Aus guter Entfernung sind schon die Schreie zu hören. Man kann sie jedoch nur als eine große Masse wahrnehmen. Wenn der Blick nach links wandert, rollen die kleinen Wellen des Boddens zum Ufer hin. Vor einem beginnt nun der ehemalige Park von Gut Niederhof mit seinen dunklen Wegen. Ein Warnschild gibt Auskunft über mögliche herabfallende Äste teilweise gewaltiger Bäume. Die Intensität des Geräusches nimmt ab hier stetig zu. Das scheinbar nicht enden wollende Gekreische kommt von einer Kormorankolonie. Hier nisten mehrere Hundert Brutpaare – die ersten in den 50er Jahren. Doch nicht nur die Stimmen bilden ein monotones Ganzes. Immer wieder klatscht es auf den Boden. Die Wirkung der Exkremente dieser gefiederten Freunde ist nicht zu übersehen. Das Wasser des alten Teiches erscheint im Sonnenlicht in einem knallgrünen Ton, und die Eichen konnten die ätzenden Ausscheidungen offenbar nicht vertragen und stehen nun als letzte Gerippe ehemals prachtvoller Bäume da. Ahorn, Erlen und Buchen gibt’s hier auch noch. Das faszinierende Gelände steht schon lange unter Naturschutz. Für Gäste wurde für die Beobachtung ein Aussichtspunkt angelegt. Man gewinnt hier einen kleinen Eindruck von der Macht dieser Tiere, aber man ist vor den breiigen „Flugobjekten“ sicher. Wem das permanente Gekreische auf die Nerven geht, der kann südwärts immer entlang des Boddens spazieren. Irgendwann stößt man auf eine wundersame einzelne Säule. In der anderen Richtung gibt es auch noch etwas zu entdecken. Nördlich des Gutsparks, dessen „Schloss“ einst restlos abrannte, befindet sich im Grün der Schneeglöckchen gebettet einer der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe im norddeutschen Raum. Er war Bestattungsstätte für Stralsund, Greifswald und ihre Umgebung.

Den Weg nach Niederhof zu finden ist nicht schwer. Hinter dem Abzweig nach Riems teilt sich irgendwann die Landstraße nach Stralsund. Noch einmal nach rechts und schon erscheint Niederhof.