Volkstrauertag 2023

Volkstrauertag 2023

Am 19. November 2023 ist Volkstrauertag. Bereits seit der Weimarer Republik gedenkt man an diesem Tag den Opfern von Krieg und Gewalt. Dabei haben sich Termin und Inhalt des Feiertags im Laufe seiner Geschichte mehrfach gewandelt. Auch 2023 ist er noch aktuell.

Geschichte des Gedenktags

Der Ursprung des Gedenktags liegt im Jahr 1922. Damals fand erstmals eine Gedenkstunde für die Opfer des Ersten Weltkriegs im Reichstag statt. Dies geschah auf Initiative des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Durch seine Bestrebungen war der Volkstrauertag ab 1926 in den meisten Ländern der Weimarer Republik ein staatlicher Gedenktag. Er war damals am Sonntag, fünf Wochen vor Ostern. Kritisiert wurde dieser Termin von der evangelischen und katholischen Kirche, weil der Termin in der Fastenzeit lag. Seine Funktion blieb zum Beginn des Nationalsozialismus das Gedenken an die Opfer des Ersten Weltkriegs. Die Nationalsozialisten ersetzten den Trauertag durch den “Heldengedenktag”, an dem nur die im Ersten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten geehrt und statt stiller Trauer Militärparaden abgehalten wurden. Der Termin wechselte zunächst auf den zweiten Sonntag der Fastenzeit. Ab 1939 fand der “Heldengedenktag” am 16. März, wenn das ein Sonntag war, und ansonsten am Sonntag davor statt, in Anlehnung daran, dass am 16. März 1935 die Wehrpflicht im nationalsozialistischen Deutschland wiedereingeführt wurde. Sie war nach dem Ersten Weltkrieg durch den Versailler Vertrag verboten worden.

Der neue Termin

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Volkstrauertag 1950 als Gedenktag, auf Empfehlung eines breiten Bündnisses von Politiker*innen und Kirchenvertreter*innen, wiedereingeführt. Als Termin wurde der vorletzte Sonntag im katholischen und evangelischen Kirchenjahr gewählt, also zwei Sonntage vor dem ersten Adventssonntag. Sieben Tage später gedenkt die evangelische Kirche am Totensonntag den Seelen der Verstorbenen. Auch die katholische Kirche hat mit Allerseelen am 02. November einen Gedenktag für Verstorbene in diesem Monat.

Funktion des Volkstrauertags und gesetzlicher Rahmen

Der genaue Anlass zum Gedenken am Volkstrauertag ist gesetzlich nicht festgelegt. So fand im Laufe der bundesdeutschen Geschichte auch ein Wandel im Erinnern statt. Bis in die 1980er Jahre wurde vor allem um die gefallenen deutschen Soldat*innen getrauert. Ab diesem Zeitpunkt rückten zunächst die Opfer des Nationalsozialismus und später auch diejenigen von aktuellen Kriegen und Verfolgungen in den Mittelpunkt. Festgelegt ist, dass es sich um einen stillen Feiertag handelt. Das bedeutet, dass Autowaschen sowie Tanz- und andere unterhaltende Veranstaltungen verboten sind, um das Gedenken nicht zu stören. Die genaue Ausgestaltung dieser Regeln liegt dabei jedoch in der Gestaltungskompetenz der Länder und teilweise auch der Kommunen, weshalb hier gewisse Unterschiede bestehen. In Mecklenburg-Vorpommern gelten sämtliche Vorschriften von 4 bis 24 Uhr. In diesem Zeitraum sind das Öffnen von Kinos, Autowaschen, öffentliche Versammlungen, Gottesdienste, störende Umzüge und Unterhaltungsveranstaltungen ohne bildendes Interesse nicht gestattet.

Veranstaltungen

Jedes Jahr findet am Volkstrauertag eine Gedenkveranstaltung im Bundestag statt, an der der Bundespräsident, die Bundesregierung und das diplomatische Corps teilnehmen. Der Bundespräsident hält hierbei eine Gedenkrede und es wird die Nationalhymne gespielt. In diesem Jahr wird zusätzlich Kronprinzessin Victoria von Schweden an der Veranstaltung teilnehmen. An der Neuen Wache, der zentralen Gedenkstätte des deutschen Staates, wird seit 1993 ein Kranz niedergelegt. Eine vollständige Liste der Teilnehmenden wurde zusammen mit dem genauen Ablauf in einer Pressemitteilung der Bundesregierung vom 08. November 2023 veröffentlicht. In Greifswald wird um 11 Uhr auf dem Neuen Friedhof eine Kranzniederlegung am Ehrenmahl der Toten des Ersten Weltkriegs stattfinden. Weitere Veranstaltungen in Greifswald findet ihr hier. Sollten Veranstaltungen noch nicht genannt worden sein, könnt ihr diese gerne in den Kommentaren ergänzen.

Résumé

Der Volkstrauertag hat also im Laufe seiner Geschichte einige Entwicklungen durchlebt, ebenso wie der Rest der Welt. Dennoch findet er auch 101 Jahre nach dem ersten Gedenktag immer noch statt und ist leider aufgrund von Kriegen im Nahen Osten, der Ukraine und vielen anderen Regionen der Welt auch nach wie vor aktuell.

Beitragsbild: David Clode auf unsplash

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar

Der 27. Januar gilt seit 1996 als bundesweit gesetzlich verankerter Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus. Seine Anfänge hat dieser geschichtlich wichtige Tag im Jahr 1945, als die Rote Armee das deutsche Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz befreite. Mehr als eine Millionen Menschen waren dort auf grausamste Art und Weise gefoltert, gequält und getötet worden. Opfer waren diejenigen, die nicht der auf Rassenwahn basierenden Ideologie des Nationalsozialismus entsprochen oder sich dem damaligen Regime widersetzten. Der 27. Januar ist dafür da, um genau diesen Opfern zu gedenken. Auch die Universitäts- und Hansestadt Greifswald trägt ihren Teil zum Gedenken bei, indem sie eine Vielzahl an Veranstaltungen anbietet. Seit 2009 wird dabei immer wieder eine andere Opfergruppe in den Fokus gerückt.

Auch dieses Jahr sind wieder mehrere Veranstaltungen geplant:

  • Am Freitag, den 27. Januar, werden Dr. Philipp Neumann-Thein und Dr. Cornelius Lehmann zwei individuelle Vorträge halten, die sich mit dem diesjährigen Thema, der Opfergruppe der Kommunist*innen, beschäftigen. Dr. Philipp Neumann-Thein wird sich mit der Verfolgung kommunistischer Gruppen durch die nationalsozialistische Herrschaft und der sich daraus entwickelnden Erinnerungspolitik beschäftigen. Im Anschluss wird Dr. Cornelius Lehmann das individuelle Schicksal des niederländischen Kommunisten Johannes ter Morsche, der in Zinnowitz lebte, genauer thematisieren. Die Vorträge starten um 19:00 Uhr im Bürgerschaftssaal des Rathauses.

  • Am Montag, den 30. Januar, wird es eine Filmvorführung für den Film „YOU LOOK SO GERMAN!“ im Kultur- und Initiativenhaus STRAZE geben. In dem Film trifft eine israelische Reiseführerin in Berlin eine entfernte Verwandte und macht dabei eine Erkenntnis, die sie auf eine Reise in ihre eigene Familiengeschichte schickt. Die Vorführung beginnt um 20 Uhr.

  • Am Mittwoch, den 01. Februar, gibt es eine Lesung mit Andrea von Treuenfeld aus „Leben mit Auschwitz“. Thematisch setzt sich das Buch mit den Überlebenden des zweiten Weltkrieges und deren Nachkommen, speziell den Enkeln und Enkelinnen, auseinander. Die Frage dabei ist, was der Name Auschwitz für eben diese dritte Generation bedeutet. Stattfinden wird die Lesung im Koeppenhaus um 19:30 Uhr.

Es wird an diesem Freitag auch wieder ganztägig Spaziergänge zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz geben.

Beitragsbild: Ranurte auf Unsplash

“Es ist bizarr, wie Normalität und Grauen in der Stadt koexistieren” – Ein Interview mit Janek Fuchs anlässlich der Befreiung von Auschwitz

“Es ist bizarr, wie Normalität und Grauen in der Stadt koexistieren” – Ein Interview mit Janek Fuchs anlässlich der Befreiung von Auschwitz

Ein Interview von Philipp Schulz und Tobias Bessert.

Janek Fuchs ist Lehramtsstudent und leistete seinen Bundesfreiwilligendienst bei einem Berliner Verein, der Fahrten in die Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz organisiert. Am 27. Januar jährt sich zum 70. Mal die Befreiung durch die Rote Armee. Aus diesem Anlass hat sich der webmoritz. mit ihm getroffen. (mehr …)

Vergiss mein nicht

Ein Gastbeitrag von Alexander Kendzia

Am 27. Januar vor 64 Jahren befreite die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Aus diesem Grund begehen Menschen im gesamten Bundesgebiet Gedenkveranstaltungen, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken und sie nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wir müssen uns erinnern – nicht nur aus Respekt den Opfern gegenüber, sondern auch, um uns immer wieder wachzurütteln. Wir müssen aufmerksam bleiben damit nicht braune Wolken versuchen, den sonnigen Greifswalder Himmel zu bedecken.

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Auschwitz-Birkenau

Doch genau wie in der Bundeshauptstadt, war auch die Greifswalder Gedenkveranstaltung überschattet von einer Nebelwolke der Ignoranz und Gleichgültigkeit. Zwar ging es in Greifswald streng nach Protokoll zu – doch das war es dann auch. Die Gedenkfeier der Universität stand unter dem Titel: „Erinnerung an jüdische Erzählkunst: ‚In halbrealen Räumen, am Ende der Wirklichkeit’  – Bruno Schulz und polnisch-jüdisches Erzählen vor dem Holocaust”. (mehr …)