» Ohne Studierende keine Universität «

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mm107_universum_18_interStudies_lauraIm Studium wird man mit zahlreichen Problemen konfrontiert: sei es die erste Hausarbeit und die Frage nach dem „Wie geht das?“ oder Schwierigkeiten bei der Studieneingangsphase selbst. Das Programm interStudies bietet allen Studierenden bedarfsorientierte Lösungswege an. moritz sprach mit Adrienne van Wickevoort Crommelin und Brian Carlsson über die verschiedenen Projekte.

Können Sie Sich kurz vorstellen und erläutern, welche Funktionen Sie übernehmen?

Crommelin: Ich bin Adrienne van Wickevoort Crommelin. Ich bin zuständig für die Förderung des forschenden Lernens und Lehrens an der philosophischen Fakultät, also für die geistlich-, sozialwissenschaftlichen und auch kulturwissenschaftlichen Fächer. An der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist meine Kollegin Swenja Dirwelis für die Förderung des Forschenden Lernens und Lehrens zuständig. Für Lehrende machen wir Beratungs- und Workshopangebote, die sie dabei unterstützen, ihre Lehre forschungsnah zu gestalten. Für Studierende bieten wir Tutorenprogramme an wie z.B. interFokoS. Studierende können sich aber auch direkt an uns wenden, wenn sie z.B. Fragen zur Gestaltungeines Kolloquiums oder zur Finanzierung eines studentischen Forschungsprojekts. Wir haben dazu jetzt auch eine zentrale Internetseite mit Informationen für Lehrende und Studierende erstellt (www.uni-greifswald.de/forschenimstudium) Außerdem haben wir Sprechstunden.

Brian Carlsson: Ich arbeite zusammen mit meiner Kollegin Birke Sander im Maßnahmenfeld „Erleichterung der Studieneingangsphase“ im Projekt interStudies. Um dem Ziel des erleichterten Studieneinstiegs für StudienanfänerInnen gerecht zu werden, habe ich und meine Kollegin einen Initiativenverbund konzipiert, der sich aus den Initiativen Studiumforte (Workshops für StudienanfängerInnen), Tutoriumforte und StudenCoaching-Lounge zusammensetzt. In dem Interview ging es schwerpunktmäßig um die TutorInnen-Qualifizierung Tutoriumforte.

Stellvertretend führe ich das Gespräch für meine Kollegen aus der mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät Michael Mach und Swenja Dirwelis, sowie Vanessa Gieseler aus der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, die Tutorien, wie auch computerbasierte Trainingsprogramme zur Aufbesserung von Grundlagenwissen (z.B. Mathematik) konzipieren. Meine Kollegen greifen gerne auf die Möglichkeit zurück, ihre TutorInnen bei Tutoriumforte qualifizieren zu lassen.

Wie sind die Projekte entstanden?

Carlsson: Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat einen Gesamtetat von 20 Milliarden Euro freigegeben, „Qualitätspakt Lehre“ wird das auch gerne genannt. Universitäten und Fachhochschulen konnten sich mit einem Projektantrag darum bewerben, Gelder zu bekommen und die Universität Greifswald hat für ihren Antrag, konzipiert von der IQS und Studiendekanen, 2,5 Millionen Euro für das Projekt „interStudies“ bekommen. Dieses Projekt hat fünf Maßnahmefelder, die mit diesem Geld gefördert werden: Förderung des forschenden Lehrens und Lernens, Erleichterung der Studieneingangsphase, Institutionelle Qualitätsentwicklung, Modularisierung des Lehramts und Verbesserung der Studierbarkeit in den Bachelorstudiengängen.

Crommelin: Vielleicht mal eine Vergleichszahl: Göttingen hat auch ein ähnliches Projekt beantragt. Die haben einen Etat von 17 Millionen Euro, also Greifswald hat vergleichsweise weniger bekommen. Konkret hat die Qualitätssicherung in Zusammenarbeit mit dem Rektorat und Studiendekanen den Antrag gestellt. Man hat im Vorfeld Studierende und Absolventenbefragt. Dabei wurde unter anderem angegeben, dass die Studierenden im Laufe ihres Studiums gerne mehr Kontakt zur Wissenschaft und mehr Einblicke zur Forschung gehabt hätten. Dies war der Hintergrund des Antrages, wobei wir viel Spielraum bei der Ausgestaltung haben. Das BMBF hatte zwar Rahmenvorgaben, aber wir konnten uns ein Semester lang einer genauen Bestandsaufnahme widmen. Lehrende und Studierende konnten dann angeben, wo genau der Bedarf liegt, sodass die Ausgestaltung des Projekts mit den Beteiligten zusammen gemacht wurde.

Wie werden Studierende in den Prozess involviert?

Carlsson: Unglaublich stark, weil wir versuchen in allen drei Angeboten bedarfsorientiert zu sein. Bei der Studieneingangsphase fragen wir auch die Fachschaften an und haben auf der Fachschaftsrätekonferenz die Teilnehmenden schriftlich befragt, was sie glauben, was Studierende zu Beginn ihres Studiums brauchen. Solche Befragungen nutzen wir nicht nur, um Workshops für Studiumforte zu konzipieren, sondern eben auch für Tutoriumforte. Es u.a. auch darum, was man dem Tutor vermitteln müsste, damit er die Studienanfänger bedarfsgerecht begleitet. Dabei sind die Fachschaften und der AStA mit involviert.

Wie gestaltet sich der Ablauf, wenn Studierende eines der Angebote wahrnehmen möchten?

Crommelin: Zum Beispiel könnte man das Tutorenprogramm interFokoS nehmen. Wir haben Flyermaterial und zum Wintersemester sieben Tutoren. Dazu haben wir eine Sammel-E-Mail-Adresse: interfokos@uni-greifswald.de. Darüber kann man direkt mit den Tutoren in Kontakt kommen und sich bei Schreibprozessen oder bei Präsentationen beraten lassen. Es kommt natürlich immer darauf an, welche Frage die Studierenden haben. Alle Angehörigen der Philosophischen Fakultät, egal welchem Studiengang sie angehören, können gerne zu uns kommen. Die Tutoren bieten auch Sprechstunden an, die auf der Website einsehbar sind. Man kann uns aber auch informell auf Facebook finden. Uns ist wichtig, dass Studierende ein eigenes Problem bzw. eine eigene Frage mitbringen. Wir docken dann da an, wo die Leute an ihren eigenen Arbeiten dran sind.

Carlsson: Wer demnächst Tutor oder Tutorin wird, meldet sich einfach unter studiumforte@uni-greifswald.de an. Die Teilnehmenden erhalten dann eine didaktisch-methodische Tutorenschulung. Anmelden darf man sich natürlich gerne auch, wenn man anstrebt, mal als Tutor oder Tutorin tätig werden zu wollen.

Wie sind Sie zu Ihren Tutoren gekommen?

Crommelin: Wir haben die Stellen ausgeschrieben. Zum Teil kamen die Tutorinnen und Tutoren über Empfehlungen von Lehrenden, aber wir haben die Stellen auch auf ryckwaerts.de platziert. Danach habe ich dann zusammen mit dem Studiendekan eine Vorauswahl getroffen. Der Notenspiegel war ein Kriterium, damit wir auch sehen, dass die Leute auch fachlich versiert sind. Sie sollten darlegen, dass sie Interesse an Vermittlungstätigkeiten haben und wir bilden sie dann natürlich auch weiter. Sie sollten nicht nur fachlich, sondern auch beratungskompetent sein. Es soll eben nicht nur ein zusätzliches Frontalunterricht-Angebot sein.

Carlsson: Die Tutoren, die bei Tutoriumforte letztlich gelangen, sind meistens angeworben. Meistens sind es Professoren bzw. die Kollegen der mathematisch-naturwissenschaftlichen oder rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, die auf uns zukommen und sagen, dass sie einen Tutor hätten und gerne möchten, dass wir diesen qualifizieren. Hier geht es dann weniger um fachspezifische, sondern eher um didaktisch-methodische Kompetenzen, die die Tutoren erwerben können.

Wie lange dauerte eine Tutorenausbildung?

Crommelin: Ein Tutor hat pro Monat ungefähr zehn Stunden und ich habe mit den Tutorenzwei Kompaktschulungen gemacht, die zur Arbeitszeit gehörten. Ich habe sie geschult in projektförmigem Arbeiten und Gesprächs- und Beratungstechniken bezogen auf Lern- und Schreibprozesse. Dies zusammen waren dann zwei halbtägige Schulungen und zusätzlich haben wir jeweils mehrere Reflexionstreffen in der Gruppe und Einzelgespräche. Zwei meiner Tutoren haben auch die Eingangsphase mit tutoriumforte wahrgenommen. Das war optional, aber sie haben davon durchaus profitiert.

Carlsson: Bei Tutoriumforte läuft es ganz ähnlich ab. Wir haben hier drei Module: ein didaktisches, ein fachliches und ein Praxismodul. Es ist möglich diese innerhalb eines Semesters zu absolvieren. Man könnte sich als engagierter Student natürlich auch überlegen ein eigenes Tutorium zu gründen. Man kann sich dann qualifizieren lassen, arbeitet ehrenamtlich, erwirbt damit auch Führungskompetenzen und zeigt, dass man auch schon in der universitären Lehre tätig war.

Können Sie sich erklären, warum gerade Beratungen zum Schreiben von Hausarbeiten oft genutzt werden? Meistens wird dieses Thema ja auch im Studium selbst behandelt.

Crommelin: Man hat, glaube ich, die Normen und Ideale. Diese bekommt man in Form von papers und hand outs, daran orientieren sich auch unsere Tutoren, aber damit hat man noch lange kein Handlungswissen. Das Ideal ist „Du darfst nicht plagiieren, Du sollst Deine  eigene Position markieren, Du sollst systematisch zusammenfassen, Du sollst passende Argumente finden!“. Damit weiß man aber eigentlich noch nicht, was man denn genau tun muss, um einen wissenschaftlichen Text zu produzieren. Und der eigentliche Teil des Schreibens macht ja einen großen Teil aus in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern. Die Studierenden trauen sich manchmal auch nicht den Prüfer mit jeder Frage zu konfrontieren. Beispielsweise haben sie Fachliteratur in einem Katalog gesehen, aber wissen nicht genau wie sie nun direkt an das Buch herankommen. Wir bieten dafür begleitende Übungen und Beratungssprechstunden an, wo die Lehrenden uns im Vorfeld sagen können, welche Probleme in ihren Kursen am meisten auftauchen. Wir mit den Lehrenden zusammen und wollen sie entlasten. Von den Lehrenden lernen Studierende oft nicht, wie sie zu ihren Schreibergebnissen gekommen sind. Man sieht den fertigen Text, aber nicht den Schreibprozess. Wir wollen die Studierenden dabei unterstützen die Schwelle vom nicht-wissenschaftlichen zum akademischen zu erfassen.

Gibt es bei der Zusammenarbeit mit Lehrenden auch immer wieder auftretende Schwerpunkte?

Crommelin: Ja, auch dort geht es bei einem Großteil um Schreibprozesse und Recherchetätigkeiten. Man bemerkt schnell, wenn nicht nur mit Monographien gearbeitet wurde, sondern vielleicht auch mal Fachzeitschriften zur Hand genommen wurden. Es geht auch darum, dass bei Seminaren Ergebnisse gut aufbereitet werden und nicht zu viele Informationen verloren gehen. Ein großer Baustein an unserer Fakultät ist das projektförmige Arbeiten, gerade da, wo es auch konkret stattfindet, z.B. beim Zusammenarbeiten mit externen Partnern. Unsere Tutoren können dort Angebote machen, indem sie diese Gruppen unterstützen und Weichenstellungen übernehmen.

Carlsson: Bei uns ist das Interessante, wenn wir solche Befragungen machen, dann sagen Fachschaften und Lehrende grundsätzlich das Gleiche: die Studierenden sind zu Beginn des Studiums nicht orientiert. Meistens mangelt es auch an der sprachlichen Kompetenz, vor allem beim beherrschen der deutschen Sprache. Gerade die Fachschaften geben an, dass es dort mangelt. Es mangelt jedoch auch am Präsentationsvermögen und an der Forschungs- und Schreibroutine. Und da bieten sich dann die Tutorien an, um gerade auf Augenhöhe etwas zu lernen, indem die Tutoren Tipps geben, welche Techniken sie verwenden, wenn sie z.B. selbst Präsentationen halten.

Wie werden die Projekte von den Studierenden angenommen?

Carlsson: Studiumforte beispielsweise läuft jetzt schon seit dem Wintersemester 2012/13 und wir feiern demnächst den 100. Teilnehmer. Das ist, betrachte man der die Workshopmenge, die wir zahlenmäßig anbieten, doch schon eine recht große Zahl. Und für die Tutorienschulung Tutoriumforte waren es im letzten Semester neun Studierende, die sich zum Tutor bzw. zur Tutorin qualifizieren lassen wollten. Ich glaube, dass diese Zahl auch noch steigen wird, je mehr sich das etabliert.

Crommelin: Bei interFokoS läuft das mehr über Face-to-face-Kontakt. Da kann man sagen, dass es um individuelle Einzelbetreuung geht. Im Semester wird unser Angebot sehr gut nachgefragt. Ich glaube aber, dass die Leute noch nicht klar im Bewusstsein haben, dass unsere Tutoren auch in der vorlesungsfreien Zeit da sind. Der Unterschied zu den klassischen Fachtutorien, die häufig mit einem frontalen input operieren, ist die Begleitung der Leute in ihren eigenen Fragestellungen und mit ihnen das prozessorientiere Arbeiten zu üben und, dass dies eben auch in den vorlesungsfreien Zeit stattfinden kann.

Vom Antrag bis zum fertigen Projekt: Wie lange hat es gedauert?

Crommelin: Den Antrag haben die Studiendekane damals mitentschieden. Es waren generell Gelder für Tutorenarbeit vorgesehen. Es gibt nochmal interstudies-Mittel, wo Lehrprojekte gefördert werden und Tutorenarbeit, die ca. 10.000 Euro für das über ein Jahr laufende Projekt interFokoShaben wirselbst beantragen müssen. Herr Donges, der Studiendekan, hat das sehr unterstützt.

Carlsson: Bei der Studieneingangsphase ist es so, dass die Gelder für die Tutoren, die sie für ihre Arbeiten in den Tutorien leisten, aus den einzelnen Fakultäten kommen. Wir müssen also nicht versuchen selbst Geld zu bekommen, um unsere Tutoren zu bezahlen, sondern sie werden schon bezahlt und melden sich dann bei uns an. Da ist die Struktur dann schon etwas anders.

Ich bin seit Juli 2012 im Dienst und die ersten Tutorenschulungen hatten wir dann bereits im Wintersemester 2012/13. Das Format stand also relativ schnell und dann erfolgte die Feinsteuerung. Was gut läuft bleibt und was optimiert werden kann, wird optimiert.

Wie sehen Ihre Pläne zum Wintersemester aus?

Crommelin: Es gibt nach wie vor Einzelberatung und die Gespräche mit den Lehrenden zur Begleitung der Studierenden. Wir richten zum Wintersemester 2013/14 zusätzliche Schreibgruppen ein, die idealerweise fünf bis sechs Leute umfassen, um sich gegenseitig zu beraten.

Carlsson: Wir sind derzeit in der Terminplanung für die Schulungen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Crommelin: Wir haben jetzt über Tutoren auch Wege gefunden stärker die Lehrenden zu erreichen. Ich würde mir wünschen, dass das Projekt zum einen noch weiter inhaltlich bei Studierenden und Lehrenden angekommen ist, zum anderen auch, dass die Leute bei Fragestellungen wissen, wo genau sie hingehen müssen und an wen sie sich wenden können. Und natürlich auch, dass sich die Leute beteiligen und sich bewusst werden, dass sie mitmachen und was ändern können. Ein bisschen mehr Kritik wäre auch wünschenswert.

Carlsson: Ich wünsche mir, dass alle Akteure der Uni die größte Ressource im Blick haben: die Studierenden. Ohne Studierenden keine Universität! Viele Studierende sollen sich hier wohlfühlen, ankommen und ein zu Hause finden. Sie sollen einen maximalen Studienerfolg haben, vor allem auch durch Angebote, die ihnen helfen besser durch das Studium zu kommen.

Ein Interview von Laura-Ann Schröder.

Lohmanns Lunch #8 – Nudeln mit Schafskäsesoße

Es gibt Wochen, da frisst die Uni einem alle Zeit weg. Seminar, Vorlesung, schnell in die Sprechstunde, noch ein Seminar, dann noch eine Besprechung wegen der anstehenden Gruppenhausarbeit, Jobben gehen und schon ist der Tag vorbei. Freizeit ist in solchen Wochen ein Fremdwort, und die ausgewogene Ernährung versteckt sich meist hinter Bergen aus Nervennahrung. Woher soll man denn noch die Zeit zum Kochen nehmen?!

Zum Glück gibt es auch einige Gerichte, die sich schnell zubereiten lassen. Nein, ich meine nicht Tiefkühlpizza, Fertiggerichte und Nudeln mit Pesto, sondern „frisches“ Essen. Einige Suppen, Bratreis oder eben Nudeln mit Schafskäsesoße. In 15 Minuten fertig und deutlich leckerer als Fertiggerichte oder gar Mensaessen.

Am längsten dauert eigentlich das Kochen der Nudeln. Also zuerst reichlich Wasser aufsetzen und zum Kochen bringen. In der Zwischenzeit schneidet ihr die Frühlingszwiebeln in Ringe und presst die Zitrone aus. Falls ihr Biozitronen habt, könnt ihr auch noch etwas Schale reiben und zum Saft geben. Zuletzt zerbröselt ihr noch den Schafskäse, fertig sind die Vorbereitungen.

In der Zwischenzeit dürfte das Wasser kochen. Gebt die Nudeln hinein und erhitzt dann eine Pfanne. Sobald die etwas warm ist, kommen ein Schuss Olivenöl und der Schafskäse hinein. Etwas anschmelzen lassen und dann gleich mit der Sahne übergießen. Auf mittlerer Hitze aufkochen lassen. Bevor ihr die Nudeln abgießt, würzt ihr die Soße mit Pfeffer, etwas Muskatnuss und Salz, und gebt den Zitronensaft dazu. Kurz vor dem Servieren noch die Frühlingszwiebeln dazu und fertig. Wenn ihr die Zwiebeln zu früh dazu gebt, werden sie schlaff und recht gräulich, also nicht sehr appetitlich. Schmecken tun sie trotzdem. Sofort servieren und genießen. Falls ihr nicht mehr viel tun müsst für die Uni, gönnt euch noch ein Gläschen Weißwein dazu.

  Um vier satt zu kriegen braucht ihr:

2 Packungen Schafskäse/Hirtenkäse

2 Becher Sahne

1 Biozitrone/ein Schuss Zitronensaft

1 Bund Frühlingszwiebeln

500g Nudeln

Etwas Pfeffer, Salz, Olivenöl und Muskatnuss

 Ein Rezept von Erik Lohmann, mit Bildern von Milan Salje.

TITEL: Ganz einfach nebenbei

mm107_Greifswelt_26_Grafik2Ob Umweltschützer, Rettungsschwimmer oder Konsumkreislaufdurchbrecher, alles ist erlaubt, sobald es sich um das Thema Engagement dreht. Wie man dabei noch das Studium und seinen Freizeitaktivitäten meistern kann, zeigen drei hilfsbereite, junge Menschen aus Greifswald.

Vorlesungen, Seminare, Übungen, Tutorien, Lernen – Studieren kann sehr zeitintensiv sein. Wenn man dann mal Freizeit hat, versucht man sich dazu aufzuraffen, etwas Sport zu treiben, liegt auf der Couch rum und schaut ein bisschen Fern, liest ein Buch, fährt wieder in die Heimat oder geht feiern. Was für andere tun, sich engagieren, etwas auf die Beine stellen, da hat doch niemand Zeit für neben dem Studium. Oder doch? Tatsächlich gibt es eine Menge Möglichkeiten, sich neben dem Studium zu engagieren, und auch viele Studierende, die genau das tun. Eine von ihnen ist Nadja. Sie studiert Biodiversität und Ökologie und auch in ihrer Freizeit setzt sie sich als Mitglied der BUND-Jugend (Bund für Umwelt und Naturschutz) Greifswald für Umwelt- und Naturschutz ein. Angefangen hat ihr Engagement schon vor dem Studium, als sie ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvierte, wie sie erzählt. Als sie dann vor vier Jahren nach Greifswald kam, schloss sie sich der damals neu gegründeten Ortsgruppe der BUND-Jugend an. Inzwischen hat die Gruppe sich etabliert, es seien nette Leute dabei und das Engagement mache einfach Spaß. Ob nun ein konsumkritischer Stadtrundgang, die Organisation des Ryckjump, die Pflege von Orchideenwiesen auf Rügen oder vegane Plätzchen backen zu Weihnachten, jede Aktion macht Sinn und Freude.

Ganz wichtig ist Nadja dabei, keinen moralischen Zeigefinger zu erheben: „Die Leute werden aufgeklärt, informiert, aber was sie dann aus dem Wissen machen, ist ihre Sache.“ Letztendlich geht es ihr nicht um Anerkennung oder ein gutes Gewissen, sondern einfach darum, aktiv zu sein für die Umwelt und dabei auch Spaß zu haben. Im Gegensatz zu einigen anderen Hobbies ist das Engagement in der BUND-Jugend sehr kostengünstig, es gibt Kostenerstattungen für vieles und eine BUND-Mitgliedschaft ist zumindest zu Beginn nicht notwendig, zählt Nadja auf. Auch der Zeitaufwand halte sich in Grenzen, je nach Lust und Laune könne man sich mehr oder weniger einbringen und beim Organisieren helfen. „Wenn du gerade Klausuren hast, oder eine Hausarbeit abgeben musst, verstehen das alle.“ Hinterher könne man sich ja wieder mehr einbringen und sowohl was für die Umwelt, als auch das eigene Organisationsgeschick tun.

Begleiten auf der Schatzsuchemm107_Greifswelt_26_Grafik1

Auch für Johanna ist wichtig, dass sie, wenn sie viel für die Uni zu tun hat, auch mal eine oder zwei Wochen frei nehmen kann von ihrem Engagement. Die Nachhaltigkeitsgeographin ist Mitglied in dem Verein, der den Umsonstladen in der Wolgaster Straße betreibt. Ihre wöchentliche „Arbeitszeit“ beträgt nur wenig mehr als drei Stunden, in denen sie im Laden hinter dem Tresen steht und die Besucher auf ihrer „Schatzsuche“ begleitet.

Von dem Moment an, als Johanna das erste Mal den Umsonstladen besucht hatte, war sie begeistert von dessen Konzept: Der Laden bietet die Möglichkeit alte, aber noch nutzbare Kleidungsstücke oder Haushaltsgegenstände abzugeben, statt sie wegzuwerfen, damit jemand anders sie einer weiteren Verwendung zuführen kann. Gerade für Studenten ist dies eine gute Möglichkeit, ein paar Teller für die WG-Küche zusammenzusammeln. Meist ist einiges los, und Johanna hat alle Hände voll, den Kunden bei der Suche zu helfen, neue Artikel entgegen zu nehmen oder einzusortieren. Dennoch macht es ihr viel Spaß, und auf die Frage, ob sie ihre Zeit nicht lieber für einen Nebenjob investieren würde, antwortet sie: „Man verdient in Greifswald eh ziemlich wenig in der Stunde, da kann man sich auch für eine gute Sache engagieren und muss nicht so viel Zeit reinstecken.“ Der Umsonstladen finanziert sich übrigens komplett durch Spenden. In dem Moment, in dem nicht mehr genug Spenden da wären, um die Miete zu zahlen, würde der Verein aufgelöst und der Laden geschlossen werden, erklärt Johanna. Es solle halt niemand Geld reinstecken müssen, das er oder sie nicht habe, sondern nur sich engagieren und mithelfen.

Engagieren und Mithelfen

Rund ums Helfen dreht sich auch alles bei Kai, der neben seinem Medizinstudium beim DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V.) Greifswald Referatsleiter ist. Ihm obliegt die Organisation der medizinischen Aus- und Weiterbildung der Mitglieder. Außerdem leitet er Einsätze bei Wassersportveranstaltungen und ähnlichem. Begonnen habe alles mit einem Rettungsschwimmerkurs daheim, erinnert sich Kai. Eins kam zum anderen, er wurde Mitglied im örtlichen DLRG und blieb auch nach dem Studienbeginn in Greifswald dabei, obwohl es teilweise schwierig ist, beides unter einen Hut zu kriegen. „Aber ich hab den Vorteil, dass mein Ehrenamt relativ Saisonal ist, also Hochwasser ist in der Regel im Frühjahr und die Marktsaison ist im Sommer. Und gerade in der Klinik, also im Medizinstudium, ist der Hauptteil im Wintersemester. Im Sommersemester ist es nicht ganz so zeitaufwendig“, fährt er fort.

Überhaupt scheint das Studium Segen und Fluch für den hiesigen DLRG zu sein. Auf der einen Seite sind viele junge, motivierte und auch teilweise schon gut ausgebildete Mitglieder dabei, während auf der anderen Seite eben diese Mitglieder meist nur relativ kurze Zeit in der Stadt sind und dann wieder wegziehen, weshalb es schwer ist, etwas Nachhaltiges aufzubauen. Die meisten Studenten wollen oder müssen nach dem Studium Greifswald leider verlassen.

Je nach Lust und Laune

Trotzdem empfiehlt Kai, allen Interessierten, einfach mal vorbei zu schauen. Neben der teils lebensrettenden Arbeit sei auch immer Zeit für einen Plausch, einen netten Kneipenabend oder Ausflug. Das Kais Engagement lebensrettend sein kann, steht außer Frage. So half er zum Beispiel in diesem Jahr beim Inselschwimmen in Schabrol dabei, einen relativ schwer verletzten Schwimmer zu versorgen.

Aber auch wenn ihr nicht Leben retten, die Umwelt schützen oder gegen die Wegwerfgesellschaft kämpfen wollt, gibt es eine Menge Möglichkeiten, sich in Greifswald zu engagieren. Der Weltladen sucht immer ehrenamtliche Mitarbeiter und der ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.) kann helfende Hände gebrauchen. Oder helft euren Nachbarn beim Umzug oder Einkauf, nehmt euch auf Spaziergängen einen kleinen Müllbeutel mit und sammelt ein bisschen Müll auf oder bringt einfach ein paar alte Klamotten, die ihr nicht mehr braucht, in den Umsonstladen oder die Altkleidersammlung. Engagement hat viele Gesichter und jedes hilft.

Ein Feature von Erik Lohmann

TITEL: Der Lohn der Arbeit

TITEL: Der Lohn der Arbeit

mm107_Kultur_34_Grafik_cmykWas bewegt Studenten sich neben ihrem Studium in kulturellen oder sozialen Vereinen zu engagieren? Vier junge Studentinnen haben moritz eine einfache und dennoch einleuchtende Antwort gegeben: Es macht schlichtweg Spaß.

„Warum ich mich engagiere? Ich brauchte ein Hobby und eine Tätigkeit, die mich erfüllte. Ich war rastlos und das Studium stresste sehr. Das Radio ist mein Ausgleich“, erklärt Fanny Pagel, die stellvertretende Chefredakteurin des radio 98eins‘ ist. Chefredakteurin Franziska Hain kann diese Aussage nur bestätigen: „Die ganze Arbeit im Sender macht Spaß! Vom Schreiben bis zum Einsprechen – und außerdem trifft man immer nette Leute.“

Laut einer Studie der Hochschul-Informarions-System GmbH, die 4 000 deutsche Studenten befragt haben, engagieren sich rund zwei Drittel in sportlichen, politischen, sozialen oder kulturellen Vereinen – so auch die beiden Radioredakteurinnen. Zu ihren Aufgaben im Radio gehören neben dem Einsprechen von Nachrichten oder dem Schreiben von Artikeln auch das Organisieren von Sendeplänen, die Qualitätssicherung der Sendungen sowie die Verwaltung der Musik. Doch trotz des hohen zeitlichen Aufwandes würden die Geschichtsstudentinnen, die aufgrund der Suche nach einem Praktikum auf radio 98eins gestoßen sind, ihre Arbeit nicht aufgeben wollen.

Kultur macht Spaß

Auch Isabella Metelmann, Clubmeisterin im Rotaract Greifswald, nimmt die Vereinsarbeit nicht als Belastung wahr. Besonders der Gedanke, anderen Menschen helfen zu können, gefällt der Medizin- und Politikwissenschaftsstudentin am Rotaract Greifswald  „Egal, ob es sich dabei um Aufräumaktionen im Wald, das Kleidersammeln für die Greifswalder Tafel oder Benefizpartys handelt“, erklärt sie.

Durch genau solch einen Benefizabend ist Isabella vor vier Jahren auf den Verein aufmerksam geworden und war von Anfang an vom Rotaract und seinen motivierten Mitgliedern begeistert. Eine sehr beliebte Form der Spendenparty ist Profs@turntables, das auch in diesem Wintersemester wieder stattfinden wird. Das Besondere an Profs@turntables ist, dass die Dozenten am DJ-Pult sitzen und den Takt vorgeben. Im vergangenen Jahr konnten so insgesamt 4 500 Euro an das Projekt „Polio Plus“ gespendet werden, dieses Jahr soll der Erlös an „Schulbausteine für Gando e.V.“ gehen. Das Projekt wurde von Francis Kéré organisiert, der ein Architekt aus Burkina Faso ist und dort sozial und ökologisch nachhaltige Bildungseinrichtungen baut, erzählt Isabella. „Und es wird mal wieder hochprominent“, verrät die 21-jährige dann noch. „Prorektor Professor Schumacher hat zugesagt, dieses Jahr Platten aufzulegen! Und auch fünf weitere Dozenten sind mit dabei: Professor Kischel, Professor Steinmetz, Professor Heckmann, Doktor Radau und Doktor Söhnel.“

Neben dem Helfen gehört aber auch das gemütliche Beieinandersitzen dazu: Alle zwei Wochen treffen sich die Rotaractmitglieder, wie der Name schon sagt, zu einem rotierenden Stammtischtreffen „zum entspannten Quatschen und Zusammensitzen – das klappt natürlich am Besten in den verschiedenen Bars in Greifswald“, erklärt Isabella mit einem Augenzwinkern. Auch Ulrike Kurdewan, die sich seit drei Jahren im Vorstand des StudentenTheaters engagiert, schätzt die Zusammenarbeit und das Gemeinschaftsgefühl. „Mein letztes eindrucksvolles Erlebnis mit StuThe war ein Projekt mit unserem Partnertheater Teatr Brama im Juli. Wir waren auf dem Land in der Nähe von Stettin und haben zwei Wochen lang nichts anderes gemacht als Theater, Musik und Artistik. Am Ende gab es eine große Performance auf der Freilichtbühne in Goleniow. Das Schöne an dem Projekt ist, dass ich weiß, dass das erst der Anfang einer zukünftigen Zusammenarbeit ist. Im letzten Sommer haben wir auch schon zusammengearbeitet und im nächsten Sommer geht es sicher weiter“, erzählt die 26-jährige, die Geschichte und Kunstgeschichte studiert. Eher durch Zufall ist Ulrike mit dem StudentenTheater in Greifswald in Berührung gekommen. Dadurch dass alle Mitglieder kleinere Aufgaben übertragen bekommen, würde man schnell in die Vereinsarbeit einbezogen, erklärt sie. Mittlerweile möchte sich Ulrike aus dem Vorstand zurückziehen, um Platz für neue engagierte Studenten zu schaffen, denn diese Arbeit, in der es darum geht, neue Akteure zu gewinnen, Erstsemesterveranstaltungen oder das wöchentliche Theatertraining zu organisieren, nimmt wie jede ehrenamtliche Tätigkeit einige Zeit in Anspruch.

Zeitmangel als Grund für Nichtengagement

So ist der Mangel an Zeit laut einer Umfrage der Prognos Arbeitsgemeinschaft als häufigster Grund für Nicht-Engagement genannt worden. Auch Studenten fehlt häufig die Zeit für eine ehrenamtliche Tätigkeit. Denn obwohl zwei Drittel aller Hochschüler Ehrenämter wahrnehmen, beispielsweise als Nachhilfelehrer oder Basketballtrainer, sind die wenigsten von ihnen regelmäßig mehrmals in der Woche aktiv, so die Studie der Hochschul-Informations-System GmbH. Genügend Anreize, sich neben dem Studium freiwillig und unentgeltlich zu engagieren, scheint es für Studenten demnach nicht zu geben.

Auf der Vollversammlung der Studierendenschaft 2012 forderten Milos Rodatos, Henri Tatschner und Erik von Malottki neben der Wertschätzung von ehrenamtlichen sozialen, politischen oder sportlichen Tätigkeiten eine besondere Aufmerksamkeit in Form eines Preises für „herausragendes studentisches Engagement“ sowie Credit Points. Aber braucht es für ehrenamtliches Engagement wirklich einen Preis?

Isabellas Antwort ist eindeutig: „Nein, denn ehrenamtliche Arbeit braucht keine Vergütung. Das ist ja gerade das Schöne daran: dass es Menschen sind, die motiviert sind, weil sie Lust haben, etwas zu tun und nicht, weil es ihnen einen Vorteil verschafft.“ Und auch Radioredakteurin Fanny empfindet diese Art von Anreiz als ein Wettbewerb, der in Ehrenämtern fehl am Platze sei: „Man sollte ehrenamtlich arbeiten, weil  man Spaß an der Sache hat und nicht irgendwelchen Punkten oder Preisen nachjagt.“

Eine kleine Auszeichnung oder Anerkennung für alle ehrenamtlichen Studenten fänden Franziska und Ulrike allerdings gar nicht verkehrt. „Es gibt Universitäten, an denen das StudentenTheater in die Lehre so eingebunden wird, dass eine Inszenierungsarbeit über ein Semester als Lehrveranstaltung fungiert“, erklärt Ulrike. „Das wünsche ich mir für unsere Universität auch.“

Punkte fürs Helfen?

Tatsächlich gibt es diese Art der Integration von ehrenamtlichem Engagement in das theoretische Studium schon seit längerer Zeit in den USA. Seit 2003 gibt es dies auch an der Universität Mannheim, an der der Pädagoge Manfred Hofer das erste deutsche Service-Learning-Seminar angeboten hat. Bei diesen Seminaren soll das theoretisch gelernte Wissen im Umfeld praktisch angewendet werden. Medienwissenschaftler würden demnach beispielsweise ehrenamtlich beim Radio oder in anderen Medien arbeiten und unter Anleitung eines Dozenten Projekte entwickeln, die sie dort verwirklichen könnten. Preise gibt es keine, jedoch werden für das Service-Learning-Seminar wie für andere Seminare im Studium Credit Points angerechnet  – und ganz nebenbei hat man sich auch noch gesellschaftlich engagiert.

Zwar gibt es schon von der Universität Greifswald geforderte Pflichtpraktika, die mit Leistungspunkten honoriert werden, doch der Idee, die hinter dem Service-Learning-Seminar steckt, wird man damit nicht gerecht. Denn dieses Praxis-Seminar gibt Studenten die Möglichkeit, sich langfristig – und nicht nur für zehn Wochen während der Semesterferien – für kulturelle, sportliche, naturverbundene oder soziale Vereine in ihrer Umgebung einzusetzen. Dabei werden die Studenten mit der Verantwortung nicht allein gelassen, sondern von ihrem Dozenten betreut.

Um dieses Konzept in den Hochschulen zu verbreiten und zu etablieren, wurde das Netzwerk „Bildung durch Verantwortung“ gegründet. Neben der Universität Duisburg-Essen gehören auch die Universitäten Erfurt, Würzburg und des Saarlandes sowie die Fachhochschule Erfurt zu den Gründungsmitgliedern.

Gemeinschaft, Spaß und die Tatsache, seine Zeit neben dem Studium sinnvoll zu verbringen – das sind die Motive, sich zu engagieren, sei es bei Amnesty International, GreiMUN, Unicef, den moritz-medien, dem Orchester, dem Greifswalder Märchenkreis, den Kunstwerkstätten oder bei der Stadtbibliothek; ehrenamtliche Vereine und Organisationen leben von Menschen, die Verantwortung übernehmen wollen und sich aktiv in die Gesellschaft einbringen. Einen materiellen Preis gibt es dafür nicht, aber darum geht es bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit auch nicht. Stattdessen steht die Tätigkeit im Mittelpunkt und die Möglichkeit sein direktes Umfeld kreativ mitzugestalten, wie Gauck in seiner Rede am 23. März 2012 in Berlin schon sagte: „Ihr seid Bürger, das heißt Gestalter, Mitgestalter. Wem Teilhabe möglich ist und wer ohne Not auf sie verzichtet, der vergibt eine der schönsten und größten Möglichkeiten des menschlichen Daseins: Verantwortung zu leben.“

Ein Feature von Sabrina von Oehsen.

 

TITEL: Eine Karriere neben dem Studium

TITEL: Eine Karriere neben dem Studium

mm107_universum_16-Grafik3Das Studentenleben besteht nicht nur aus Vorlesungen, Seminaren oder Prüfungen. Dort knüpft man zwar neue Kontakte, allerdings erhöht das Engagement bei einem Verein die Chancen auf noch mehr  Bekanntschaften. In Greifswald gibt es einige Möglichkeiten, die das erleichtern: Die Mitarbeit in Vereinen wie GrIStuF, LEI oder Capufaktur.

Schummrig ist es, wenn man den Keller der Alten Frauenklinik in der Wollweberstraße betritt. Ein paar klapprige Schränke stehen im Flur und alte Tische in den Ecken. An den Türen prangen Schilder aus der Zeit, als die Frauenklinik noch genutzt wurde; sie weisen den Weg zur „Wäscherei“ und dem „Krankenblattarchiv“. Doch jetzt befinden sich hier keine Krankenblätter mehr, jetzt ist der Keller das Reich vom Greifswald International Students Festival (GrIStuF e.V.).

Der Verein organisiert seit 2002 regelmäßig drei große Veranstaltungen: das Running Dinner, die Fête de la musique und das alle zwei Jahre stattfindende Festival. Wöchentlich finden dazu die Sitzungen statt, zu denen sich seit ein paar Monaten auch Magdalene Majeed gesellt. Neben GrIStuF arbeitet die Masterstudentin für Organisationskommunikation noch im Allgemeinen Studierendenausschuss und in ihrem Fachschaftsrat mit. „Das ist natürlich extrem zeitintensiv“, gibt sie zu, „aber man kriegt das alles schon unter einen Hut. Man muss sich nur die Zeit gut einteilen.“ Sie begeisterte sich für den Verein in ihrer ersten Woche in Greifswald, als sie dessen Schnuppersitzung besuchte. „In Bamberg, wo ich meinen Bachelor gemacht habe, war das Angebot an studentischer Kultur nicht so groß. Und dann kam ich hierher und hab den Verein für mich entdeckt. Da dachte ich mir: Geh ich doch einfach mal vorbei!“, erzählt sie lächelnd. Magdalene freut sich schon sehr auf das anstehende Festival: „Es wird stressig, keine Frage, aber ich mag das. Ich brauche diesen Stress.“ Natürlich habe das Studium ein bisschen gelitten durch die ehrenamtlichen Aufgaben, aber Magdalene hat kein Problem damit, ein Semester länger zu studieren: „Ich mache das eben sehr gerne. Dafür nehme ich mir gerne die Zeit und verlängere um ein Semester.“

Durch das Sitzungszimmer spannt sich eine Leine mit Briefumschlägen, die mit den Namen der Mitglieder beschriftet sind. Aus einigen schauen Zettel hervor. An der Wand pinnt ein erster Entwurf vom Ablaufplan des Festivals, mit dem die Mitglieder allerdings noch nicht hundertprozentig zufrieden sind. Ungefähr ein Jahr, bevor das Festival stattfindet, beginnt das Team mit den Planungen. Magdalene sowie Anne Tober sind Teil der PR-Gruppe, in der unter anderem das Design des Festivals entwickelt wird: Das Logo, die Gestaltung der T-Shirts und der Homepage fallen darunter. „Man lernt auf jeden Fall etwas, das man im normalen Studium nicht lernt. Hier steigt man in solche großen Projekte ein und eignet sich alles learning by doing an“, schwärmt Magdalene. Anne ergänzt: „Ich freue mich darauf, kreativ sein zu können bei der Gestaltung des Logos. Da kann man sich schon recht gut ausleben.“ Sie schreibt gerade an ihrer Diplomarbeit in Biologie und ist erst vor kurzem zu GrIStuF gestoßen: „Zwei meiner Mitbewohner waren vorher schon dabei. Ich allerdings habe mich recht spät entschlossen mitzumachen.“ Durch den Aufruf „Die Fête fällt aus!“, der vom Verein gestartet wurde, weil es zu wenig Engagierte gab, hat sie sich endgültig zu einer Mitarbeit entschieden. Beide sind sehr gespannt auf die Teilnehmer, die aus vielen verschiedenen Ländern kommen. „Jeder bringt seine eigene Geschichte mit, weshalb er hier ist. Ich freue mich auch darauf, ihnen Greifswald zu zeigen, weil Greifswald eine tolle Stadt ist“, erklärt Magdalene.

Während die Sitzungen bei GrIStuF auch in den Semesterferien weitergehen, hat Sabryna Junker diesbezüglich wenig zu tun. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Lokalen Erasmus Initiative (LEI n.V.). „Während der Semesterferien bin ich dabei, die alten Unterlagen zu sortieren, um zu schauen, was aktualisiert werden muss. Weil mir die alten Sitzungsprotokolle in die Hände gefallen sind, weiß ich auch wieder ganz genau, wann ich zu LEI gestoßen bin: am 16. Oktober 2007“, erzählt sie lachend. In den Semesterferien sei eigentlich nur der Vorstand aktiv, alle anderen Mitglieder stoßen kurz vor Beginn des Semesters wieder dazu. Für die ausländischen Studierenden gibt es schon eine Woche vor der Erstsemesterwoche Veranstaltungen, bei denen sie die Stadt kennen lernen oder letzte organisatorische Dinge klären können.

Nach der Arbeit zu der Sitzungmm107_Universum_17_Grafik2

Sabryna macht gerade Feierabend von ihrer Doktorarbeit am Institut für Mikrobiologie. Durch den Job ist sie zeitlich nicht mehr so flexibel wie früher während des Studiums. „Ich hatte tagsüber mehr Zeit, ich war nie von 8 bis 18 Uhr in der Universität. Dadurch war es natürlich einfacher Termine, wie Behördengänge, zu erledigen“, erklärt Sabryna. Sie rief die Stadtführung für die Erasmusstudenten ins Leben. Diese zählt inzwischen zu dem Repertoire, dass LEI jedes Semester anbietet. „Wir wollen den Studenten das Einleben in die Stadt und eine Integration in die Studierendenschaft erleichtern. Sie sollen deutsche Studenten, Greifswald und die Region kennen lernen“, zählt sie auf. Deswegen organisieren die LEI-Mitglieder neben Partys auch Fahrten in Großstädte wie Berlin oder Hamburg, aber auch nach Rügen oder Usedom. „Jeder kann hier die Aufgabe übernehmen oder die Veranstaltung organisieren, auf die er Lust hat“, meint Sabryna. Ihr selbst liegen eher die organisatorischen Dinge: Mit der Verwaltung sprechen, die Finanzierung planen oder eben alte Unterlagen sortieren. Sie erklärt lachend: „Ich arbeite lieber im Hintergrund. Mir macht die Arbeit Spaß, die normalerweise keiner machen will.“ Schon zu Schulzeiten war das Interesse, sich für ausländische Schüler zu engagieren, bei ihr sehr ausgeprägt. „LEI war eine willkommene Gelegenheit, das umzusetzen“, erläutert Sabryna.

Mittlerweile gibt es 15 bis 20 Mitglieder, die um die 20 bis 30 Veranstaltungen pro Jahr planen und durchführen. „Die Initiative ist viel größer geworden. Im Oktober 2006, beim ersten Treffen, kamen sechs oder sieben Leute zusammen, um zwei bis drei Veranstaltungen zu organisieren“, erzählt Sabryna, „Jetzt haben wir natürlich viel mehr Möglichkeiten, etwas auf die Beine zu stellen.“ Durch LEI lerne man neue Kulturen und Bräuche kennen. Die Nachtschicht, die jedes Semester stattfindende Schnitzeljagd durch Greifswald, brachte beispielsweise ein tschechischer Student aus seiner Heimat mit. Für Sabryna steht fest: „Es ist eine recht unkomplizierte Möglichkeit viele Leute und auch das kennen zu lernen, was neben dem Studium abläuft.“ Durch LEI hat sie viele Kontakte geknüpft zu Leuten innerhalb ihres Studiengangs, zu ausländischen Studenten, wobei der Kontakt auch erhalten blieb, nachdem die Studenten wieder in ihre Heimat zurückgegangen sind. „Ich habe auch sehr viel mehr über meine Region und die Universität kennen gelernt, als ich als Student kennen gelernt hätte, wenn ich nur geradeaus geschaut hätte“, hält sie fest.

Aufnahmeverfahren schreckt nicht ab

Anders als bei GrIStuF und LEI, bei denen man einfach bei den Sitzungen vorbeischauen kann, hat die studentische Unternehmensberatung Capufaktur e.V. ein Aufnahmeverfahren. Der Vereinsmitglieder arbeiten in verschiedenen Projekten mit meist regionalen Firmen zusammen. So haben sie zum Beispiel das Konzept für das Karriereportal „UNIchance“ der Universität Greifswald mitentwickelt (moritz berichtete im Heft 103). „Wir haben ein Assessment Center, bei dem wir unter anderem die Teamfähigkeit testen“, erklärt Jette Dowe, die seit ihrem fünften Semester bei dem Verein dabei ist. Danach muss jeder Anwärter auch ein Anwärterprojekt als eine Art Probedurchlauf mitmachen, bevor man offiziell Berater wird. „Man kann natürlich jederzeit als Interessent auch so zu den Vereinsrunden kommen, allerdings ist es dann abhängig vom jeweiligen Ressortleiter, ob man aktiv mitarbeiten kann“, erklärt Ersin Ceylaner, einer der Vorstandsvorsitzenden. Dieses Aufnahmeverfahren wird nur zu Beginn des Semesters angeboten. „Wir haben dieses Verfahren eingeführt, als ich im Vorstand war“, erklärt Jette, „denn damals sind sehr viele Anwärter von ihren Projekten abgesprungen, was die verbliebenen Mitglieder demotivierte.“ Abschreckend wirkt das Aufnnahmeverfahren anscheinend aber nicht: Zum letzten Termin waren über 60 Studenten da, weswegen drei Assessment Center organisiert wurden.

Ersin und Jette sitzen gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Vereins in der Cafeteria in der Mensa am Berthold-Beitz-Platz, um zu frühstücken, und sich danach auf ihre Prüfungsvorbereitungen zu stürzen. Die meisten Mitglieder sind BWL-Studenten, so auch Ersin und Jette. Beide lernten Capufaktur zu Beginn ihres Studiums kennen, entschieden sich aber später zum Beitritt. „Man sagt sich immer, man will das später machen, aber je eher man beginnt, desto besser kann man seine Zeit managen“, findet Ersin. Bei der Capufaktur gibt es zwei Karrieren, die man gehen kann. Es gibt auf der einen Seite eine Art „Vereinskarriere“: Man startet Anwärter, wird dann Ressortleiter und kann später Vorstandsmitglied werden. Dann gibt es aber noch die „Projektkarriere“ mit den Stufen Projektteammitglied, Projektleiter, Projektmanager. Jette hält fest: „Ich konnte eigentlich überall mal ein bisschen reinschnuppern. Mir gefällt die Stelle als Projektleiterin sehr.“ Ihrer Ansicht nach hält die Capufaktur viel für die Mitglieder bereit. Man lernt, sich vor anderen Leuten zu präsentieren, wie man effizienter verhandelt, aber auch wie man in einem Team zusammenarbeitet. Man durchläuft bei den Projekten mehrere Phasen und lernt dabei auch, mit dem Druck durch den Kunden umzugehen. Ersin fügt hinzu: „Man lernt Studenten kennen, die dasselbe machen wie wir auch. Es gibt zweimal im Jahr einen Kongress unseres Dachverbands, bei denen man ziemlich gut Kontakte knüpfen kann, zum Beispiel mit Unternehmen. Dabei springt ab und an auch mal ein Praktikumsplatz raus.“

Der Zeitmangel scheint bei allen drei Initiativen das größte Hindernis zu sein, weswegen sich Studenten gegen ein über das Studium hinausgehende Engagement entscheiden. „Ich finde, außerhalb der Klausurenphase habe ich keine Probleme, Studium und Capufaktur unter einen Hut zu bekommen. Während der Klausuren allerdings muss das eine oder andere Treffen doch schon mal verschoben werden“, erklärt Ersin. Bei allen Initiativen kann man selbst entscheiden, wie viel Zeit man in das Engagement stecken will. „Wenn man allerdings alles mitnehmen will, dann muss einem schon bewusst sein, dass ein Vorstandsposten sehr viel Energie kosten kann“, verdeutlicht Jette, „aber wenn man sich dessen bewusst ist, dann schafft man das auch.“ Und für Magdalene ist klar: „Ich verstehe das, wenn man Angst hat, dass es zu zeitintensiv wird oder dass man das Studium vernachlässigen könnte. Aber man bekommt einfach so viel zurück.“

Ein Feature von Katrin Haubold