Eine erwachende, dennoch harte Musik ertönt. Das Wesen auf dem Klappbett erhebt sich langsam. Man blickt in ein interessantes Gesicht. Ein stark behaarter Mann, welcher sich schleppend leicht bückend zur roten Wand bewegt um dort vier Bilder die zwei Männer, ein Affenmädchen und eine Gruppe Artisten zeigt ab zunehmen. In seinem Blick ist dabei etwas Wildes. Trotz, dass das Licht und die verwendeten Farben eine solch warme Wirkung haben, wird man durch die aufgeregte Musik immer unruhiger. Was wird passieren? Wo führt es mich hin?

Diese faszinierende Inszenierung des Werkes „Ein Bericht für eine Akademie“ von Franz Kafka, konnte man diesen Freitagabend auf der Bühne des Koeppenhauses bestaunen. Denn so verschlug es die 1998 gegründete Seebühne auf Hiddensee nach Greifswald, wo der Regisseur Holger Teschke und der diplomierte Puppenspieler Karl Huck einen außergewöhnlichen Mix aus Figurentheater und eigener Darbietung zeigten.

Angekommen im sehr gut besuchten Koeppenhaus, wurde man Teil Rotpeters (gespielt von Karl Huck) kleinen Aufenthaltsraumes des Varietétheaters, in welchem er von seiner unglaublichen Geschichte, wie er vom Affen zum Menschen wurde, an eine Akademie berichtet.

„Nein, Freiheit wollte ich nicht. Nur einen Ausweg; rechts, links, wohin immer; ich stellte keine anderen Forderungen; … Weiterkommen, weiterkommen! Nur nicht mit aufgehobenen Armen stillestehen, angedrückt an eine Kistenwand“, so beschreibt der von der Goldküste stammende Menschenaffe, seine Situation auf dem Boot der Firma Hagenbeck, die ihn bei einer Jagdexpedition gefangen hatte. „Ich hatte keinen Ausweg, mußte mir ihn aber verschaffen, denn ohne ihn konnte ich nicht leben. Immer an dieser Kistenwand – ich wäre unweigerlich verreckt.“ Und so verschaffte sich Rotpeter seinen Ausweg. Er begann, kein Affe mehr zu sein.

Um das Ganze für den Zuschauer so greifbar wie möglich zu machen, verfügt Karl Huck über ein weit gefächertes Repertoir an Mimik und Gestik wie beispielsweise einen lauten äffischen Aufschrei, als er von der Zeit in der Kiste berichtet, ein paar Putzgesten hier und da, sowie ein von Zorn verzogenes Gesicht, als man ihn einst beschuldigte den Affen noch nicht ganz abgelegt zu haben. Weiterhin verwendet Huck die Kunst des Puppenspiels, indem er fast schon liebevoll einer großen anzugtragenden Affenmarionette Leben einhaucht, indem er sie zu wilder Musik tanzen lässt in der eine betörende Frauenstimme immer wieder „Are you Human“ singt.

Eine solch unter die Haut fahrende Darbietung und doch war Huck beim großen Applaus hinter her ganz bescheiden. Die Frage die sich mir am Ende bei dieser sympathischen, menschlichen Verlegenheit aufdrängt: „Is that human?“

Fotos: Philipp Gaube