dazu. Außerdem soll seine Herrin ihn “auslachen, demütigen, fertig machen und ausnehmen. Sie [soll ihn] richtig zerstören.” Jetzt wird es uns zu krass. Meine Mitbewohnerin lehnt höflich ab und wünscht ihm weiterhin viel Glück auf der Suche nach einer Herrin.

„Wenn Sie denken es reicht, müssen Sie weiter machen. Wenn ich jammere, mich stärker bestrafen. Frauen sind nun mal das stärkere Geschlecht.“

Unterwürfiger Typ

Mein Kaffee ist mittlerweile lauwarm und ich habe Lust mich in den Tiefen des Internets zu verlieren. Der Laptop wird aufgeklappt. Ich beginne zu recherchieren. Nach einigen Minuten auf Google bin ich bereits auf etliche Foren gestoßen, auf denen Geldherrinnen nach sogenannten Geldsklaven suchen und vice versa. Der Unterwürfige Typ scheint also kein Einzelfall zu ein. Aber erstmal zu den Basics: Ein Geldsklave (auch Paypig, Geldschwein oder Zahlwurm genannt) ist eine meist männliche Person, die ihr sexuelles Vergnügen daraus bezieht, finanziell dominiert und erniedrigt zu werden. Die Geldherrin (auch Gelddomina, Moneymistress oder Gelddiva genannt) ist diejenige, die das Geld freudig entgegennimmt und ihren Sklaven nebenbei auf unterschiedlichste Art und Weise demütigt. Was auffällt, ist, dass Angebot und Nachfrage unausgewogen sind. Man stößt auf mehr suchende Geldherrinnen als auf sich anbietende Geldsklaven. Irgendwo ist das auch verständlich. Noch einfacher kann man an Geld kaum kommen. Das Ganze nennt sich Geldsklaverei und ist eine Form von Sadomaso-Spiel, bei der Geld die zentrale Rolle spielt. Auf den ersten Blick ungewohnt, aber per se vollkommen in Ordnung. An sich darf jede*r tun und lassen, was ihn*sie glücklich macht, solange das Vergnügen auf Gegenseitigkeit beruht. Man stelle sich einen Masochisten mit dem nötigen Kleingeld und eine habgierige Sadistin vor: It’s a match!

Soweit so gut, wenn auch ungewohnt. Zwei grundlegende Fragen stellen sich mir aber trotzdem. Warum sollte sich jemand auf eine so asymmetrische Beziehung einlassen? Und warum sind die Geschlechterrollen hier so klar verteilt? Die Antwort scheint soziokultureller Natur zu sein. Beide Parteien genießen den Kick, den man erhält, wenn man seine alteingesessene Macht- bzw. Ohnmachtspostiton verlässt. Die Frau wird zur Bestimmerin und der Mann zum devoten Objekt. Außerdem basiert die Szene auf dem uralten männlichen Verhalten des Beschenkens, welches dem Erhalt weiblicher Aufmerksamkeit dient. Patriarchische Geschlechterstereotypen werden gebrochen und gnadenlos auf links gedreht. Fast schon bewundernswert.

Ich halte kurz inne und reflektiere die Situation. Wie kam ich noch gleich von Smalltalk und Kaffee zu Sadomaso und Fetisch-Foren? Ach ja, die absurde Nachricht von dem Typen. Ihr wisst schon: der Unterwürfige. Aber ich schweife ab.

Manche Herrinnen verdienen sogar genug mit der Geldsklaverei, um das Ganze hauptberuflich zu betreiben. Und wie pflegt meine Mutter immer zu sagen: Wähle den Beruf, den du liebst – und du musst keinen Tag in deinem Leben arbeiten. Das alles scheint also eine zwar geschmacklich mindestens fragwürdige, aber schöne Sache zu sein, für die, die Spaß dran haben. Na ja, ganz so einfach ist das dann wohl doch nicht.

Richtig besorgniserregend wird es nämlich bei dem sogenannten Blackmailing: Eine scheinbar profane Praktik in der Geldsklaverei (einen kleinen Vorgeschmack hat uns der Unterwürfige Typ bereits gegeben). Hierbei vertraut der Geldsklave seiner Herrin Daten, Geheimnisse oder intime Geständnisse an. Anvertrauen ist in diesem Fall jedoch das falsche Wort. Die Herrin benutzt diese Informationen nämlich, um den letzten Cent aus ihrem Sklaven zu pressen oder besser gesagt, ihn zu erpressen. Das geht manchmal so weit, dass der Geldsklave sich verschuldet, Kredite aufnimmt und sich sogar selbst prostituiert, um mit den Zahlungen hinterherzukommen. Für mich endet hier das einvernehmliche Sadomaso-Spiel. In solchen Fällen wird ein Fetisch aufs Übelste ausgenutzt und die Grenze des moralisch Vertretbaren klar überschritten.

Jetzt klappe ich aber erstmal meinen Laptop zu. Wo bin ich nur gelandet? Genug Internet für heute. Ein kalter Kaffee wartet auf mich.

Anm. d. Verf.: Auf das Gendern wurde in diesem Artikel verzichtet, da die übliche Dynamik folgende ist: Frau = Geldherrin und Mann = Geldsklave. Abweichungen dieser Norm gibt es selbstverständlich trotzdem, sie sind aber sehr selten.

Beitragsbild: freephotoscc

Mimimi-Mittwoch: Von Funklöchern und Standbildern

Mimimi-Mittwoch: Von Funklöchern und Standbildern

Wut, Hass, Zorn: All diese Gefühle verbindet man so manches Mal mit seinen Mitmenschen. Genau für solche Momente ist diese Kolumne da. Wann immer wir uns mal gepflegt über Leute auslassen oder uns auch generell mal der Schuh drückt, lest ihr das hier. 

Ich wohne schon mein ganzes Leben lang in Greifswald. Auf dem Land, wie ich immer sage, auch wenn das nicht stimmt. Wir wohnen in Greifswald. Am Stadtrand, aber immer noch in Greifswald. Anfühlen tut es sich aber wie auf dem Land. Dafür verantwortlich sind der Wald, die Felder und das Meer direkt vor der Haustür. Die freundliche Nachbarschaftskleinkrieg-Atmosphäre. Und das Internet. Oder zumindest das, was davon hier draußen noch so übrig ist.

Mangelndes Netz ist natürlich nicht nur ein reines Land-Problem. In Deutschland beschweren sich hunderte Haushalte jeden Tag über Internetstörungen. Ich weiß das, denn ich muss regelmäßig mein Datenvolumen anzapfen, um nachzuschauen, ob das fehlende WLAN an einer bereits bekannten Störung liegt oder eben einfach nur daran, dass wir hier in M-V auf dem Land leben. Im internationalen Vergleich schneiden wir immer wieder verhältnismäßig schlecht ab. Akamai Technologies hat 2017 eine umfassende Studie veröffentlicht, in der die Internetanbindung der verschiedenen Länder unserer Erde verglichen wurde. Wenigstens liegen wir mit unserer durchschnittlichen Internetgeschwindigkeit noch auf dem 25. Platz, ganz knapp vor Ungarn. Durchaus nicht die schönsten Werte, aber wenn man bedenkt, dass wir in den letzten drei Jahren noch weiter zurückgefallen sein könnten, sollte man sich vielleicht über den Anblick freuen. Genauso wie über die schönen Bilder, die in das Dokument eingefügt wurden, wenn sie einem denn angezeigt werden. Das ist ja immerhin auch keine Selbstverständlichkeit.

via GIPHY

Egal, ob auf dem Land oder in der Stadt – Netzprobleme sind zumindest immer wieder ein Erlebnis. Gerade jetzt in Corona-Zeiten geht doch nichts über eine gute Online-Veranstaltung, bei der man nur die Hälfte versteht und die Chancen dafür, sich selbst mit Ton oder gar mit Video beteiligen zu können, gegen Null tendieren. Wenigstens werden einem diese frustrierenden Erlebnisse durch wunderschöne abgehackte Roboterstimmen und lustige Standbilder versüßt. Und wer macht keine Luftsprünge, wenn es zum fünfzigsten Mal heißt: „Tut mir leid, wir konnten das jetzt leider nicht so gut verstehen, aber ich versuche mal zusammenzufassen, was ich glaube, was du gesagt haben könntest.“

Als Gamer ist das für mich natürlich keine neue Erscheinung, die ich erst während der Coronakrise erfahren durfte. Immer wieder aus einem Spiel gekickt zu werden, weil das Internet einfach nicht reicht, verschafft einem doch jedes Mal aufs Neue Glücksmomente. An meinen Minecraft-Namen habe ich mittlerweile auch nur noch ein „timedout“ rangehängt – dann wissen die anderen wenigstens, wo das Problem liegt, wenn mein Skin mal wieder mitten in der Luft einfriert. Und ein neues Spiel herunterladen? Komm in einer Woche noch mal wieder, wenn der Download abgeschlossen ist. Warten erhöht ja bekanntlich die Vorfreude.

via GIPHY

Und da hören die positiven Nebeneffekte dieses Internet-Totalversagens ja noch nicht einmal auf! Du willst etwas in eine Dropbox hochladen, einen Beitrag auf Social-Media-Kanälen posten oder Freund*innen ein Video schicken? Nicht zuhause! Aber in der Uni gibt es gutes Internet, also fahr doch dort hin. So kommst du auch mal aus dem Haus, kannst die frische Luft genießen. Du hast endlich mal Verbindung, bist gerade mitten in einer Netflix-Serie und plötzlich kannst du die Bilder nur noch mit 0,5 fps sehen und den Ton immerhin erahnen? Wirf doch mal einen Blick aus dem Fenster! Vielleicht ist ja ein Sturm oder eine große Regenwolke im Anmarsch. Wirklich, es ist fast unmöglich einen besseren Wetterdienst zu finden als das Internet. Videos auf YouTube in 144p zu schauen ist auch nichts Ungewöhnliches mehr. Aber irgendwo macht es doch auch Spaß, wenn man miteinander rätseln kann, was da gerade auf dem Bildschirm eigentlich zu sehen ist. Wenn das Video denn überhaupt läuft. Ist das nämlich nicht der Fall, heißt es erst einmal: Vorladen. Und warten. Und wie dieses Internet auch noch die Kommunikation verbessern kann! Schließlich ist man darauf angewiesen, sich miteinander auszutauschen und zu koordinieren, wer denn jetzt das WLAN nutzen darf. Denn Vorsicht: Bei mehr als 2 Nutzer*innen in einem Haushalt gleichzeitig, kann das ganze Netz vor lauter Überforderung auch mal zusammenbrechen.

Ein tolles Gefühl ist es auch immer wieder, wenn Freund*innen vorbeikommen, die eben mal kurz aufs Internet zugreifen wollen. Ohne WLAN kommt hier immerhin noch E-Netz an. Also schnell mal nach draußen verschwinden – im Wald läuft das Ganze fast sogar noch besser als hier. Aber natürlich nicht überall, das wäre ja auch schade. Wenn es selbst in den dunkelsten Wäldern Deutschlands Funk geben würde, könnte ich ja am Ende noch in Notfällen jemanden kontaktieren! Und was würden dann die ganzen Horrorfilme machen, wenn ihr Number-One-Plot-Device á la Shit, kein Netz, und da steht nur ein zwielichtiger Clown hinterm Baum nicht mehr funktionieren würde?

via GIPHY

Spaß beiseite, ich möchte diese Gelegenheit wirklich nutzen, um Danke zu sagen. Danke, Internet, dass du mich als einziger nicht anlügst, wenn mein Laptop mir doch anzeigt, dass ich mit dem WLAN verbunden bin, aber du mir sagst: Leider scheinst du kein Netz zu haben. Danke, Internet, für die vielen Stunden, Tage, Wochen, die ich über all die Jahre durch stupides Warten ansammeln durfte. Ich wüsste sonst gar nicht, was ich mit dieser ganzen Zeit machen sollte! Danke, dass du mich vorausschauendes Denken gelehrt hast, wenn ich mir ganze Bücher lieber schon in der Uni screenshotte, weil ich sie zuhause ganz bestimmt nicht mehr geöffnet bekomme. Danke für die vielen analogen Momente in Zugfahrten durch M-V oder Brandenburg, wo definitiv nichts mehr ankommt und man auf solche exotischen Dinge wie Bücher angewiesen ist, um sich während der Fahrt bei Laune zu halten, und danke für die weihnachtsabendähnliche Freude, wenn man kurz an einem Bahnhof hält und die Zeit gerade so reicht, um zumindest die neuen Whatsapp-Nachrichten zu empfangen, wenn auch nicht mehr um zu antworten. Aber dafür ist ja dann der nächste Bahnhof da.

Beitragsbild: Max Yakovlev auf Pixabay
Banner: Julia Schlichtkrull

Grüne Suchmaschine

Grüne Suchmaschine

Die Redakteur*innen der moritz.medien haben sich schon immer einen Kopf um unsere Umwelt gemacht und darüber berichtet. In unserer neuen Kolumne erzählen wir euch, was wir über das Thema Nachhaltigkeit denken und geben euch viele hilfreiche Tipps, um euer Leben (noch) nachhaltiger zu gestalten.

Google ist aus meinem Alltag gar nicht mehr wegzudenken. Durch einen Mausklick kann ich schnell und unkompliziert die Öffnungszeiten meines Lieblingsrestaurants nachschauen, oder Informationen für das nächste Referat sammeln. Innerhalb von einigen Sekunden, zeigt Google zahlreiche Seiten an. Doch bei jedem Suchvorgang wird erstaunlich viel Energie verwendet und es entstehen CO2-Emissionen.

Mittlerweile gibt es zahlreiche Alternativen, um den eigenen CO2-Abdruck so gering wie möglich zu halten und etwas für die Umwelt zu tun. Man kann sich vegetarisch oder vegan ernähren, auf Plastikstrohhalme, -taschen und -flaschen und Co. verzichten. Aber gibt es auch umweltschonende Suchmaschinen, oder muss man wieder in alten verstaubten Enzyklopädien nachschlagen? – Nein, zum Glück müssen wir das nicht! Wir stellen euch heute hier einige grüne Alternativen zu Google, Yahoo und Bing vor.

Ecosia

Ecosia neutralisiert die CO2-Emissionen, die bei der Suche entstehen. 80 Prozent der Werbeeinnahmen werden an gemeinnützige Naturschutzorganisationen gespendet. Seit 2014 spendet Ecosia die Einnahmen an das “Greening The Desert”- Projekt von WeForest, das in Burkina Faso Bäume pflanzt. Mit jeder Suchanfrage über Ecosia könnt ihr euch daran beteiligen, dass dort Bäume gepflanzt werden. Ecosia gibt an, jede Sekunde einen Baum zu pflanzen; es wurde mittlerweile schon die 60 Millionen Marke geknackt. Zudem sollen diese Bäume bereits 2,5 Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre gefiltert und neutralisiert haben.

EcoSearch

Auch die Suchmaschine EcoSearch unterstützt das Spenden an verschiedene Non-Profit Organisationen. 100 Prozent der Gewinne werden an Organisationen wie Rainforest Alliance oder Tree-People gespendet.

WeGreen und Umlu

WeGreen und Umlu sind Suchmaschinen, welche die Ergebnisse danach filtern, wie grün die Anbieter sind. Bei WeGreen werden die Suchergebnisse danach bewertet, wie ökologisch, fair und transparent Unternehmen, Marken und Produkte sind. Die umweltfreundlichsten Ergebnisse werden bei WeGreen und Umlu ganz oben angezeigt. Zudem spendet WeGreen 15 Prozent der Werbeeinnahmen an wohltätige Projekte.

Doch nicht nur Google, Yahoo und Bing sind umweltbelastend, jede Internetnutzung stößt CO2 aus. Forschern zufolge stößt das Internet bereits mehr CO2 aus, als Flugreisen. Bis 2030 könnte der Anteil am weltweiten Treibhausgasaustoß von aktuell knapp vier Prozent sogar auf acht Prozent ansteigen.

Im nächsten Beitrag erfahrt ihr mehr zum Thema Carsharing.

Beitragsbild: rawpixel.com bei Pexels
Banner: Jonathan Dehn

Proteste gegen ACTA am Samstag

Proteste gegen ACTA am Samstag

Gegen das Anti-Counterfeiting Trade Agreement (ACTA) findet Samstag, 9. Juni eine Demonstration auf dem Fischmarkt statt. Los geht es um 14 Uhr mit einer Auftaktkundgebung mit Rednern und DJs, danach setzt sich der Demonstrationszug in Bewegung und endet am Museumshafen mit einem Open Air. Das Greifswalder Stopp-ACTA-Bündnis sieht die Gefahr, dass mit ACTA die Verbreitung von Musik, Filmen und Texten im Internet sondern auch Patente auf Saatgut und Medizin eingeschränkt werde. (mehr …)