Eine weitere Woche ist rum und einiges ist passiert. Trotzdem gibt es nur ein Thema, über das in Greifswald geredet wird.

Gestern war schließlich nicht irgendwer zu Besuch in Greifswald: Nena kam nach Greifswald und sang vor über 3000 Menschen. Durch einen Blitzeinschlag wurde ein Haus so sehr beschädigt, dass es in der Folge unbewohnbar geworden ist. Die EU ist zwar nicht unbewohnbar geworden, aber doch deutlich beschädigt worden. Großbritannien hat bei einem Referendum für den Austritt aus der EU gestimmt. Nicht die Politiker, sondern die Bevölkerung. Bei ersten Umfragen zeigen sich die meisten Befragten schockiert, wie so etwas passieren konnte. Etwas mehr als 51% hatten für den Austritt gestimmt, die Wahlbeteiligung lag mit über 70% höher als bei Wahlen hierzulande. Und trotzdem finden sich auf der Straße kaum Menschen, die dafür stimmten. Bei einem Blick auf die Karte zeigt sich, woran das liegen könnte: In den Städten wurde in England vor allem für den Verbleib gestimmt, die EU-kritischen Stimmen sind eher auf dem Land zu finden. Als Bewohner eines Flächenlandes sollte uns das zu denken geben. Kommen die Vorteile, die aus einem vereinten Europa resultieren, nicht auf dem Lande an oder werden sie nicht als solche wahrgenommen? Immerhin drei Millionen fordern inzwischen eine erneute Abstimmung über den Austritt. Dabei stellen sich gleich mehrere Fragen: Darf eine Abstimmung wiederholt werden, wenn das Ergebnis (wem auch immer) nicht gefällt? Wenn ja, wie hoch muss die Hürde sein, um eine Wiederholung fordern zu können? Wenn nicht, darf sie durch das Votum eines anderen Gremiums überstimmt werden? Und als Bonusfrage zur direkten Demokratie: Handelt es sich um eine Volksabstimmung, wenn immerhin fast 30% keine Stimme abgegeben haben? Wenn ja, wie viele Stimmen müssten fehlen, damit es keine Volksabstimmung mehr ist? Wenn nicht, wie schaffen wir es, die verbliebenen Menschen zu einer Stimmabgabe bei einem solch elementaren Thema zu bewegen? Viele, die eine Wiederholung fordern, trösten sich damit, dass Teile der Stimmen, die den Austritt forderten, das nur als Protest forderten. Sozusagen, um denen da oben eins auszuwischen. Ähnliche Beweggründe hört man bei uns oft von (potenziellen) AfD-Wählern. Wir können nur hoffen, dass diese vor dem Urnengang doch noch einen Blick in das Wahlprogramm der AfD werfen. Die jubelt inzwischen über das Ergebnis des Referendums und würde das in Deutschland lieber heute als morgen durchführen, um aus der “EU-Sklaverei” zu entkommen. In Großbritannien sind derweil die Folgen des Referendums unklar, so wirklich hatte wohl niemand richtig mit diesem Ergebnis gerechnet. Wird sich aber sicher bald zeigen, ist ja schließlich fast wieder Montag.