Autor: MIchael Fritsche

Da gab es doch irgendwo ein Turnier, an dem im vorigen Jahr meine alten Bekannten aus Karlino teilnahmen. Klar, Wolgast! MKS Karlino gewann sogar den Wanderpokal und nahm ihn mit nach Polen. Leider fehlten sie am vergangenen Samstag. Am Freitag sei die Absage in Wolgast eingetroffen, so ließ es Bürgermeister Weigler verlauten. Rot-Weiß Wolgast II sprang letztendlich beim 7. Bürgermeister-Cup ein. Auch die Hengste rutschten dank einer Absage erst ins Teilnehmerfeld.

Gemurmel im Publikum: „Den Pokal sehen wir wohl nicht wieder.“ Die alten Stereotype. Viele der Einheimischen hatten sich bereits auf Karlino gefreut. Lange Gesichter sollte es dennoch nicht geben, da dieses Turnier in Wolgast von der Empfindung her im Ablauf viel lockerer wirkte als das Greifswalder Turnier, was auch der Hengste-Interimstrainer Groth bemerkte. Kennt ihr noch den Kasten aus dem Sportunterricht? Neben dem Barren für manch Schüler das Hassobjekt Nummer eins im Gerätturnen. Auf solch einem Kasten wurden nun die Pokale (samt Ersatz-Pokal) aufs Parkett gerollt. Kult! Dann folgte die Ansprache des Bürgermeisters, mit der er an die Vernunft der Spieler appellierte, da die Härte im Greifswalder Turnier für vorpommersche Verhältnisse etwas zu übertrieben schien. Danach wurde das erste Spiel angepfiffen. Das Teilnehmerfeld stammte bis auf die Hengste aus der direkten Umgebung von Wolgast. In Gruppe A setzte sich überraschend der SV Kröslin gegen den in der Landesklasse spielenden Lokalmatador Rot-Weiß Wolgast durch. Dritter wurde der 83er Kader von Motor Wolgast und Letzter Buddenhagen.

Die Krankenschwester kam zu ihrem Einsatz

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Ganz im Gegensatz zum Turnier in Greifswald gab es hier keine Aufzählung der Sponsoren über den Hallensprecher – dafür aber die Info, wer für die medizinische Absicherung verantwortlich sei. Erna* (Name von der Redaktion geändert) hat die Erfahrung von 35 Arbeitsjahren im Wolgaster Krankenhaus. Das ist das Klinikum, um welches es diesen unnötigen Stress gibt. Die ganze Region würde darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Im Publikum war das natürlich auch Gesprächsthema. Kaum wurde die Krankenschwester vorgestellt, hatte sie auch leider alle Hände voll zu tun, da sich ein Buddenhagener nach einem Fall das Handgelenk brach. Gute Besserung! In der Gruppe B bekam es Greifswald mit Wolgast II, Hohendorf und Lassan zu tun. Der Auftakt glückte mit einem 3:1-Erfolg. Gegen Hohendorf hatten die Greifswalder merkwürdigerweise Probleme. Ein Teil der Hohendorfer machte zwar einen robusten, aber nicht so ganz fitten Eindruck. Vorn ein Quirliger und ein Bär mit einem strammen Schuss, hinten zwei, die nichts anbrennen ließen – so wurden die Hengste mit 2:0 geknackt. Das Spiel mit dem meisten Feuer war das entscheidende Hohendorf gegen Wolgast II mit nervenaufreibender Spannung bis zur letzten Sekunde (2:1 für Hohendorf). Nur durch das hohe 7:2 gegen die Schießbude des VSV Lassan kamen die Hengste auf Platz zwei ins Halbfinale. Als Pausenfüller wurden keine Tänze oder ähnlicher Schnickschnack aufgeführt. Ganz im sportlichen Sinn wurden die Spieler mit dem härtesten Schuss und mit der besten Jongleur-Begabung ermittelt. Vor allem das Jonglieren stieß auf Begeisterung, nachdem erst gemeutert wurde: „Wir wollen auch noch mal nach Hause. Heut ist noch Mensa.” Aber nachdem die letzten zwei Verbliebenen allem Anschein nach bis 2017 jonglieren wollten, fasste sich der Greifswalder Brian Kriese ein Herz und ließ den Ball fallen. „Ich überließ dem Hohendorfer den Sieg. Sonst hätten wir das noch ewig gemacht“, meinte er danach. Die Stimmung im Publikum war gut.

„Draußen könnt ihr saufen, so viel ihr wollt! In der Halle ist Bier verboten“

Vielleicht lag es auch etwas am Bier. An der Tür prangerte ein Schild: „Bier nur im Vorraum trinken“. Teilweise wie Hamster kamen einige Zuschauer in den Saal, um das versteckte Bierchen in der Halle trinken zu können. Das hatte ohne Zweifel was von Klassenfahrt. Der Ordner ging zwischendurch mal seiner Arbeit nach und beförderte einen Unhold vor die Tür. „Draußen könnt ihr saufen, so viel ihr wollt! In der Halle ist Bier verboten“, so die klare Ansage. Interessant nur, dass Büchsen, Cola- und Saftflaschen scheinbar keine Gefahr darstellten. Währenddessen rekelten sich und lagen pausierende Spieler auf dem Mattenwagen in der Ecke. Wie im Sportunterricht. Alles ganz entspannt. Draußen wurde noch ein Grill aufgebaut und so gab es frische Bratwurst. Für die Zuschauer war das Turnier übrigens kostenlos. Schade, dass nur etwa 150 dieses Geschenk annahmen. Hohendorf und Lassan brachten ziemlich viele Leute mit. Gerade von den Lassanern gab es auch etwas Stimmung.

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Im Halbfinale trafen dann die technisch stärksten Mannschaften aufeinander – Kröslin gegen die Hengste. Draußen spricht man vom Rasenschach, drinnen fällt mir kein Wort dafür ein. Langweilig war es nicht. Es war sogar äußerst spannend und musste im Neunmeterschießen entschieden werden. Da hatte leider Kröslin etwas mehr Glück. Das Spiel um Platz drei gegen die ebenfalls gescheiterten Hohendorfer war eine Kopie vom Vorrundenspiel, nur mit dem Unterschied, dass der SV noch ein Tor mehr machte. Das Konzept war dasselbe und die Hengste fanden wieder keine Antwort. Turnier-Sieger wurde Gastgeber Rot-Weiß Wolgast, die sich in einem spannenden und stimmungsvollen Finale mit 2:1 durchsetzten.

Das Turnier gehörte jetzt nicht unbedingt in die Vorbereitungsphase. Interimstrainer Groth meinte, dass diese Wettbewerbe einfach zum Fußball dazugehören würden und es Spaß mache. Das Leben in der Landesklasse ist ohnehin schon nicht leicht. Bereits in der letzten Saison sah es schon nicht gut aus. Auch bei den Hengsten ist die Personaldecke dünn. Zwar stehen schon einige Studenten im Kader, aber die meisten ziehen die Uni-Liga dem Vereinsfußball vor, so Benjamin Groth. Es könnte besser sein, zumal der Einzugsbereich des Hengste-Parks in der Stadtrandsiedlung circa 6000 Einwohner umfasst.

Die Hengste spielten mit:

Stefan Wodke, Phillip Wiechmann, Brian Kriese, Arvid Schmidt, Sebastian Tischer, Hendryk Czerwinski, Matthias Ullmann, Lucas Tromm, Kim Löw

 

Fotos: MIchael Fritsche