Ein Spruch von Otto von Bismarck besagt sinngemäß, dass im Norden Deutschlands die Zeit um gut hundert Jahre hinterherhinkt. Einer neuen US-amerikanischen Studie zufolge kann es jedoch auch in Mecklenburg-Vorpommern recht schnell zugehen: So ist Greifswald nach Gütersloh die Stadt in Deutschland, die mit dem schnellsten Internet ausgestattet ist. Unter die schnellsten 100 Städte schaffte es Greifswald jedoch nicht – die Stadt liegt international gerade mal auf Platz 272.

Kabelsalat

Die Studie wurde von dem US-Unternehmen Akamai in Auftrag gegeben. Es wurden weltweit die Netzgeschwindigkeiten auf Städteebene untersucht. Greifswald rangiert in dieser Weltrangliste mit einer Übertragungsrate von rund 4,6 Megabit auf Platz 272. Berkeley, Chapel Hill und Stanford in den Vereinigten Staaten sind die Städte mit dem weltweit schnellsten Internet – dort wird im Schnitt mit über 16 MBit übertragen. Europäischer Spitzenreiter ist die Universitätsstadt Oxford.

Was sagt diese Studie aus? In erster Linie, dass die Dateninfrastruktur in Greifswald deutlich besser ausgebaut zu sein scheint, als in anderen Städten Deutschlands. Weltweit hinkt die Bundesrepublik jedoch noch weit hinter den anderen Staaten Europas hinter her. So haben es eher weniger urbanisierte Staaten wie Schweden oder weniger industrialisierte Schwellenländer wie Lettland und Rumänien unter die weltweit zehn Staaten mit der schnellsten Drahtverbindung geschafft.

Datenbasis für die Studie war die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen den Nutzern in aller Welt und den eigenen Servern. Dass Abschneiden Greifswalds könnte maßgeblich mit dem hohen Anteil von jungen Leuten, die Wert auf schnelles Internet legen, an der surfenden Gesamtbevölkerung zu erklären sein. Zudem surft ein Teil der Studierendenschaft über die superschnelle Internetverbindung des Uni-Rechenzentrums in den Wohnheimen des Studentenwerks und der Wohnheimgesellschaft ILG. Vermutlich hat dieser Effekt Greifswalds Abschneider im deutschlandweiten sowie im weltweiten Vergleich erheblich verzerrt.

Bereits vor Erscheinen der Studie und unabhängig von ihr hat die Bundesregierung eine Verbesserung dieser Situation angekündigt. So sollen bis Ende 2010 flächendeckend Breitbandanschlüsse zur Verfügung stehen. Bis 2014 sollen nach Bestrebungen der Bundesregierung für 75% der Haushalte Anschlüsse mit Übertragungsraten von 50 Megabit pro Sekunde ausgestattet sein. Dass diese Zahlen in Vorpommern erreicht werden, ist jedoch unrealistisch: Viele Dörfer in strukturschwachen Landkreisen wie Ostvorpommern sind bis heute vom DSL-Internet abgeschnitten und werden es wegen der exorbitanten Ausbaukosten wohl auch noch für längere Zeit bleieben.

Bilder: user “eisenrah” via flickr