Artikelbild-Klex-Demo-MwDas Greifswalder Rathaus stand am vergangenen Mittwoch ganz im Zeichen des Protests. Von sieben Uhr morgens an wurde eine Mahnwache anlässlich des Erhalts der Jugendsozial- und Jugendkulturarbeit abgehalten. Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit einem veganen Frühstück. Am Nachmittag spielte die Greifswalder Band „Reinstecke Fuchs“, die Räume im KLEX für ihre Bandproben nutzt. Zur Protestkundgebung versammelten sich zuletzt über 100 Menschen, darunter zahlreiche Kinder der Jugendclubs sowie Jugend- und Schulsozialarbeiter.

Von den von der Stadtverwaltung im Bereich der Jugendkultur vorgesehenen Kürzungen sind nicht nur das KLEX, sondern ebenso der Jugendclub Labyrinth in Schönwalde II betroffen. In ihren Redebeiträgen betonten Vertreter von KLEX und Labyrinth, sich im Bereich der Jugendsozialarbeit nicht gegeneinander ausspielen lassen zu wollen.

Jugendarbeit am Limit

Protestierender Weihnachtsmann vor dem Rathaus. Nicht nur er wollte KLEX und Labyrinth retten.

Protestierender Weihnachtsmann vor dem Rathaus. Nicht nur er wollte KLEX und Labyrinth retten.

„Wir wollen nicht mehr diskutieren. Wir wollen das Geld, was uns zusteht!“ hoben die Redenden hervor. „Wir sind bereits jetzt am Limit angelangt und wollen eigentlich einen Standard erreichen, der einer Leuchtturmfunktion in Vorpommern würdig ist“, wurde die von Seiten der Greifswalder Stadtverwaltung scheinbar als stiefmütterlich wahrgenommene Beachtung der Jugendkultur- und Jugendsozialarbeit sowie der Schulsozialarbeit kritisiert.

„Es kann nicht sein, dass jedes Jahr die Förderung der Kinder- und Jugendarbeit zur Disposition gestellt wird. Inzwischen geht es uns jetzt um den Selbsterhalt und das kann kein erstrebenswertes Ziel sein. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen für die Kinder- und Jugendarbeit“, wurden die Forderungen nach einem Abwenden der Kürzungen untermauert.

Während der Veranstaltung sammelten Kinder der Greifswalder Jugendclubs von allen Anwesenden Unterschriften zum Erhalt der Clubs und Vereine. Von den Kürzungen wären neben den Jugendclubs auch insgesamt sieben der derzeit vierzehn Schulsozialarbeiter betroffen und diese würden in die Arbeitslosigkeit geschickt.

CDU-Vorschlag auf moderate Kürzung fällt durch

In der dann folgenden Sitzung des Finanzausschusses sprach sich die Mehrheit der Abgesandten eindeutig gegen eine Streichung der Zuschüsse in der Kinder- und Jugendarbeit aus. Ein Versuch der CDU, die Zuschüsse zwar nicht zu streichen, aber auf 160.000 Euro zu kürzen, scheiterte im Verlauf der Sitzung.

Stadtkämmerer und CDU-Mitglied Dietger Wille begründete die geplante Streichung der Zuschüsse mit einem zu erwartenden Haushaltsdefizit in Höhe von 15 Millionen Euro, das in den kommenden Jahren auf die Stadt zukommen soll.

Zudem handele es sich bei der Jugendkulturförderung um eine freiwillige Leistung der Stadt. Denn diese ist eigentlich eine Pflichtaufgabe des Kreises. Norbert Braun widersprach unterdessen nach Informationen der Ostsee-Zeitung dieser Einschätzung. Schließlich hätten diese 200.000 Euro eine Hebelwirkung zur Folge: „Wir bekommen dafür das Vierfache an Geld wieder rein.“ Durch die Unterstützung der Kinder- und Jugendarbeit erhalte Greifswald von der EU und dem Landkreis Fördermittel in Höhe von 600.000 Euro.

Kürzungen fallen im Kultur- und Sozialbereich moderater aus

Während die Streichung der Zuschüsse in der Jugendarbeit abgewendet werden konnten, müssen andere Bereiche im Sozial- und Kulturbereich der Stadt Federn lassen. So muss die Stadtbibliothek in den kommenden vier Jahren insgesamt 100.000 Euro einsparen. Auch hier konnte ein von der Stadtkämmerei vorgeschlagener Kahlschlag abgewendet werden. Geplant war, dass die Einrichtung 500.000 Euro einzusparen hätte. Statt, wie vorgesehen 140.000 Euro muss die Musikschule nun – geht es nach dem Finanzausschuss – nur 40.000 Euro einsparen, die über eine sozialverträgliche Gebührenerhöhung zustande kommen sollen.

Stärker betroffen ist hingegen das Soziokulturelle Zentrum St. Spiritus. Hier sollen nach Willen des Finanzausschusses 60.000 Euro statt wie vorgesehen 70.000 Euro eingespart werden. Inwiefern diese Einsparungen real vorgenommen werden können, ist nach Angaben der Ostsee-Zeitung derzeit unklar.

Fotos: Marco Wagner