Das neue Semester hat angefangen und die erste Vorlesungswoche ist auch schon wieder vorbei. Das neue Stupa beginnt in wenigen Tagen mit seiner Arbeit und die Bibliothek steht trotz gegenteiliger Meldungen noch.

Es scheint also alles wie immer zu sein. Und doch hat es die Uni Greifswald in die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschafft. Im Abschnitt über Forschung und Lehre erfährt man, dass in Greifswald ein Neonazi einen Doktortitel erhält. Ein Neonazi, der 2004 wegen Volksverhetzung verurteilt wurde, macht bei einem Direktkandidaten der AfD seinen Doktor. Als wäre das nicht schon schlimm genug, erfährt man im Artikel, dass die Universitätsleitung erst durch die Presseanfrage von der Angelegenheit Wind bekommen hat und vorher nichts davon wusste. Da stellt sich dem Greifswalder Studierenden unwillkürlich die Frage, ob es noch weitere Neonazis an der Universität gibt, von denen niemand etwas weiß. Der einzige Trost bei der Sache: Die Universitätsleitung zeigt sich entsetzt. Verhindert werden kann die Verleihung der Doktorwürde aber nicht. Vielleicht hat die Geschichte am Ende aber doch noch was Gutes: Die Universitätsleitung könnte zu dem Schluss kommen, dass Neonazis in der Gesellschaft auch bedeuten können, dass es diese auch an der Universität geben wird. Die Studierendenschaft könnte dann in ihrem stetigen Bemühen, sich gegen rechte Tendenzen in Greifswald und im Kreis einzusetzen, gestärkt anstatt wie bisher behindert werden. Und wenn sich das nicht mit dem Landeshochschulgesetz vereinbaren lässt, kann man schließlich auch auf eine Änderung desselben hinarbeiten. In anderen Bundesländern ist dies ja auch möglich, selbst in Rostock hatte die Universitätsleitung vor nicht allzu langer Zeit zu einem Gegenprotest aufgerufen. Bis es soweit ist, hat die Universitätsleitung aber mit Sicherheit noch mehr als Gelegenheit genug, ihr Entsetzen zum Ausdruck zu bringen. Morgen zum Beispiel, wenn die lokal besorgten Bürger, die ihre ganz eigene Definition von Frieden, Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit haben, wieder ihre Wut gegen die ‘antideutsche’ Asylpolitik auf die Straßen Greifswalds tragen wollen. Aber vielleicht ist das Ärztehaus in Schönwalde auch zu weit entfernt, um für die Universität relevant zu sein. Relevant dürfte es aber spätestens sein, wenn sie mit ihren Sorgen vor der Universität stehen.

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