Hyperactive Kid 06. FebruarAm vergangenen Donnerstagabend spielte das Jazztrio „Hyperactive Kid“ im Koeppenhaus – und beeindruckte das Publikum mit neuen unkonventionellen Klängen, originellen Ideen und virtuoser Musik. 

Ein langes, meditatives Gitarrensolo eröffnet den Abend, fast als würde man eine Landschaft malen wollen. Mit neuen Farben fügen sich dann Tenorsaxophon und Schlagzeug behutsam in das Bild, in dem sich langsam ein Sturm zusammenbraut, der bald pfeifend umherwirbelt und schließlich seine ganze Kraft entlädt.

Vor zehn Jahren gründeten Ronny Graupe an der Gitarre, Philipp Gropper am Tenor und Christian Lillinger am Schlagzeug „Hyperactive Kid“. Ihr Stil – modern-creative – lässt sich mit Vergleichen zu gängigen Genres kaum charakterisieren: klassische Jazzelemente verschmelzen mit Drum&Bass-Rhythmen und Neuer Musik. Ihre Stücke sind Kunstwerk und Kopfmusik und immer auch mehr als nur das Zusammenspiel dreier Musiker: Gefühle, Stimmungen und Bilder rufen ihre Klänge hervor. Die Grenzen von Improvisation und Komposition scheinen dabei zu verschwimmen, ohne jedoch jede Struktur aufzugeben. Kein bisschen stört da die unkonventionelle Besetzung ohne Bass.

Unruhe – und Ruhepol

Am Schlagzeug ist Christian Lillinger ein Erlebnis für sich: energetisch und in ständiger Bewegung webt er virtuos ein rhythmisches Grundgerüst, begleitet, antwortet oder fordert Saxophon und Gitarre. Jeder noch so leise Ton, ob mit Sticks, Händen oder Küchensieb hervorgerufen, ist gewollt. Die Geräusche der Großstadt holt er nach Greifswald, genau wie schweres maschinelles Stampfen. Einmal bringt er ein Becken minutenlang so in Schwingung, dass es kaum mehr auszuhalten ist.

Im Gegenüber bildet Ronny Graupe einen Ruhepol, oft innerlich und versunken, jedoch keineswegs weniger einfallsreich zupft er seine Gitarre, kratzt oder verzehrt. Und in der Mitte vermittelt Phillip Gropper, dessen Soli durchaus traditionellen Läufen folgen – um dann wieder ins disharmonische, schräge auszubrechen. Mal wie Zahnräder, mal in wechselnden Dialogen fügen sich so die Klangfarben zu einem Gesamtbild zusammen.

Und so machte „Hyperactive Kid“ seinem Namen alle Ehre: impulsiv, energiegeladen und voller Ideen  – und doch nicht irgendwo festzubinden. Begeistert verabschiedete das Publikum im gut gefüllten Koeppenhaus die Musiker mit langem Applaus und „Bravo“-Rufen.

Christian Lillinger, Phillipp Gropper und Ronny Graupe

Christian Lillinger, Phillipp Gropper und Ronny Graupe (v.l.n.r.)

Zum nächsten Konzert der Reihe „Jazz in Greifswald“ spielt das Gilbert Paeffgen Trio am 14. März. Mit einem Hackbrett, einem Saiteninstrument, entrückt Gilbert Paeffgen Pianotrios in magische Sphären und neue Facetten des Jazz. Begleitet wird er von einem Harmonium und einem Bass.

Fotos: Natalie Rath