„Auge um Auge, Zahn um Zahn“

Am gestrigen Dienstag ist Alexander Müller als Chefredakteur des moritz-Magazins zurückgetreten. Sein Rücktritt war nur ein Akt in einer unschönen Affäre um Beleidigungen, die Alexander im Rahmen der 24-Stunden-Vorlesung gegen AStA-Referenten, besonders gegen Maximilian Willmann, gerichtet hatte. Inzwischen hat sich im webMoritz-Leserkommentarbereich und auf dem Fleischervorstadtblog eine heftige Debatte um die Vorgänge entsponnen, an der sich nun auch webMoritz-Autor Gabriel Kords beteiligt:

Wie sich die studentischen Gremien in altbewährter Manier in einen Konflikt hineingesteigert haben, der viel mehr Opfer forderte, als er gemusst hätte.

Ein Kommentar

In der vergangenen StuPa-Sitzung wurde eine Personaldebatte über das Fehlverhalten Alexander Müllers geführt.

Alexander Müller hat einen schweren Fehler gemacht. Er hat sich alkoholisiert zu Beleidigungen hinreißen lassen, die in einem kaum zu überbietenden Maße zu weit gehen. Mildernde Umstände gibt es nicht. Das vorweg.

Unter diesen Vorzeichen ist Alexanders Rücktritt durchaus nachvollziehbar; für die Entscheidung, diese Konsequenz zu ziehen, ist ihm sogar Respekt zu zollen. Dennoch war der Rücktritt, besonders der sofortige, kein zwingendes Erfordernis aus den Vorfällen von Freitagnacht. (mehr …)

Junge Literatur in Europa

Andreas Schäfer.

Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Fennistik der Universität Greifswald veranstaltet die Hans Werner Richter-Stiftung vom 4. bis 6. November zum elften Mal das alljährliche Autorentreffen Junge Literatur in Europa. Im Begegnungszentrum “Felix Hausdorff” der Universität Greifswald (Bahnhofstraße 2) finden sich erneut junge Autoren aus Deutschland, Österreich und den Ostsee-Anliegerstaaten ein, um aus ihren Werken oder unveröffentlichten Manuskripten zu lesen und sich gegenseitig konstruktiv mit diesen auseinanderzusetzen. Ein Blick auf das Programm verrät, dass es sich bei den Autoren nicht nur um talentierte Nachwuchshoffnungen, sondern auch um bereits mehrfach national und international renommierte Größen der Branchen handelt. So finden sich mit Jens Petersen, Jan Peter Bremer, Asta Põldmäe, Vladimir Vertlib und Patrick Hofmann mehrere preisgekrönte Künstler im diesjährigen Programm.

Donnerstag, 4. November

  • 15:30 Uhr Lucy Fricke, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Dr. Hans-Gerd Koch
  • 16:30 Uhr Andreas Schäfer, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Dr. Hartmut Rahn
  • 17:30 Uhr Pause
  • 18:00 Uhr Leena Parkkinen, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Prof. Dr. Marko Pantermöller
  • 19:00 Uhr Nuran David Calis, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Dr. Petra Grop
  • 20:00 Uhr Jan Peter Bremer, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Prof. Dr. Gernot Wolfram
  • 21:00 Uhr Empfang im Internationalen Begegnungszentrum
Freitag, 5. November
  • 10:30 Uhr Jens Petersen, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Prof. Dr. Hans Dieter Zimmermann
  • 11:30 Uhr Pause
  • 12:00 Uhr Asta Põldmäe, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Irja Grönholm
  • 13:00 Uhr Mittagspause
  • 15:00 Uhr Reinhard Kaiser-Mühlecker, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Dr. Hans-Gerd Koch
  • 16:00 Uhr Amanda Svensson, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Prof. Dr. Joachim Schiedermair, Dr. Jonas Asklund
  • 17:00 Uhr Pause
  • 17:30 Uhr Vladimir Vertlib, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Dr. Hartmut Rahn
Samstag, 6. November

  • 9:30 Uhr Patrick Hofmann, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Prof. Dr. Gernot Wolfram
  • 10:30 Uhr Nadja Einzmann, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Britta Gansebohm
  • 11:30 Uhr Pause
  • 12:00 Uhr Mariana Leky, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Prof. Dr. Hans-Dieter Zimmermann
  • 13:00 Uhr Torsten Palzhoff, Autorenlesung und Gespräch, Moderation: Dr. Petra Gropp
  • 14:00 Uhr Ende der Tagung

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist gratis.

Bilder: Startseite – Groß: Emma Lou; klein – Sabine Schmutzler; beide via jugendfotos.de, Jens Petersen und Andreas Schäfer via wikimedia.commons

Entwicklungspolitische Tage eröffnet: Viel Kritik am Finanzkapitalismus

“Welt, Macht, Geld“, unter diesem Motto wurden am Dienstag Abend die zehnten Entwicklungspolitischen Tage des Landesnetzwerkes Mecklenburg-Vorpommern eröffnet von der Vorsitzenden Andrea Krönert und Koordinatorin Sarah Louis. Los ging es im Pommerschen Landesmuseum mit einer Diskussion zum Film “Let´s make money“.

Globalisierungskritischer Film “Lets make money”

Es ist viel Krach zu hören im Steinbruch. Die Geier kreisen am blauen Himmel. Es ist heiß. Männer, Frauen und sogar Kinder zerschlagen Steine. Armut und Elend geht um. Eindrucksvoll zeigt die Filmszene, wie der Arbeitsalltag in einigen Entwicklungsländern aussieht, wo viele Menschen von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen. „Die Böden sind vernichtet, die Baumwolle ist weg und das Geld für die Baumwolle ist weg“, beschreibt ein Farmer seine dramatische Situation im Film am Rande der Sahelzone in Burkina Faso. Wo noch Baumwolle angebaut wird, berichtet ein Produktionsmanager, dass die Subventionen der Industrienationen bewirkten, dass die Menschen in den Entwicklungsländern deswegen vom Baumwollanbau nicht leben können. Es werde zu Auswanderungen nach Europa kommen, bezüglich der Flüchtlingsströme.

Der Film zeigt, wie der Finanzmarktkapitalismus funktioniert, zumindest aus Sicht der Globalisierungskritiker.  Dargestellt wird im Film auch ein System von Wirtschaftskillern, wonach der Westen versuche, in Länder hereinzukommen. Sie forderten von Entwicklungsländern Privatisierungen, von denen nur die westlichen transnationalen Konzerne profitierten, nicht jedoch die arme Bevölkerung. Die Entwicklungsländer würden sich verschuldet, rückzahlbar in Naturalien. Die Weltbank und der IWF werden hier in einem schlechten Licht dargestellt.

Politikwissenschaftler Alexis Passadakis

Nach einigen Filmausschnitten diskutierten etwa 60 Zuhörer mit dem Politikwissenschaftler Alexis Passadakis über den Film und verschiedene Seiten der Entwicklungspolitik. Es kam die Frage auf, wo man sein Geld am besten anlegen solle. „Es gibt keinen Finanzkonsum auf der sicheren Seite“, antwortete Passadakis, denn das Geld lande im zweiten Schritte sowieso wieder auf den internationalen Finanzmärkten. Mit Verweis auf eine steigende Hungerzahl auf eine Milliarde Menschen sprach er sich dafür aus, diese Menschen nach Europa zu lassen und das Grenzregime abzuschaffen.

Alexis Passadakis: “Durch Handelsüberschüsse exportieren wir auch Armut, weil wir im Ausland Industrien vernichten”

Er spricht sich für einen liberalisierten Weltmarkt aus wie Zoll- und Subventionsabsenkungen. Alternativ solle ein „internationales Preisregime für Rohstoffe wie Kaffee geben“, wodurch die Weltmarktpreise zwar stiegen, die Bevölkerung in den Entwicklungsländern aber profitiere. Er kritisiert auch, dass Deutschland innerhalb der EU Handelsüberschüsse erzeugt verbunden mit Defiziten in anderen Ländern. Diese Ungleichgewichte basiere auf einer Dumpinglohnstrategie und der expansiven Exportorientierung der Bundesregierung, was beiden den Export fördere. „Armut wird durch prekäre Beschäftigung gefördert und Armut wird exportiert, weil im Ausland Industrien kaputt gemacht werden.“ Jedoch unterschlägt er hier, dass die Löhne in Deutschland die höchsten in Europa sind und vorwiegend die Hochlohnindustrien exportieren und weniger die Industrien mit niedrigen Löhnen.

Fair Trade als Ablasshandel?

Etwa 60 Teilnehmer kamen zur Eröffnung.

Gegenüber Mikrokrediten, hier erhalten einzelne Kleinstunternehmer Kredite für die Umsetzung ihrer Geschäftsidee, ist er skeptisch trotz erfolgreicher Beispiele. Es gebe auch Beispiele, wo es nicht geklappt habe mit der Folge massiver Verschuldung. Eine große Verschuldung sieht er auch bei den öffentlichen Haushalten, die er mit höheren Einnahmen aus der Erbschaftssteuer, einer Vermögenssteuer beheben will: „Deutschland hat ein Einnahmeproblem“. Durch Steuerparadiese würden der öffentlichen Hand massive Mittel entzogen, durch Steuerflucht in Deutschland etwa 65 Milliarden Euro. Steuersenkungen sieht er als Problem. Die Finanzwirtschaft will er zu einer einmaligen Vermögensabgabe zur Finanzierung der Weltwirtschaftskrise verpflichten. Über Fair Trade denkt das attac-Mitglied, dass es sich hierbei um eine gut und sehr wichtige Idee handele, aber dennoch sieht er darin auch einen Ablasshandel, wenn dadurch Menschen in den Industrieländern ihr Gewissen erleichterten. Eine Verbindung mit politischer Bildungsarbeit sei notwendig.

Insgesamt finden bis Ende nächster Woche noch über 30 Veranstaltung rund um Entwicklungspolitik statt. Das gesamte Programm gibt es hier.

Fotos: David Vössing.