Einladung zum „Fest des Nordens“ – 33. Nordischer Klang in Greifswald

Einladung zum „Fest des Nordens“ – 33. Nordischer Klang in Greifswald

Lõpuks on aeg taas käes! – Endlich ist es wieder soweit! Greifswald ist auch 2024 erneut Austragungsort der 33. Spielzeit des „Nordischen Klangs“, bekannt als das „Fest des Nordens“. Vom 03. bis zum 12. Mai haben Besucher*innen des Festivals die Möglichkeit, die vielfältigen Kulturen Nordeuropas besser kennenzulernen. In Zusammenarbeit mit mehr als 150 Künstler*innen wird ein buntes Programm, verteilt auf 40 Veranstaltungen, geboten.  

Grenzquerungen – 2024 geht es nach Estland

2023 hatten Nordeuropa-Fans die Möglichkeit, das alljährliche vielfältige Repertoire des Nordischen Klangs mit schwedischem Schwerpunkt zu genießen. In diesem Jahr geht die Schirmherrschaft bereits zum zweiten Mal an Estland über, dessen Universitätsstadt Tartu zur Europäischen Kulturhauptstadt 2024 ernannt wurde. Dabei greift der 33. Nordische Klang nicht nur den 20. Jahrestag des Eintritts Estlands in die EU, sondern auch den 250. Geburtstag Caspar David Friedrichs auf, welcher sich in vielen Programmpunkten widerspiegelt.

Unter dem Motto „Grenzquerungen“ zwischen verschiedenen Genres, Stilen und kulturellen Einflüssen warten auf die Besucher*innen Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, ein literaturwissenschaftliches Symposium, Diskussionen und vieles mehr. Auch Live Acts mit Bezug zum Eurovision Songcontest, welcher erneut parallel zum Nordischen Klang stattfindet, dürfen begeistern. Besonders hervorzuheben sind in diesem Jahr natürlich die estnischen Schwerpunkte des Festivals, beigetragen u.a. durch die Musiker*innen Rita Ray und Haldi, die A-cappella-Gruppe Greip, das Rahel Talts Quartet oder die Aufführungen der Estonian Sinfonietta. Für die kleinen Besucher*innen des KinderKlangs und ihre Familien gibt es aus Estland u.a. den Film „Der Geheimbund von Suppenstadt“, der die Zuschauer*innen in die geheimnisvolle Schönheit Tartus versetzt.

Konzerte, Ausstellungen, Kulinarisches – Ein Blick ins Programm

Bereits am 25. April bildet die Eröffnung der Ausstellung „Estnische Plakatentwürfe zum Nordischen Klang 2024“ in der Stadtbibliothek einen ersten Auftakt zum Festival. Präsentiert werden die verschiedenen Plakatentwürfe estnischer Kunst- und Design-Hochschulen, die das „Klingen“ der Veranstaltungen visualisieren sollen. Gewonnen hat in diesem Jahr der Entwurf von Anna-Liisa Sääsk, welcher nunmehr das Motiv des diesjährigen Klangs bildet.

Am 01. Mai stimmt der Nordische Klang auf die kommenden Veranstaltungen im Rahmen des Greifswalder Kulturfestes ein. Musik-Acts und Infostände unterschiedlicher Initiativen und Vereine präsentieren auf dem Marktplatz spannende Impulse zum Thema “Demokratie und Toleranz”. Wer Lust auf die Töne Norwegens hat, darf sich auf den Auftritt von Johanna Seims mit ihrer Hardangergeige freuen.

Zur alljährlichen feierlichen Eröffnung werden die Besucher*innen, Unterstützer*innen, Repräsentant*innen des Schirmherrschaftslandes und Landesvertreter*innen am 03. Mai, 18:00 Uhr, in die Stadthalle geladen. Der Eintritt ist frei. Im Rahmen des anschließenden Eröffnungskonzerts ab 20:00 Uhr durch Sängerin Rita Ray und ihre Band haben die Gäste erstmals im Rahmen des diesjährigen Klangs die Möglichkeit, estnischem Soul-Gesang zu lauschen. Ihr seid bereits neugierig auf den Act? Auf Spotify hat die Sängerin und estnische “Künstlerin des Jahres 2023” über 10.000 monatliche Hörer*innen und über 1 Mio. Streams ihres zweiten Albums “A Life Of Its Own”. Die Preise zum Konzert sind hier im Programm einsehbar. Auch die vielen weiteren großartigen Künstler*innen und deren musikalische Auftritte sind an dieser Stelle zu finden.

Freund*innen der Literatur mit dem Fokus auf skandinavisch-deutsche Perspektiven dürfen auf das literaturwissenschaftliche Symposium „Erzählen in Kriegszeiten“ am 06. Mai im Alfried-Krupp-Kolleg gespannt sein. Von 10:00 Uhr bis 16:30 Uhr wird im Rahmen verschiedener Vorträge und einer Abschlussdiskussion auf die Frage eingegangen, mit welchen Sprach- und Bilderwelten dem Deutsch-Dänischen Krieg (1864) und dessen Folgen auf literarischer Ebene begegnet wird.

Wer Lust auf eine kleine „Kunstpause“ im Alltag hat, ist herzlich am 08. Mai (12:00 Uhr) zu einer Führung über das sogenannte „Kopenhagener Stammbuch“ und viele erstmalig präsentierte Archivalien und grafische Arbeiten des Caspar David Friedrich ins Pommersche Landesmuseum eingeladen. Der Eintritt kostet 5 Euro.

Auch das Theaterstück „Ach, Caspar!“ am 10. Mai in der STRAZE (20:00 Uhr) geht auf den berühmten Vertreter unserer Stadt ein. Hier wurden durch vier Künstler*innen aus dem Ostseeraum verschiedene Texte und Szenen mit Interpretationen einiger berühmter Werke Friedrichs entworfen. Das Stück wird musikalisch durch elektrische Soundscapes von vega vi untermalt. Informationen zu den Eintrittspreisen sind ebenfalls im Programm einsehbar.

Selbstverständlich hat der Nordische Klang auch kulinarisch wieder einiges zu bieten! Beteiligt sind erneut die Brasserie Hermann, das Café & Restaurant Lichtblick, das STRAZE Café, das Störtebeker Braugasthaus, das Fabelfrau Schmuckcafé, Café Bommelz und das Berufsbildungswerk Greifswald. Einen Einblick in die Speisekarten der genannten Einrichtungen gibt es im Programmheft ab Seite 36.

Eintritt und Ermäßigungen

  • Tickets für den Nordischen Klang gibt es sowohl online als auch in der Greifswald-Information und an der Theaterkasse.
  • Wie immer wird ab dem Besuch von zwei Veranstaltungen der Kauf einer KlangKarte empfohlen, um bei ausgewählten Veranstaltung eine Preisreduktion auf 6 Euro zu bekommen. Weitere Informationen zur KlangKarte gibt es im Programmheft auf Seite 35.
  • Auch Schüler*innen, Studierende, Auszubildende, Schwerbehinderte, Arbeitssuchende und KUS-Passinhaber*innen erhalten Ermäßigungen. Für Kinder bis einschließlich 12 Jahre ist der Eintritt bei allen Abendveranstaltungen bei vorheriger Anmeldung unter organisation-nokl@uni-greifswald.de frei.
  • Achtung an alle Bahnreisenden: Auch ihr könnt bei Vorlage des MV-Tickets, des Quer-durchs-Land-Tickets oder eures tagesaktuellen Fahrscheins an der Abendkasse Rabatte erhalten. Alle Informationen sind ebenfalls im Programmheft auf Seite 35 zu finden.

(Update: Die Klangkarte ist tatsächlich bereits ausverkauft, aber ihr könnt immer noch normale Tickets erwerben)

Beitragsbild: Anna-Liisa Sääsk


Zur Person der*des Autor*in

Ein Hoch auf die Nachbarschaft – der PolenmARkT geht in die nächste Runde

Ein Hoch auf die Nachbarschaft – der PolenmARkT geht in die nächste Runde

Angefangen hat alles mit einem polnischen Kulturabend im Keller der Slawistik. 26 Jahre später hat sich daraus längst ein viel größeres Kulturereignis entwickelt – der PolenmARkT, ein Festival, das mit einem vielfältigen Programm einen Einblick in die polnische Kultur bietet, so fern wie möglich von Mainstream und Klischeés.

Greifswalder*innen jeden Alters können sich also freuen, wenn graue Novembertage ab dem 16.11. wieder einem bunten Nachbarschaftsfest weichen. Bereits an diesem Abend gibt es bei der feierlichen Eröffnung um 18 Uhr im Alfried-Krupp-Kolleg neben der Verleihung eines Förderpreises für deutsch-polnische Zusammenarbeit und musikalischer Begleitung die erste Lesung zu hören. Joanna Bator liest aus ihrem Buch “Gorzko, Gorzko” (2022, dt. Bitternis), in dem die Protagonistin ihrer düsteren Familiengeschichte auf den Grund geht.

Literarisch ist aber noch einiges mehr geboten in den nächsten zwei Wochen, etwa mit “Das späte Leben” von Inga Iwasiów oder “Teraz tu jest nasz dom. Hier ist jetzt unser Zuhause” von Barbara Gawryluk, das auch in einer eigenen Kinderlesung in der Stadtbibliothek vorgestellt wird. Neben Lesungen gibt es auch Konzerte unterschiedlichster Genres, von einem Punk-Abend im Klex über die Songwriterin Kathia zum Jazzpianisten Alex Marek.

Wer nicht bis Donnerstag warten will, kann bereits am 15.11. mit “The Landscape of fear” in der STRAZE den ersten Film sehen, der außer einem Kurzfilmabend der Kunstakademie Krakau auf dem Programm steht.

Zusätzlich gibt es Vorträge sowohl zur polnischen Geschichte als auch zur aktuellen politischen Situation, zum Beispiel zu den Wahlen im Oktober.

Begleitend zum Festival werden drei Ausstellungen gezeigt: Im Kulturschaufenster ausgewählte Fotografien von Michał Żak, dessen Kunstinstallation “Good luck” gerade im Kunstkubus zu sehen ist. Im Foyer des Ernst-Lohmeyer-Platzes 6 werden mit “Ukraine 2022-2023” Szenen und Orte gezeigt, die der freiwillige Helfer Marcin Staniewski aus dem Auto heraus bei Fahrten durch die Ukraine festgehalten hat. Und wer nicht nur Fotografien sehen will, kann sich stattdessen die Kunstwerke von Małgorzata Ragan im PKB Kunstladen anschauen.

Das Wichtigste im Überblick:
Was? PolenmARkT
Wann? 16. – 30. November
Wo? Übersicht der Veranstaltungen im Programmheft

Beitragsbild: polenmARkT e.V.

Eindrücke vom Nordischen Klang – Part 2

Eindrücke vom Nordischen Klang – Part 2

Der 32. Nordische Klang ist am 14. Mai zu Ende gegangen. Künstler*innen aus ganz Skandinavien machten das Festival zu einem großartigen Erlebnis. Der Fokus des Festivals lag dieses Jahr unter anderem auf der indigenen Gemeinschaft der Sámi und ihrer Kultur. Ob Ausstellungen, Vorträge, Filme oder musikalische Darbietungen, es war für jede*n etwas dabei. Wir haben uns letztere zu Gemüte geführt und wollen nun im zweiten Artikel zum Nordischen Klang weitere Eindrücke mit euch teilen.

Ein Beitrag von Hannah van Gerpen und Marthe Pelz

Folk-Nacht: Ævestaden – Electronic Beats und bezaubernde Vibes

Die Folk-Nacht startete mit der großartigen Folk-Band Ævestaden.

Das norwegisch-schwedische Trio besteht aus Kenneth Lien Kravik, Levina Storåkern und Eir Vatn Strøm. 2021 brachten sie ihr erstes Album „Ingen mere gråter (Keiner weint mehr)“ raus und wir können uns bereits auf ihr im September erscheinendes zweites Album freuen.

Ihre Songs, in denen sie traditionelle skandinavische und moderne Elemente verbinden, beförderten das Publikum mit verträumten Melodien aus dem St. Spiritus direkt in eine Fantasiewelt. Es war, als würde man durch einen friedlichen Wald oder die Berge spazieren. Mit Leichtigkeit gelang es ihnen das Publikum vom ersten bis zum letzten Song zu fesseln.

Die meisten Songs des jungen Trios beschäftigen sich mit dem Leben und Tod, dem Unterbewusstsein oder sind durch düstere Themen inspiriert. Oder auch damit, wie sie mit Humor das Thema eines Songs vorstellten, „how extremely nice it would be to die“.

Ævestaden spielten Songs aus ihrem demnächst erscheinenden zweiten Album sowie alte traditionell schwedische Lieder. Durch das Vermischen von traditionellen Klängen und Tönen, die in einigen Songs einem Herzschlag, einem rauschenden Fluss oder Regen auf einem Zeltdach ähneln, gelingt es ihnen ihrer Musik etwas Außerirdisches zu verleihen. Neben dem wunderbar harmonierendem Gesang der drei spielten sie unter anderem mit Fiedel, Leier, Kuhhorn, Kantele, Elektronik und meinem neuen Favorit, der Maultrommel. Dadurch wurde deutlich, wie fabelhaft es ihnen gelingt, Traditionelles mit Modernem zu verbinden. Ihr bewegender Gesang und die traditionellen Klänge, unterlegt mit modernen elektronischen Sounds und Beats, führten zu einigen Gänsehautmomenten.

Folk-Nacht: Loimolan Voima

Der zweite Act des Abends bestand aus dem finnischen Brüder-Duo Loimolan Voima.

Mika (Miša/Mischa) und Niko Saatsi singen auf Karelisch, welche die Sprache ihrer Vorfahren ist. Erst seit 2020 komponieren sie karelischsprachige Musik. Es ist ihr Anliegen, die bedrohte Sprache und Geschichte zurück in das Bewusstsein der Leute zu holen.

Mit kräftigen, coolen Stimmen und live gebauten Beats begeisterten sie das Publikum und erschufen eine energetische, positive Atmosphäre. Trotz der ernsten Themen ihrer Songs sind die Melodien und die Energie der Songs sehr frei, kräftig und beinhalteten immer wieder poppige Elemente.

Sie spielten unter anderem den Titelsong ihres ersten Albums, welchen sie als Angry Man’s Tears übersetzten. Er handelt von ihrem Großvater und beschreibt seine Flucht durch den Krieg und sein Leben danach. Diese ernsten lyrischen Elemente untergelegten sie unter anderem mit Ukulele, Akkordeon und den live eingebauten Loops dröhnender Klänge, Beats und Ausrufen von Mika.

All ihre Songs sind sehr persönlich und musikalisch äußerst vielfältig. Das Duo holte das Publikum sofort mit guter Laune und einer unglaublichen Ausstrahlung ab. Zwischen den Songs wurde viel mit dem begeisterten Publikum interagiert und gelacht. Der Spaß und die Freude an diesem Konzert sowie an ihrer Musik war den beiden deutlich anzumerken.

Der Abend lässt sich nur mit ausgelassener Stimmung und Good Vibes zusammenfassen. Beide Folk-Bands haben wundervolle Konzerte gespielt und wir können nur empfehlen, bei beiden einmal auf Spotify reinzuhören.

Mehr von Ævestaden und Loimolan Voima könnt ihr hier finden.

Abschlussfest: Sofia Rubina Band

Das Abschlussfest des Nordischen Klanges begann in der STRAZE mit einem Konzert der Sofia Rubina Band. Sofia Rubina feierte nach zwanzig Jahren ihr Comeback zum Nordischen Klang.

Sie gab bereits Konzerte auf der ganzen Welt, unteranderem in China, Panama, Italien und auch in dem New Yorker Jazz Club Blue Note. Und nun war sie wieder bei uns in Greifswald.

Mit einer Kombination verschiedenster Genres, einer kraftvollen tragenden Stimme und unglaublicher Stage Presence brachte sie die Leute zum Tanzen und Mitsingen. In den vorwiegend poppigen Songs waren immer wieder Soul- und Jazzelemente zu finden, welche Sofia Rubina gekonnt einbaute. Das zuerst etwas zurückhaltende Publikum holte sie schnell ab und zum Ende des Konzerts stand sie selbst im Publikum und sang und tanze dort mit allen zusammen.

Abschlussfest: Gangar

Das zweite Konzert des Abends wurde von Gangar gegeben und übertraf alle Erwartungen, die wir an das Anschlussfest hatten. Die aus fünf jungen Norwegern bestehende Folk-Rock-Band hat Alt und Jung zum Tanzen von den Stühlen geholt.

Die Musiker hatten so viel Spaß auf der Bühne, dass man gar nicht anders konnte als mitgerissen zu werden! Ihre Ausstrahlung war ungeschlagen, sie tanzten Volkstanz, während sie spielten, und brachten uns neben traditionellem auch ihren selbstkreierten Tanz bei.

Wir tanzen so viel Volkstanz, wir mussten unseren eigenen machen.

Gangar

Der fiedelnde Frontman Mattias Thedens sprach einwandfreies Deutsch, interagierte viel mit dem Publikum, erzählte viel und machte Witze auf Kosten seiner Bandmitglieder – die wüssten ja nicht, was er uns erzählt.

Mit Geige, Saxofon (Oskar Lindberget), Gitarre (Richard Max), Bass (Jonas Thrana Jensen) und Schlagzeug (Henrik Dullum) schaffen sie einen innovativen Take, was traditionelle Folkmusik angeht. So machen sie die ältesten norwegischen Folk-Lieder einem neuen Publikum zugänglich. Ihre musikalischen Einflüsse umschließen Jazz, Funk, Pop, Soul und Heavy Metal. Diese weite Bandbreite macht ihre Musik zu einem unvergesslichen Erlebnis voller Energie und Genialität.

Für einen Gastaufttitt kam sogar ein bekanntes Gesicht vom Vorabend, Kenneth Lien Kravik (Ævestaden), auf die Bühne und spielte die Maultrommel zu einem ihrer neuen Songs. Er entwarf auch das Cover Gangars vorheriger EP und das des anstehenden Albums. Ziemlich cool, die Community der jungen norwegischen Künstler*innen so zusammenkommen zu sehen.

So wie die Band hatten auch wir den Spaß unseres Lebens und waren schon ein bisschen traurig, als das Konzert dann zu Ende war. Das Konzert in der STRAZE bildete einen mehr als würdigen Abschluss des Nordischen Klangs und wir können nur empfehlen, einmal in ihre Musik reinzuhören! Gangars Debütalbum wird dieses Jahr erscheinen, also Augen und Ohren auf!

Hier findet ihr mehr von Sofia Rubina und Gangar.

Die Musik-Acts des Nordischen Klangs haben ein breites Repertoire aufgefahren und es war für jede*n etwas dabei. Und selbst wenn die Acts sich vorab möglicherweise nicht immer wie die größte Sensation angehört haben, so können wir sagen, dass es sich immer gelohnt hat und wir immer begeistert gegangen sind. Fazit: Geht zum Nordischen Klang, Leute!

Ihr habt den ersten Artikel zum Nordischen Klang verpasst? Dann könnt ihr ihn hier finden.

Beitragsbild: Hannah Van Gerpen

Festival contre le racisme 2023

Festival contre le racisme 2023

Seit weitaus mehr als 10 Jahren findet das “festival contre le racisme” nun schon an deutschen Hochschulen statt. Auch Greifswald veranstaltet das Festival dieses Jahr wieder und will vom 26. Juni bis zum 3. Juli mit einem breiten Programm für Sichtbarkeit und Aufklärung sorgen.

Nein zu Rassismus und Diskriminierung!

Seit 2005 veranstaltet der freie Zusammenschluss von Student*innenschaften gemeinsam mit dem Bundesverband ausländischer Studierender e.V. das festival contre le racisme. Rassismus und Diskriminierung sind weiterhin alltägliche Probleme und rechtsextreme Übergriffe sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Der AStA der Uni Greifswald möchte mehr Schutzräume, Antidiskriminierungsstellen und Fortbildungsangebote schaffen, da viele Berichte über Diskriminierungserfahrungen nicht ernst genug genommen werden. Um das öffentliche Bewusstsein für die vielen Probleme zu stärken, werden eine Reihe an Workshops, Seminaren und auch Filmvorführungen stattfinden.

Behaltet die Uniwebsite im Blick, um keine Veranstaltungen zu verpassen.

Programm:

  • 26. Juni: Vortrag zur Sensibilisierung von Rassismus in der Schule; 14 Uhr – 16 Uhr, Ernst-Lohmeyer-Platz 1 Seminarraum 1.2.1

  • 27. Juni: Mischszenen in MV, Vortrag von Endstation Rechts; 18 Uhr, Ernst- Lohmeyer- Platz 6 Hörsaal 2

  • 28. Juni: The Hate you Give, Filmvorführung von der Kiste; 19:30 Uhr, Studentenclub Kiste

  • 29. Juni:
    Rassistische und rechte Parolen, Seminar von Aufstehen gegen Rassismus; 14 Uhr – 17 Uhr (Zur Anmeldung), Ernst- Lohmeyer- Platz 3 Seminarraum 2.32

    Ein Recht auf Hoffnung, Film über Kinderrechte – von und mit den Kindern Madagaskars – FSR Deutsche Philologie; 19 Uhr, Hörsaal Rubenowstraße 3

  • 30. Juni: International Brunch; 11:00 Uhr – 14:00 Uhr, Internationales Begegnungszentrum Bahnhofsstraße 2/3

  • 01. Juli: Unity through Sport, Beachvolleyball- und Basketballturnier vom Hochschulsport; Hans-Fallada-Straße 11 – Range- Sportplatz 10:00 Uhr (Zur Anmeldung)

  • 02. Juli: Queer im Islam, Vortrag und Gesprächskreis von Marco Linguri und der Gender Trouble AG; 14 Uhr, Ort wir im Studierendenportal noch bekanntgeben

  • 03. Juli: Diversity und Vielfalt: Fassade oder tatsächliche Realität? (Online-Veranstaltung), (Zur Anmeldung)

Das Wichtigste auf einen Blick:
Was? festival contre le racisme
Wann? 26. Juni bis zum 03. Juli
Wo? Überall in Greifswald
Programm: Das Programm findet ihr hier

Beitragsbild: AStA der Uni Greifswald

Eindrücke vom Nordischen Klang: ein Hörerlebnis sondergleichen

Eindrücke vom Nordischen Klang: ein Hörerlebnis sondergleichen

Der 32. Nordische Klang ist am 14. Mai zu Ende gegangen. Künstler*innen aus ganz Skandinavien machten das Festival zu einem großartigen Erlebnis. Der Fokus des Festivals lag unter anderem dieses Jahr auf der indigenen Gemeinschaft der Sámi und ihrer Kultur. Ob Ausstellungen, Vorträge, Filme oder musikalische Darbietungen, es war für jede*n etwas dabei. Wir haben uns letztere zu Gemüte geführt und wollen nun einige der Eindrücke mit euch teilen.

Ein Beitrag von Marthe Pelz und Hannah van Gerpen

Sámi Sessions: Electro Beats, gepaart mit Joiks

Am 9. Mai trat das Duo Tundra Electro auf. Bestehend aus der sámischen Sängerin Ingá-Máret Gaup-Juuso und dem norwegischen Musiker und Komponisten Patrick Shaw Iversen, sorgten sie mit ihrer Mischung aus Electro Beats und eingespielten Flötentönen, Klängen klassischer indischer Musik, sowie eindrucksvollem Gesang für Gänsehautmomente. Wir hatten zeitweise das Gefühl nachts unter freiem Himmel in der Tundra in die Weiten zu wandern oder um ein Feuer herumsitzend den wundersamen Klängen zu lauschen.

Dieser Gesang wird als ‚Joik‘ bezeichnet und ist eine uralte Tradition der Sámi, welche seit Generationen weitergegeben wird. Er erinnert ein wenig an das bayerische Jodeln – nur in cool. Ingá-Máret sang ihn mit einer Inbrunst und Kraft, durch die ihre Vorfahren durch sie mitzusingen schienen. Sie erzählte uns mit ihrem Joik Geschichten aus ihrer Heimat, über die Kultur und die Lebensweise der Sámi, um so die sámische Sprache und Traditionen am Leben zu erhalten. 

Patrick Shaw Iversen, der die Musik komponierte, tobte sich dazu an der Flöte aus. Sein eigener Stil, zusammen mit seinem Interesse an Elektronik und Live-Sampling, gaben den Flöten – denn er spielte bestimmt ein halbes Dutzend verschiedener – einen modernen Klang, der sich nahtlos in die Electro Beats einfügte. Zusammen begeisterten sie das Publikum und werden hoffentlich nicht das letzte Mal nach Greifswald gekommen sein. Ein großes Bravo von unserer Seite!

Hinter diesen Links könnt ihr Tiefer in die Klangwelten von Ingá-Máret und Patrick Shaw Iverson eintauchen.

Sámi Sessions: Sámischer Hiphop mit Message

Es folgte der anschließende Act des Abends: Áilu Valle & Boogiemen. Áilu Valle ist ein sámischer Rapper und einer der ersten seiner Kunst überhaupt. Zusammen mit dem Trio Boogiemen rockten sie in traditionellen sámischen Outfits die Bühne und machten ordentlich Stimmung. Der Platz vor der Bühne wurde bald offiziell zum Dancefloor erkoren.

Áilu stammt aus Anár, auf der finnischen Seite von Sápmi, und rappt auf Nordsaamisch, Finnisch und Englisch. Seine Texte handeln von Dingen wie Klimawandel, Kolonialismus oder Umweltbedrohungen. Er zögert nicht davor schwierige Themen anzusprechen und seine Meinung kundzutun. Ein bisschen schade war, dass wir die Texte nicht verstehen konnten. So wirkten manche Songs sehr repetitiv, besonders da Rhythmus und Rapflow bei den meisten Songs gleichblieben. Untermalt wurde sein Rap allerdings mit Samples von Geräuschen aus der Natur wie Wasser, Wolfsgeheul oder Vogelgesang – eine akustische Darstellung der Beziehung der Sámi zu ihrer Umwelt. Ziemlich cool!

“The natural is the devil, the shoes shield from reconnecting / And that furthers the chronic fobias and fallacies”

Àilu Valle in Ancestors

Wer mehr von Áilu Valle hören möchte, da geht’s lang.

Schwedische Jazznacht: Pianoklänge vom Feinsten

Das St. Spiritus öffnete am 11. Mai seine Pforten für das Landæus Trio. Im ausverkauften Saal spielte der schwedische Pianist und Komponist Mathias Landæus, zusammen mit Johnny Åman am Kontrabass und (vertretend) dem renommierten deutschen Schlagzeuger Heinrich Köpperling. Der Weltklasse-Jazzpianist und -Improvisator ist eine wichtige Figur im Stockholmer Jazzmilieu. Er trug mit seinen Gründungen verschiedener neuer Spielstätten in Schweden massiv zur Verbreitung der Jazzszene bei. 

Auf eine originelle und verspielte Weise entführten die drei die Zuschauenden für kurze Zeit in die Welt des Pianojazz. Mal sehr ruhig und klangvoll, mit ungemein zarten Pianotönen, und mal unruhig und gewollt disharmonisch wie ein Bienenschwarm, kreierten Piano, Bass und Schlagzeug ein brillantes Zusammenspiel. Besonders toll waren die Improvisationseinlagen anzuhören und anzuschauen, denn die drei spielten so gut und mit einer so offensichtlichen Freude, dass man nicht anders konnte als begeistert zu lauschen. Ich empfehle sehr das einmal bei der nächsten Gelegenheit live selbst zu erleben. Ein musikalischer Festschmaus!

Das Landæus Trio sind übrigens die musikalischen Botschafter von Greifswalds schwedischer Partnerstadt Lund beim Nordischen Klang 2023!

Wer mehr von der Jazzluft schnuppern möchte, dem empfehlen wir hier reinzuschauen. 

Schwedische Jazznacht: Swing and Sing!

Es folgte das Stella Gustin Quartett, bestehend aus Milos Lindegren am Klavier, Hilda Nordkvist am Kontrabass, Mattias Nyman am Schlagzeug und natürlich Stella Gustin, eine durchstartende 22-jährige Jazzsängerin mit einer Begeisterung für Swing und Storytelling aus Schweden. Zusammen gaben sie an diesem Abend ihr Deutschland-Debut in Greifswald. In funkelnder Abendgarderobe spielten Stella und ihre Band swingende Standards aus dem Great American Songbook in andersartigen, eigenen Arrangements.

Stella beindruckte nicht nur mit ihrer Ausstrahlung an diesem Abend, sie gab auch einen äußerst starken Gesang zum Besten. Mit einlullender, melancholischer Stimme sang sie über verlorene Liebe, Schmerz und Sehnsucht, in Songs wie „You can have him“ oder „Everybody’s song, but not my own“. Dann wiederum nahm das Tempo an Fahrt auf und weiter ging es mit rhythmischen, schnellen Liedern, die von der Lust am Leben und dem Rausch der Liebe erzählten. Dabei war Stellas ‚scat‘ besonders schön anzuhören. ‚Scat‘ ist eine spezielle improvisierte Form des Singens ohne Wortbedeutungen, mit rhythmischer und melodischer Aneinanderreihung von Silbenfolgen (also so etwas wie du-da-dub-di-du-schu-bi-du-da). 

Ihr wollt mehr von Stella Gustin? Auf gehts.

Stay tuned for Part 2!

Das war´s noch nicht. Es folgt noch ein zweiter Artikel, mit weiteren musikalischen Impressionen des Nordischen Klangs. Bis dahin könnt ihr mal bei allen erwähnten Künstler*innen reinschnuppern oder euch hier über alle informieren, die beim Festival dabei waren.

Beitragsbild: Marthe Pelz