Warum fahren geschätzte 60 Radfahrer gemütlich durch die Innenstadt Greifswalds? Diese Frage haben sich am Freitag sicher einige Passanten gestellt, die den Pulk aus etlichen Radlern an sich vorbeizogen sahen.

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Critical Mass in der Nähe des Rathauses

An diesem Freitag trafen einige Radler, um gemeinsam die Greifswalder Radwege und Straßen zu erkunden. Sie bildeten eine sogenannte “Critical Mass” (=”kritische Masse”). Das ist die Menge an Fahrradfahrern, die man braucht, um gemeinsam auf der Straße zu fahren.

Damit ist auch schon alles zum Hintergrund erzählt. Denn die Aktionsform verzichtet auf jegliches offenkundige politische Statement. Die bloße Anwesenheit vieler Radfahrer soll verdeutlichen, dass die Radler ebenfalls zum Straßenverkehr gehören und ein Recht haben auf ebendieser sich zu bewegen.

So zogen nun die etwa 60 Pedaleros ihre Wege über die Bahnhofsstraße, Europakreuzung, Anklamer, Hans-Beimler und Wolgaster Str. um dann auf dem Marktplatz zu enden.  Die Polizei war mit von der Partie, hielt sich aber im Hintergrund und versuchte lediglich, die ungeduldigen Autofahrer etwas im Zaum zu halten.

Die Fahrt endete auf dem Marktplatz und es herrschte Einigkeit, diese Aktion künftig zu wiederholen. Ab sofort will man also jeden letzten Freitag im Monat zu zeigen, dass Farradfahrer gleichberechtige Teilnehmer am Straßenverkehr sind. Gerade in der Fahrradhauptstadt Greifswald.

SPD und Grüne wollen Diagonalquerung der Europakreuzung

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"Critical Mass" an der Polizeiwache

Die Selbstkrönung Greifswalds zur Fahrradhauptstadt befeuerte auch neuerlich den Diskurs um eine seit Jahren diskutierte Verkehrslösung für Radfahrer: Immer wieder kommt der Vorschlag auf, auf der Europakreuzung eine besondere Kreuzungsmöglichkeit für Radfahrer einzurichten. Dem Vorschlag zu Folge sollen Radfahrer die Kreuzung auch direkt vom Mühlentor in die Robert-Blum-Straße diagnoal kreuzen können – parallel zu den Linksabbiegern von den Anklamer Straße und dem Hansering. Das ist in der Straßenverkehrsordnung zwar nicht vorgesehen, wäre aber im Rahmen eines Modellversuchs trotzdem möglich.

Immer wieder ist der Vorschlag von politischen Parteien und auch von der Stadtverwaltung gemacht worden, zuletzt teilte die SPD in einer Presseerklärung anlässlich der Verkehrsstudie mit, sie brächten eine entsprechende Vorlage in die Bürgerschaft ein.

In der Pressemeldung der SPD heißt es:

„Die Diagonalquerung stellt die konsequente Verbindung der Fahrradstraße in der Mühlenvorstadt mit dem Stadtzentrum dar.“, sagte hierzu Dirk Littmann, SPD-Vertreter im städtischen Bauausschuss, „Damit könnte ein weiterer kleiner Schritt für einen attraktiveren Fahrradverkehr getan werden“.

Die Einrichtung einer Diagonalquerung wird in Greifswald bereits seit vielen Jahren diskutiert. Bereits in der schwarz-grünen Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 1999 findet sich ein entsprechender Punkt. „Es ist an der Zeit, dass wir das endlich hinbekommen.“, so Littmann.

Die Grünen nahmen die Pressemeldung der SPD zum Anlass, postwendend ein paar hämische Bemerkungen zu machen, unter anderem diese: “Schön, daß die SPD jetzt auch mit im Boot ist. Seit Jahren bemühen wir uns um die Diagonalquerung; zuletzt ist sie an der SPD-Baudezernentin gescheitert”, lässt sich Dr. Ulrich Rose, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, zitieren. Ob die Diagonalquerung bereits in der nächsten Bürgerschaftssitzung am 2.11. thematisiert wird, bleibt abzuwarten. Genauso wird sich zeigen, ob es dieses Mal eine politische Mehrheit für den mehr als zehn Jahre alten Vorschlag geben wird.

Bilder: Textautor