Die Tropen in Norddeutschland erleben

Die Tropen in Norddeutschland erleben

Nach acht Jahren ist es endlich wieder so weit: die Gewächshäuser im botanischen Garten Greifswald öffnen ihre Tore. Die Pflanzen konnten bereits in den letzten Monaten in die frisch sanierten Gewächshäuser ziehen. Am Samstag sollen nun auch die Besucher*innen folgen. Wir haben mit Manuela Bog – Kustodin des botanischen Gartens und des Arboretums – über die große Eröffnung und die Baumaßnahmen gesprochen.

Lang ist es nun her, dass zum letzten Mal Besucher*innen im Palmenhaus umhergingen. 2014 wurde Korrosion an der historischen Gewächshausanlage festgestellt. Damit stand sehr bald fest: Das Palmen-, das Palmenfarn- und das Tropenhaus sind einsturzgefährdet. Die Häuser wurden für den Besucher*innenverkehr gesperrt und der Kampf um die Sanierung begann. Durch die große Spendenbereitschaft und eine Finanzierung von Bund und Land – die Häuser wurden 2014 zum „Denkmal von nationaler Bedeutung“ ernannt – konnte diese gestemmt werden.

„Es gab wirklich eine Rundumerneuerung“, beschreibt es Manuela Bog. Sie ist als Kustodin für die wissenschaftliche Betreuung, die Hochschullehre und die Öffentlichkeitsarbeit des botanischen Gartens zuständig. Nicht nur die alten Stahlträger wurden saniert, es wurden auch zusätzliche Verstrebungen eingebaut. Damit will man das gut zwölf Meter hohe Haus gegen starke Winde stabilisieren. Das war gar nicht so einfach, denn der sogenannte Puddelstahl kann nicht geschweißt, sondern nur verschraubt oder genietet werden. Nicht viele Baufirmen beherrschen diese alte Technik noch. Auch im Innenbereich wurden einige Verschönerungen vorgenommen. So wurde beispielsweise die Wegeführung erneuert, der Eingangsbereich neugestaltet und ein Seminarraum im Grünen geschaffen.

Für die botanischen Bewohner wurde es mit Beginn der Bauarbeiten 2019 eng. Nur sieben besonders große Pflanzen durften bleiben. Unter anderem der Bambus und ein großer Palmfarn, der 1931 aus Vietnam nach Deutschland kam. Unter großen Hauben mit separater Heizung haben diese Gewächse auch die kalten Winter während der Umbauphase überstanden. „Die anderen Pflanzen wurden durch Stecklinge vermehrt und im Subtropen- und Wasserpflanzenhaus untergebracht“, erinnert sich Frau Bog. Die Kübelpflanzen, die normalerweise im Subtropenhaus überwintern, zogen in eine Gärtnerei nach Rostock. Frau Bog stellt besonders die Leistung der Mitarbeiter*innen des botanischen Gartens während dieser Zeit heraus: „Viele Pflanzen haben die Sanierung überstanden. Ohne unsere superfleißigen Gärtner*innen wäre eine grüne Pracht, wie wir sie jetzt haben, nicht möglich gewesen.“

Obwohl viele Bewohner wieder in ihr neues altes Zuhause ziehen konnten, warten einige noch im Wasserpflanzenhaus auf ihre Auspflanzung. Deshalb wird es in diesem Jahr leider keine Riesenseerosen zu bestaunen geben. Frau Bog, die sich bereits in ihrer Diplom- und später Promotionsarbeit mit Wasserlinsengewächsen beschäftigt hat, bedauert das. Doch angesichts dessen, was während der Umbauarbeiten geleistet wurde, sei dies zu verkraften.

Im Wasserpflanzenhaus warten einige Pflanzen noch auf den Umzug.

Diesen Freitag wird es einen Festakt zur Eröffnung geben. Einen Tag später, also am 18.06, ist das Gewächshaus dann für alle Besucher zugänglich. Ab 14 Uhr werden Führungen in kleinen Gruppen angeboten. Dabei wird es hauptsächlich um die baulichen Details gehen, da diese jetzt noch nicht zugewachsen sind. Die Pflanzen dürfen natürlich auch bestaunt werden. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Frau Bog hofft, dass der botanische Garten und die Gewächshäuser jetzt und in Zukunft Orte der Ruhe, der Entspannung, aber auch der Wissensvermittlung sind. Es gibt nicht mehr so viele alte Gewächshäuser, die noch in Betrieb sind. Zum Vergleich: Die historischen Gewächshäuser wurden in den Jahren 1884 bis 1886 erbaut und sind damit zwei Jahre älter als der Eiffelturm. Außerdem hätte man hier die tolle Möglichkeit, die Tropen in Norddeutschland zu erleben, so die Biologin.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Was? Führungen durch die wiedereröffneten Gewächshäuser
  • Wann? Samstag 18.06, ab 14 Uhr
  • Wo? Im botanischen Garten

Die Scheiben zum Bersten bringen? Besser nicht. Konzert im Subtropenhaus

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Es ist eine Geschichte, die schon einige Zeit andauert. Ein Ende ist nicht in Sicht. Eher droht das Ende der Gewächshäuser in Münterstraße. Die Kosten für die Sanierung liegen irgendwo bei ca. 3,7 Millionen Euro. Die marode Dachkonstruktion des Hauses, in dem die Palem wachsen, ist das Problem. Regelmäßige Öffungszeiten sind ausgeschlossen. Ein Besuch ist nur in den anderen Teilen der Gewąchshäuser möglich. Der Bund will Mittel in Millionenhöhe zur Verfügung stellen. Aber das reicht noch nicht. Daher wird es am Freitag (7.7.) wieder ein Benefiz-Konzert für die bedrohten Gewächshäuser geben. Unter der Losung “Musizieren fürs Gewächshäusle” wird jeder, der möchte, zum Lauschen von klassischen Klängen und weiterer traditioneller Musikstücke eingeladen. Außerdem werden Studierende eigene Werke vorstellen, sodass für das von 1884 bis 1886 errichtete Areal wieder ein paar Taler in die Kasse kommen. Das Konzert beginnt um 18:00. Adresse: Subtropenhaus (!), Münterstraße 2, 17489 Greifswald.