Klick, klick – in fünf Minuten kann man sich im Internet über vier der fünf Oberbürgermeister-Kandidaten informieren. Rund um die Uhr, schnell, trocken und im Warmen. Auch die Kandidaten haben das günstige und schnelle Medium für sich entdeckt. Wir werfen einen kritischen Blick auf ihre Auftritte.

Die Website des Kandidaten der Grünen, Dr. Ulrich Rose, erstrahlt erwartungsgemäß in einem frühlingsgrün. Er verrät uns, dass dies eine Vorlage seiner Partei sei, für die er lediglich eine kleine Nutzungsgebühr zahlen müsse. Auf der Internetseite dominieren Sachthemen wie das umstrittene Kohlekraftwerk und aktuelle politische Statements. Die dazugehörige Bürgerinitiative ist direkt verlinkt. „Der Internetauftritt ist ein sehr wichtiges Medium, über dass ich viele Leute erreichen kann und steht in meinem Wahlkampf an zweiter Stelle – noch vor den Wahlplakaten.“ Wichtiger seien ihm nur noch die persönlichen Auftritte.

Ebenfalls modern, aber etwas trocken wirkt Reiner Mutkes Website von der SPD. Schwerpunkt hier ist das umfangreiche Wahlprogramm und Fotos aus dem Wahlkampf. „Ich finde schön, dass man im Internet mehr Platz hat und zeitnah reagieren kann“, sagt Mutke und erklärt online seine Position zum VWG-Verkauf.

Auch bei der CDU hat man die Bedeutung des Internet entdeckt. „Wir sind trotzdem erst vor zwei Wochen online gegangen, nachdem alle Inhalte des Wahlkampfes feststanden“, erklärt Dirk Bauer aus dem Wahlkampfteam des CDU-Kandidaten. Die Website setzt dabei stark auf die Person Dr. Arthur König, der die Website auch optisch dominiert. Biografie und „politische Erfolge“ sollen Königs Arbeit dokumentieren. Die Website wirkt seriös und persönlich. Durch fehlende Aktualisierungen jedoch auch sehr statisch.

Ohne Auftritt im Internet ist die Kandidatin der Linkspartei Birgit Socher. „Keinesfalls unterschätzen wir die Bedeutung des Mediums“, erklärt Astried Zimmermann, Geschäftsführerin des Kreisverbandes, „aber wir schaffen es derzeit weder finanziell noch personell“.

Besonders elegant und umfangreich ist die Website des unabhängigen Kandidaten Olaf Tammert. Hier finden sich nicht nur Wahlprogramm und Lebenslauf des Kandidaten, sondern auch ausgewählte Leserbriefe und ein Video-Interview von Greifswald-TV. Als Firmeninhaber von GreifWeb ist Tammert aus der Internetbranche klar im Vorteil und startete seine Homepage als erster bereits im August 2007. „Mein Wahlkampfetat entspricht einem Zehntel der CDU. Das Internet bietet mir die Chance trotzdem viele Leute zu erreichen“, so Tammert.

Auf Kritik stoßen jedoch Tammerts andere Internetaktivitäten. So sicherte er sich die Internetadresse arthur-koenig.de. „So eine Aktion zeugt von schlechtem Stil. Geärgert haben wir uns aber erst, als er die Besucher auf seine eigene Wahlkampf-Website umleitete“, erklärt Bauer.

Die CDU schaltete daraufhin einen Anwalt ein, woraufhin Tammert die Umleitung einstellte. „Die Registrierung der Adresse hatte nichts mit dem Wahlkampf zu tun. Zusammen mit einem Verlag wollten wir die britische Sage um König Arthur ins Netz bringen“, sagt Tammert. Von der Umleitung auf seine persönliche Wahlkampfseite habe er nichts gewusst: „Wenn ich der CDU hätte schaden wollen, hätte ich doch die Adresse cdu-greifswald.de umleiten können, die ich noch bis zum 31. Dezember 2007 verwaltet habe“, empört er sich über die Vorwürfe.

Umstritten ist auch die Website „obwahlen2008.de“. Diese gibt vor, unabhängig über die Wahlen zu berichten, wird jedoch von einem Hamburger Bekannten von Tammert betrieben und liegt auf dem Server von Greifweb. „Michael Honke kenne ich nur flüchtig. Und auf unseren vier Servern liegen über 250 Webseiten. Für die kann ich doch nicht alles verantwortlich gemacht werden?“, verteidigt sich Tammert. Dabei erscheinen auf dem Blog seltsamerweise manche Pressemitteilungen noch vor Veröffentlichung auf Tammert.de, wie man auf dem Fleischervorstadtblog erfahren kann. „Das ist eine Form von Intransparenz, die ich nicht gut finde“, sagt Rose. Und „unprofessionell“ kommentiert es Zimmermann.

Alle Kandidaten beantworteten unsere zwei über die Webseiten eingesandten Test-E-Mails innerhalb von 24 Stunden. Wer also auf einem Podium seine persönliche Frage noch nicht stellen konnte, kann im Internet probieren.

So sind die Kandidaten erreichbar:

www.arthurkoenig.de
www.rainer-mutke.de
www.greifswald-wird-grün.de
www.tammert.de
www.die-linke-mv.de/Wahlen/2008/HGW.pdf

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