Wie gehen Studierende mit wenig Geld um?

Wie gehen Studierende mit wenig Geld um?

Studierende sind häufig arm – so viel wissen wir. Und durch die Inflation und den Krieg in der Ukraine wird alles immer teurer. Auch das ist bekannt. Vom Staat werden Studierende durch verschiedene Einmalzahlungen, Erhöhung der Mindestlohngrenze, oder von BAföG und Kindergeld entlastet. Doch wie arm ist eigentlich arm? Und was heißt das für die Studierenden der Uni Greifswald? Wie gehen sie mit dieser Situation um und welche Lösungen haben sie, um mit wenig Geld zurecht zu kommen? Wir haben eine Umfrage zu diesem Thema gemacht, bei der 55 Menschen teilnahmen. Da der Link zur Umfrage nur für 24 Stunden verfügbar war, zeigt das unserer Meinung nach, wie wichtig den Studierenden dieses Thema ist.

Als arm galt in Deutschland im Jahr 2021, wer als alleinlebende Person ohne Kinder im Monat weniger als 1251 € zur Verfügung hatte. 90 % der Umfrageteilnehmer*innen liegen unter dieser Grenze, die mittlerweile höher sein müsste. Durchschnittlich sind es 920 €, die die Studierenden zur Verfügung haben. Die höchste Angabe unter unseren Befragten war eine Summe von 1890 € und die niedrigste 350 €. Trotzdem gaben nur 7 von 55 Befragten an, dass sie sich selbst als arm beschreiben würden. Das ist im Vergleich mit der offiziellen Armut sehr wenig. Das könnte an zwei verschiedenen Gründen liegen: Eventuell spielt die Gewohnheit hier eine Rolle, da die meisten Menschen die studieren wahrscheinlich noch nie selbstständig mit viel Geld gelebt haben. Oder es könnte daran liegen, dass die Eltern oder Verwandten im Notfall einspringen können, wenn das Geld doch mal knapp werden sollte. Außerdem kann man sich teurere Neuanschaffungen zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschen.

Bis auf 4 Personen bekommen alle BAföG und/oder Geld von ihren Eltern bzw. ihrer Familie. 40 % finanzieren sich zumindest teilweise selbst. Andere angegebene Einkommensquellen sind: Kindergeld, PJ-Vergütung, Kredit, Erspartes und Stipendium. Außerdem arbeiten 62 % der Studierenden neben dem Studium. 19 von 34 Personen (das sind 56 %), gaben an, deswegen weniger Zeit für ihr Studium zu haben. Das kann sich letztlich auch auf Noten oder die Dauer des Studiums auswirken.

Und was sind die Lösungen der Studierenden, um mit wenig Geld zurecht zu kommen?

Essen

Ganz vorne liegt „Selber kochen statt außerhalb essen“. 90 % wählten diese Antwortmöglichkeit aus. Dabei wird teilweise für mehrere Tage vorgekocht, auf Produkte wie Fleisch verzichtet oder „kreativ, aber günstig eingekauft und gekocht“. Außerdem sparen die meisten der Umfragteilnehmer*innen Geld indem sie ihren Einkauf genau planen, um nichts wegwerfen zu müssen. Mehrere Befragte gaben außerdem in einer freien Antwortmöglichkeit an, auf Angebote in Supermärkten zu achten oder nacheinander in mehreren Supermärkten einkaufen zu gehen. Also z.B. zuerst bei Aldi, Netto oder Lidl günstiger Lebensmittel einzukaufen und danach bei Edeka, Rewe oder im Bioladen die Produkte zu kaufen, die sie in den anderen Läden nicht finden konnten. Und nicht nur Mahlzeiten werden vorgekocht. Ein*e Umfragenteilnehmer*in gab an, sich jeden Morgen einen Kaffee vorzubereiten und diesen mit zur Uni zu nehmen, anstatt sich dort teuer einen zu kaufen.

Konsum und Hobbies

Generell ist das Sparen von Geld viel durch Verzicht gekennzeichnet. Zwei Drittel der Befragten gaben an, nicht oder selten auszugehen in beispielsweise Kino oder eine Bar. Und etwa die Hälfte verzichtet auf (teure) Hobbies, die sie aber eigentlich gerne machen würden, wenn das Geld dazu da wäre. Dafür werden von etwa zwei Dritteln der Studierenden Hochschulangebote wie Mensa und Hochschulsport genutzt. Auch auf bestimmte Produkte oder Lebensmittel wird häufig verzichtet (72 %). Und anstatt Dinge neu zu kaufen, werden Lösungen wie tauschen und ausleihen (34 %) oder die Reparatur kaputter Gegenstände (64 %) gefunden. Das geht z.B. über Kleidertauschparties oder, indem man Bücher aus der Bibliothek ausleiht. Auf Telegram gibt es Gruppen wie „Solidarisches Miteinander und #SchwarzesBrett Greifswald“, in denen Gegenstände verschenkt und verliehen werden. Hier gibt es Anfragen wie: „Ich suche für meinen Urlaub einen großen Koffer. Hat jemand einen, den ich mir für ein paar Wochen ausleihen kann?“. Und wenn man mal selbst nicht weiter kommt mit dem Reparieren eines kaputten Gegenstandes oder Technikgerätes kann man z.B. im Reparatur-Café in der Straze oder der Kabutze vorbeischauen und Hilfe von erfahrenen Reparateur*innen bekommen.

Bei dennoch notwendigen Neuanschaffungen wird auf Langlebigkeit und Qualität geachtet (54 %). Dabei werden Mehrwegprodukte wie Bienenwachstücher gegenüber Einwegprodukten bevorzugt. Viele kaufen auch Secondhand-Kleidung oder Gegenstände gebraucht ein, z.B. bei Ebay. Oder sie überdenken neue Anschaffungen mehrmals, um sicher zu sein, dass sie diese wirklich brauchen.

Transport

Viele Studierende sparen Geld, indem sie mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, anstatt das Auto zu nehmen (80 %). Das ist sicherlich gerade zurzeit sehr sinnvoll bei den hohen Spritpreisen. Zum Thema Reisen gaben 74 % an, ganz auf Urlaub zu verzichten, Mitfahrgelegenheiten oder geteilte Zugtickets zu verwenden und/oder günstige Arten des Reisens zu nutzen, indem sie zelten, trampen oder den Urlaub früh planen.

Wohnen

Zum Thema Wohnen gaben 56 % der Befragten an, in einer WG anstatt alleine zu leben. 30 % leben außerdem in einem kleinen Zimmer, um dadurch zusätzlich Mietkosten zu sparen. Und viele der Studierenden heizen nicht oder nur wenig und tragen stattdessen lieber warme Pullis und Kuschelsocken (62 %). Auch eine kreative Lösung ist, häufiger bei Freunden zu übernachten um so Energiekosten zu sparen.

Um einen genauen Überblick über alle Ausgaben zu haben, nannten die Befragten das führen eines Haushaltsbuches als Strategie an. Dies kann bis zum Erstellen von „Überkomplizierten Exceltabellen“ führen, wie es ein*e Teilnehmer*in angab. Eine Person gab an, nur mit Bargeld zu bezahlen, um so einen guten Überblick über alle Ausgaben zu haben.

Sparen

Um trotz des geringen Einkommens Geld für z.B. Urlaube oder größere Anschaffungen zu sparen, heben einige der Studierende entweder zu Anfang oder Ende des Monats einen bestimmten Betrag bzw. das überschüssige Geld von ihrem Konto ab. Oder sie überweisen es auf ein Sparkonto. So können sie sicher gehen, nicht mehr Geld auszugeben, als sie wollen und somit die Möglichkeit auf einen Urlaub einfach „aufzubrauchen“.

Das Gute ist: Viele dieser Ansätze sparen nicht nur Geld, sondern sind gleichzeitig nachhaltig und schonen so die Natur und das Klima. Ein genau geplanter Einkauf und das Reparieren von Gegenständen und Kleidung wirken z.B. der Verschwendung von Lebensmitteln und Ressourcen entgegen. Und wer mehr Rad und weniger mit dem Auto fährt schont ebenfalls die Umwelt. Genauso wie das Leben in einem kleinen Zimmer bzw. in einer WG.

Punkte wie nicht oder wenig zu heizen, sind zwar bis zu einem bestimmten Punkt ebenfalls klimaschonend. Dies kann aber bei zu niedrigen Temperaturen oder zu hoher Raumfeuchtigkeit zu Schimmel führen, was für Bausubstanz und Gesundheit schädlich ist.

Gleichzeitig kann es aber belastend sein, ständig auf sein Geld achten zu müssen. Ebenso steht es darum, sich Lebensmittel oder Produkte, Hobbies oder Unternehmungen, die man eigentlich sehr gerne mag, nicht leisten zu können. Das deckt sich mit der Umfrage: ca. 36 % der Teilnehmer*innen gaben an, dass ihre finanzielle Situation sie immer oder häufig stresst und ca. 33 %, dass dies zumindest manchmal der Fall ist. Immerhin können viele Studierende darauf hoffen, dass sie, sobald sie das Studium abgeschlossen haben, in einem hoffentlich gut bezahlten Job ihr eigenes Geld verdienen. Und sich so viele Dinge wieder leisten können, auf die sie während ihrer Studienzeit verzichten mussten.

Wir hoffen, dass wir euch mit diesem Artikel zeigen konnten, dass ihr nicht alleine seid und, dass es anderen Studierenden genauso geht wie euch und sie ebenfalls wenig Geld haben. Vielleicht konntet ihr euch von der ein oder anderen Möglichkeit Geld zu sparen inspirieren lassen. Eventuell hab ihr dadurch sogar mehr Geld für Dinge, die euch wichtig sind. Weil ihr an anderen, weniger wichtigen Enden, eine Möglichkeit finden konntet, zu sparen.

Hier noch ein paar weitere Ideen zum Geld sparen:

  • Zusätzlich Geld verdienen durch die Teilnahme an Studien oder Blut- und Plasmaspenden
  • Sachen selbst bauen oder nähen
  • Re- und Upcycling
  • Im Supermarkt nach Angeboten und reduzierten Lebensmitteln schauen
  • Nutzung von Foodsharing
  • Containern gehen*
  • Ein eigener Kleingarten zum Anbau von eigenem Obst und Gemüse

* Aktuell fällt Containern in Deutschland noch unter Strafe (§242 StGB). Allerdings sprachen sich der aktuelle Bundesjustizminister und der Bundeslandwirtschaftsminister im Januar 2023 für eine Straffreiheit aus, sollte man sich beim Containern nicht anderweitig strafbar machen.

Beitragsbild: Adrian Siegler

Vier von zehn Studierende von Armut bedroht

Vier von zehn Studierende von Armut bedroht

Mehr als drei Viertel der Studierenden, die alleine oder in einer WG wohnen, waren 2021 armutsgefährdet. Unter allen Studiernden sind 38 Prozent betroffen. Durch die Energiekrise und Inflation droht die Armut an den Hochschulen 2022 und 2023 noch mal zu steigen.

Vier von zehn Student*innen sind von Armut bedroht. Unter den Studierenden, die alleine oder in einer WG leben, sind es 76 Prozent, gab das Statistische Bundesamt im November 2022 bekannt. Zum Vergleich: In Deutschland sind nur 16 Prozent der Bürgerinnen und Bürger von Armut bedroht.

Nach den Ergebnissen des Bundesamtes konnten zwei von fünf Studierenden 2021 ungeplante und größere Ausgaben nicht stemmen.

Ausgaben für Wohnen deutlich höher

Die Ausgaben für das Wohnen sind unter Studierenden auch belastend hoch: Im Durchschnitt gaben Hochschüler*innen 32 Prozent ihres Einkommens für Miete und Nebenkosten aus. Allein- oder in einer WG-lebende Studierende zahlten knapp die Hälfte ihres Einkommens für die eigenen vier Wände. In der Gesamtbevölkerung liegt die Wohnkostenbelastung hingegen nur bei 23 Prozent.

Als von Armut gefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient. Dies war 2021 in Deutschland 1.251 Euro netto im Monat.

Studierende stehen im Wintersemester vor dramatischer Notlage

Die Zahlen zur Armut beziehen sich auf 2021. In diesem Jahr stiegen durch die Energiekrise und die Inflation Lebenskosten gefährlich an. Im Oktober betrug die Inflation zum Vorjahresmonat 10,4 Prozent, bei den Lebensmittelpreisen sogar das Doppelte (20,4 Prozent). Die Strom- und Gaspreise vervielfachen sich. Die Wasser- und Heizkosten der Wohnungen steigen stark.

Besonders hart trifft es internationale Studierende. Sie verfügen über monatlich etwa 140 Euro weniger Einnahmen als deutsche Studierende.

Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks erklärt: „Studierende stehen in diesem Wintersemester vor einer dramatischen sozialen Notlage. Sie kommen finanziell und psychisch auf dem Zahnfleisch aus der Corona-Pandemie – und wissen angesichts explodierender Preise oftmals nicht, wie sie nun Strom, Gas und Lebensmittel bezahlen sollen.”

Welche Hilfen es für Studierende gibt

Um speziell Studierende zu entlasten, gab es vom Bund bisher Einmalzahlungen: Ein Heizkostenzuschuss von 230 Euro wurde von September bis Oktober an BAföG-Empfänger*innen gezahlt. Ein zweiter Heizkostenzuschuss von 345 Euro wurde von der Bundespolitik bereits beschlossen, der jedoch auch nur für BAföG-Empfänger*innen gilt. Für alle Studierende ist aktuell eine Energiepreispauschale von 200 Euro geplant. Wie und wann die Zahlung erfolgt ist noch unbekannt, jedoch nicht vor Januar 2023, da das Gesetz dann erst in Kraft tritt.

Von einigen Hilfen für alle Teile der Bevölkerung profitieren natürlich auch Studierende: Für alle Erwerbstätige gab es eine Energiepauschale von 300 Euro. Zwei Drittel der Hochschüler*innen arbeiten neben dem Studium und profitierten davon. Da Preisbremsen für Strom und andere Energieformen geplant sind, werden künftige Abschläge für Nebenkosten nicht so hoch ausfallen. Das Kindergeld – dass man bis zum Alter von 24 Jahren bekommt – wird zum Jahreswechsel erhöht.

Beitragsbild: by Sara Kurfeß on Unsplash

Das Dilemma mit dem BAföG

Das Dilemma mit dem BAföG

Das gute alte BAföG. Es scheint sich spätestens mit der Entscheidung eines Studiums jede*r damit beschäftigen zu dürfen. Werde ich es bekommen oder nicht? Die Frage stellen sich alle, wenn sie den Antrag ausfüllen. Manche bekommen den Höchstbetrag, manche gar nichts. Ist das immer fair? Und verändert sich das mit der Neuregelung, die der Bundestag vor kurzem beschloss?

Ich muss zugeben, ich finde den BAföG-Satz, den ich bekomme, ganz schön niedrig. Ich sage mal so, der Betrag reicht für den Einkauf im Monat. Mehr wäre es dann nicht. Das ist vor allem in Situationen wie Inflation und den einhergehenden steigenden Preisen ganz schön unbefriedigend. Freunde von mir bekommen dagegen den Höchstsatz. Das gönne ich ihnen natürlich. Den Höchstsatz bekommen sie aber nur, weil sie wahrscheinlich jüngere Geschwister haben und ihre Eltern eine Hypothek auf ein Haus aufgenommen haben. Damit kann meine Familie aber leider nicht dienen. Und das finde ich ganz schön unfair.

Zum Glück gab es vor kurzem eine BAföG-Reform. Jetzt werde ich bestimmt mehr gefördert und muss meiner Familie nicht mehr auf der Tasche liegen, oder?

BAföG – Was war das nochmal?

Grundsätzlich können Studierende an Hochschulen sowie Berufsakademien, deren Abschlüsse nach Landesrecht Hochschulabschlüssen gleichgestellt sind, BAföG beantragen. Das gilt auch für private Hochschulen und private Berufsakademien.

§ 2 BAföG, Stichwort Ausbildungsstätten

Alle können BAföG beantragen, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Es gibt diesbezüglich auch Ausnahmen. Dazu musst du auch keine speziellen Leistungen vollbracht haben. Bis auf den Willen zu studieren natürlich. Du wirst allerdings nur gefördert, wenn du in der Regelstudienzeit studierst. Auch dein Masterstudiengang danach kann noch weiter gefördert werden. Das hört sich doch nach einem Träumchen an! Gibt es da vielleicht einen Haken? Die Hälfte der Förderung muss nicht zurückgezahlt werden. Die andere Hälfte ist ein Darlehen, ohne Zinsen. Du musst auf jeden Fall nicht mehr als 10.010 Euro zurückzahlen, auch wenn das Darlehen höher war. Rückzahlungsbeginn ist fünf Jahre nach Ablauf der Förderungshöchstdauer. Wenn du also voll im Berufsleben stehst, wäre das machbar.

Chancengerechtigkeit vertan: Warum können nicht alle BAfög bekommen?

Das Problem liegt an den Bedarfssätzen, die festgelegt sind. Die beinhalten, wie viel Studierende ungefähr für ihren Lebensunterhalt benötigen. Die Förderung hängt dann natürlich von der finanziellen Situation der Studierenden und ihrer Eltern ab. Schließlich sind die Eltern dazu verpflichtet, für ihr Kind finanziell aufzukommen.

Diesbezüglich gibt es aber mehrere Probleme. Zum einen ist die Miete für Wohnungen in München viel, viel höher als zum Beispiel in Greifswald oder Leipzig. Nicht nur die Miete ist in den Universitätsstädten im Westen Deutschlands höher, sondern auch die Lebenshaltungskosten. Wenn man zum Beispiel im Westen studiert, aber deine Eltern weniger Lohn bekommen, weil sie im Osten Deutschlands wohnen, wäre das schon einmal nicht verhältnismäßig.

Es käme noch dazu, dass manche Studienfächer viel teurer sind als andere. In den Geisteswissenschaften kannst du dir sehr wahrscheinlich Bücher in der Bibliothek ausleihen oder im Internet downloaden. Anders schaut das zum Beispiel bei Studierenden aus, die Medizin studieren. Da MUSS man sich sehr oft sehr teure Bücher kaufen.

Ein anderes Problem wäre, dass man den Eltern einfach nicht mit ca. 900 Euro Unterhalt pro Monat auf der Tasche liegen möchte, obwohl sie dazu verpflichtet wären. Natürlich kann man dann einen Minijob anfangen, aber eigentlich sollte das keine Bedingung sein, um sich das Studium leisten zu können. Viele können sich während ihres anspruchsvollen Vollzeitstudiums auch einfach keine Zeit dafür nehmen.

Natürlich könnte man in den Raum werfen, wer nicht genug Geld hat, der soll halt nicht studieren gehen. Das wäre aber Chancenungerechtigkeit. Alle sollten die Möglichkeit haben, zu studieren. Dafür gibt es ja auch das BAföG. Alle sollen unter den gleichen Bedingungen sich weiterbilden dürfen.

Die BAföG-Reform wurde beschlossen. Jetzt wird alles besser, oder?

Der Entwurf eines 27. BAföG-Änderungsgesetztes vom 8. April 2022 wurde vor kurzem vom Bundeskabinett beschlossen und am 23. Juni 2022 vom Bundestag. Ab dem Wintersemester sollen die Änderungen eintreten. In der Legislatur der jetzigen Regierung soll es noch zu mehr Änderungen kommen.

Das sind zusammengefasst die neuen Änderungen:

  • Ausdehnung der Reichweite des BAföG durch eine Anhebung der Freibeträge vom Einkommen um 20 Prozent
  • Anhebung der Bedarfssätze, des Kinderbetreuungszuschlags und des Wohnzuschlags, sodass der Förderungshöchstbetrag von heute 861 Euro auf 931 Euro ansteigen wird
  • Anhebung der Altersgrenze im BAföG von 30 Jahren beim Beginn einer förderungsfähigen Ausbildung zusammen mit der bisher gesonderten Altersgrenze von 35 Jahren für den Beginn eines Masterstudiums auf künftig einheitlich 45 Jahre
  • Ausdehnung der Möglichkeit des Restschulderlasses nach 20 Jahren auf alle Darlehensnehmenden und eine Ausgestaltung unter vereinfachten Bedingungen und ohne kompliziertes Antragsverfahren
  • Erleichterung der digitalen Antragstellung 

Das sind vielleicht schöne Änderungen, aber die reichen vor allem in unserer jetzigen Lage nicht aus. Dafür gibt es das 28. BAföG-Änderungsgesetz, das einen Notfallmechanismus für Krisenzeiten verankert. Mit Notfallmechanismus ist gemeint, dass Schüler*innen und Studierende in einer Krisensituation, wie der Corona-Pandemie, vorübergehend BAföG bekommen, auch wenn sie dazu eigentlich nicht berechtigt sind. Allerdings muss laut Gesetzentwurf eine solche bundesweite Notlage vom Bundestag vorher durch Beschluss festgestellt worden sein.

Fazit

Das reicht doch trotzdem alles nicht aus und gerechter geworden ist es auch nicht wirklich. Ja, wahrscheinlich reichte der BAföG-Satz bis vor kurzem irgendwie schon zum Überleben aus. Allerdings wird es jetzt echt ganz schön knapp mit dem Geld. Alles wird teurer: Essen, Gas, Wohnen, Sprit etc. Natürlich ist es schön, dass es überhaupt zu Veränderungen gekommen ist und es noch mehr geben soll, aber das müsste schneller gehen, mit Veränderungen, die mehr bringen, als nur eine digitale Antragsstellung.

Weitere nützliche Links:

Beitragsbild: Redd auf unsplah

Live-Ticker: Podiumsdiskussion mit den Landtagskandidierenden

Live-Ticker: Podiumsdiskussion mit den Landtagskandidierenden

Heute, am 14. September um 13 Uhr, findet im Hörsaal 3/4 am Loeffler-Campus eine Podiumsdiskussion mit verschiedenen Landtagskandidierenden in Mecklenburg-Vorpommern statt. Der webmoritz. ist live dabei und hält euch in diesem Ticker auf dem neuesten Stand.

Bei der etwa anderthalbstündigen Podiumsdiskussion werden Daniel Seiffert (Die Linke), Christian Pegel (SPD), Bodo Kappek (Freie Wähler), Hannes Damm (Bündnis 90/Die Grünen) und David Wulff (FDP) anwesend sein. Auf der Agenda stehen Themen wie elternunabhängiges BAföG, Schwangerschaftsabbrüche im Lehrplan, stärkere Finanzierung der Studierendenwerke, Erweiterung des Azubitickets oder Wohnraum für Studierende. Außerdem könnt ihr direkt vor Ort oder über den Instagram-Kanal des Allgemeinen Studierendenausschusses (@asta_uni_greifswald) Fragen stellen.

Ab 13 Uhr folgt hier der Ticker.

Anna vom moritz.magazin, Ressortleiterin für Politik, moderiert die Podiumsdiskussion.
Der Saal füllt sich langsam. 
Um Punkt 13 Uhr sind etwa 30 Zuschauer*innen anwesend. Tröpfchenweise trudeln noch weitere Studis ein. Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion sitzen schon bereit auf ihren Plätzen, alle mit eigenem Mikrofon und eigener Wasserflasche ausgestattet. 

Um 13:03 Uhr eröffnet Anna die Veranstaltung. Die heutigen Themen sollen sich auf hochschul- und wissenschaftspolitische Themen beschränken

Bodo Kappek (Freie Wähler) beginnt mit seiner Vorstellung: Er ist 27 Jahr jung und gelernter Fleischer. Er ist Kreisvorsitzender der Freien Wähler in Vorpommern-Greifswald. Auf seiner politischen Agenda stehen Digitalisierung, Bildung und das Soziale.

Daniel Seiffert (Die Linke) ist 37 Jahre alt und Geograph. Seit 2014 ist er in der Kommunalpolitik in Greifswald aktiv, seit 2019 ist er auch als sachkundiger Einwohner im Landkreis aktiv. Seine Themenschwerpunkte sind v.a. Energie, Verkehr und Umwelt.

Hannes Damm (Grüne) ist 29 Jahre alt. Er ist von Beruf Physiker. Seit 2016 arbeitet er am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, wo er auch gerade promoviert. Er ist fast seine ganze Studienzeit lang in der Hochschulpolitik aktiv, und seit 2016 bei den Grünen, wo er als energie- und klimapolitischer Sprecher tätig ist. Seine Schwerpunkte sind außerdem Hochschulwissenschaft und Hochschultechnologie.

Christian Pegel von der SPD ist 47 Jahre alt und damit der “Senior in der Runde”. Er hat in Greifswald studiert, ist etwa um 1990 zu den Jusos gekommen und hat zuerst Kommunalpolitik gemacht. Ab etwa 1997 war er im StuPa und Vorsitzender im AStA. Er war viele Jahre Rechtsanwalt, lässt den Beruf aber ruhen, denn seit 2014 ist er Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern.   

David Wulff (FDP) ist 2005 nach Greifswald gekommen und hat hier BWL studiert. Auch er war im StuPa aktiv sowie im Kreistag seit 2011. Seit 4 Jahren ist er Generalsektretär des Landes. Die Themen Hochschulpolitik und Bildung beschäftigen ihn weiterhin, aber auch Digitalisierung, da er Softwareentwicklung auch aus seinem eigenen Beruf kennt. Er hat sein eigenes Unternehmen gegründet, deshalb sind auch Start-Ups und Start-Up-Förderung ein Kernthema für ihn. Jetzt soll es in die Landespolitik gehen.

Anna fragt die Teilnehmer, was sie mit der Universität Greifswald verbinden, ob sie hier studiert haben oder nicht.

Hannes Damm fängt an und betont das Ehrenamt, das er hier ausgeübt hat. Er hat die AG Ökologie wieder ins Leben gerufen, die nun sehr stark läuft. Er war im StuPa und im Senat aktiv, er nennt zum Beispiel das Ziel der Klimaneutralität der Uni bis 2030, das in dieser Form durch seinen Änderungsantrag durchkommen konnte. Außerdem hat er sich für das studentische Prorektorat eingesetzt sowie für Weltoffenheit, beispielsweise in Bezug auf den Universitätsnamen.

Daniel Seiffert betont sein Studium selbst, war aber danach auch als Mitarbeiter in der Uni tätig. Dazu kommt aber noch mehr, v. a. zu Fristen und Ähnlichem.

Bodo Kappek hat selbst nicht studiert und hat dementsprechend nur durch seinen Freundeskreis direkten Zugang zur Uni. Er ist aber sehr stolz darauf, in einer Stadt zu leben, die eine Universität hat, die Forschende und Wissenschaftler*innen ausbilden kann.

David Wulff betont die Partys in Greifswald nach dem Studium, das Miteinander und den Austausch abends. Er nennt außerdem die Gründungswerft, die für ihn ein wichtiges Thema ist.

Christian Pegel erwähnt auch sein Studium und dass Kontakte mit Menschen, die auch hier geblieben sind, fortgesetzt werden. Wer in Greifswald lebt, ist stark mit der Universität verbunden, betont Pegel. Er hat außerdem selbst 5 Jahre am Lehrstuhl gearbeitet. Digitalisierungsthemen und das digitale Innovationszentrum in der Alten Mensa sind außerdem wichtige Themen für ihn. Er möchte sich für mehr Radwege einsetzen und das gibt er auch den Jusos im Senat immer mit, damit die Uni mehr von ihren Gebieten für Radwege freigibt. Eigentlich ist er total begeisterter Alumni, aber die Radwege sind ihm ein Wehmutstropfen.

13:15 Uhr

Anna möchte nun zum Thema Studienfinanzierung kommen. Denn für Studierende bedeutet ein Studium auch, Finanzierungshürden zu überwinden. Sie möchte wissen, wie die Teilnehmer sich zu einem elterunabhängigen BAföG positionieren.

Daniel Seiffert fängt an. Die Linke setzt sich stark für ein elternunabhängiges BAföG ein. Das BAföG muss unbedingt reformiert werden.

Christian Pegel möchte dagegen sprechen, auch wenn er damit die zuhörenden Jusos nach eigener Aussage “zucken lassen” wird. Er ist vielleicht kein gutes Beispiel dafür, denn er hat nach dem zweiten Semester auf das BAföG verzichtet und sein Studium selbst finanziert, obwohl es ihm zugestanden hätte. Er sieht die Grenzwerte als zu klein und es muss eine Reform durchgeführt werden, aber nach ihm sei es klug, dass man sich daran orientiert, dass es Elternhäuser gibt, die das Studium bezahlen können. Daher muss nur IM Gesetz reformiert werden und nicht das gesamte Gesetz.

Hannes Damm vertritt einen anderen Standpunkt. Es muss in die jungen Menschen unabhängig vom Elternhaus investiert werden. Er hat eine Bekannte, deren Eltern nicht bereit waren, Unterhalt zu zahlen, obwohl sie es konnten. Daher muss es eine Grundsicherung geben, dafür setzen sich die Grünen ein. Mit dem Auszug aus dem Elternhaus sollte außerdem das Kindergeld an die Kinder gehen. Weiterhin wäre eine Zuzahlung zum Wohnen wichtig, abhängig davon, wo man in Deutschland lebt. Es muss seiner Meinung nach eine grundsätzliche Reform sein, die nicht nur für Studierende gilt, sondern insgesamt für Menschen, die sich in einer Ausbildung befinden.

David Wulff möchte reagieren. Er ist fest der Meinung, dass es elternunabhängig sein soll. Grundsätzlich ist man mit der Volljährigkeit ein eigenständiger Mensch. Deswegen muss auch die Ausbildung und alles, was damit zusammenhängt, unabhängig sein. BAföG ist eine Unterstützung, die das Studium erleichtern soll und muss zudem ja sowieso zu einem großen Teil zurückgezahlt werden. Wer es nicht braucht, muss es ja nicht in Anspruch nehmen, aber zu sehen, wie Kinder ihre Eltern verklagen müssen, weil diese sich bei der Förderung querstellen, ist frustrierend und öffnet unnötige Gräben innerhalb der Familie.

Bodo Kappek erklärt auch, dass die Freien Wähler für ein elternunabhängiges BAföG sind. Sie möchten den Menschen als ein Individuum gesehen: Sobald ein Mensch das Elternhaus verlassen hat, muss er sich selbst finanzieren können. Daneben muss sich das BAföG aber auch lokal anpassen. Das Studium / die Ausbildung hier in MV sind zum Beispiel nicht mit der Ausbildung in Bayern gleichzusetzen.

13:23 Uhr

Weiter geht es mit den Mieten, denn sie steigen, auch in Greifswald. Anna fragt, was die Politiker bezüglich der Wohnsitutation der Studierenden unternehmen wollen.

David Wulff reagiert sofort: Es muss eine bessere Förderung des studentischen Wohnraums u. a. über das Studierendenwerk geben und durch weniger Druck in den konkurrierenden Flächen.

Christian Pegel sagt, man bräuchte beides: Das Studierendenwerk und den freien Markt. Die SPD hat versucht die Bundesmietpreisbremse umzusetzen und bei zwei Greifswalder Wohnheimbauten geholfen. Das Grundstück- und Planrecht wird die Hauptherausforderung sein.

Hannes Damm möchte sich von Pegel deutlich abgrenzen. Er denkt auch, dass das StuWe eine Hauptaufgabe hat. Aber die soziale Wohnförderung und die Nachfrage von Studierendenseite passen überhaupt nicht zusammen. Es braucht ein eigenes Förderprogramm für das studentische Wohnen. Zum Bau auf eigenen Flächen wünscht sich Damm mehr Flexibilität. 

Christian Pegel unterbricht Damm, aber Anna übergibt das Wort an Seiffert von den Linken, der schon zuvor etwas einwerfen wollte.

Seiffert sieht es so, dass die StuWe mehr Geld fürs Bauen bekommen müssen. Das Wohnheim in der Makarenkostraße war ein Kampf und reicht bei Weitem nicht. Der Bedarf ist sehr hoch und es muss mehr gebaut werden, aber das gilt auch generell für den sozialen Bau. Greifswald hat insgesamt keinen gesunden Wohnungsmarkt und starke Konkurrenz. Für Erstis ist es zum Beispiel ein großes Problem, eine Wohnung zu finden, wenn sie neu nach Greifswald kommen.

Kappek betont auch, dass der soziale Wohnungsmarkt gefördert werden muss. Es sollen mehr Mittel für den Wohnungsmarkt bereitgestellt werden. Er findet es unverständlich, dass es so lange dauert, Wohnflächen zu schaffen.

von links nach rechts: Christian Pegel (SPD), David Wulff (FDP), Bodo Kappek (Freie Wähler), Daniel Seiffert (Die Linke), Hannes Damm (Bündnis 90/Die Grünen) 

Damm ergänzt, dass er es wichtig finden würde wenn die StuWe ein eigenes Kontingent bekämen. Vor allem jetzt zu Coronazeiten, wo psychische und soziale Beratung immer wichtiger werden, da die Nachfrage deutlich gestiegen ist, müssten die StuWe mehr gefördert werden. Er würde dafür gerne Landesgeld in die Hand nehmen. Fachliche Unterstützung müsse ebenfalls gegeben werden und ein Weg gefunden werden, einen zentral gelegenen Anlaufpunkt für Studierende zu schaffen.

Seiffert möchte zu diesem Verwaltungssitz sagen, dass er gut erreichbar sein muss. Insofern ist es wichtig, dass es ein ziemlich zentraler Standort wird. Ein weiteres Problem ist, dass die Bedarfe des Studierendenwerkes für die Uni gar keinen Wert haben. Das Raumkontingent für die Uni ist ja begrenzt, und diese Räumlichkeiten sind da gar nicht eingeplant. Das wäre eine Landesaufgabe, wirft Damm ein und Seiffert stimmt zu. Das ist ein Punkt, der dringend geändert werden sollte, damit Räumlichkeiten der Universität bestmöglich genutzt werden können. Die Einnahmen und Studierendenbeiträge können auf Dauer nicht einfach beliebig weit nach oben geschraubt werden, vor allem nicht, solange das BAföG nicht reformiert wurde, daher muss von Landessseite der Zuschuss erhöht werden.

Auf Seiten des Studierendenwerkes, so Wulff, hätte man auch motivierter sein können. Es braucht mehr Mittel vom Land und mehr Eigenverantwortung der Studierendenwerke. Außerdem fordert er mehr Personal, allerdings wird seit Jahren davon gesprochen, mehr Personal einzustellen, reden allein reicht also nicht. Außerdem hat das StuWe noch viel vor sich im Bereich der Digitalisierung und muss daher deutlich stärker unterstützt werden.

Pegel ergänzt noch, dass Hochschule und Senat nicht berücksichtigen, dass das StuWe eigene Ansprüche hat. Er teilt zudem die Aussage der Vorredner nicht, dass der Standpunkt des StuWe in der Makarenkostraße “fast schon im Gewerbegebiet und weit ab vom Schuss” sei. Die Zuschüsse würde außerdem erheblich angepasst, weil es Kostensteigerungen gab,  betont Pegel. Allerdings ist der Landeshaushalt stramm, man bräuchte immer einen gewissen Kostendruck. 

13:37 Uhr

Anna möchte nun zum nächsten Punkt kommen und fragt, ob die Azubi-Tickets auch für Studierende ausgebaut werden sollen.

Pegel sagt, dass es zuerst wichtig ist zu erkenne, dass sich mit einem solchen Ticket der nötige Gesamtzuschuss für Busse und Bahnen für alle deutlich erhöhen würde. Bei den Azubis ist das Problem, dass ihre Berufsschulen teilweise sehr weit entfernt sind, während Studis ja meistens in der Nähe der Hochschule wohnen. Langfristig ist vieles möglich, aber man muss die finanzielle Ebene gut durchdenken. Sie haben ihr Programm in der SPD aber auch stark auf Senior*innen ausgelegt, und hoffen, für diese Gruppe möchte man also auch gerne ein 365-Euro-Ticket durchsetzen.

Seiffert möchte dazu sagen, dass die Linke schon länger so eine Erweiterung verfechtet. Er ist froh, dass das Azubiticket überhaupt eingeführt wurde. Das Modell der Linken ist ein Pass, mit dem Studierende, Azubis und Schüler*innen möglichst kostenfrei durch das Land reisen können.

Kappek spricht sich ebenfalls deutlich für ein solches Tickets aus. Studis könnten auch auf dem Land wohnen, wenn sie dort mehr Möglichkeiten hätten, z.B. im Bereich der Anbindung. Das könnte auch das Dörfersterben abbremsen. Aber natürlich kostet das alles Geld.

Wulff möchte deutlich machen, dass man erst einmal abwarten muss, wie solche Angebote wie das Azubi-Ticket angenommen werden, denn selbst das wird nach ihm weniger angenommen, als erwartet wurde. In Greifswald wurde zum Beispiel das Semesterticket oft abgelehnt, weil man das nicht bräuchte. Wenn man so ein Ticket anbietet, müsste man eine Spitzabrechnung hinbekommen. Man müsste schauen, wie sich so ein Ticket auf die Anfrage auswirkt.

Damm möchte einen weiteren Punkt aufmachen, nämlich dass man Nahverkehr attraktiver machen muss. Er erwähnt seinen Bachelorstandort Jena, wo es ein Semesterticket für ganz Thüringen gab, das war einfach attraktiver als die Verbindung in MV. Die Vernetzung der Studierenden untereinander ist nicht gut, man kommt z.B. nicht einfach schnell und günstig nach Rostock. Er sieht auch den Punkt von Kappek, dass man so dabei helfen könnte, dass mehr Studis aufs Land ziehen.

Seiffert möchte dann zu dem Verkehrsthema auch einwenden, dass sie sich als Linke für einen Landesverkehrsbund einsetzen. Für Greifswald ist die Verbindung nach Berlin wichtig und mit einem Landesverkehrsverbund könnte man z.B. besser nach Hamburg oder Berlin kommen und das wäre eine Qualitätssteigerung für das gesamte Land.

Anna möchte bereits zum nächsten Punkt kommen, aber Pegel möchte noch kurz einwerfen, dass man die 20 Millionen Euro, die dafür nötig wären, auch an anderen Stellen gebrauchen könne.

13:45 Uhr

Anna möchte wieder eher zum hochschulwissenschaftlichen Themenbereich kommen, namentlich soll es um das Bologna-System gehen. Obwohl die Reform schon 1999 abgesegnet wurde, ist die Diskussion darum noch nicht ganz abgeklungen. Was halten die Diskussionsteilnehmer von ihr?

Seiffert macht deutlich, dass Hochschulen mehr sind als Ausbildungseinrichtungen. Das Bologna-System ist zu sehr auf eine Optimierung für die Wirtschaft ausgelegt. Das System müsste so sehr entspannt werden, dass mehr freie Lehre und Forschung stattfinden kann. Eines der der Grundkonzepte der Vergleichbarkeit zwischen den Standorten und Ländern ist gar nicht erreicht worden, ein Uniwechsel o. Ä. sei sogar schwerer geworden. Bestimmte Ziele sind verfehlt worden.

Pegel will jetzt zwar nicht den “Opa erzählt vom Krieg” geben, aber er hat noch vor Bologna studiert. Er möchte für das Ziel werben, das Studium europaweit zu vereinheitlichen, sodass man Kurse etc. aus dem Ausland hier besser anrechnen lassen kann. Er kann auch beobachten, dass Druck in das Studium reingebracht wurde und er glaubt, dass “ein bisschen mehr Luft” im Studium guttäte. In Deutschland wurde es, laut ihm, zu sehr perfektioniert. Aber den Grundgedanken soll man nicht wegwerfen.

Wulff stimmt dem zu. Er macht zudem klar, dass es auch um die Freiheiten der Hochschulen geht. Ein Fehler am Anfang der Uni-Reform war, die alten Studiengänge in das neue System hinein zu pressen, was nicht funktioniert und nicht funktionieren kann. Vergleichbarkeit funktioniert nicht komplett, da es beispielweise sehr viele verschiedene BWL-Bachelorstudiengänge schon allein in Deutschland gibt. Da müssen aber auch die Hochschulen stärker hinterher sein.

Damm findet schon, dass das auch durch die Politik forciert werden muss. Er stimmt Pegel zu, dass man durch den straffen Plan kaum Zeit hat, sich während des Studiums zu engagieren. Er betont, dass vor der Bologna-Reform der einzelne Mensch bei der Anerkennung der Punkte, Module etc. im Fokus stand und nicht nur die Modulbezeichnungen. Er hat beispielsweise in Jena studiert, dann in England, dann in Greifswald. Er hatte das Problem, dass die Studienerfahrungen aus England in Greifswald nicht angerechnet wurden. Aus eigener Erfahrung sieht er die Bologna-Reform also kritisch, denn vereinfacht hat es ihm die Anerkennung nicht. Man muss das System reformieren und dafür braucht es auch die Politik. Er ist aber auch kritisch gegenüber dem Bachelorabschluss. Zumindest in den Naturwissenschaften kann man mit einem Bachelorabschluss nicht direkt Arbeit finden.

Anna geht nun auf die #ichbinhanna-Aktion der letzten Monate, v. a. auf Twitter ein. Die Wissenschaft ist das Herzstück unserer gesellschaftlichen Entwicklung, doch Studierende und junge Wissenschaftler*innen finden sich teilweise in “prekären Arbeitssituationen” wieder.

Wulff sieht die Bezeichnung “prekär” als übertrieben an, denn die Bezahlung stimme ja noch, trotz befristeter Arbeitsverträge, die Anna noch einwirft. Es müssen mehr unbefristete und Post-Doc-Stellen geschaffen werden, um Druck zu nehmen. Prekär ist für ihn aber anders, befristete Arbeitsverträge sieht er eher einfach als unschön an.

Damm kann aus eigenen Erfahrungen sagen, dass die Umstände tatsächlich prekär sind. Er betont, dass es nicht nur um das Geld bei einer Arbeitssituation geht. Es geht um die Betreuung, die Arbeitszeit etc. Und die stimmen nicht. Man bräuchte Dauerstellen. Durch das Wissenschaftszeitgesetz müssen viele gute Wissenschaftler*innen gehen. Es muss mehr Richtung Globalhaushalt an Unis gehen, sodass z.B. Drittmittel nicht nur an bestimmte Projekte gebunden sind und Menschen dann auch nicht gekündigt werden müssen, sobald ein Projekt endet. Es muss möglich sein, in der akademischen Laufbahn etwas anderes zu werden als Professor*in. Auch um beispielsweise sexueller Diskriminierung vorzubeugen, würde er gerne ein Mehr-Augen-Prinzip einbauen.

Pegel greift das auf, er betont, dass der Unihaushalt noch nie so global gewesen sei wie in den letzten Jahren. Die Schwierigkeit ist der hohe Projektmittelanteil. Sein Wunsch ist, dass sich die Hochschulen selbst angucken, wie viel sie zahlen und was über Drittmittel gemacht wird.

Seiffert geht auf das Problem der unzureichenden Grundfinanzierung ein. Auch er betont, dass die Projektmittel das Problem sind. Er berichtet von einem Fall aus eigener Erfahrung, bei dem ein Projekt und damit gleichzeitig auch die Arbeitsverträge ausgelaufen sind, und das noch, bevor das nächste Projekt losging. Somit fiel eine ganze Woche aus und es musste Arbeitslosengeld beantragt werden. Hinzu kommt, dass man am Ende des Jahres keine Jahressonderzahlungen bekommt, wenn man zum Beispiel nur 10 Monate bis Oktober gearbeitet hat, der Vertrag aber befristet war. Es gibt sehr viele solcher Kleinigkeiten, über die man sich aufregen können.

Damm und Seiffert kritisieren gemeinsam die falsche Einstellung und Bezahlung der Doktorand*innen. “Daueraufgaben müssen durch Dauerstellen abgesetzt werden.”

14:01 Uhr

Anna bittet darum, die nächsten Fragen kürzer zu beantworten, damit später noch genug Zeit für die Anwesenden bleibt, Fragen zu stellen.

Als nächstes geht es um die Petition, die Anna Kassautzki vor etwa einem halben Jahr zu Schwangerschaftsabbrüchen in der Lehre gestartet hat.

Damm macht deutlich, dass es bereits im Programm der Grünen drin steht. Schwangerschaftsabbrüche gehören unbedingt in die Lehre.

Seiffert schließt sich dem an, es ist unbedingt notwendig.

Kappek und Wulff befürworten das auch.

Auch im Wahlprogramm der SPD steht die Forderung drin. Es muss aber natürlich trotzdem beachtet werden, was das dann im Genaueren heißt.

14:03 Uhr

Vor der Eröffnung der offenen Diskussion, geht es noch kurz um Corona. Wie beurteilen die Diskussionsteilnehmer das Studium während Corona und die digitale Lehre der letzten anderthalb Jahre?

Kappek erklärt, dass er das Gefühl hat, dass viele Studierende sich alleine gelassen gefühlt haben. Er hat außerdem mitbekommen, wie Studis von einen Tag auf den anderen ihren Job verloren haben. Die Freien Wähler sind für ein Entschädigungsgesetz, sodass der Staat das Geld, das weggefallen ist, bezahlt, da ja auch die Gesetze, die es schwer machen, zu arbeiten, vom Staat erlassen wurden. Er findet auch, dass digitale Lehre langfristig in den Schulen integriert werden sollte.

Wulff betont auch, dass durch Corona klar wurde, dass die Digitalisierung der Unis hinterherhinkt. Es ist mehr Flexibilität nötig. Er wünscht sich verstärkt Präsenz bei Übungen oder Seminaren, bei Vorlesungen würden aber zum Beispiel digitale Formate reichen. Er plädiert für ein hybrides System für die Zukunft. Corona zeigt, dass das dauerhaft eine gute Lösung sein könnte.

Seiffert wünscht sich als Greifswalder Kommunalpolitiker, dass die Uni keine Fernuni wird und die Studierenden hier leben, denn die Stadt lebt von ihnen. Dafür muss es aber die Angebote an der Uni geben. Er gibt Wulff Recht, dass Vorlesungen online reingestellt werden können, aber grundsätzlich sollte die Uni wieder zu Präsenzangeboten kommen. Studieren ist schließlich auch eine soziale Erfahrung.

Damm hat es geärgert, auch als Studierendenvertreter, dass Studierende so spät beachtet wurden in der Landes- und Bundespolitik. Er denkt nicht, dass man Studienerfahrungen nur im Hörsaal machen kann. Er findet, Möglichkeiten, Lehre on demand machen zu können, müssen ausgebaut werden. Seminare, Übungen oder vor allem Praktika müssten natürlich in Präsenz stattfinden. Der Ausbau ist v.a. an Dozierende gerichtet, mehr Angebote bereitzustellen. Das wäre ja auch ein Punkt in der Frage der Familienfreundlichkeit.

Pegel sagt, dass sie in Corona versucht haben, die harten Punkte abzufedern, mit BAföG-Anpassungen und neuen Regelstudienzeitregelungen. Er ist hin- und hergerissen, schließlich ist er noch mit Overhead-Projektoren groß geworden, wie er erzählt. Wismar hat zum Beispiel als Hochschule schon Fernstudiengänge, vor allem für die, die bereits arbeiten. Er ist der Überzeugung, dass die Unis beides bedienen müssen.

14:12 Uhr

Anna bedankt sich für die angeregte Debatte und bittet das Publikum um Fragen und Anregungen.

Ein Zuschauer aus dem Publikum hat eine Frage zur Differenz zwischen den Lehrenden. Er möchte wissen, ob die Kandidierenden finden, dass Lehrende eine didaktische Ausbildung erhalten sollten und ob man Wissenschaft und Lehre aufspalten sollte.

Pegel kann sich nicht vorstellen, dass es in der Uni möglich ist, Forschung und Lehre komplett zu trennen. Aber er kennt das aktuelle Programm nicht. Er ist davon überzeugt, dass Hochschule eine Form der didaktischen Ausbildung leisten muss.

Wulff sagt, die Uni sei immer noch die Symbiose zwischen Forschung und Lehre und das sollte so auch bleiben. Er hätte sich früher öfter gewünscht, dass Dozierende mehr forschen, “damit sie auf dem neuesten Stand sind”. Für ihn gehören deswegen Forschung und Lehre unabdingbar zusammen, denn das Erforschte lässt sich auch besser lehren. In der Landespolitik kann man darauf hinwirken, die Unis dabei zu unterstützen, für alle Lehrende Didaktikangebote zu schaffen, beispielsweise mit einem Bonussystem.

Damm findet, es muss zwischen Bachelor- und Masterstudiengängen unterschieden werden. Im Master ist die Wissenschaft zum Beispiel relevanter in seinen Augen. Im Bachelor hingegen ist es relevanter, dass es eine fachdidaktische Ausbildung für Dozierende gibt, damit diese besser lehren können, gerade für die unerfahreneren Studierenden am Anfang. Eine Fachdidaktikausbildung und Mentorikprogramme sind wichtig, damit Skills im Lehren an Dozierende weitergeben werden. Es muss für die Lehre aber auch die Zeit und das Geld geben.

Seiffert meint, dass gute Lehre im System nicht belohnt wird, es geht eher um Drittmittel, Publikationen etc. Das sei das Problem. Lehre und Forschung müssen in der Universität Hand in Hand gehen.

Anna bedankt sich für die Antworten.

Als nächstes darf Hennis, der AStA-Vorsitzende, seine Frage stellen: In Rostock gibt es seit einigen Jahren ein studentisches Prorektorat. In Greifswald gestaltet sich die Einführung nicht so einfach. Ist es für die Parteien vorstellbar, das studentische Prorektorat im Landeshochschulgesetz fest zu verankern?

Im SPD-Wahlprogramm steht das bereits drin, erklärt Pegel. Dabei ist man allerdings auch vom Senat abhängig, dass er diesen Weg mitgeht. 

Seiffert und die Linke und stehen auch dahinter.

Damm erklärt, dass in der Grundordnung steht, dass es eine Prorektoratsstelle gibt, die von Student*innen besetzt werden kann. Trotzdem müsste die Wahl des*der Vertreter*in von der Studierendenschaft funktionieren. Er kämpft persönlich stark für die Festsetzung eines studentischen Prorektorats in der Landesverordnung und die Grünen stehen auch dahinter.

14:26 Uhr

Es gibt eine weitere Frage aus dem Publikum: Ein Student möchte die Meinung zum Lehrer*innenmangel wissen und fragt, was die Politiker davon halten, die Fächer Geschichte, Geographie und Sozialkunde zu Gesellschaftswissenschaften zusammenzulegen.

Kappek findet die Zusammenlegung “schwachsinnig”, da die Fächer an sich viel zu komplex und zu schön sind. Zum Thema Lehrer*innenmangel sagt er, dass die Freien Wähler Quereinsteiger*innen fördern wollen.

Wulff glaubt, dass der Lehrer*innenmangel der einzige Grund sei, diese Fächer zusammenzulegen. “Sonst könne man auch die gesamte Schulzeit als Lebenskunde bezeichnen.” Er betont, dass sowieso jede einzelne Lehrkraft ihre eigenen Schwerpunkte setzt und so eh schon immer Teilaspekte der Fächer wegfallen, so droht das nur noch mehr.

Seiffert schließt sich dem an. Inhaltlich ist das nicht zu begründen. Er als Geograph kann sich nicht vorstellen, die Fächer zusammenzuführen. Er denkt auch, dass das ein Versuch ist, den Fachlehrer*innenmangeln in den Griff zu bekommen, aber so geht das nicht. Es muss eher mehr Geld in das System gesteckt werden und Studienplätze geschaffen werden.
Denn auch die Quereinsteiger*innen seien ja nur eine Notlösung, die Probleme seien zu spät gesehen worden. So kamen auch die Maßnahmen zu spät und müssten nun mit mehr Geld kompensiert werden. Wenn man zu lange wartet, etwas zu tun, wird es am Ende nur immer teurer. Das gilt fürs Klima aber auch für Lehrer*innenbildung.

Damm berichtet aus eigenen Erfahrungen aus seiner Schulzeit, wie es ist, wenn es keinen Lehrplan, keine Bücher, keine ausgebildeten Lehrer*innen für zusammengelegte Fächer gibt. Das Problem ist nicht, dass nicht genug Leute anfangen, sondern das nicht genug abschließen. Die Inhalte im Studium sind teilweise nicht gut für Lehrende ausgelegt, sondern wie in seinem Fall für Menschen, die am Max-Planck-Institut forschen wollen.

Pegel will als ältester Diskussionsteilnehmer nach eigener Aussage am progressivsten sein. Das Land habe in den letzten Jahren aufgesattelt. Er möchte auch die Quereinsteiger*innen nicht so stark kritisieren, da die teilweise sehr gut seien und sich bemühen. Er findet die Idee, Geschichte und Geographie zusammenzulegen, nicht schlecht, denn diese fächerübergreifenden Ansätze sollten nicht erst in der Uni erlernt werden. Der Gedanke muss eröffnet werden, dass man Informationen miteinander verknüpfen kann, z.B. dass eben geographische und historische Zusammenhänge bestehen.

14:35 Uhr

Eine Studentin möchte von den Teilnehmenden ihre Meinung zur Reisekostenpauschale von 10€ pro absolviertem Praxistag, unabhängig vom Ziel, wissen.

Pegel nimmt die Anregung gerne mit, dass eine Differenzierung der Pauschale überlegt werden muss.

Seiffert macht auch deutlich, dass solche Fahrtkosten für Studierende da sein müssen.

Damm stimmt zu, man müsse es ja nicht weiter breittreten.

14:36 Uhr

Die Zeit ist eigentlich rum, aber Anna gibt noch Zeit für eine ganz kurze Frage und kurze Antworten. 

Die Frage ist zu Bildungssteuern: Braucht es Reformen?

Wulff sagt kurz: “Ja.”

Seiffert denkt, dass das Steuersystem überarbeitet werden müsste, dem schließt sich Damm an.

Pegel macht deutlich, dass sich die SPD bundespolitisch für eine Vermögenssteuer einsetzt. Es könnte eine schöne Diskussion geben, welche Partei, wen neu und anders besteuern will, aber dafür gibt es keine Zeit mehr.

Kappek spricht dafür, dass der Staat an erster Stelle bei sich selbst sparen müsste. Da gibt es einige Felder, wo Gelder rausgeholt werden könnte.

14:38 Uhr

Anna hat noch eine abschließende Frage für alle: Was ist das zentrale Thema, was für uns Studierende in ihrer Kandidatur am relevantesten ist, was hat bei Ihnen die höchste Priorität?

Wulff nennt hier eine grundsätzliche Reform der Lehrer*innenausbildung.

Für Damm ist es die Energie- und Klimapolitik, denn Hochschulen müssen Vorbilder sein.

Seiffert meint, die öffentliche Hand soll mehr Geld einnehmen, eine vernünftige Steuerreform müsste her.

Kappek nennt eine allgemeine Entlastung der Studierenden.

Bei Pegel ist es das studentische bzw. allgemein das Wohnen.

Anna bedankt sich und hofft, wir haben einen allgemeinen Einblick in die Politik der einzelnen Parteien bekommen. Sie glaubt auch, dass es für die Teilnehmer eine gute Gelegenheit gewesen sein kann, sich die Ideen der Studierenden anzuhören und mitzunehmen und bedankt sich bei allen Anwesenden für die Debatte.

Auch wir bedanken uns, dass ihr dabei wart. Bis zum nächsten Ticker heute Abend um 20:15 Uhr!

Titelbild: Annica Brommann
Beitragsbilder: Anne Frieda Müller

Fakten und Daten, alles wissen, nicht raten – Eure Ansprüche auf Ausbildungsförderung

Fakten und Daten, alles wissen, nicht raten – Eure Ansprüche auf Ausbildungsförderung

Das letzte Semester erscheint einem gleichzeitig wie eines der kürzesten und längsten bisher. Die Corona-Pandemie hat sowohl die Lehrveranstaltungen als auch die Freizeitgestaltung dazwischen für mehrere Monate auf die eine oder andere Weise lahmgelegt. Gleichzeitig kamen viele neue Herausforderungen auf die Studierenden zu, gerade wenn es um finanzielle Fragen ging. Mittlerweile ist September, das neue Semester steht kurz bevor, aber noch immer gibt es viele Fragezeichen, bei einigen von euch sind vielleicht sogar gerade erst neue dazugekommen. Um ein paar davon aufzulösen, haben wir euch hier die wichtigsten aktuellen Infos rund um BAföG, Überbrückungshilfe und Kredite zusammengestellt.

BAföG

  • Das wichtigste zuerst: Seit einiger Zeit ist das BAföG-Amt nun wieder für persönliche Termine geöffnet. Unter bafoeg@stw-greifswald.de könnt ihr ein Gespräch vereinbaren.
  • Es gibt zwar keine speziellen Fristen für euren BAföG-Antrag, das Studierendenwerk weist aber darauf hin, dass Gelder erst ab dem Monat ausgezahlt werden können, in dem ihr euren Antrag stellt. Solltet ihr also bereits mit Beginn des neuen Semesters euer Geld beziehen wollen, denkt unbedingt daran, den Antrag noch diesen Monat oder spätestens im Oktober einzureichen! Bis das Geld da ist, dauert es außerdem auch ein wenig, also besser früher als später.
  • Falls ihr erst im November ins neue Semester startet: Auch in pandemiebedingt verlängerten Semesterferien habt ihr Anspruch auf Förderung.
  • Wenn ihr für euren BAföG-Antrag, einen Kredit oder ähnliches auf einen Leistungsnach­weis angewiesen seid, aber die entsprechenden Leistungspunkte im Sommersemester 2020 nicht erbringen konntet, gibt es gute Neuigkeiten für euch: Die Regelstudienzeit wurde offiziell verlängert, ihr habt also noch mindestens ein Semester länger Zeit.
  • Wer gerade nicht in Greifswald ist und seinen BAföG-Antrag daher nicht persönlich einreichen kann, hat auch immer die Möglich­keit, das per Post zu erledigen. Die Anträge findet ihr auf der Seite des Studierendenwerks oder auf der BAföG-Seite des Bundesmi­nisteriums für Bildung und Forschung. Hier wird euch auch aufgeschlüsselt, welche Formblätter konkret für euch wichtig sind.
  • Im Corona-FAQ des Studierendenwerks werden noch mehr Fragen geklärt. Beachtet aber, dass vieles davon bereits seit April nicht mehr aktualisiert wurde! Solltet ihr euch also unsicher sein, fragt gerne noch einmal direkt vor Ort im Studierendenwerk nach oder schreibt eine Mail an kommunikation@stw-greifswald.de. Von dort werden eure Fragen an die entsprechenden Stellen weitergeleitet.
  • Weitere Infos liefern euch die Internetseiten http://www.bafög.de und www.das-neue-bafög.de.

Zusätzliche Unterstützung

  • Die Überbrückungshilfe des Bundesministeriums für Bildung und Forschung:
    • Die BMBF-Überbrückungshilfe sollte ursprünglich nur für Juni, Juli und August gelten, am 20.08. gab Bildungsministerin Karliczek aber die Verlängerung bis September bekannt.
    • Die Hilfe gilt für alle, die nachweislich pandemiebedingt in Geldnot sind (falls also entweder eure Arbeit, die eurer Eltern oder eurer Ehe-/Lebenspartner*innen direkt be­troffen ist).
    • Der Förderungsbetrag liegt zwischen 100 und 500 €. Die Höhe hängt von eurem Kontostand ab.
    • Die Überbrückungshilfe kann über das Studierendenwerk beantragt werden.
  • Der KfW-Studienkredit:
    • Je nach Bedarf stehen euch bis zu 650 € im Monat zu.
    • Ab Mai 2020 bis einschließlich März 2021 entfallen die Zinsen für den Kredit. Seit Juni gilt das auch für ausländische Studierende.
    • Hier geht’s zum Online-Antrag.
  • Die Corona-Nothilfe für Studierende
    • Hierfür stellten die Hochschulen Stralsund und Neubrandenburg und das Greifswal­der Studierendenwerk 10.000 € aus Eigenmitteln zur Verfügung. Mittlerweile sind noch mehr Spenden dazugekommen.
    • Die Nothilfe orientiert sich an den gleichen Bedarfssätzen wie das BAföG. Ihr geltet also nicht als bedürftig, wenn ihr mehr als 744 bzw. 853 € (wenn ihr eure Krankenversicherung selbst tragt) zur Verfügung habt.
    • Die Nothilfe ist nur für Studierende gedacht, die speziell durch Corona in Notlage geraten sind.
    • Bei Fragen steht euch jederzeit die Sozialberatung unterstützend zur Seite.

Beitragsbild: Arek Socha auf Pixabay