Ein Beirag von Christina Lembcke

Vergangene Woche begann das Internationale Studentenfestival in Greifswald. Christina Lembcke mischte sich für den webMoritz unter die zahlreichen Gäste aus aller Welt.

„Jak się masz?“, „kheif halak?“ oder auch ein einfaches „How are you?“ waren heute überall in Greifswald zu vernehmen. Dazu ein offenes Lächeln, ein paar weitere Worte, zum Teil in ziemlich exotischen Sprachen, und schon waren alle in ein spannendes Gespräch vertieft. Wenn jemand mit seiner eigenen Muttersprache nicht mehr weiterkam, wurde ins Englische gewechselt.

Doch wer waren die Leute, die zusammen in großen oder kleinen Gruppen durch Greifswald liefen, sich in unbekannten Sprachen unterhielten und fröhlich miteinander lachten?

Die Teilnehmer an der Stadtführung

Neugierig ging ich auf eine Gruppe zu und sprach sie an. Schnell stellte sich heraus, dass die drei Studenten aus Russland kamen und im Rahmen des Internationalen Studentenfestivals „GrIStuF“ hier waren. Das Festival hatte am Vortag begonnen und nun wollten die Studenten, die von überall aus der Welt her angereist waren, die Stadt erkunden. Die Organisatoren des GrIStuF veranstalteten kleine Touren durch Greifswald, wobei sie tatkräftig durch die Lokale Erasmus Initiative (LEI) unterstützt wurden.

Kurz nach zehn begann der Rundgang am Rathaus. Während die einen gespannt dem Fremdenführer lauschten, waren die anderen mehr daran interessiert die anderen Teilnehmer kennen zu lernen. Man kam ins Gespräch und tauschte sich darüber aus, wo man herkam, was man studierte, wie man lebte und über noch vieles mehr.  Es war ein fröhliches Miteinander. Doch wieso kamen sie alle ausgerechnet nach Greifswald?

„Ich war vor zwei Jahren schon einmal hier in Greifswald, beim letzten Festival“, erzählte mir Maria aus Russland, „da es mir so gut gefallen hat, habe ich beschlossen noch einmal herzukommen.“ Damit ist sie nicht die einzige, auch einige andere bekannten, dass sie bereits hier gewesen sind und tolle Erfahrungen gemacht haben.

Enika kommt aus Albanien und studiert in Rom

Die Studenten, die vorher noch nicht hier waren, hatten zumeist durch Mundpropaganda von dem Festival erfahren. So wie Enika. Sie berichtete von einem Studenten, den sie auf einem von der UNO organisierten Festival kennen gelernt hatte. „Er erzählte mir von diesem Festival hier in Greifswald und das es bald statt finden würde. Innerhalb von fünf Minuten hatte ich mich dann angemeldet“, sagte sie lachend.

Ursprünglich kommt Enika aus Albanien, studiert zur Zeit aber in Rom, wo sie ihren Master in Kommunikationswissenschaft macht. Für sie war es kein Problem hierher zu kommen. Sie hatte kein Visum beantragen müssen, wie es in Albanien eigentlich verlangt wurde.

„Durch mein Studium in Rom, kann ich mich in der EU zum Glück frei bewegen. In Albanien dagegen, muss man ein Visum beantragen, in das man dann auch viel Geld investieren muss. Außerdem kann es vorkommen, dass man es gar nicht erhält“ erklärte sie mir und man merkte, wie nah ihr das Thema ging. Auch sie hatte für ihr Visum nach Italien viel Geld und Geduld gebraucht. Nun lebt sie in Rom und fühlt sie sich dort sehr wohl. Sie sieht sich als Mitglied der EU, auch wenn sie offiziell nicht dazugehört…

Auf die Frage hin, was jeder von den nächsten zwei Wochen erwartet, waren sich alle einig. Man möchte „andere Kulturen und Menschen kennen lernen, neue Freunde finden, Kontakte knüpfen und vor allem zusammen viel Spaß haben“, fasste es I-Chieh zusammen. Die ruhige Asiatin kommt aus Taiwan und während wir uns unterhielten, sagte mir Enika, dass I-Chieh Deutsch spricht. Etwas verlegen wehrte diese ab und erzählte, dass sie seit September in Tübingen ist und dort neben ihrem Wirtschaftsstudium einen Deutschkurs besucht. Sie spreche ein wenig Deutsch erklärte sie mir, doch ich stellte schnell fest, dass sie damit untertrieb.

Während sich die meisten unterhielten, ging die Stadtführung weiter. Viele bestaunten die Häuser mit ihrer hanseatischen Architektur und es war schön zu sehen, dass Greifswald ihnen gefällt. Besonders die alten Universitätsgebäude hatten es ihnen angetan. Munter ließen sich alle vor dem Gebäude fotografieren und jeder, der gerade in der Nähe war, wurde mit auf das Foto gezogen. Die Stimmung war heiter und ausgelassen. Man lachte und scherzte zusammen.

Tural präsentiert stolz die Flagge seines Heimatlandes

Eine zweite Gruppe, die ebenfalls eine kleine Führung durch die Greifswalder Innenstadt machte, stieß zu uns. Das gab mir die Gelegenheit, mich mit zwei orientalischen Studenten zu unterhalten. Einer der beiden kam auf die Idee mich zu fragen, ob ich denn erraten könne, woher sie kommen. Dass es mir nicht gelang, nahmen die beiden gelassen. Nun weiß ich, dass man es an dem Salwar Kameez (einer typisch pakistanischen Kleidung bestehend aus Tunika, Plunderhose und Mütze) hätte erkennen können.

Am Museumshafen sprach ich mit Tural aus Aserbaidschan. Er studiert an der Baku State University Politik und arbeitet nebenbei als Journalist. Über seine Universität hat er von dem GrIStuF erfahren. Da ihn der kulturelle Austausch reizte, ist er hierher gekommen. Er will sein Land vorstellen, darüber berichten und Vorurteile aus der Welt schaffen.

Freudestrahlend erzählte er mir von den guten Beziehungen zwischen Aserbaidschan und Deutschland. „In meiner Heimatstadt leben auch einige Deutsche“, erzählt er. „Die Deutschen mögen uns und wir mögen die Deutschen.“ Tural sprach aber auch über den Krieg in seinem Land und dass er hofft, auf diesem Weg zum Frieden in seinem Land beitragen zu können. Ein kultureller Austausch ist dafür sicher nicht der schlechteste Weg.

Dieser Artikel entstand im Rahmen unseres Workshops “Grundlagen des Lokaljournalismus” in der Projektwoche des Sommersemester 2010.

Bilder: Christina Lembcke