Vokabeln lernen, Grammatik pauken, Verbformen bilden – jeder von uns kennt das aus der lieben, guten, alten Schulzeit. Was für die einen Muttersprache ist, ist für die anderen Fremdsprache und umgekehrt. webmoritz. hat den Deutschkurs für Flüchtlinge besucht, der von der Universität ins Leben gerufen wurde.

Seit dem 30. November 2015 bietet die Universität Greifswald einen Deutschkurs für Flüchtlinge an. Das International Office und der Lehrstuhl Deutsch als Fremdsprache arbeiten hier eng miteinander zusammen. Für die Auswahl der Personen, die zugelassen wurden, war das International Office zuständig. Voraussetzungen für die Kursteilnahme waren zum einen der Nachweis einer Studienberechtigung, zum anderen der Nachweis einer Aufenthaltsgenehmigung, um als Gasthörer im Kurs registriert zu werden. Zweiundzwanzig Menschen unterschiedlichsten Alters und verschiedenster Herkunft lernen zurzeit gemeinsam in diesem Kurs unsere Muttersprache.

Unser Alltag, unsere Sprache und Kultur sind für diese zweiundzwanzig Mitmenschen absolutes Neuland. Aller Anfang ist schwer, das weiß jeder von uns, denn wir alle sind täglich dabei Neues zu lernen und zufliegen tut einem leider noch nichts.

Ich freue mich auf den Besuch im Deutschkurs und bin gespannt, was mich erwartet. Mein Besuch war den Kursteilnehmern angekündigt worden, so werde ich sehr nett begrüßt. Ich bekomme Kursbuch und Arbeitsheft und los geht’s.

Die angenehme Lernatmosphäre ist überwältigend. Trotz zäher Grammatik und Theorie sind die Teilnehmer aufmerksam und machen mit. So viel Ehrgeiz und Interesse sieht man selten – in normalen Schulklassen.

In der ersten Pause komme ich mit ein paar Leuten ins Gespräch. Was sich während des ersten Unterrichts, den ich miterlebt habe, abgezeichnet hat, bestätigt sich auch in den Gesprächen. Das Niveau ist unterschiedlich. Was der eine als leicht empfindet, fällt dem nächsten sehr schwer. Wichtig für das Verständnis einer neuen Sprache ist als aller erstes ein Wortschatz, aus dem man schöpfen kann. Wenn die Wörter schon Probleme bereiten und das Verständnis erschweren, dann fällt die Bildung des Perfekts noch schwerer. Ein paar der Teilnehmer konnten schon ein bisschen Deutsch, andere kein Wort, bevor sie diesen Kurs besuchten. Jeder soll abgeholt werden und alle sollen auf den gleichen Stand gebracht werden. Der Anfänger A1 Kurs gibt es seit dem 30. November 2015 und am gestrigen Mittwoch, den 10. Februar 2016 wurden die Teilnehmer auf dieser Niveaustufe geprüft.

„Vor allem der Dativ bereitet mir immer wieder Probleme, da muss ich jedes Mal aufs Neue überlegen“, meint Saeed und lacht.

Ich, für meinen Teil, bin positiv überrascht. Was ich genau erwartet hatte, weiß ich nicht. Aber, da innerhalb von zwei Monaten bei allen sowohl was Wortschatz, Sprachverständnis, Grammatik als auch das, was die Aussprache angeht, so ein guter Grundstein gelegt worden ist – in so kurzer Zeit – bin ich ehrlich begeistert. Ohne Frage, es bedarf noch viel Übung und Praxis, aber ich möchte bezweifeln, dass unsereins das besser könnte.

Tafel, Whiteboard und Lernplakate, Hörverstehensübungen und Spiele – abwechslungsreich ist der Unterricht garantiert.

Es werden aber nicht nur Grammatik und sprachliche Inhalte vermittelt, sondern auch Exkurse in unser Alltagsleben und unsere Kultur gemacht. So werden beispielsweise deutsche Feste und Feiertage sowie die Traditionen und Hintergründe für diese Ereignisse besprochen. Dabei ist natürlich auch Raum für Austausch, was in anderen Ländern und Kulturen so gang und gäbe ist.

Mohanad erzählt mir, dass er den Kurs bis zur Sprachniveaustufe C2 besuchen möchte, da er in Greifswald wieder anfangen möchte, Medizin zu studieren und für dieses Studium das Sprachniveau C2 vorausgesetzt wird. Ein Ziel, das ich beachtenswert finde.

Perspektive geben – das tut dieser Kurs definitiv. Ein rundum Crashkurs, der also nicht nur in die Sprache – auf der aber definitiv der Schwerpunkt liegt – sondern auch in Kultur und Leben einführt. Nach der Prüfung wird es für alle Teilnehmer mit Deutschunterricht weiter gehen. Wieder von Montag bis Freitag, jeweils von 8.30 Uhr bis 13 Uhr. Ziel ist es, bis zum Beginn des Wintersemesters 2016/17 die Niveaustufe B2.1 zu erreichen. Damit können die Teilnehmer dann entweder ins Berufsleben einsteigen oder ein Studium aufnehmen, oder aber wie im Fall von Mohanad weiter Deutsch lernen.

Ich möchte mich noch einmal dafür bedanken, dass ich euch zwei Tage lang in eurem Kurs besuchen durfte.

Beitragsbild: Katerina Wagner