Seit dem die NPD am 30. Juli mit einer Kundgebung in Schönwalde II beim Versuch scheiterte, den Wahlkampf wirksam einzuleiten, sind immer mehr Plakate entlang von vielen Straßen verteilt worden, um andauernde Präsenz zu symbolisieren. Dieser offensive Wahlkampf ist in Greifswald und den Dörfern in der Umgebung mittlerweile nicht zu übersehen, dominieren die braunen Parolen auf den Plakaten doch stellenweise das Wahlkampf-Straßenbild. An diesem Mittwoch, dem 10. August, versuchte es die Partei erneut mit personeller Präsenz in der Stadt, diesmal mit zwei Infoständen: zuerst am Fischmarkt und später am Schönwalde-Center.

Vormittags am Fischmarkt

In der morgendlichen Greifswalder Innenstadt begann so langsam Leben einzukehren. Einige Leute saßen in den Cafés um zu frühstücken, Lastwagen schlängelten sich durch die Lange Straße, um die Läden zu versorgen. Das Einzige, was an diesem Mittwoch anders war, waren dumpfe Lautsprecherstimmen, welche durch die Innenstadt hallten. Ihr Ursprung lag an einem Infostand der NPD am Fischmarkt, an welchem seit dem Morgen versucht wurde, Kontakt zu den Bürgern herzustellen. Zunächst konnten auch ungehindert aus den Lautsprechern des „Flagschiffes“, dem NPD-Wahlkampfbus, strammen Parolen wie „Wahltag ist Zahltag“, „Politik von Deutschen für Deutsche“ und „Arbeit zuerst für Deutsche“  immer wieder ertönen um die Vorbeikommenden für die rechtsextreme Politik zu begeistern.

Der Tisch der NPD am Fischmarkt - zunächst noch ohne Widerstand

Der Tisch der NPD am Fischmarkt - zunächst noch ohne Widerstand

Spätestens nach einer Stunde war davon aber nichts mehr zu hören, als eine immer größer werdende Gruppe an Gegendemonstranten begann, den Infostand und die dazugehörige Lautsprecheransage mit lautem Pfeifen und public Buh-ing zu übertönen. Die ungefähr über Einhundert Protestierer setzten sich vor allem aus Studenten und Mitgliedern von demokratischen und ebenfalls wahlkämpfenden Parteien zusammen. Begann man zunächst, sich an allen Straßenseiten rund um den Infotisch zu versammeln, rückte die Menge im Laufe der Zeit immer näher, sodass der Stand letztendlich von allen Seiten von NPD-Gegnern und bunten Plakaten eingeschlossen war. Das Verteilen von Wahlmaterialien wurde unmöglich. Die abgehaltenen Reden, unter anderem auch vom sächsischen NPD-Landesvorsitzenden Holger Apfel, waren im Lärm der Gegner nicht mehr zu verstehen.

Der Wiederstand hat sich aufgebaut

Der Wiederstand hat sich aufgebaut

Nach etwa einer Stunde befolgten die Nationalsozialisten die lautstarken „Haut Ab!“- und „Buh“-Rufe aus der Menge, beendeten ihren Infostand tatsächlich vorzeitig und verließen wieder mit ihrem Bus zögerlich die Innenstadt. An der Steinbecker Brücke war für die meisten die Gegendemonstration erfolgreich beendet.

 

Jedoch wurden im Anschluss einige NPD-Mitglieder, welche zu Fuß unterwegs waren, von einigen Protestierern weiter die Stralsunder Straße hinunter verfolgt, bis diese eine Tankstelle am Ortsausgang betraten. Die Nazigegner blieben weiter vor der Tankstelle versammelt, was die Polizei dazu veranlasste Verstärkung und Hunde anzufordern. Nachdem aber die NPD-Leute die Tankstelle mit Autos verließen, war der Einsatz friedlich beendet.

Nachmittags in Schönwalde

Der zweite Infostand fand am Schönwalde-Center, an gleicher Stelle der Kundgebung vom 30. Juli statt. Auch hier fanden sich, im Vergleich zum Vormittag zwar weniger NPD-Gegner aber weitaus mehr Einsatzwagen der Polizei ein. Nur von dem geplanten Infostand der NPD gab es zunächst keine Spur, weswegen zuerst die Polizei und dann auch die meisten Gegendemonstranten unverrichteter Taten den Platz wieder verließen.

Erst mit zwei Stunden vermutlich geplanter Verspätung baute die NPD ihren Wahlkampfstand auf. Dank sozialer Netzwerke konnte auf gegnerischer Seite aber auch schnell wieder ein mindestens 50 Personen starker Widerstand mobilisiert werden.

Anders als in der Innenstadt, sperrte die Polizei, ebenfalls wieder schnell vor Ort, das Gelände um den Stand großzügig ab. Es wurde von vornherein kein Gegendemonstrant näher heran gelassen und man verwies diese auf die andere Straßenseite. Dies hatte jedoch auch zur Folge, dass es für Passanten ebenfalls sehr schwer wurde den Stand zu erreichen. Der NPD blieb wieder nichts, außer ihren sich immer wiederholenden Parolen vom Band, welche lautstark von anderer Straßenseite übertönt werden konnten. Auch Schönwalde II musste die NPD schließlich vorzeitig und mit einem weiterhin großen Vorrat an Infomaterialien verlassen, ohne über längere Zeit ungestört Wahlkampf betreiben haben zu können.

Die NPD und ihre Gegner auf der anderen Straßenseite

Die NPD und ihre Gegner auf der anderen Straßenseite

Eine direkte Konfrontation gab es auch hier nicht. Jedoch wurden von Seiten der Polizei sechs Platzverweise ausgesprochen, da diese die Veranstaltung störten, wie es in einer DPA-Meldung heißt. Insgesamt seien 80 Beamte im Einsatz gewesen, hieß es dort weiter.

Ob die NPD es in Greifswald weiterhin mit wenig wirksamen Wahlkampfaktionen versuchen möchte, bleibt abzusehen. Auffällig war dieses Mal eine geringere Anzahl an dennoch sehr lautstarken Gegenprotestierern. Vielleicht bereitet sich der ein oder andere auf die Veranstaltung der rechtskonservativen Republikaner am kommenden Freitag, 12. August 2011 von 10 bis 14 Uhr, vor welche diese Am Mühlentor geplant haben.

Zu guter Letzt gibt es hier noch weitere Fotos: