Wohnungssuche-II-ManischDepressiv-jugendfotosDem Greifswalder WG-Casting-Rummel entfliehen, eine eigene Bleibe finden, ob privat oder genossenschaftlich – vor dieser Aufgabe stehen die Erstsemster zurzeit wieder. Der webMoritz hat ein paar Tipps zusammengestellt, wie und wo die perfekte Wohnung gefunden werden kann und warum das Studentenwerk dieses Semester keine Studenten aufnimmt.

Allgemein kann man sagen, dass außer dem Zeitraum von August bis November der Wohnungsmarkt in Greifswald relativ entspannt ist. Die besten Wohnungen, wie sollte es anders sein, kriegt man wie in den großen Städten jedoch nur mit Makler oder besser und günstiger, über Vitamin B. Also Beziehungen. Doch im Oktober ist dafür nur wenig Platz. Und – ihr kennt ja noch niemanden!

Wie kann man also dem ganzen WG-Casting-Rummel entfliehen?

Eine Möglichkeit ist es, die restlichen Studenten zu umgehen: die meisten Studenten möchten gerne in Innenstadtnähe wohnen, und eher nicht in den Plattensiedlungen Schönwalde I und II. Diese seien zwar in den letzten zehn Jahren schon sehr viel schöner geworden, allerdings ist es für mich als Einfamilienhäuser-gewöhnten Menschen gewöhnungsbedürftig, wenn man morgens aus dem Fenster schaut und die graue Fassade eines Wohnwürfels erblickt. In den 60ern war das ja modern, aber heute? Das Stichwort hier also: antizyklisch handeln: man zieht erstmal für ein Semester in das Ostseeviertel oder in die besagten Viertel Schönwalde I oder II. Größte Anbieter sind hier die Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaft (WVG) und die Wohnungsbau-Genossenschaft Greifswald (WGG), die einen Großteil der Wohnungen Greifswalds verwalten. Sprich: Man zahlt als Mieter eine relativ hohe Einlage (um die 800-1200 Euro), die kautionsähnlich angelegt wird, hier allerdings zum Wohle der Mieter und neuer Wohnungen. Besagte Anbieter besitzen übrigens in ganz Greifswald schöne Wohnungen, eine Nachfrage lohnt sich hier also immer! Das Problem hierbei: als Ersti eine Wohnung alleine anmieten, und Mitbewohner suchen, wenn man selber noch niemanden kennt – dazu hatte ich auch nicht den Mut, als ich nach Greifswald gezogen bin.

Eine weitere Möglichkeit: private Anbieter

Private Anbieter haben in Greifswald inzwischen auch Fuß gefasst: Zu nennen wären hier das Avila-Wohnheim, zentral gelegen zwischen neuen und altem Campus in direkter Nähe zu Anklamer Straße und Lidl. Idyllisch in entweder einem rostroten Backsteinbau oder noch romantischer in einem Betonklotz neueren Baudatums. Einziger Pferdefuß: Die Miete beträgt 350 Euro aufwärts, für möblierte zwölf Quadratmeter in einer 2er WG. Normaler Preis, abhängig von Lage etc., in Greifswald wäre warm um die 220 Euro für besagte Größe. Weiterhin kann man nur zum Ende des Semesters kündigen, also alle sechs Monate. Wenn das nicht mal nach dem nächsten findigen Jurastudenten schreit, der sich eine solchen Regel zur Brust nimmt! Im Gespräch versichert der Avila-Repräsentant jedoch, das wäre alles rechtens. Dann gibt es auch noch günstigere Angebote wie das  Gästehaus in Schönwalde, welches jedoch innenarchitektonisch und vom Miteinander der Bewohner vielleicht nicht jedermanns Geschmack wäre – schaut es euch aber an! Dann gibt es noch das ILG Studentenwohnheim in der Makarenkostraße, in der Nähe zum Hörsaal Kiste und zum Klinikum. Die Nähe zur Kiste (gleichzeitig auch einer von fünf Studentenclubs) sollte euch aber nicht täuschen: viele Vorlesungen werdet ihr dort – je nach Studiengang – nicht haben.

Mein Tipp: erstmal irgendwohin ziehen

Neben wg-gesucht.de gibt es übrigens auch noch das Schwarze Brett der Uni, welches ihr unter ryckwaerts.de finden könnt – eine Anlehnung an den Fluss Ryck, der durch Greifswald hindurchfließend sich in den Greifswalder Bodden ergießt. Hier inserieren vor allem die eingefleischten Greifswalder Studenten. Auch in Form von Aushängen in Mensa, Bibliothek und Co. wird man manchmal fündig – es lohnt sich, vor Ort zu sein! Auf dem schwwarzen Brett des Allgemeinen Studierendenausschusses finden sich ebenfalls Wohnungs- und WG-Inserate, die Referentin für Soziales, Wohnen und Studienfinanzierung kann auch weiterhelfen.

Dieses Semester keine Option mehr: das Studentenwohnheim – außer für Erasmi

Dieses Wintersemester ist der größte Anbieter von Studentenwohnungen leider schon vollkommen voll: das Studentenwohnheim. Zwar wird zum Wintersemester 2015 ein weiteres Haus in der Johann-Sebastian-Bachstraße in der Innenstadt eröffnet, und die vielen Standorte erwecken den Eindruck, dass hier jeder einen Platz findet. Leider sind die Wartelisten so voll, dass wer sich jetzt einträgt, frühestens zum nächsten Sommersemester eine Wohnung findet. Mit 998 Plätzen können leider nur 9 bis 10 Prozent der Greifswalder Studierenden von dieser günstigen Wohnmöglichkeit profitieren, so die Abteilungsleiterin für studentisches Wohnen, Sabine Bandur. Von der Lage können hier vor allem die Wohnungen an der Hans-Beimlerstraße (Geschwister-Scholl & Max-Kade-Haus) und an den Fleischerwiesen überzeugen. Und preislich sieht es auch sehr gut aus: mehr als 250 Euro zahlt man hier nur als Familie.

Einzige Ausnahme: Erasmus-Studenten werden präferiert untergebracht, um die Universität international weiter attraktiv zu gestalten. Ist das nicht eine himmelschreiende Ungerechtigkeit? Nicht unbedingt: Stelle ich mir vor, ich müsste mir als Deutscher in Frankreich versuchen, mir ein WG-Zimmer zu organisieren, würde ich wahrscheinlich spätestens nach einem Monat den lieben Herrn Erasmus in die Tonne treten und das International Office in Brand setzen. Egal für was ihr euch entscheidet: ihr könnt immer noch nach einem Semester umziehen. Oder später. Also: erstmal die Stadt kennen lernen, sehen, wo ihr viel Zeit verbringt, und ob ihr gerne inmitten jeder Party seid (Innenstadt), in der Nähe jeder Party (Fleischervorstadt), oder gerne jeden Morgen 20 Minuten mit dem Rad zur Uni fahrt und Natur satt haben wollt (Neuenkirchen und Eldena).

Einen guten Einblick in die einzelnen Stadtteile und ihre jeweiligen Vorzüge bietet auch das moritz.magazin 109 ab Seite 30, welches ihr hier findet.

So groß wie Berlin oder Hamburg ist Greifswald auf keinen Fall, und man gelangt mittels Rad schnell von A nach B. Nur im Winter, wenn die Fahrradwege nur rudimentär betreut werden, ist ein kurzer Weg zur Uni definitiv von Vorteil. Alles in allem: Hört auf euren Bauch bei den WG-Castings, und taucht ein in diesen neuen Abschnitt eures Lebens! Bei kompletter Ahnungslosigkeit hilft hier vielleicht noch ein Blick in den WG-Ratgeber eines Münchner Studenten. My home is my castle, also sucht euch was Schönes! In Greifswald musste bisher noch niemand im Audimax schlafen – außer vielleicht bei der 24-Stunden Vorlesung, aber das ist ein anderes Thema.

Foto: Manisch depressiv via jugendfotos.de