PP_katrinZwischen Bibliothek und Schreibtisch, zwischen all den Prüfungen und Hausarbeiten ist es gut und wichtig, sich auch einmal eine Pause zu gönnen und den Kopf frei zu bekommen, um dann mit frischem Elan und neuen Ideen weiterzumachen. Über die gesamte vorlesungsfreie Zeit werden sich deshalb webMoritz-Redakteure aufmachen, um euch “Prüfungspausen” vorzuschlagen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Besuch im Historisch-Technischen Museum in Peenemünde?

Wenn man nach Peenemünde kommt, hat man das Gefühl, der ganze Ort bestünde aus Museen. Neben der Phänomenta, einem Spielzeugmuseum und einem U-Boot-Museum ist das größte und wohl bekannteste das Historisch-Technische Museum. Es ist in Gebäuden der ehemaligen Heeresversuchsanstalt untergebracht. Diese wurde 1936 von den Nationalsozialisten erbaut und war zu seiner Zeit eines der modernsten Technologiezentren der Welt. 1942 gelang hier der erste Start einer Rakete ins All. Allerdings war die Forschung darauf ausgerichtet, das Dritte Reich militärisch überlegen zu machen. Bekannt ist das Museum vor allem durch die Entwicklung der von den Nationalsozialisten als Vergeltungswaffe 1 und 2 propagierten Waffen, einer Flugbombe und einer Rakete.

Dem Museum gelingt der Spagat zwischen dem Herausstellen der technischen Leistungen der Forscher und deren Verantwortung bei der Entwicklung von Massenvernichtungswaffen. Immer wieder tauchen die Zahlen auf, wie viele Menschen durch die in Peenemünde entwickelten Waffen gestorben sind – nicht nur beim Beschuss anderer Städte, sondern auch bei deren Herstellung.

Sonderausstellung zu Bombenangriffen

Das alte Kraftwerk mit der Kranbahn im Vordergrund.

Das alte Kraftwerk mit der Kranbahn im Vordergrund.

Neben der Dauerausstellung gibt es zurzeit die Sonderausstellung „Operation Crossbow“. Sie befasst sich mit den beiden Luftangriffen der Alliierten im August 1943 und 1944. Die Alliierten erhielten zwar schon in den Jahren davor Informationen über die Raketen, nahmen aber an, dass es sich um Finten der Nationalsozialisten handelte. Erst spät fassten sie Peenemünde als Ziel ins Auge. Sehr detailliert wird gezeigt, wie die Alliierten vorgingen, was dabei glückte und was misslang.

Die Geschichte der Heeresversuchsanstalt und der Raketenentwicklung ist gut aufbereitet und mit sehr vielen Zeitzeugenberichten versehen. „Der Begeisterung der Techniker über den erfolgreichen Start des hoch komplizierten, technischen Geräts steht das Leid der Opfer gegenüber“ schreibt das Museum auf seiner Homepage. Diese beiden Seiten der Medaillen werden in den Ausstellungen nicht aus den Augen verloren. Ein gewisses Maß an Interesse für (Militär-)Technik ist für den Besuch empfehlenswert.

Und für den Rest des Tages?

Den ganzen Tag wird man wahrscheinlich nicht im Museum verbringen. Wenn das Wetter gut ist, lohnt sich ein Spaziergang im Norden der Insel Usedom. Ein Rundweg führt zu weiteren Denkmälern der ehemaligen Heeresversuchsanstalt. Man könnte auch nach Karlshagen oder direkt nach Zinnowitz spazieren und sich dort ein lauschiges Plätzchen am Strand suchen.

Historisch-Technisches Museum Peenemünde

Oktober bis März: 10 bis 16 Uhr (November bis März montags geschlossen)

April bis September: 10 bis 18 Uhr

Eintritt regulär 8 Euro // ermäßigt 5 Euro

Für die kostengünstige Anreise per Zug empfiehlt sich das Insel- und Me(e)hr-Ticket der Usedomer Bäderbahn (20 Euro für eine Person,  zzgl. 4 Euro für jede weitere; max. 5 Personen).

Dieser Beitrag ist Teil der Reihe “Prüfungspause”. Weil jeder ab und an zwischen Klausuren und Hausarbeiten einmal Luft holen sollte, gibt es jeden Mittwoch einen neuen Vorschlag aus der Redaktion. Hier kommst du zu den bisher erschienen Teilen.

Fotos: Leon Petrosyan (Titel), Katrin Haubold (Rest)