Eine Plexiglasplatte an der Wand. Dort, wo sie nicht bemalt ist, schimmert die Tapete durch, lässt Bild und Raum ineinander übergehen. Auf der Platte ein großes rotes Rechteck. Darunter ein Streifenmuster. Wie die Tarnung eines Zebras wechseln sich weiße und schwarze Streifen ab, vermischen sich am Rand des Bildes zu Grau. Daneben das Porträt eines Mannes, ebenfalls grau. Einzig die Tröte, in die er bläst, bildet mit ihrem Rot einen grellen Kontrast, scheint gar mit dem großen roten Rechteck in Kontakt zu treten.

Dieses und viele weitere Bilder auf Plexiglas stellt die österreichische Künstlerin Anna Wiesinger unter dem Motto “Vehemente Kunst” zur Zeit im Pommernhus aus. Neben weiteren, vor allen in Grautönen gehaltenen Gemälden umfasst die Ausstellung auch grellbunte Papierbahnen in den unterschiedlichsten Farben. Wiesingers Werke zieren nicht nur die Wände, sie hängen mitten im Ausstellungsraum. Zusammen bilden sie einen starken Kontrast.

Gemälde werden zu Installationen

Am Mittwoch, den 5. Oktober, wurde die Ausstellung unter großem Interesse – größer sogar, als anscheinend von den Veranstaltern erwartet, mussten doch noch weitere Stühle aufgestellt werden – feierlich eröffnet. Trotz des regen Andrangs waren aber nur wenige Studenten unter den Kunstinteressierten. Für die Anwesenden blieb aber auch nur wenig Platz in den Ausstellungsräumen, da die Kunstwerke buchstäblich im Weg hängen. Die Stelle der Werke ist aber bewusst von der Künstlerin so gewählt, die so den Raum selbst gestaltet. Der Maler und künstlerische Leiter des Pommernhus Helmut Maletzke hielt die Eröffnungsrede zur Vernissage. Er bezeichnete die Herangehensweise Wiesingers als „Enviroment-Kunst“, gar als „Spiel mit dem Rezipienten“.

Die Österreicherin war selbst auf der Vernissage zugegen. Einigen kurzen Angaben zu ihrer Biografie folgend erklärte sie, wie sie auf Plexiglas als Grundlage ihrer Malerei gekommen sei: Wiesinger lebte einige Zeit in Afrika. Das Land und seine Weite hätten ihr eine neue Vorstellung von Räumlichkeit gegeben, führte sie aus. Aus diesem Grund malt sie auf Plexiglas. So verschwimmen die Grenzen zum umliegenden Raum; durchsichtige und halbtransparente Bereiche in ihren Bildern werden durch die ungewöhnliche „Leinwand“ ermöglicht. Auch der Kontrast zwischen den Gemälden und Farbbahnen ist bewusst gewählt. Er soll den Betrachter aufmerken lassen, seine Aufmerksamkeit von einem speziellen Gemälde auf das Gesamtkunstwerk, den ausgestalteten Raum, lenken.

Wer Anna Wiesingers „vehemente Kunst“ selbst auf sich wirken lassen möchte, kann dies bis zum 6. November tun. Das Pommernhus befindet sich in der Knopfstraße 1. Es hat montags bis freitags von 10.00 bis 16.00 Uhr geöffnet, sowie samstags von 14.00 bis 17.00 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Fotos: Jakob Pallus