Zurzeit stürmen Studenten wieder die Universitätsibliotheken um sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Während andere Büchereien Sofas zum Entspannen bieten, müssen sich die Benutzer in Greifswald ihre Isomatten selbst mitbringen.

Faul, ständig auf Achse, aber selten in der Uni: So in etwa sieht das Leben eines Klischeestudenten aus. Ende des Semesters jedoch zieht es die Studierenden in Strömen zur Zentralen Universitätsbibliothek, der Bereichsbibliothek Am Schießwall oder eine der zehn Fachbibliotheken. Dicht an dicht drängen sie sich, um noch einen der begehrten Arbeitsplätze zu erhaschen.

Die Greifswalder UB wurde schon 1604 gegründet und ist damit einer der ältesten in Deutschland. Vor zehn Jahren zog die Bibliothek in das Gebäude der Felix-Hausdorff-Straße 10 und gilt seither als eine der modernsten. Die Studenten können das Angebot 110 Stunden in der Woche nutzen. Es gibt nur wenige UBs, die länger geöffnet sind, etwa die der Universitäten Konstanz oder Leipzig. Dort kann man 24 Stunden am Tag über den Büchern verbringen. Während man in Leipzig in den Lernpausen Postkarten, DVDs und CDs im hauseigenen Shop kaufen kann, bietet Konstanz einen anderen besonderen Service: Sie hat einen Automaten, an dem man sich für einen Euro Ohrstöpsel kaufen kann. Auch in Greifswald gibt es mit dem Pfandautomaten ein Kuriosum. Für Studierende mit Kind gibt es in Dresden eine Besonderheit: Der Eltern-Kind-Arbeitsraum, der laut Homepage enthält „Spielsachen für die Kleinen sowie einen PC für die Großen.“ In der Regensburger Universitätsbücherei hingegen haben die Studenten die Möglichkeit, sich zum Lernen auf die Leseterrasse in die Sonne zu setzen.

Sowohl in der ZUB als auch in der Bereichsbibliothek Am Schießwall wird der Dienst in der Woche ab 16 Uhr und am Wochenende von studentischen Hilfskräften und Wachmännern übernommen. Viel ist am Donnerstagabend Mitte Januar nicht los, nur fünf oder sechs Studenten sitzen an den Arbeitsplätzen. „Richtig los geht es auch erst Ende Januar, Anfang Februar“, erzählt die studentische Hilfskraft, die an dem Abend Dienst hat. Sie ist gerade vom Aufräumen aus dem oberen Stockwerk zurückgekommen. Anderthalb Stunden habe sie Bücher wieder weggeräumt, die die Besucher einfach in die Regale gelegt und nicht an den ursprünglichen Platz gebracht hatten.

Anekdoten können sie und der Wachmann einige erzählen: So gab es eine Studentin, die zum Lernen immer in der Ecke gesessen habe. Sie konnte oder wollte nicht am Tisch sitzen. Eine Andere sei in den Zimmern der Bereichsbibliothek auf und ab getigert. Ab und an sähen sie Leute, die zum Ausruhen den Kopf auf der Tischplatte haben. „Da gehe ich schon hin und frage nach, ob alles okay ist“, so der Wachmann. Oder die Studenten machen es sich für ein paar Minuten draußen auf der Sitzbank bequem. Wecken habe er aber noch nie jemanden müssen, geschnarcht habe auch keiner.

Häufig lassen die Studenten etwas in den Bibliotheken liegen. Meist vergessen sie USB-Sticks, Schlösser, die Ladekabel der Laptops; je nach Jahreszeit kommen Handschuhe oder Regenschirme dazu. Im Sommer liegen auf der Freitreppe vor der Bibliothek am Schießwall oft Schlüssel und Portmonees. Seit über einem dreiviertel Jahr steht dort auch eine Isomatte. Der Student, der sie vergaß, rief zwar an, um sich nach ihr zu erkundigen. „Aber er hat sie nie abgeholt und seitdem steht sie hier in der Ecke“, so der Wachmann.

Wie ihr ergeht es vielen Fundstücken: Die meisten Sachen werden nicht abgeholt, sondern verbleiben erst einmal in der Bibliothek und landen irgendwann im Fundbüro der Universität. Mit den kommenden Prüfungen wird sich der Bestand an Fundsachen noch einmal um einige Stücke erweitern.

Ein Bericht von Katrin Haubold und Stefanie Pätzold mit einer Grafik von Daniel Focke und Fotos von Felix Norenz