Was will dieser Blog erreichen? Unser Selbstverständnis

In den letzten Tagen schlug dieser Blog in den Medien große Wellen. Viele Professoren und Studenten wissen noch nicht richtig, wo wir hier eigentlich hin wollen.

Im folgenden Video wird erklärt, wie der Journalismus des 21. Jahrhunderts aussehen kann und wie und warum er sich vom klassischen Print-Journalismus fundamental unterscheidet. Im Video wird der amerikanische Journalist Jeff Jarvis interviewt, der früher für Zeitungen arbeitete und Zeitschriften entwickelte.

Seine Ideen entsprechen zu einem hohen Anteil dem, was mit diesem Blog betreiben bzw. teils noch anstreben. Zum besseren Verständnis bietet es sich an die ersten fünf Minuten dieses Videos anschauen. (mehr …)

Plakat an Rubenow-Brücke

Dieses Plakat entdeckte unsere Fotografin Luisa Wetzel heute in der Stadt in der Rubennowstraße. Über die Hintergründe ist uns nichts bekannt. Daher geht die Frage an die Leserschaft: Wer weiß, wer es aufhing? Mit welchem Ziel? (mehr …)

Isländerin bezauberte im St. Spiritus

Da staunten die Festivalmacher nicht schlecht. Denn anders als erwartbar hatten Ragnheidur Gröndal und ihr Gitarrist Gudmundur Pétursson kein eigenes Material für ihren Auftritt am Montagabend im St. Spiritus im Koffer.

Sehr ernst nahm es isländische Sängerin mit ihrem Festivalbeitrag als würdige Vertreterin des Schirmlandes für den diesjährigen Nordischen Klang. Im bis auf dem letzten Platz ausverkauften Veranstaltungsort in der Langen Straße setzte die Künstlerin daher bewusst auf ihre Interpretation einer Auswahl der im 19. Jahrhundert von einem Mönch zu Papier gebrachten Folklore. Kein leichtes Unterfangen. Denn von den Liedern über das abgelegene Leben in Dunkelheit und Kälte, die Liebe und den prägenden Volksglauben sind allein die Melodien und die Texte überliefert. Die Freiheit, sie mit Akkorden in ein harmonisches Gerüst einzufügen, ist zugleich ein Gradmesser für die Qualität der Interpretation. Und: Ein stilbildendes Volksinstrument gibt es auf Island nicht. Allein die Kraft und die Aura der menschlichen Stimme sind gefragt.

Ragnheidur Gröndal entpuppte sich mit ihrem als Tracht durchgehendes Kleid aus einem Secondhand-Laden dabei als Interpretin erster Güte. Mit ihrem nach oben hin leicht rauchigen auslaufenden Sopran und ihrer dezent anziehenden Bühnenpräsenz zog die junge musikalische Hoffnung von der Insel der Vulkane und Gysire mühelos Augen und Ohren der mucksmäuschenstillen Zuhörer durchgehend auf sich. Dabei knüpfte sie im besten Sinne an den Geist der verjazzten Folkloreeinspielungen des in Schweden bis heute sehr hoch geschätzten Jan Johansson an. Allerdings auf ihre, bis in den Klang jedes einzelnen Tones hinein achtende Art. Dank auch des auf E-, Akustik- und Pedal Steel-Gitarre zupfenden Duopartners Gudmundur Pétursson. Als herzliche Antwort auf  den großen Zuspruch des Saales spielte Ragnheidur Gröndal gekonnte die tiefen Lagen ihrer fast hypnotisierenden Stimme mit einer verzückenden Version von „Lili Marleen“ und mit einem zünftigen Blues aus.

Geschrieben von Uwe Roßner

Karzer? Wat dat denn?

Kustodie bietet Universitätsführungen an

Längst vergessen sind die großen Feierlichkeiten und festlichen Einweihungen im Sommer letzten Jahres anlässlich des 550-jährigen Bestehens der Ernst-Moritz-Arndt-Universität. Die Briefköpfe alter Unterlagen mögen noch davon zeugen.

Doch was verbirgt sich nun hinter der stolzen, in neuem Gewand erscheinenden Fassade des Hauptgebäudes, welche Geschichte rankt sich um den Bau und welche Schätze finden sich im Inneren? Die meisten Studenten jedenfalls sind ahnungslos. Vermutlich besteht für viele kein Interesse an der Vergangenheit, an Hansestadt und Universität – ist man doch schneller fertig mit dem Studium und wieder weg aus Greifswald als gedacht.

Für alle aber, die sich hinterher nicht ärgern wollen und etwas Interesse mitbringen, bietet die Kustodie der Universität regelmäßig Führungen an. Diese kunsthistorische Verwaltungs- und Forschungseinrichtung hat sich der umfassenden Traditionspflege verschrieben und versteht sich als Bewahrer und Bewacher des universitären Kunstbesitzes. Unter der Leitung von Dr. Birgit Dahlenburg wird der Besitz wissenschaftlich erfasst und aufgearbeitet. Zudem organisiert sie entsprechende Ausstellungen und die Universitätsführungen.

Diese, zum großen Teil von Studierenden der Universität geleiteten Rundgänge, beinhalten neben der barocken Aula den Konzilsaal mit der Galerie der 32 Professorenportraits, das 1856 errichtete Rubenow Denkmal sowie den historischen Studentenkarzer im Audimax, in dem sich zahlreiche unartige Studenten mit Zeichnungen und Ritzereien verewigten. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer Führung durch den Croy-Saal des Pommerschen Landesmuseums, wo sich der berühmte gleichnamige Teppich sowie die Rektorinsignien befinden.

Für 2,50 Euro pro Person finden jeden Mittwoch und Sonnabend um 15Uhr  45-minütige Führungen durch die Aula statt. Treffpunkt ist das Rubenow Denkmal. Längere Führungen mit weiteren Objekten sind jederzeit im Büro der Kustodie buchbar. Die Preise sind dabei als Gruppenpreise angelegt, soll heißen, je größer die Teilnehmerzahl, desto geringer ist der Preis für jeden Einzelnen.

Geschrieben von Steffi Besch

Länderverbindende Klassik in der Uni-Aula

Den Ostseeraum hat der Nordische Klang bereits seit Jahren mit im Blick. Ganz besonders zeigt sich dies an den Kammermusikkonzerten. Für die diesjährige Spielzeit beauftragten die Festivalmacher die Stralsunder Cellistin Friederike Fechner mit der Erarbeitung eines skandinavisch-baltischen Programms für ein Konzert in der prächtigen Aula der Greifswalder Universität.

Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf dem „schwedischen Mozart“. Zu Unrecht gehört der elf Jahre lang in Stockholm wirkende Joseph Martin Kraus (1756 – 1792) heute zu den fast vergessenen Komponisten. Gerade dann, wenn die Quartette des gebürtigen Odenwälders und des vom schwedischen König Gustav III. Geförderten einst mit denen von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart verglichen wurden. Gemeinsam mit David Movsiyan (Geige), Tigran Mikaelyan (Geige) und Daniel Thieme (Bratsche) eröffnete Friederike Fechner als Baltica Quartett am  vergangenen Montagabend mit Kraus „Schottischen Quartett“ in G-Dur den anregenden Festivalbeitrag mit den wohlklingenden Spezialitäten aus dem Ostseeraum. Weich, dicht und fließend bot das Baltica Quartett dessen fein gesponnen Streichersatz dar. Gelang ihnen zudem beim Andante maestoso eine tänzerische Festlichkeit, so fehlte in der Gänze hier und da eine ganz kleine Prise jener Leichtigkeit, unter der ein originaler Mozart vollends jubiliert.

Mit dem einzigen Streichquartett von Nikolaus Konstantin Ciurlionis (1875 – 1911) leuchtete ein neuer Aspekt des künstlerischen Schaffens des Balten im diesjährigen Programm des Nordischen Klangs auf. Stellte der Organist Prof. Matthias Schneider im vergangenen Jahr dessen Orgelstücke im Rahmen des Greifswalder Festivals an der Gristower Orgel vor, so begeisterte das Baltica Quartett vorgestern mit Ciurlionis Streichquartett in c-Moll. Leider nur dreisätzig. Denn dem zwischen 1901 und 1902 in Leipzig entstandenen Werk ging der letzte Satz vor der Drucklegung verloren. Schicksalhaft und ganz dem Beethovens Pathos verschrieben ließen die Aufführenden das Allegro moderato hervorpreschen. Dem schloss sich das Andante mit einem herrlich eingesponnen Moldau-Anklang wie aus der Feder des Tschechen Bedrich Smetanas an bevor der dritte Satz mit dem galanten Menuett den tänzerischen Kehraus machte.

Richtig erschien, das Klarinettenquartett von Bernhard Henrik Crusell (1775 – 1838) als kulminierenden Schlusspunkt zu wählen. Zusammen mit der Deutsch-Skandinavischen-Jugend-Philharmonie unter der Leitung Andreas Peer Kähler brachte die Greifswalder Klarinettistin Annette Fischer bereits vor sieben Jahren in der Greifswalder Jacobikirche mit „Introduction et Air suedois varié“ ein Werk des gebürtigen Finnen und lange Zeit in der schwedischen Hauptstadt wirkenden Klarinettisten und Komponisten zu Gehör. Schwungvoll startete das Baltica Quartett mit Annette Fischer in das Poco Adagio Allegro des ersten Satzes des Klarinettenquartetts op. 2 in Es-Dur und sie erfreuten dank ihr mit eleganter Gelöstheit bis das Allegro vivace des vierten Satzes hinein. Bestechend zudem, weil die Klarinettistin mit ihrer weit ausholenden Kantilene über den größtenteils stützenden, gelegentlich miteinander ins Zwiegespräch tretenden Streicherlinien förmlich schwebte.

Geschrieben von Uwe Roßner