Am Dienstag, den 17. Januar 2012, präsentierte die Landeskonferenz der Studierendenschaft (LKS) Mecklenburg-Vorpommern im Schweriner Schloss ihren Forderungskatalog. Da wo sonst das Landesparlament tagt, hatten die Vertreter der LKS die Möglichkeit, auf einer Landespressekonferenz zu sprechen.

Die beiden verantwortlichen Sprecher der LKS, Katharina Mahrt aus Rostock und Martin Wedel aus Stralsund, hatten als erstes das Wort. Kurz wurde der Entstehungsprozess des Forderungskataloges geschildert: Alle Studierendenschaften des Landes (bestehend aus den beiden Universitäten Greifswald und Rostock, sowie den Fachhochschulen Neubrandenburg, Stralsund und Wismar) arbeiteten erste Entwürfe aus. Diese wurden auf dem Landestreffen der Studierendenausschüsse zusammengefügt und überarbeitet. Letztendlich haben alle Parlamente den Katalog angenommen. Unterstützt wurden die beiden auf der Konferenz von Benjamin Pleban aus Rostock und Erik von Malottki aus Greifswald.

Benjamin Pleban, Erik von Malottki, Katharina Mahrt, Martin Wedel (v.l.)

Ausgangsbasis für die Forderung waren die Landtagswahlen im vergangenen Jahr. Durch die Neubesetzung des Bildungsministeriums soll es eine neue Grundlage geben. Damit dieser Katalog dazu werden kann, stellt die LKS drei Grundbedingungen, wie der Präambel zu entnehmen ist. Erstens: „Den regelmäßigen Austausch des Bildungsministers und seinem Ministerium mit den Vertreter_innen der Landeskonferenz der Studierendenschaft.“ Zweitens: „Die schnellstmögliche Novellierung des Landeshochschulgesetzes.“ Sowie drittens: „Eine Anhörung der Hochschulen und Studierendenvertreter_innen im Rahmen der Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2012/2013.“

Unterteilt ist der Forderungskatalog in folgende sechs Punkte, die nach und nach vorgestellt und später bei Fragen vereinzelt vertieft wurden.

Finanzausstattung der Hochschulen verbessern

Hier geht es den Beteiligten vor allem darum, dass das Kooperationsverbot aufgehoben wird und das das Landespersonalkonzept überarbeitet wird. Das Erste würde bedeuten, dass der Bund die Möglichkeit hat, dass Land finanziell in der Bildungspolitik zu unterstützen. Bisher ist diese Aufgabe Landesrecht. Mit dem zweiten Punkt fordern sie eine angemessene Anpassung der Dozierendenstellen an die Studentenzahlen. Bisher gilt ein Seminar als ausgelastet, wenn 60 Studenten dieses besuchen. Katharina Mahrt wünscht sich: „Wir wollen, dass maximal 20 Studierende auf einen Dozenten kommen.“

Demokratische Hochschulen

Die gleiche Mitbestimmung aller Hochschulmitglieder wird neben öffentlichen Sitzungen von allen hochschulpolitischen Gremien gefordert. Außerdem ein wichtiger Punkt, der viele Missverständnisse beseitigen könnte: „Eine direkte Transparenz bei Drittmittelverträgen wäre wichtig“, beschrieb Martin Wedel diesen.

Stärkung der Studentenwerke

Vor kurzem noch das entscheidende Thema auf der Vollversammlung der Studierendenschaft Greifswald, ist es für alle Standorte von enormer Wichtigkeit. Am Studentenwerk hängen Sozialberatung, Mensaessen und auch Wohnraum für viele Studenten. „Die Landeszuschüsse sollen den reellen Studierendenzahlen angepasst werden. Das Land kann nicht weiter mit einer geringeren Anzahl rechnen“, beschreibt Erik von Malottki das Problem. Die Forderung soll verhindern, dass die Defizite, die die Studentenwerke dadurch einfahren, auf den Schultern der Studierenden ausgetragen werden. Zum Beispiel durch Erhöhung der Semesterbeiträge. Das Land solle Verantwortung für Neubauten, wie zum Beispiel einer Mensa übernehmen, ist dem Katalog weiter zu entnehmen.

Studentinnen und Studenten entlasten

Überarbeitung der BAföG-Regeln, sowie die Entlastung im Studium für Studenten mit Kind, Erkrankung oder denjenigen, die Arbeiten müssen, um sich die Ausbildung zu finanzieren wird gefordert. Die LKS fordert des Weiteren eine schnelle Umsetzung bei der Schaffung von einem Teilzeitstudium. „In vielen Studiengängen ist das möglich,“ sagt Katharina Mahrt.
Außerdem sollen Verwaltungsgebühren abgeschafft werden. Martin Wedel sagt zwar, dass die Summen nicht immens seien, aber sie seien trotzdem nicht in Ordnung. Erik von Malottki sieht in diesen Gebühren die Gefahr, dass das Land durch die Hintertür irgendwann Studiengebühren dadurch verlangt.

Studentische Kultur erhalten

Hier geht's zum kompletten Forderungskatalog zum Nachlesen (pdf)

Für alle Sprecher ist dies ein wichtiger Punkt. Es war auch oft schon Thema in Greifswald. Die Universitäten sollen Vereinen, Hochschulgruppen und Initiativen kostenlos geeignete Räume zur Verfügung stellen. „Die studentische Kultur ist ein wichtiger Bestandteil für die Städte und das Land.“ Somit soll auch das Land dafür garantieren und der Bildungsminister an einem runden Tisch zu diesem Thema teilnehmen.

Lehrer_innenbildung

Der letzte Punkt des Kataloges beschäftigt sich mit der Ausbildung der Lehrer. Es wird ein stärkerer und früherer Praxisbezug für das Studium gefordert, sowie die Beteiligung der Studenten bei der Erstellung von Rechtsgrundlagen zur Aus- und Weiterbildung. Diese Punkte präsentierte Benjamin Pleban.

Nach etwa einer halben Stunde war offenbar alles gesagt und erfragt. Erik von Malottki zeigte sich zufrieden: „Wir haben erreicht, dass die Presse unseren Forderungskatalog verbreitet. Die heutige Präsentation ist der Startschuss für unsere Verhandlungen mit dem Bildungsministerium. Wir erwarten jetzt eine Umsetzung unserer Forderungen.“

Die große Bühne
Ein Kommentar
Der wichtige Katalog mit den Forderungen ist nun veröffentlicht. Und das ausgerechnet im Schweriner Schloss. Nicht direkt in Anwesenheit vom Bildungsminister, aber die Gesamtkulisse stimmte eindeutig. Die Probleme kennen jetzt auch der NDR und die anderen wichtigen Medien des Landes. Hoffen wir, dass diese sie auch ordentlich verbreiten.

Ein interessanten Effekt erzielte ein großes Plakat des Landes, das gegenüber vom Schloss prangte, mit dem Slogan: „Studieren mit Meerwert“. Perfekt positioniert für den Tag. Die Regierung schmückt sich mit den hohen Studentenzahlen, ist aber selber nicht bereit für die eigentliche Zahl die Kosten zu übernehmen. Diese Punkte wurden explizit in der Konferenz angesprochen. Auf dem Rückweg wirkte das Plakat doch gleich anders, als die Wut in mir wieder hoch kam über seltsame Arbeitsweisen des Bildungsministeriums.

Gut soweit. Den meisten Forderungen kann ich mich getrost anschließen und von einem Optimum auszugehen, dass nur 20 Studenten in jedem Seminar sitzen, wäre einfach fabelhaft. Das würde mal sinnvolles Arbeiten ergeben. Aber vielleicht ist es auch etwas zu viel Klagen auf hohem Niveau. Schließlich sind bei uns in Greifswald viele Seminare nach wenigen Wochen schon nicht mehr überfüllt, dass auf dem Gang gestanden werden muss. Aber eine Verbesserung von Semesterbeginn an wäre natürlich schön.

Über einen Punkt muss ich aber wirklich meckern. Dies betrifft nicht direkt die Forderungen selbst, sondern eher eine Formulierung im Katalog. Bei der Förderung der studentischen Kultur heißt es in der Begründung: „Wir befürchten ein Absterben der studentischen Kultur und damit das Absterben eines Teils der Zivilgesellschaft in Mecklenburg-Vorpommern.“ Das ist wohl etwas übertrieben und zugespitzt, aber ich bezweifle, dass es zu einem Absterben eines Teils der Zivilgesellschaft kommen wird, wenn einzelne studentische Vereine nicht arbeiten können. Es wird aber definitiv kulturelles Angebot fehlen und das wünsche ich mir auch nicht.

Also grundsätzlich Daumen hoch zur souveränen Präsentation und zu den Forderungen. Hoffen wir, dass sie erhört werden.

 

Fotos: Johannes Köpcke