FeediconWer diesen Beitrag gerade in seinem Feedreader liest, der kann denselben getrost überspringen. Wer jedoch auf webmoritz.de vorbeigekommen ist, für den könnte sich eine neue Welt hinter dem seltsamen orangefarbenen Symbol auftun. Eine Welt, die zeitsparend ist und ungeahnte Möglichkeiten bietet.

Fangen wir ganz von vorne an. Mit dem neumodischen Phänomen des Weblogs ist auch ein neues Jargon entstanden, das für den Neuling sehr verwirrend klingt. Doch der Themenkomplex Feeds ist eines der größten Vorteile, die Weblogs zu bieten haben.

Bei klassische Webseiten wurde der Quelltext bearbeitet und es bedeutete einen gewissen Aufwand, neuen Inhalt zu erstellen bzw. die Seite(n) aktuell zu halten. Bei Weblogs wurde Inhalt und Aussehen getrennt und das Erstellen von Beiträgen und Seiten ist so einfach wie einen Brief (am Computer) schreiben. Durch diese Trennung ist es möglich, dass Inhalte losgelöst vom Layout verbreitet werden können und somit der Informationsfluss umgekehrt wird. Soll heißen, dass nicht mehr der Nutzer/Leser die einzelnen Blogs und Newsseiten abklappert und prüft, ob es etwas Neues gibt, sondern dass die Neuigkeiten automatisiert zum Nutzer/Leser kommen. Daher der Begriff Abonnieren, denn es funktioniert wie ein Zeitungsabo, d.h. die Tageszeitung ist jeden Morgen im Briefkasten und man muss nicht mehr selber zum Geschäft laufen.

Die Technik dahinter wird je nach Format als RSS (Really Simple Syndication) oder Atom bezeichnet und basiert auf XML (Extended Markup Language). Für den Nutzer ist die genaue Technik jedoch irrelevant, da alle heute gängigen Programme selbstständig das Format erkennen und verarbeiten, d.h. in menschenlesbarer Form präsentieren.

Wie so oft kommt die Fachsprache aus dem englischen und Feed bezieht sich darauf, dass etwas eingespeist wird. Für den Begriff Syndication gibt es hierzulande keine Entsprechung, da wir kein dezentrales Radio- und Fernsehnetzwerk wie in den USA haben. Dort werden Inhalte an andere Stationen weitergegeben und so ungefähr kann man sich das System vorstellen. Nur dass es kostenlos ist. Weitergegeben und eingespeist werden die Blogbeiträge und diese können voll oder gekürzt ausgegeben werden. In der gekürzten Form wird entweder nur die Überschrift ausgegeben oder noch die ersten einleitenden Sätze. Es kann auch der komplette Inhalt, d.h. der gesamte Blogbeitrag inklusive Bilder und Videos weitergegeben werden. Im ersten Fall muss dennoch die herausgebende Seite besucht werden, wenn man den Beitrag lesen möchte und deswegen ist diese Art bei Lesern unbeliebt und nur die ganz Großen wie Heise, Tagesschau oder SpOn speisen so ihre Abonnenten ab. Bei sog. Vollfeeds wird der Beitrag nur zum Kommentieren aufgerufen und daher rührt die große Zeitersparnis.

fasticon_smashing_feedDas Prinzip ist also klar, doch wie komme ich an die weitergegebenen Inhalte? Dafür gibt es spezielle Programme, die sog. Feedreader und die kommen mit ganz unterschiedlichen Fähigkeiten und Vor- und Nachteilen daher. Alle gängigen Browser können Feeds abrufen und zwar entweder nur die Überschriften (“dynamische Lesezeichen” im Firefox – mit Addons vollständig) oder komplett (Internet Explorer, Safari und Opera) und auch E-Mail-Programme wie z.B. Thunderbird können Feeds abonnieren. Daneben gibt es systemübergreifend oder für einzelne Betriebssysteme eigenständige Programme, die sich auf die Feedabholung spezialisiert haben, wie z.B. RSSOwl, Akregator oder NetNewsWire. Eine weitere Kategorie sind die webbasierten Feedreader, d.h. Webseiten, auf denen man sich anmeldet und einloggt, wie z.B. GoogleReader, Bloglines oder Netvibes. Und auch für mobile Endgeräte gibt es speziell angepasste Programme. Eine Übersicht (in englisch) gibt bei Mashable.

Mit einem solchen Programm haben wir also theoretisch die Möglichkeit, Feeds zu abonnieren, doch wie genau funktioniert das? Normalerweise sollte bei einer Seite, die Feeds anbietet oben rechts in der Adresszeile des Browsers das orangefarbene Symbol erscheinen. Einfach mal Draufklicken und schauen was passiert! Entweder erscheint eine Liste aller angebotenen Feeds (dazu gleich mehr) oder es erfolgt eine Abfrage, mit welchem Programm der Feed abonniert werden soll. Für den Anfang kann der browsereigene Feedreader ausprobiert werden, um zu sehen, wie so etwas funktioniert.

Wenn erstmal diese Tür aufgestossen ist, kann die RSS-Welt weiter erforscht werden. Je nach Feedreader kann das Abrufintervall eingestellt werden, Feeds in verschiedene Kategorien eingeordnet werden und vieles mehr. Damit kommen wir zu den verschiedenen Feeds einer Webseite, die es geben kann. Die gängisten sind Beiträge und Kommentare, die auch meistens auf Weblogs extra verlinkt sind. Daneben gibt es häufig die Möglichkeit je nach Interesse bestimmte Kategorien zu abonnieren (z.B. Uni-Politik oder Kultur) oder die Kommentare zu einem bestimmten Beitrag. Beim Webmoritz gibt es einen Button über den Kommentaren, der das Hinzufügen des Feeds zu verschiedenen Diensten mit einem Klick erlaubt. Auch per E-Mail kann man informiert werden.

Ein Tipp für Fortgeschrittene: WordPress, die Bloggingsoftware, die auch hier zum Einsatz kommt, bietet standardmäßig Kategorie- und Kommentarfeeds an und man muss nur die URL kennen, um sie zu abonnieren. Diese wird gebildet aus der Blogadresse plus angehängtes /category/Kategoriename/feed/ (z.B. http://webmoritz.de/category/radio-981/feed/ ) bzw. Beitragsadresse plus angehängtes /feed/ (z.B. http://webmoritz.de/2009/04/21/vorzeigetunnel-in-meck-pomm/feed/ ).

Viel Spaß beim Ausprobieren und Abonnieren all der schönen Blogs, die es im Internet gibt!

Bildquellen: RSS-Symbol von Mozilla unter der Mozilla Public License MPL, Feedicons von Dirceu Veiga.